Szientometrie; also die wissenschaftliche Untersuchung der wissenschaftlichen Forschung ist eine interessante Sache. Anhand von Publikationen in Büchern und Zeitschriften; von Zitaten und ähnlichen Messgrößen wird beispielsweise versucht herauszufinden, wie der wissenschaftliche Fortschritt aussehen könnte. Manchmal funktioniert das hervorragend – wie z.B. bei Moore’s Law das besagt dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise alle 2 Jahre verdoppelt. Aber so gut funktioniert es leider nicht immer.
Mit Hilfe von szientometrischen Methoden hat man nun auch versucht vorherzusagen, wann die Astronomen den ersten erdähnlichen und habitablen extrasolaren Planeten finden werden…
Erste letzte Woche habe ich von der Tagung der Astronomischen Gesellschaft über die aktuellen Fortschritte bei der Suche nach Exoplaneten berichtet. So wie es aussieht wird es nicht mehr lange dauern bis eine zweite Erde gefunden ist. Aber wie lange müssen wir nun wirklich noch warten? Diese Frage versuchen Samuel Arbesman und Gregory Laughlin (er bloggt auch) in ihrem Atrtikel zu beantworten.
Natürlich ist es nicht einfach genau zu sagen welche Eigenschaften ein Planet haben muss, um habitable zu sein. Da spielen jede Menge Faktoren eine Rolle. Manche davon lassen sich relativ leicht bestimmen und beobachten – zum Beispiel die Masse. Von manchen lässt sich eine halbwegs gute Annäherung bestimmen; wie zum Beispiel bei der Oberflächentemperatur. Und manche Faktoren – wie z.B. das Vorhandensein von Plattentektonik – sind der Beobachtung mehr oder wenig unzugänglich. Arbesman und Laughlin gehen daher erstmal von einem relativ simplen Modell der Habitabilität aus das nur von der Masse und der Temperatur des Planeten abhängt. Aus diesen beiden Werten berechnen sie eine Zahl zwischen 0 und 1 wobei ein erdähnlicher, habitabler Planet den Wert 1 hätte. Diesen Habitabilitätsindex haben sie dann für alle bekannten Exoplaneten bestimmt. Die Daten wurden dann statistisch ausgewertet (mit einer Methode die sich Bootstraping nennt) und ausgehend von dieser Analyse konnten dann Vorhersagen für die Entdeckung des ersten wirklich habitablen Planeten gemacht werden. So wie es aussieht, wird es im Mai 2011 (plus/minus ein Monat) der Fall sein.
Auch wenn die Annahmen von Arbesman und Laughlin recht einfach waren klingt das doch nicht wirklich unplausibel. Diese Grafik (aus Laughlings Blogartikel zum Thema); die auch schon Michel Mayor in seinem Vortrag letzte Woche erklärt hatte, zeigt wie die Massen der entdeckten Exoplaneten im Laufe der Zeit immer kleiner wurden:
Folgt man dem Trend, dann wird es wirklich nicht mehr lange dauern, bis man einen Planeten findet der nur so schwer wie die Erde ist; das sollte noch dieses Jahr der Fall sein. Und wenn man den erstmal hat, wird es wohl auch nicht mehr lange dauern, bis man einen habitablen erdähnlichen Planeten gefunden hat. Ich bin jedenfalls gespannt – und schaut spätestens im Mai nächsten Jahres hier wieder rein. Vielleicht berichte ich dann schon über aufregende Neuigkeiten 😉
Samuel Arbesman, & Gregory Laughlin (2010). A Scientometric Prediction of the Discovery of the First Potentially Habitable Planet with a Mass Similar to Earth PLoS One : 1009.2212
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