Ein toter Vogelschwarm der am Neujahrstag in Arkansas in den USA gefunden wurde hat in der Folge einen gewaltigen Medienhype erzeugt. In den Tagen danach machte jedes tote Tier das irgendwo auf der Welt gefunden wurde Schlagzeilen und viele Menschen waren besorgt ob dieser mysteriösen Häufung tierischer Todesfälle. Ich habe damals schon erklärt, dass daran nichts mysteriös ist und das die toten Vögel auch kein Vorbote des Weltuntergangs sind.
Mittlerweile ist ein bisschen Zeit vergangen, die Medien haben andere Themen gefunden über die sie schreiben und es ist vielleicht angebracht mal nachzusehen, was sich bei der Untersuchung der Todesfälle ergeben hat und was es zu solchen Massensterben noch an interessanten Informationen finden lässt.
Wer an toten Tieren interessiert ist, der sollte am besten zum National Wildlife Health Center (NWHC) des U.S. Geological Survey. Wenn irgendwo in Amerika Wildtiere sterben, dann werden die Informationen dort gesammelt und analysiert. Zu den toten Vögeln die Anfang des Jahres gefunden wurden gibt es dort eine eigene Sonderseite mit vielen interessanten Links.
Und gleich auf der ersten Seite dort erfährt man das, was die Medien anscheinend nie geschafft haben zu recherchieren. Tierische Massensterben gibt es immer wieder; sie sind nichts Außergewöhnliches:
“While large-scale bird die-offs are always a concern, they are not that unusual. Over the past 10 years there have been over 175 wild bird mortality events reported to the NWHC exceeding 1,000 birds. Infectious disease, weather, poisoning, trauma, starvation are just some of the causes for these large scale mortality events.”
Also übersetzt:
“Während große Massensterben bei Vögeln immer besorgniserregend sind, sind sie nicht unüblich. In den letzten 10 Jahren gab es über 175 Ereignisse bei denen mehr als 1000 Vögeln gestorben sind und die dem NWHC gemeldet wurden. Infektionskrankheiten, Wetter, Vergiftungen, Trauma oder Hunger sind nur einige der Gründe für diese Massensterben.”
8 dieser Ereignisse haben übrigens 2010 stattgefunden – damals anscheinend kein Grund für hysterische Medienberichte.
Man kann sich das ganze auch im Detail ansehen. Hier sind alle aktuellen Tiersterben in den USA aufgelistet; komplett mit jeweiliger Ursache. Und wer nicht glauben will, dass die Ereignisse dieses Jahres nichts Außergewöhnliches sind, kann sich auch die Berichte vergangener Jahre ansehen; sie reichen bis 1995 zurück. Im März 1996starben beispielsweise 7000 Enten an durch einen Sturm ausgelösten Traumata. Im August 1999 gab es tausende tote Krähen durch einen Virus und im Januar 2010 sind über tausend Pelikane verhungert. Beispiele gibt es noch zuhauf – Tiere sind eben Lebewese und Lebewesen sterben. Und gerade bei Vögel die sich in Schwärmen aufhalten, stirbt dann eben nicht nur ein Vogel sondern gleich ein ganzer Haufen.
Das gilt besonders für Zugvögel. Die Arbeit “Weather-related mass-mortality events in migrants” von Ian Newton hat da viele interessante Details. Für Zugvögel ist nicht nur das Wetter ein Problem sondern auch große Gebäude, Strommasten oder ähnliches. Normalerweise fliegen sie da zwar weit drüber – aber wenn das Wetter schlecht ist, müssen sie tiefer fliegen und dann wirds problematisch:
“Even greater losses have been associated with the tall masts used for radio, television and mobile phone transmission, especially in North America. Along with tall buildings and ceilometers (light beams for measuring cloud height which attract birds which then collide with nearby buildings), these towers kill many migrant birds (mainly by collision), especially those flying at night (e.g. Tordoff & Mengel 1956, Brewer & Ellis 1958, Taylor & Anderson 1973, Weir 1976, Avery et al. 1977, 1978, Lid 1977, Crawford
1978, 1981, Kemper 1996, Kerlinger 2000). In North America in the 1970s, an estimated 1.3 million migrants were killed in this way each year (Banks 1979). By the year 2000, tower numbers had increased roughly four-fold, as had the associated death toll, reaching an estimated 4-5 million birds per year,”
Jedes Jahr sterben also allein in Nordamerika Millionen Vögel durch Kollisionen mit solchen Objekten!
Tiere sterben. Immer wieder und oft auch in großen Mengen. Das ist vielleicht manchmal tragisch – aber die Welt ist eben nicht immer nett zu denen, die auf ihr Leben. An den Vorfällen, die Anfang des Jahres stattgefunden haben ist nichts, was die ausführliche und hysterische Behandlung in den Medien rechtfertigen würde. Und an diesen Vorfällen war auch nichts “mysteriös”, wie oft immer wieder behauptet wird. Die Todesfälle in Arkansas die die ganze Geschichte ausgelöst haben, sind untersucht worden:
“The State concluded that such trauma was probably a result of the birds being startled by loud noises on the night of Dec. 31, arousing them and causing them to fly into objects such as houses or trees. Scientists at the USGS NWHC performed necropsies–the animal version of an autopsy–on the birds and found internal hemorrhaging, while the pesticide tests they conducted were negative.”
Der Vogelschwarm ist also durch laute Geräusche aufgeschreckt worden und die verwirrten Vögel sind dann gegen Häuser, Bäume, etc geflogen. Das wird auch durch die medizinischen Untersuchungen bestätigt die innere Verletzungen zeigen. Auch für die diversen anderen Fälle die durch die Medien gegangen sind, gibt es Erklärungen. In Rumänien starben die Vögel an einer Vergiftung. Auch die Vögel in Lousiana wiesen innere Verletzungen auf die auf ein Trauma zurückzuführen sind. Wie gesagt: tote Vögel sind – leider – nichts unübliches. Fazit: Es gibt kein “mysteriöses Vogelsterben”. Es gibt jede Menge Ereignisse die nichts mit einandern zu tun haben und die auch nicht außergewöhnlich sind. An der ganzen Geschichte ist nichts dran, dass “aufgeklärt” werden muss.
Das ändert natürlich nichts daran, dass diverse Spinner sich irre Theorien ausdenken. Die amerikanische “Prophetin” Cindy Jacobs weiß, dass die Schwulen für das Tiersterben verantwortlich sind. Sorcha Faal (wer das auch sein mag) meint, dass giftige Wolken aus dem Weltraum die Tiere umgebracht haben. Und – als Niederösterreicher freut mich das besonders! – sogar St. Pölten hat eine eigene Verschwörungstheorie entwickelt: überall auf den Strassen findet man geheimnisvolle weiße Flecken! Ok, das sind nur die üblichen Kaugummis – aber in der allgemeinen Hysterie haben die St. Pöltner das gleich mit den toten Vögeln in Verbindung gebracht. Dem Drang der Menschen, überall Geheimnis, Verschwörung und Mysterium zu sehen kann man wohl nichts entgegen setzen…
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