Ich bin gerade am 3. Forum Wissenschaftskommunikation in Mannheim. Das Programm ist interessant und ich werde sicher noch von den spannenderen Vorträgen und Diskussionen berichten.

Jetzt gerade spricht zum Beispiel Sir Richard Jackson von der British Science Association über die Bedeutung des “public engagement with sciences” in Großbritannien. Die Probleme bei der Wissenschaftskommunikation dort fangen schon bei der Definition der Worte an. “Science” hat ja im englischsprachigen Raum im Allgemeinen eine etwas engere Bedeutung als im Deutschen. Viele verstehen darunter nur die Naturwissenschaften – was auch der Grund war, warum man für die National Science & Engineering Competition extra das Wort “Engineering” in den Titel aufgenommen hat: die Ingenieure hätten sonst nicht teilgenommen.

Der wichtigste Punkt dieses Vortrags und der, den man auf jeden Fall mitnehmen sollte war der letzte Punkt auf der Liste der “Challenges for public engagement”:

“*) encouraging a professional culture that value, recognises and supports public engagement”

Exakt! Solange Öffentlichkeitsarbeit von vielen wissenschaftlichen Institutionen nur als störenden Ablenkung beim Schreiben und Veröffentlichen von Fachartikel gesehen wird, wird sich am “public engagement with the sciences” nicht viel ändern. Wenn Öffentlichkeitsarbeit nur dann stattfindet wenn sich jemand findet der seine Freizeit dafür opfert (und diese Einstellung hab ich an vielen Instituten selbst erlebt) dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Öffentlichkeit immer weniger Ahnung von Wissenschaft hat und ihr immer feindlicher gegenüber steht. Man sollte Anreize für Wissenschaftler schaffen, die Engagement bei der Öffentlichkeitsarbeit belohnen anstatt sie – so wie es jetzt ist – sie quasi dafür zu bestrafen dass sie Zeit opfern die sie ansonsten nutzen hätten können um noch einen weiteren Fachartikel zu schreiben. Denn momentan ist das meistens die einzige Währung die den Wert einer wissenschaftlichen Karriere bestimmt. Solange sich hier nichts ändert wird sich meiner Meinung nach an der Gesamtsituation der Wissenschaftskommunikation nichts Wesentliches ändern.

Hier seht ihr übrigens noch den Anblick, der mich am Eingang des Kongreßzentrums begrüßt hat:

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Bis gestern fand hier also der “IV. Internationaler TCM-Congress Mannheim 2010 – TCM-Begleitung in Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett” statt um heute für das “Forum Wissenschaftskommunikation” Platz zu machen… Das fasst die Lage irgendwie recht gut zusammen.


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Kommentare (2)

  1. #1 Chris
    29. November 2010

    Dann bin ich mal gespannt auf Deine Berichte, leider kann ich nicht selbst vor Ort sein …

  2. #2 Oliver Debus
    29. November 2010

    Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Naturwissenschaften ist sehr wichtig. Leider wird sie hier nicht nur von Wissenschaftlern in ihrer Freizeit gemacht, sondern auch von Hobbieastronomen und deren Vereine. Vielleicht sollte von den Institute eine Kooperation mit den Astrovereinen angedacht werden.