Auf den Vortrag “Wissenschaftskommunikation für Kinder” von Pia Schreiber (Hochschule Bremen) den ich gestern im Rahmen des Forum Wissenschaftskommunikation gehört habe, habe ich mich im Vorfeld richtig gefreut. Denn ich selbst habe mich ja auch schön des öfteren damit beschäftigt, wie man Kinder und Wissenschaft zusammenbringt. Als der Vortrag dann aber vorbei war, war ich ziemlich enttäuscht…
Abgesehen vom Aufbau des vortrags selbst (der viel zu lang war und an den falschen Stellen viel zu detailliert) waren es vor allem die Thesen von Pia Schreiber, denen ich nicht wirklich zustimmen konnte. Sie hat sich mit Kinderuniversitäten beschäftigt. Die gibt es ja in immer mehr Städten und immer mehr Kinder nehmen daran teil. Frau Schreiber meint aber, dass das was dort passiert eher kontraproduktiv ist und dass das Konzept der Kinderuniversitäten geändert werden müsste.
Der Akku meines Laptops war gestern leider leer und ich hatte nichts zu schreiben dabei; also muss ich aus dem Gedächtnis zitieren. Aber Schreibers hauptsächliche These war, dass Kinderuniversitäten in der aktuellen Form nicht geeignet sind, den Kindern nachhaltig wissenschaftliche Informationen zu vermitteln. Das liegt daran, dass die Vortragenden auf diesen Veranstaltungen ihre Präsentationen meistens “aus dem Bauch heraus” erstellen und sich dabei nicht an pädagogische Richtlinien und pädagogische Forschungsergebnisse halten. Um das zu ändern sollten die Kinderunis in Zukunft von den pädagogischen Instituten der Universitäten organisiert werden.
Ok. Natürlich schadet es nicht, wenn jemand bei der Vorbereitung eines Vortrags/einer Veranstaltung für Kinder sich auch mit Pädagogik beschäftigt – das ist logisch. Aber man muss sich erstmal klar werden, was der Zweck so einer Kinderuni ist. Sollen den Kindern dort wirklich nachhaltig wissenschaftliche Informationen beigebracht werden? Ich denke – und das haben auch einige Leute nach dem Vortrag angemerkt – dass dies Aufgabe der Schulen ist. Das ist der Ort an dem Kinder und Jugendliche das nötige Wissen möglichst dauerhaft beigebracht bekommen sollen – und dort befinden sich (zumindest idealerweise) auch pädagogisch geschulte Lehrerinnen und Lehrer die wissen wie man das macht. Natürlich wäre es toll, wenn auch eine Kinderuni auf diese Art Wissen vermitteln könnte. Aber da verlangt man meiner Meinung nach zuviel. Die Veranstaltungen an Kinderunis sind meistens singuläre Ereignisse: man hört sich einen Vortrag an; experimentiert einmal im Labor oder macht eine Exkursion – und dann wars das bis zum nächsten Jahr. Das es hier – ohne sämtliche Geschütze der pädagogischen Forschung – extrem schwer ist, sinnvolles Wissen dauerhaft zu vermitteln ist nicht überraschend. Aber ich denke das müssen Kinderunis auch gar nicht.
Wer schonmal eine wissenschaftliche Veranstaltung mit Kindern durchgeführt oder mitgemacht hat der wird – vorausgesetzt die Leute dort waren keine völligen Nieten – gesehen haben, wie sehr die Kinder Spaß haben, wenn sie ein wenig experimentieren können oder wenn man ihnen spannende Geschichten aus der Wissenschaft erzählt. Kinder die Kinderuniversitäten besuchen amüsieren sich dort im Allgemeinen äußerst gut. Und das sollte man nicht unterschätzen! Klar, es wäre toll, wenn sich die Kinder amüsieren und dabei gleichzeitig auf pädagogisch ideale Art und Weise nachhaltig Wissen vermittelt bekommen. Aber wie es Ortwin Renn in seinem Plenarvortrag beim Forum gesagt hat: die “eierlegende Wollmichsau gibt es nicht”. Man muss sich entscheiden was man will. Will man nachhaltig Wissen vermitteln? Oder die Kinder einfach “nur” begeistern? Letzters können die Kinderunis sehr gut. Und ich wiederhole es sicherheitshalber nochmal: das sollte man nicht unterschätzen!
Wenn ein Kind eine Universität besucht und dort einen Tag lang jede Menge Spaß und spannende Unterhaltung findet dann kann es gut sein, dass es die diversen wissenschaftlichen Erklärungen eine Woche später schon wieder völlig vergessen hat. Aber das Kind wird sich daran erinnern, dass eine Universität ein spannender Ort ist! Das Kind wird sich daran erinnern, das Wissenschaft Spaß gemacht hat! Das Kind wird vielleicht deswegen auch in Zukunft Kinderunis oder wissenschafliche Veranstaltungen besuchen und vielleicht später selbst eine wissenschaftliche Karriere einschlagen. Es wird – auch ganz ohne das es sich wissenschaftliche Erklärungen dauerhaft gemerkt hat – eine positive Einstellung zur Wissenschaft entwicklen. Und das ist ein Ergebnis für das sich Kinderuniversitäten nicht zu schämen brauchen!
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