Gerade bin ich in Hamburg und den heutigen Tag hab ich in der Grundschule Lemsahl-Mellingstedt verbracht. Genauer gesagt in der dortigen Vorschulklasse. In einer Grundschule habe ich ja schonmal was über Astronomie erzählt – aber eine Vorschule war auch für mich eine Premiere.

Schon im gesamten laufenden Schuljahr haben die Kinder dort immer wieder was über Astronomie gelernt; das Hamburger Planetarium besucht – und zum Abschluß des ganzen Projekts wurde ich eingeladen, um nocheinmal alle offen gebliebenen Fragen zu beantworten 😉

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Eine Galaxie aus dem “Planetenbuch” der Kinder

Bei einem Publikum aus knapp 20 Sechsjährigen kann man natürlich nicht einfach ein Standardpräsentation über Astronomie halten so wie man das z.B. bei einem normalen Vortrag vor erwachsenen Publikum tun würde. Die Kinder hören zwar gerne zu – aber irgendwann wollen sie auch selbst was machen. Und vor allem selbst erzählen, was sie alles schon wissen. Und im Gegensatz zu einem erwachsenen (Fach)publikum wollen sie mit ihren Fragen auch nicht unbedingt bis zum Ende des Vortrags warten 😉

Der “Vortrag” war also eher ein langes Gespräch bzw. eine lange Diskussion mit den Kinder über die verschiedensten astronomischen Themen. Zuerst habe ich etwas über die Planeten erzählt – aber da konnte ich den Kinder kaum etwas Neues bieten. Die hatten teilweise sogar die konkreten Daten (Umlaufzeit, Rotationsperiode, …) schneller parat als ich 😉 Ich habe daher den Schwerpunkt auf die etwas ausgefalleneren Phänomene im Sonnensystem gelegt. Vulkanismus zum Beispiel: da gibt es den gewaltigen Olympus Mons – mit 25 Kilometern Höhe der größten Berg/Vulkan im Sonnensystem. Über die aktiven Vulkane des Jupitermondes Io kamen wir dann zu den Eisvulkanen auf dem Saturnmond Enceladus der die Quelle für die Teilchen eines der Saturnringe darstellt.

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Es gibt Fragen zu den transneptunischen Objekten…

Dann kam das äußereste Sonnensystem mit den Asteroiden des Kuipergürtels und den Zwergplaneten an die Reihe. Meine mitgebrachten echten Meteoriten fanden die Kinder toll und ich war etwas überrascht als auf meine Frage “Wißt ihr denn schon, was ein Zwergplanet ist” alle Kinder sofort mit einem überzeugten “Ja!!” genantwortet haben. Es hat sich dann aber herausgestellt, dass sie über die eigentlichen Zwergplaneten noch nichts wußten – sondern dass man ihnen im Hamburger Planetarium erzählt hatte, dass die inneren Planeten des Sonnensystems (Merkur, Venus, Erde und Mars) so genannt werden… Ich weiß nicht, wer dort was verwechselt hat – die inneren Planeten nennt man normalerweise “erdähnliche Planeten”, “terrestrische Planeten” oder “Gesteinsplaneten” – in Abgrenzung zu den “Gasriesen” bzw. “Gasplaneten” Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun – aber hoffentlich war das nur ein einmaliger Fehler. Bei der ganzen Geschichte mit der Unterscheidung zwischen Planeten und Zwergplaneten gibt es sowieso schon genug Unklarheiten, da muss man nicht auch noch zusätzlich Verwirrung stiften… Naja – mit einem Haufen voller Legosteine konnte ich dann doch einigermassen die Grundprinzipien der Planetenentstehung und den Unterschied zwischen Planeten und Zwergplaneten erklären. Besonders toll fanden die Kinder natürlich Makemake – über diesen Namen haben sie sich lange amüsiert 😉

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Wir bauen uns einen Asteroidengürtel aus Lego

Nach den Planeten kamen dann noch kurz die Sterne an die Reihe. Hier kann ich nur wieder das Programm Stellarium empfehlen. Damit lässt sich der Himmel wunderbar präsentieren. Ich habe den Kindern damit gezeigt, wie der Hamburger Abendhimmel zur Zeit aussieht, welche Sterne und Planeten man gerade sehen kann und welche Sternbilder leicht zu finden sind. Beeindruckt waren sie auch von den Effekten der Lichtverschmutzung und dem Unterschied zwischen perfekten Nachthimmel und dem Anblick des Sternenhimmels in der lichtverschmutzten Hamburger Innenstadt. Zum Abschluss gab es dann noch ein Video über die Größe der Sterne. Das war der absolute Höhepunkt des Tages – ich hab das Video dreimal gezeigt und die Kinder hätten es gerne noch ein paar Mal gesehen 😉

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Noch ist es Tag am virtuellen Himmel

Zusammengefasst war es ein sehr interessanter Tag und es hat sich gezeigt, dass man auch schon in der Vorschule ein spannendes und informatives Astronomieprogramm auf die Beine stellen kann. Interessant war auch, was sich abseits der Astronomie beobachten lies. Ich habe ja erst kürzlich wieder ein wenig über die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in Sachen Naturwissenschaft geschrieben. Auch heute hat sich wieder gezeigt, dass die Jungen die eifrigsten Fragesteller waren. Die Mädchen (übrigens fast vollzählig in rosa Kleidung…) waren ruhig. Sie haben zwar aufgepasst und waren interessiert aber haben sich nicht wirklich aktiv beteiligt (obwohl sie mindestens genauso gut Bescheid wussten wie die Jungs). Die Jungen waren wild, haben Blödsinn gemacht und ständig miteinander gequatscht – was sie aber nicht davon abgehalten hat, Unmengen von Fragen über Astronomie zu stellen. Die Stereotypen sind anscheinend schon in diesem Alter festgelegt worden…

Aber auf jeden Fall war es eine super Veranstaltung und ich habe mich gefreut, dort sein zu können. Es ist ja heute nicht selbstverständlich, dass Lehrer und Lehrerinnen im Unterricht über Astronomie sprechen (es gibt ja kaum noch wo Astronomieunterricht). Also nochmal vielen Dank an Frau Marion Besner von der Grundschule Lemsahl-Mellingstedt für die Einladung! Ich hoffe, andere Schulen nehmen sich daran ein Beispiel!


Kommentare (46)

  1. #1 Thomas J
    1. Juli 2010

    @Florian

    Bekomm ich dafür: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/06/bilderratsel-wo-bin-ich-jetzt-schon-wieder.php#comment123847

    jetzt so einen Hut von dir mit Unterschrift? 😀

  2. #2 MartinB
    1. Juli 2010

    Hab nichts inhaltlich zu sagen, aber mal ein großes Lob für Dein Engagement! (Vermutlich spreche ich da im Sinne vieler Mitleser.)

  3. #3 Enssen
    1. Juli 2010

    Ja, tust du^^

  4. #4 JensM
    1. Juli 2010

    Ich schließe mich MartinB an. Danke.
    So ein Interesse kann nicht früh genug gefördert werden. Was passiert wenn das natürliche Interesse nicht bedient wird, durfte ich mit einer Exfreundin erleben, die mich ernsthaft gefragt hat: “Ach, ist die Sonne weiter weg von der Erde als der Mond” … *facepalm*

  5. #5 XyloCephalus
    1. Juli 2010

    Applaus für so viel Engagement! Kindererziehung ist bei fast jedem Thema ein Weg, auf dem an den zukünftigen Erwachsenen auch die Weichen der Zukunft von uns Älteren gestellt werden. Nur eines möchte ich anders formulieren: “Die Stereotypen WERDEN anscheinend schon in diesem Alter (von den Erziehenden und Bezugspersonen) festgelegt…”

    Und im Übrigen finde ich, dass “Thomas J” den Hut sich wirklich verdient hätte.

  6. #6 mkraxx
    1. Juli 2010

    Nicely done – sehr lobenswert! Das mit den geschlechtsspezifischen Interessen kann ich nur bestätigen…rosa…meh!

  7. #7 Syntronica
    1. Juli 2010

    Ich will auch so einen Hut, weil ich auch Dozent bin!

  8. #8 nihil jie
    1. Juli 2010

    @MartinB

    schliesse mich dem an 🙂

  9. #9 metaxy
    1. Juli 2010

    @XyloCephalus
    Das mit “WERDEN” mag ich bezweifeln. Denn es ist nicht nachgewiesen. Sollen diese Sterotypen schon mit 3 Jahren von den Erziehern festegelegt worden sein? ( https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-11872-2010-06-29.html )
    Es mag vielleicht eher die Summe von den prizipiellen Unterschieden zwischen männlich und weiblich und der Erziehung sein.

  10. #10 Florian Freistetter
    1. Juli 2010

    Also meinen Hut gibts für 4,90 😉 Ich sag aber nicht wo 😉

    Aber mal sehen – wenn ich mal wieder hin komme, besorg ich gleich noch ein paar mehr für zukünftige Verlosungen und Preise 😉

  11. #11 michael
    1. Juli 2010

    Bei solchen Veranstaltungen sollte man Mädchen und Jungs trennen.

    Bei den Mädchen dauert das machmal ziemlich lang, bis sie ihre Zurückhaltung aufgeben.

  12. #12 Basilius
    1. Juli 2010

    Einfach nur schön!

  13. #13 Till Westermayer
    1. Juli 2010

    1. Finde das Engagement gut und absolut unterstützenswert.

    2. Was macht eigentlich das Mädchen da oben auf dem Foto? Sieht für mich sehr nach aktivem Interesse aus … oder etwa nicht? Und die Punkte auf dem T-Shirt sehen jetzt auch eher rot als rosa aus. Soll nur heißen: ich kann mir vorstellen, dass ein Teil der Wahrnehmung unterschiedlichen Verhaltens von Jungen und Mädchen an der Wahrnehmung liegt (Fokussierungen, Selektion, Passung zu existierendem Wissen beim Wahrnehmenden …) und nicht am Verhalten.

  14. #14 Advocatus Diaboli
    2. Juli 2010

    Sehr gut. Man kann den Kids nie zu früh etwas beibringen.

    Was diese Geschlechts Disskussion angeht: Wenn ein Kind erstmal interesse an etwas gefunden hat it es egal ob das jetzt ein “männliche” oder “weibliches” Gebiet ist (oder so betrachtet wird.

  15. #15 Konni
    2. Juli 2010

    Nein! Nicht Mädchen und Jungs trennen. Lieber die Mädchen stark machen. Das ist Aufgabe der Eltern.

    Meine Kleine hat sich übrigens über den Namen “Makemake” köstlich amüsiert 🙂

    Konni
    (heut die ISS verpasst…)

  16. #16 Florian Freistetter
    2. Juli 2010

    @Till: Das Mädchen auf dem Foto war eines der wenigen, die nicht rosa angezogen waren. Es gab 7 Mädels und 5 davon waren rosa. Und sie war das einzige Kind, dessen Eltern anwesend waren und die ich nach einer Foto-Erlaubnis fragen konnte…Und sie ist deswegen “aktiv interessiert” weil ich ihr Mutter ihr gesagt hat, dass sie fürs Foto mit der Hand auf die Leinwand zeigen soll 😉

  17. #17 Florian Freistetter
    2. Juli 2010

    @Till: Rat mal, was die Kinder in der Pause getrieben haben. Alle Jungs haben Fußball gespielt; die Mädchen haben sich mit Handarbeiten beschäftigt… Nur in den Pausen, in denen Fußballspielen verboten war, hat man Jungs und Mädels mal gemeinsam spielen sehen.

    @michael: Trennung von Jungs und Mädchen halte ich auch nicht wirklich für sinnvoll.

  18. #18 sixoffive
    2. Juli 2010

    wo wir gerade bei fragen zur astronomie sind =)

    stimmt es das man in nordeuropa ca 5000 sterne mit bloßem auge sehen kann? abhängig ob man in der stadt oder auf dem land ist. kommt mir ein bischen wenig vor.

  19. #19 Florian Freistetter
    2. Juli 2010

    @sixoffive: 5000 ist fast schon zuviel. das geht nur bei allerbesten Bedingungen. Normal sind 2000 bis 3000 würd ich sagen.

  20. #20 Eigensinn83
    2. Juli 2010

    Ich finde es super, wenn Kinder so früh wie möglich einen Zugang zu Astronomie bekommen!

    Ich komme aus einem Haushalt, wo Atlanten und Enzyklopädien frei rumlagen, noch bevor meine Mutter daran dachte, sogenannte “kindgerechte” Medien zu besorgen – grad nochmal gutgegangen *g*. Dank der tollen DDR-Enzyklopädie URANIA UNIVERSUM wusste ich schon bevor ich lesen konnte, was Planeten sind, wie klein im Universum unser Erdkügelchen eigentlich ist und wie künstliche Schwerkraft funktioniert (großes Klappbild einer – natürlich – sowjetischen torusförmigen Raumstation).

    Ich weiß nicht, wie die Zustände in anderen Bundesländern (als Sachsen) sind, aber es wäre sicherlich nützlich, bei der KMK (Kultusministerkonferenz) mal ein bisschen Stimmung für Astronomie zu machen – ich werde jetzt nicht sagen, wogegen dort Stimmung gemacht werden sollte, sonst sind gleich wieder die Trolle da und wollen ihr Stück vom Aufmerksamkeitskuchen. *g*

    Aber Verblödungsprävention beginnt nach meiner Erfahrung mit der Begegnung mit dem ganz Großen, mit dem gigantischsten, das mit Sinnen (und Instrumenten) erfassbar ist.

    @Florian: Keep up the good work!

  21. #21 Gunnar
    2. Juli 2010

    Klasse Aktion. Hättest dich aber mal melden sollen, ein Bier wäre sicher drin gewesen…

    😉

  22. #22 cydonia
    2. Juli 2010

    Auch noch mal von mir: Das ist ganz große Klasse. Jeder, der ein Spezialgebiet hat, und sich traut, sollte versuchen, Kinder und Jugendliche zu erreichen. Wer gut ist erreicht sie auch größtenteils, und öffnet damit Tür und Tor für wissenschaftliches Denken.
    Mein Senf zur Geschlechterdiskussion darf natürlich nicht fehlen: Bei meinen Kursen im Bereich ökologisches Verständnis ist es immer wieder interessant zu beobachten, dass Mädchen unter 7 Jahren seltenst Angst vor Spinnen haben. Wenn Sie allerdings lange genug in einer rosa Barbie-Gruppe waren, dann fürchten sie sich plötzlich Alle. Einen genetischen Grund schließe ich definitiv aus….

  23. #23 Basilius
    2. Juli 2010

    @cydonia
    Den Ausschluß des genetischen Grundes unterschreibe ich sofort. Ekel oder Horror vor bestimmten Tieren ist genauso erlernt und anerzogen, wie auch der Glaube, daß man bestimmte Tierarten nicht essen könne (medizinische Indikationen wie z.B. Allergien oder Unverträglichkeiten, giftige Inhaltsstoffe ausdrücklich ausgeschlossen).

    Und, ja: Man kann nicht früh genug anfangen die Kinder mit den Themen unserer realen Umwelt und dem Wissen darüber in Kontakt zu bringen. Jeder, der das Versucht wird erstaunt sein, wie unglaublich begeisterungsfähig Kinder sind und vor allem wie schnell die dann das alles auch noch kapieren.

  24. #24 Till
    2. Juli 2010

    @Florian: Und auf dem unteren Bild? Das Kind, dass da den Astroidengürtel mitbaut? (Und 5/7 Mädchen waren rosa ist eben nicht 7/7 Mädchen waren rosa – genauso, wie ich sicher bin, dass nicht x/x Jungs Fussball gespielt haben …). ((Aber ich gebe gerne zu, dass ich da ein bißchen penibel bin …)).

    Ach so: meine Schlussfolgerungen aus dem Pausenverhalten ist natürlich: Fußball verbieten! (Auch das ist nicht ganz ernst gemeint … aber wenn ich mir anschaue, wie sehr meiner eigenen Erfahrung nach in Krippen und Kindergärten gefördert wird, das Kinder homosozial agieren — “ach, die will doch sicher nicht mit den Jungs spielen” — dann ist das schon eine interessante Beobachtung).

  25. #25 Till Westermayer
    2. Juli 2010

    @Florian: Und auf dem unteren Bild? Das Kind, dass da den Astroidengürtel mitbaut? (Und 5/7 Mädchen waren rosa ist eben nicht 7/7 Mädchen waren rosa – genauso, wie ich sicher bin, dass nicht x/x Jungs Fussball gespielt haben …). ((Aber ich gebe gerne zu, dass ich da ein bißchen penibel bin …)).

    Ach so: meine Schlussfolgerungen aus dem Pausenverhalten ist natürlich: Fußball verbieten! (Auch das ist nicht ganz ernst gemeint … aber wenn ich mir anschaue, wie sehr meiner eigenen Erfahrung nach in Krippen und Kindergärten gefördert wird, das Kinder homosozial agieren — “ach, die will doch sicher nicht mit den Jungs spielen” — dann ist das schon eine interessante Beobachtung).

  26. #26 Florian Freistetter
    3. Juli 2010

    @Till: “Das Kind, dass da den Astroidengürtel mitbaut?”

    Das ist mein Sohn; der hat nur lange Haare – ist aber kein Mädchen.

    “Und 5/7 Mädchen waren rosa ist eben nicht 7/7 Mädchen waren rosa “

    Deswegen habe ich im Artikel auch “fast vollzählig” geschrieben und nicht “vollzählig”. Um was gehts denn jetzt eigentlich?

  27. #27 Cptz
    3. Juli 2010

    Hachja, Dorfschule Lemsahl-Mellingstedt…
    Dort bin ich zur Grundschule gegangen.

    Die Welt ist klein, ich dachte erst, ich les’ nicht richtig 😉

  28. #28 Cindy
    3. Juli 2010

    Bin begeistert, wie wäre es denn mit so einem Vortrag an der Schule von meinem Sohn in BAYERN ? 🙂

    Find ich klasse !!!

  29. #29 Florian Freistetter
    3. Juli 2010

    @Cindy: Die Schule soll einfach mal anfragen – mal schauen, was sich machen lässt 😉

  30. #30 nursoamRande
    5. Juli 2010

    Ich finde nicht nur den Vortrag klasse, sondern auch, wieviel die Kinder schon wußten !

    Zur Geschlechterdiskussion: Ich glaube schon, dass es gewisse Sachen gibt, die ein Stück weit genetisch vielleicht nicht bedingt, sondern begünstigt sind, aber bei Weitem nicht alles, was da gerne für hergenommen wird.
    Ich habe schon länger den Verdacht, dass genetisch bedingt Mädchen im Vorschulalter eine gewisse Vorliebe für Mädchenfarben haben (heißt helle Farben, rosa, rot, gelb etc) und Jungs eher dunkle bevorzugen. Ich bin sicher, da kann man ne behavouristische Steinzeitleben These für herzaubern, dass zB Mädchen lernen mußten, Nahrung zu sammeln, während Jungs mehr Jagd und Waffenherstellung lernten..und es kann gerne jmd ne Studie zu machen *g*
    Aber klar gibts auch richtige Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen, was das unterschiedliche Pausenverhalten locker erklärt (hat auch im Vorschulalter schon mit unterschiedlichen Hormonen zu tun, aber man muss auch immer die ganze Bandbreite sehen, und gerade Mädchenfußball ist zZt sehr im Kommen)

    Aber bei dem Interesse für Naturwissenschaften liegt es, glaube ich, anders. Das ist eher ein soziales Perpetuum Mobile, dass Mädchen sich dafür auch heute noch nicht interessieren (dürfen). 1. Die weiblichen professionellen Vorbilder haben damit schon mal nix am Hut (denn dann wären sie nicht Erzieherin sondern Chemielaborantin/PTA oä geworden).
    2. Die meisten Mamas denken auch, sie mögen kein Mathe und keine Natwis, wenn ein Junge so etwas macht, wird er als jungenhaft stolz gelobt beim Mädchen wirds allenfalls zur Kenntnis genommen (mit Verwunderung, was das Mädchen fürs Weitermachen verunsichert, da ja ihr Geschlechtervorbild sich davon distanziert).
    3. fällt mir jetzt geordnet nicht ein, deswegen nur so weiter:

    trotz
    anecdote not data sehe ich aus Familien, wo zumindest ein Elternteil Natwi etc ist, und solches Wissen quasi allgemein ins Familienleben einfliesst, dass auch die Mädchen stark interessiert sind.
    Berufswünsche einer jetzt 5-jährigen waren in genau dieser Reihenfolge bislang:
    Austronaut (das war ein Besuch im Planetarium schuld), Hebamme, Tierärztin und jetzt Vulkanforscherin (wobei ständig neue “Messgeräte” erfunden bzw gebastelt werden). Also 50:50 für Jungs/Mädchenberufe.
    Gibt noch mehr so niedlicher Beispiele. Allerdings meist da, wo Mama auch Interesse hat oder Papa Zeit hat, sich auch mit seinen Kindern zu beschäftigen.

    Und ich meine, dass zumindest für mathematisches Verständnis längst geklärt sei. dass die individuelle Streubreite sehr viel höher ist, als die Geschlechterdifferenz, woraus man nur schließen kann, dass Umweltfaktoren (sprich: Erziehung und Gelegenheit) eine ganz ganz große Rolle spielen.

  31. #31 Cindy
    5. Juli 2010

    Ui @nursoamrande sehr mutig 😉

    Genetisch bedingt? Sicher?

    “Ich habe schon länger den Verdacht, dass genetisch bedingt Mädchen im Vorschulalter eine gewisse Vorliebe für Mädchenfarben haben (heißt helle Farben, rosa, rot, gelb etc) und Jungs eher dunkle bevorzugen.”

    Gehen sie doch mal in H&M oder C&A, wohin auch immer und schauen sie mal geschlechterspezifische Kleidung für Babies, Kleinkinder, Kinder an. Ich finde wir Eltern sind diejenigen die unsre Mädchen “verpinken” und die Buben eben blau, grau, kaki,schwarz etc anziehn. Als nächstes schauen sie sich doch mal Kindersendungen für Kleinkinder an. Prinzessin Lillifee vs Jimmie Newtron oder Emilie Erdbeer vs Die kleinen Einsteins (sehr schöne Kindersendung)
    Ich finde das eher gesellschaftsbedingt als genetisch.
    In der Schule genauso. Habe die Tage eine Spiegeldoku gesehen, da gab es doch früher wirklich ein Abitur nur für Mädchen (hatte einen bestimmten Namen, kA mehr), die haben soweit ich das weiß anstatt Physik zb Nähen gehabt. Das ist eher unsre Gesellschaft, die uns da den Stempel aufdrückt.
    Ich persönlich bin da glaube ich völlig aus der Rolle gefallen, weil ich zuhause auch nicht diese typische “Pinke Kleidchen,Spängchen und Puppenerziehung” hatte.
    Meine Lieblingsfächer waren Physik, Chemie und Mathematik (+Geschichte) und halte heute immernoch wie damals auch dunklere Farben schöner als hellere.

    “2. Die meisten Mamas denken auch, sie mögen kein Mathe und keine Natwis, wenn ein Junge so etwas macht, wird er als jungenhaft stolz gelobt beim Mädchen wirds allenfalls zur Kenntnis genommen (mit Verwunderung, was das Mädchen fürs Weitermachen verunsichert, da ja ihr Geschlechtervorbild sich davon distanziert).”

    Ist heut aber schon lang nicht mehr so.
    Unser Physiklehrer liebte es uns mit Rätselaufgaben zu beschäftigen und der/die Schüler/in als erstes auf die Lösung kam, bekam eben die eins.
    Kann mich da an eines erinnern aus der 7ten Klasse.
    “Wie stellt man fest, welche, von zwei identisch ausehenden Eisenstangen der Magnet ist ohne Hilfsmittel”
    Mit Stolz kann ich berichten, dass ich diejenige war, die die eins bekam und dafür auch ausreichend gelobt wurde 😀
    Dann hatten wir einen in der Klasse, der eben gern gesungen hat und heute auch Musiker ist, was man ja auch eher den Mädchen nachsagen würde.
    Welche Fächer wären denn nach ihrer Ansicht die richtigen Mädchen-Fächer?
    Hauswirtschaft wird heut nicht mehr unterrichtet! Welche gibts denn noch?

    Ich denke, dass sich die Interessen der Kinder nicht unbedingt geschlechtsabhängig formen.

  32. #32 Pe
    5. Juli 2010

    So, jetzt schreibt die Mutter, deren Tochter -( nicht in rosa!!!!)- auf dem Foto auf die Leinwand deutet:
    meine Tochter steht eigentlich gar nicht auf pink, hasst Lillifee, Prinzessinnen und Ballett, hat bislang einen Piraten-, einen Dino,- und einen Dschungelgeburtstag gefeiert und WENN sie rosa trägt, dann nur, weil sie die Klamotte geerbt hat und die Bekleidungsindustrie es ja vorgibt, welche Farbe gerade “in” ist. Es gibt ein nettes Kinderbuch dass da heisst ” Ich hasse rosa”- nur zur Info.Ich muss gestehen, dass ich nicht gerade unglücklich darüber bin.
    Ich erinnere nur, dass es “früher” verpönt war, Mädchen zu Mädchen und Jungs zu Jungs zu erziehen – da war noch der Anspruch ” Kinder sind alle gleich und werden erst zu Mädchen oder Jungen erzogen” und ich finde es eigentlich immer ganz amüsant , dass es mittlerweile wieder eine ganz andere Strömung gibt, frei nach dem Motto” Gene sind Gene, steht dazu! bzw. ergebt euch eurem Schicksal”
    @Flo : Meine Tochter hat mir an dem Tag ganz viel ins Ohr geflüstert was sie wusste, hat sich aber nicht getraut, es laut zu sagen…vielleicht ein weiterer Aspekt: sich gegen die ” Lauten” behaupten muss sie lernen…Interesse und Wissen war durchaus vorhanden…. 😉

  33. #33 Florian Freistetter
    5. Juli 2010

    @pe “Es gibt ein nettes Kinderbuch dass da heisst ” Ich hasse rosa””

    Hab grad mal geschaut – das Buch klingt wirklich interessant. Ich bräuchte jetzt noch eines, mit dem man Jungs das exzessive Autospielen abgewöhnt 😉

  34. #34 Pe
    5. Juli 2010

    nochmal ich: zur Info: Papa ist Informatiker, Mama Tanzpädagogin,
    soll heissen : ich war die absolute Mathe, Physik,Chemie- Niete und bin ganz, ganz stolz, dass meine Tochter ein Talent und Interesse für Zahlen und logische Zusammenhänge besitzt, finde es aber auch ein bisschen schade, dass sie mit Tanz so rein gar nichts am Hut hat. Habe aber festgestellt, dass das allein IHR Ding ist und ich sie gar nicht beeinflussen kann, selbst, wenn ich sie gerne zum Ballett schicken würde….( weil hier ALLE Mädchen zum Ballett gehen ;-(….)
    Anscheinend Klappt die rosa/blau Erziehung nicht immer ….:-)

  35. #35 Florian Freistetter
    5. Juli 2010

    @pe: Vielleicht ist das hier das passende – tanzende Naturwissenschaftler 😉 https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/04/astronomen-konnen-tanzen.php

  36. #36 Pe
    5. Juli 2010

    @Flo :
    vielleicht ” Ich liebe rosa” ? Was vermutlich einem frühzeitigen Outing für Jungs gleich käme….HAHA

  37. #37 Pe
    5. Juli 2010

    @ Flo : Mensch, du hast aber auch auf alles eine Antwort!!!!!
    Aber die Videos sind der beste Beweis für:” Schuster bleib bei deinen Leisten!”

    Aua….

    Bitte lass mich nie wieder tanzende Astronomen sehen….vielleicht könnt ihr Auftragsarbeiten vergeben….ich weiß z.B. dass die Vorschule Lemsahl während ihrer Projektarbeit auch den Urknall dargestellt hat….

  38. #38 Ludmila
    5. Juli 2010

    @nursoamRande: Dein Verdacht, was die farblichen Vorlieben Mädchen und Jungen angeht, ist eindeutig falsch. Weil es vor 1920 lange Zeit genau umgekehrt war:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_%28Farbe%29#Babyrosa
    Blau war die Farbe Marias (sieht man an mittelalterlichen Darstellung). Maria trägt in vielen Darstellungen ein blaues Kleid. Der Inbegriff der Weiblichkeit nach christlicher Lehre wurde lange, lange Zeit mit der heute als männlich angesehenen Farbe blau assoziiert. Rot als Farbe des Blutes dagegen galt wohl eher als männlich.

    Und Pastellfarben hat man kleinen Kindern allgemein zugeordnet, weil Kinderkleidung nun mal oft gewaschen wurde und starke Farben sich daher eh nicht lange hielten.

    Aber Dein Beispiel zeigt, wie schwer es ist, Erziehung und Veranlagung zu trennen. Aber selbst wenn echte Veranlagungen vorlägen… Seit wann tun wir eigentlich als Kulturwesen so, als ob wir das als unabänderlich zu akzeptieren hätten? Mädchen und Jungs sind ja auch z.B. als Teenager geschlechtsreif und haben so die Veranlagung, um Mütter und Väter zu werden. Das ist derart eindeutig biologisch bedingt und sicherlich nicht anerzogen und es betrifft den stärkste Trieb des Menschen: Die Fortpflanzung.

    Und? Tun wir so, als ob wir Teenager-Schwangerschaften als unabänderliches natürliches Verdikt zu akzeptieren hätten oder es gar wünschenswert wäre? Weil “natürlich, biologsch” blablablubb. Nicht wirklich, oder? Und die Tatsache, dass Teenagerschwangerschaften eher die Ausnahme als die Regel sind, obwohl die Hormone da völlig verrückt spielen, zeigt ja wohl, dass wir es mit unserer Kultur geschafft haben, der Biologie ein Schnippchen zu schlagen. Ja, es soll sogar Menschen geben, die sich bewusst gar nicht fortpflanzen. Es soll sogar Menschen geben, die bewusst jeder Sexualität entsagen.

    Und nun sollen Generationen von Mädchen auf einmal ihre echten oder angeblichen Veranlagungen akzeptieren, als unabänderlich weil “natürlich, biologisch” blablablubb Und dann sprechen wir auch noch von angeblichen Veranlagung zu Dingen, die entwicklungshistorisch so jung sind, dass es mir sehr zweifelhaft erscheint, dass sich das bereits biologisch derart fest manifestiert hat, dass es in Stein gemeißelt ist.

  39. #39 Bullet
    6. Juli 2010

    Ja, es soll sogar Menschen geben, die sich bewusst gar nicht fortpflanzen.

    Jepp.

  40. #40 Cindy
    6. Juli 2010

    Mein Reden 🙂

    Prima Job gemacht @Pe 😉

  41. #41 Pe
    6. Juli 2010

    Hier noch Auszüge aus einer Mail , die ich von einer einer Mutter bekommen habe, deren Tochter am Donnerstag dabei war:

    “…..Jetzt
    werden mir so einige Äußerungen von ihr auch gleich viel klarer.
    “Makemake” … darüber hat sie sich ebenfalls köstlich amüsiert. Du kannst
    Florian ausrichten, dass die Mädchen ihre Wörter gerne für zu Hause
    aufsparen. Zumindest hat sie voller Begeisterung eine Menge von diesem
    Vormittag erzählt und sehr viel mitgenommen. Dafür an Florian recht
    herzlichen Dank!
    Ob sie an diesem Tag rosa getragen hat, kann ich gar nicht mehr so richtig
    sagen, aber auszuschließen ist es nicht….”

  42. #42 nursoamRande
    8. Juli 2010

    Leider habe ich gerade wenig Zeit, deswegen nur ganz kurz:

    Hilfe! Ich bin ganz klar NICHT ein Vertreter der These, alles mit Genen/natürlich/biologisch erklären zu wollen.
    Ich habe das mit den Farben auch gar nicht sooooo ernst gemeint.
    Aber seitdem ich selbst Kinder habe, ist mir klar geworden, dass doch auch eine Menge an Instinkten noch im Menschen steckt.
    Ich denke, dass die Mehrheitsmeinung dazu tendiert, dass Menschen einiges angeboren mit sich rumschleppen, der kulturelle Anteil aber den weitaus größeren Anteil bei der Formung von EIgenschaften ausmacht, und dem neige ich auch zu.

    @Ludmilla: Das mit dem blau für Mädchen ist mir bekannt, sagt aber nichts darüber aus, welche Farben Mädchen und Jungs bei freier Wahl benutzen.

    Hier wurde übrigens kein rosa gekauft, bis plötzlich die Wünsche ganz klar kamen. Aber eine meiner Töchter hat mit 1 1/2 aus einer Perlendose ausschliesslich rosa und orange Perlen rausgepickt. Aber das ist ja nur ein Einzelfall und wahrscheinlich kann man zu meiner These gar keine Forschung betreiben, weil natürlich auch schon so mit 1 1/2 – 2 Jahren Kinder schon ganz stark von der Umwelt geprägt sind. Aber völlig unplausibel finde ich meinen Gedankengang trotzdem nicht.

    Ballet ist auch so ein schönes Thema: Ein Kind macht Ballett, ist von der besten Freundin dazu gebracht worden. Da stelle ich mich dann auch nicht hin und sage Nein.

    Aber, was ich mir hier nicht ausreden lasse, ist die Art und Weise wie auf naturwissenschaftlich/mathematische begabte Mädchen im Vergleich zu Jungs reagiert wird. Da werden im typischen Bildungsbürgertum noch riesige Unterschiede gemacht, ganz zu schweigen von den bildungsferneren Schichten.

    Auch wenn sich vieles verbessert hat. Und bei naturwissenschaftlichen Interessen gibt es meiner Meinung nach wirklich keine genetische Komponente.

  43. #43 Ludmila
    8. Juli 2010

    @NursoamRande:

    Das mit dem blau für Mädchen ist mir bekannt, sagt aber nichts darüber aus, welche Farben Mädchen und Jungs bei freier Wahl benutzen.

    Was heißt denn schon freie Wahl? Zieht irgendjemand seine Kinder in ner Blase ohne irgendwelche äußeren Einflüsse groß. Wir sind von gesellschaftlichen Einflüssen seit der Zeit unserer Geburt umgeben. Es fängt schon damit an, ob und wie Mädchen und Jungs getröstet werden, wenn sie schreien und quängeln.

    Deswegen ist es ja so wichtig einen Schritt zurückzugehen und eben nicht sein persönliches Umfeld hier und heute als Maß aller Dinge zu betrachten

    Ich finde ich die Beobachtung, dass lange Zeit “Blau” die Frauenfarbe war, für ein starkes Indiz, das bei der Farbwahl das gesellschaftliche Umfeld den Ton angibt. Und warum war denn purpurrot lange, lange Zeit den in der Regeln männlicher als männlichen Herrschern vorbehalten?

    Im Übrigen finde ich es ganz und gar unplausibel, dass sich evolutionär in Frauen und Männern unterschiedliche Farbvorlieben entwickelt haben sollen. Männer und Frauen tragen von Natur aus – und Natur ist einfach unsere Körperbehaarung und Hautfarbe – dieselben Farben. Gibt es Früchte oder Pflanzen, die nur von Frauen gegessen werden können? Oder nur von Männern? Wohl kaum. Gibt es irgendetwas in der Entwicklung des Menschen, dass so wichtig war und das nur von Männern oder Frauen benutzt werden konnte, dass es sich lohnen würde als Mann oder Frau eine bestimmte Vorliebe für ausgerechnet eine Farbe zu entwickeln?

    Wie lange färben wir jetzt Stoffe für unsere Kleidung? Seit allerhöchstens 30 000 Jahren? Und der Modetrend von damals soll sich dann also irgendwie biologisch manifestiert haben? Wohl kaum.

    Naturwissenschaft, Technik und Ballet dito. Da stimme ich Dir absolut zu. Keine genetische Komponente. Anerzogen. Und genauso verhält es sich wohl mit den Farben. Anerzogen. Eine 2-3jährige kriegt weitaus mehr von ihrer Umwelt mit, als vielen wohl klar ist.

    Und selbst wenn es eine biologische Komponente gäbe und die gibt es sicherlich auch irgendwo.
    a) Ist die nicht bei jedem Menschen genau gleich stark ausgebildet
    b) Ist das noch lange kein Grund nicht erzieherisch gegenzuwirken. Tun wir sowieso schon die ganze Zeit.

  44. #44 nursoamRande
    8. Juli 2010

    @Ludmilla: Zu a)und b) am Schluss Ihres Kommentars stimme ich rückhaltlos zu.
    Früchte, Kräuter und Pflanzen dürften (so weit die Forschung das weiß) schon von jeher (Beginn homo sapiens) überwiegend von den weiblichen Mitgliedern gesammelt worden sein. Von daher ist meine Idee nicht völlig aus der Luft gegriffen.

    Erzieherisch gegenwirken ist sicherlich eine gute Sache, aber nicht über die Köpfe der Kinder hinweg. Ich habe sehr darunter gelitten, keine Experimentierkästen, Autos uä als Kind zu bekommen. Würde ich die jetzt meinen Kindern aufdrängen, wäre das m.E. genauso falsch. Von daher muss ich auch ein Stück weit mit rosa und Ballett leben, egal woher die Vorliebe stammen mag. Eben offen sein für die Bedürfnisse und Interessen des jeweiligen Kindes.

  45. #45 Ludmila
    8. Juli 2010

    @nursoamRande: Ach wirklich?

    Früchte, Kräuter und Pflanzen dürften (so weit die Forschung das weiß) schon von jeher (Beginn homo sapiens) überwiegend von den weiblichen Mitgliedern gesammelt worden sein.

    Schon mal gesehen, was die männlichen Aborigines noch heute so alles an Knollen etc. sammeln? Schon mal Jared Diamond gelesen? Der hat auf Neuguinea geforscht und da haben auch die männlichen Ureinwohner ein sehr fundiertes Wissen über Kräuter und Knollen und essbare Pilze. Den “Garten” haben dort auch die Männer bearbeitet. Ach wo wir dabei sind. Bauern – also das Züchten und Anbauen von Pflanzen – war eher selten der reine Frauen- oder Männerberuf. Müssten bei Deinen behaupteten Vorlieben der Frauen für Pflanzen usw. diese nicht einen massiven Vorteil gehabt haben? Wohl eher nicht, wenn man sich so die Geschichte ansieht.

    Schon mal von männlichen Schamanen gehört mit fundiertem Wissen über berauschende und sonstige Pflanzen, die ihr Wissen ziemlich exklusiv verteidigten und selbst sammeln gingen? Und was taten denn die männlichen Jäger, wenn sie zu alt zum jagen wurden? Vorausgesetzt natürlich sie überlebten so lange?

    Es erscheint mir gänzlich unplausibel, dass eine Menschengruppe, die jeden Tag um’s Überleben kämpfen muss, es sich erlauben kann eine Nahrungsquelle nur von 50% seiner Mitglieder erschließen zu lassen, wenn dafür nicht ein sehr plausibler Grund vorlag. Eine stillende Frau wird vielleicht nicht unbedingt mit Jagen gewesen sein. Frauen dürften aber auch mit Waffen haben umgehen müssen. Alleine schon um sich und den Nachwuchs zu verteidigen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Menschen lange Zeit auf dem Speiseplan diverser Raubtiere standen.

    Und warum sollte ein Mann, der zu alt war, um mit den Jungen jagen zu gehen, nicht auch seinen Beitrag geleistet haben, indem er eben mit Sammeln ging? Und wenn der Jagderfolg bei den Jungen ausblieb? Meinst Du die haben sich hingesetzt und wären lieber verhungert als unmännlich was zu sammeln? So strikt wie Du Dir das vorstellst, war die Aufteilung zwischen “männlichen” und “weiblichen” Tätigkeitsfeldern auch damals nicht. Das zeigen neuste Forschungen. Das, was Du kolportierst, ist ein altes inzwischen überholtes Bild.

    Tja und die Sache mit der Erziehung. Meine Güte, natürlich gibt es da auch Grenzen. Eltern sind eben auch nur ein Teilbereich des Einflusses, dem so ein Kind unterliegt. Was einerseits ganz gut ist und andererseits die Erziehung auch schwierig macht. Aber hab ich je behauptet, dass Erziehung leicht ist? Wohl kaum. Was also spricht dagegen, einem Kind – egal welchen Geschlechtes – vorzugeben, dass es zunächst einmal alle Chancen und Möglichkeiten hat und dann zu sehen, welche das Kind davon auch ergreift.

    Zu sagen: “Du bist ein Mädchen/Junge und deswegen darfst/kannst Du das und das nicht” kann es ja wohl nicht sein. Genau das aber scheint die These mancher Leute zu sein. Wobei ich nicht denke, dass Du zu diesen Leuten gehört. Aber obwohl Du an sich da sehr aufgeschlossen bist, scheinst auch Du ab und an in die Falle “typisch weiblich = biologisch bedingt” getappt zu sein.

    Du kannst es drehen und wenden wie Du willst. Historisch betrachtet ist die Zuweisung “rot/rosa= typisch weiblich” und “blau= typisch männlich” unhaltbar. Es gibt in der Geschichte der Menschheit genügend Beispiel, die Dich widerlegen.

    Forschung bedeutet auch, seine Einstellungen an die empirische Sachlage anzupassen und sich nicht auf den Standpunkt zu stellen “Ich finde das aber plausibel”. Vor allem, wenn man ohne große Mühe eine ganz andere Plausibilität konstruieren kann.

  46. #46 cydonia
    8. Juli 2010

    @Ludmila
    Schöner, sauber argumentierender Kommentar. Danke!
    @nursoamRande
    Bei der Argumentation kann ich nicht ganz folgen. Man hat Dir etwas vorenthalten, das Du Dir gewünscht hättest. Jetzt sagst Du, dass Vorenthalten und Aufdrängen mehr oder weniger das Gleiche ist. Diese Sichtweise kann ich nicht teilen.
    Anbieten, und dann wird man sehen.
    Ich fände es zum Beispiel gut, wenn neben rosa Ballett auch viele andere Sachen angeboten würden: dann hätten die Kinder nämlich die Wahl.
    Was ich oft sehe, sind Kinder, die von den Eltern in ein Schema hineingepresst werden, und ich finde es in dem Falle nicht egal, woher die Vorlieben stammen. Kinder können sich nur eingeschränkt wehren, deswegen brauchen sie auch manchmal familienfremde Erwachsene, die ihnen dabei helfen.