In der chilenischen Wüste stehen die ganz großen Teleskope der europäischen Südsternwarte (ESO). Aber es findet sich auch das eine oder andere Gerät, das mit den Giganten vom Very Large Telescope nicht mithalten kann. Aber man braucht nicht immer unbedingt einen großen Spiegel, um interessante Wissenschaft zu betreiben. Das weiß auch die Universität Liège in Belgien und hat deswegen in Kooperation mit der Universität Genf eine neues Teleskop an der La Silla-Sternwarte der ESO gebaut. Es hört auf den Namen TRAPPIST; wird vollautomatisch aus 12000 km Entfernung betrieben und wird Exoplaneten und Kometen untersuchen.

TRAPPIST steht für TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope und sieht so aus:

i-f4111ec30cf4455c7a8b444895c3e854-eso1023e-thumb-500x726.jpg

Der Durchmesser des Spiegels beträgt 60 Zentimeter. Das klingt vielleicht nach nicht viel – reicht aber locker aus um sich auf die Suche nach Exoplaneten und Kometen zu machen. TRAPPIST beobachtet die Helligkeit fremder Sterne und sucht nach den charakteristischen winzigen Verdunkelungen die entstehen, wenn von uns aus gesehen ein Planet genau vor der Scheibe seines Sterns vorüberzieht. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

i-84c919b3952b68520e033f330052540b-eso1023f-thumb-500x222.jpg

Man sieht hier, wie sich die Helligkeit eines Sterns im Laufe der Zeit verändert. Steht der Planet (in diesem Fall ist es WASP-19b und er war schon vorher bekannt; TRAPPIST hat ihn nur zum Testen benutzt) vor dem Stern, kommt weniger Licht zu uns und das kann man messen. Die Forscher aus Belgien und der Schweiz wollen aber nicht nur neue Exoplaneten entdecken. Sie interessieren sich auch für Kometen.

Mit dem 60-Zentimeter-Teleskop kann man auch wunderbar nach bisher unbekannten Kometen suchen bzw. die bekannten genauer analysieren. Kometen gehören ja zu den ursprünglichsten Objekten des Sonnensystems und ihre Untersuchung hilft uns dabei, besser zu verstehen wie das Sonnensystem begonnen und sich weiterentwickelt hat. Auf Kometen auch komplexe Moleküle bilden und man vermutet, dass sie in der Frühzeit der Erdgeschichte eine wichtige Rolle dabei gespielt haben, Wasser – und vielleicht sogar die Grundbausteine des Lebens – auf die Erde zu transportieren.

Kombiniert man beide Ansätze – die Untersuchung des Ursprungs des Lebens im Sonnensystem und die Suche nach erdähnlichen extrasolaren Planetensystemen – dann ist man mitten drin im interdisziplinären Gebiet der Astrobiologie. Und genau hier erhoffen sich auch die Forscher aus Belgien und der Schweiz die interessantesten Ergebnisse. Um die zu bekommen müssen sie übrigens Belgien nicht mal verlassen. TRAPPIST lässt sich direkt von Liège aus vollautomatisch steuern.

Beim Namen haben sich die Wissenschaftler übrigens vom belgischen Trappistenbier inspirieren lassen:

“The name TRAPPIST was given to the telescope to underline the Belgian origin of the project. Indeed, Trappist beers are famous all around the world and most of them are Belgian. Moreover, the team members really appreciate them!”

Na dann Prost! Und viel Erfolg mit dem neuen Teleskop!

i-d6c339880d80feec496f6762513a764d-De_zeven_trappisten-thumb-500x375.jpg


Kommentare (11)

  1. #1 Thomas J
    8. Juni 2010

    @Florian

    Gibts irgendwo Zahlen, wieviele Teleskope es weltweit gibt? Optische, Radio, solche im Orbit… und was die genau alle machen? Und wie intensiv genutzt?

    Hab überhaupt keine Vorstellung ob das jetzt 100, 1000, oder 10000 sind (Amateure mal ausgenommen)

  2. #2 KommentarAbo
    8. Juni 2010

  3. #3 Ronny
    8. Juni 2010

    WAS ??
    Ein Mönchsorden als Name für ein wissenschaftliches Teleskop ?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Trappisten

    Autsch 🙂

    Oder will man auf das Schweigegelübde anspielen ? (es handelt sich eigentlich um die Beobachtung von vertuschten UFOs).

  4. #4 Florian Freistetter
    8. Juni 2010

    @Thomas: Hmm – gute Frage. Aber ich hab absolut keine Ahnung. Ist aber eine super Fermi-Frage.
    Ich würd fürs erste Mal sagen, dass man sich pro Sternwarte mit einem Teleskop rechnen muss. Sagen wir mal konservativ geschätzte 30 Sternwarten pro Land und 200 Ländern macht das schonmal 6000. Aber das ist eher die absolute Untergrenze – denn ne Sternwarte hat i.A. mehr als ein Teleskop. Eine Größenordnung kann man da sicher noch draufpacken.

    @Ronny: Den Namen hab ich ja im Artikel erklärt – ist ne Anspielung auf das belgische Trappistenbier. (Aber als Ausgleich existiert auch das LBT Near Infrared Spectroscopic Utility with Camera and Integral Field Unit for Extragalactic Research – LUCIFER 😉 )

  5. #5 Karl Mistelberger
    8. Juni 2010

    Hmm – gute Frage. Aber ich hab absolut keine Ahnung. Ist aber eine super Fermi-Frage. Ich würd fürs erste Mal sagen, dass man sich pro Sternwarte mit einem Teleskop rechnen muss. Sagen wir mal konservativ geschätzte 30 Sternwarten pro Land und 200 Ländern macht das schonmal 6000.

    Es gibt die IAU List Of Observatory Codes mit 1534 Einträgen: https://www.cfa.harvard.edu/iau/lists/ObsCodes.html Diese enthält auch bekannte Weltraumteleskope. Auf den bisher entdeckten Exoplaneten scheint es keine Sternwarten zu geben.

  6. #6 Florian Freistetter
    8. Juni 2010

    @Karl Mistelberger: Hmm – 1534 Observatory Codes. Doch nur so wenig? Ich bin ja jetzt kein Beobachter. Würd mich interessieren, wie komplett die Liste ist. Naja – wenn man pro Sternwarte mit mehreren Instrumenten rechnet, dann kommt man wieder auf ~10000.

  7. #7 MartinB
    8. Juni 2010

    Vielleicht ist ja 30Sternwarten pro Land auch ein bisschen hochgegriffen. Kleine oder arme Länder werden kaum soviel haben, oder? Liechtenstein, Andorra, Elfenbeinküste etc. – haben die überhaupt Sternwarten?

  8. #8 mi fhèin
    9. Juni 2010

    Ist das ein Cassegrain-Teleskop?

  9. #9 Astrotux
    9. Juni 2010

    Ist das ein Cassegrain-Teleskop?

    Nein, ein RC-System (Ritchey-Chretien) von Astelco. Genaue Infos gibt’s hier.
    https://arachnos.astro.ulg.ac.be/Sci/Trappist/Trappist_main/Equipment.html

    Ach ja, die arbeiten mit einer CCD von Finger Lakes Instrumentation. Da kann man mal sehen wie gut heutiges “Amateurequipment” ist. *gg*
    Die Kamera gibt’s bei Galileo.cc für schlappe 67459 CHF.

  10. #10 mi fhèin
    9. Juni 2010

    Naja, eigentlich ist das ja nichts anderes als ein weiterentwickeltes Cassegrain: https://de.wikipedia.org/wiki/Ritchey-Chr%C3%A9tien-Cassegrain-Teleskop

    Aber danke für die Info.

  11. #11 Karl Mistelberger
    10. Juni 2010

    Die Kamera gibt’s bei Galileo.cc für schlappe 67459 CHF.

    Was soll’s, der Austro-Hummer, obwohl in großen Stückzahlen gefertigt kostet noch viel mehr und wird gerne von Amateuren als Statussymbol angeschafft.

    Und was die Filme sowie deren Entwicklung und Auswertung früher mal gekostet haben will heute, umgerechnet nach Kaufkraft, keiner mehr glauben, ganz abgesehen davon, dass diese Messungen damals an der Grenze des Machbaren gewesen wären.