Vorgestern habe ich über eine Frau berichtet, die bei einer Bewerbung anscheinend wegen ihres falschen Sternzeichens abgelehnt wurde. Das Astrologen und astrologische Beratung anscheinend eine nicht zu vernachlässigende Rolle bei vielen Bewerbungsverfahren spielen, ist nicht wirklich toll. Astrologie ist Unsinn und mit ihrer Hilfe kann man keine relevanten Informationen über einen Bewerber finden. Um so schlimmer ist es, dass diese Praxis nicht erst seit kurzem besteht sondern auch schon vor Jahrzehnten angewandt wurde.
In einer ganz anderen Diskussion über Astrologie hier im Blog hatte ein Astrologe sich auf Hoimar von Ditfurth berufen den viele vielleicht noch von seinen populärwissenschaftlichen Büchern und Fernsehsendungen kennen (ich habe auch schon mal über ihn geschrieben( . Natürlich ist es absurd Ditfurth als Kronzeuge für Astrologie und andere Esoterik zu benutzen – immerhin hat er sich immer massiv genau gegen dieses Zeug eingesetzt. Das hat auch Kommentator(in?) agathos festgestellt und einen hervorragenden Text von Ditfurth und Volker Arzt (er stammt wohl aus ihrer gemeinsamen Sendung “Querschnitte”) verlinkt.
“Die Sterne lügen nicht” ist wirklich so einfach, verständlich und vernünftig geschrieben, dass ich ihn gerne hier noch einmal extra vorstellen möchte. Es wäre schade, wenn er am untersten Ende einer langen Diskussionsseite versauern würde. Der Text ist zwar schon aus dem Jahr 1978 – aber immer noch äußerst aktuell. Astrologie ist ja nicht unbedingt eine Disziplin die sich ständig weiterentwickelt – man ist dort im wesentlichen noch auf dem Stand von vor 2000 Jahren. Eine 33 Jahre alte Kritik der Astrologie ist also heute immer noch so gültig wie damals. In seiner Einleitung kritisieren Ditfurth und Arzt dann auch genau das gleiche was ich gestern kritisiert habe:
“Man mag dies ernst nehmen, man mag darüber die Nase rümpfen oder bloß seinen Spaß dran haben. DerSpaß freilich sollte aufhören, wenn unternehmerische Entscheidungen, von denen die Arbeitssituation anderer Menschen abhängt, aus den Sternen abgelesen werden. Oder wenn astrologische Gutachten darüber bestimmen, ob man eingestellt wird oder nicht. Tatsächlich gibt es eine Reihe von sogenannten Fachastrologen, die sich gerade auf diese aberwitzige Personalberatung spezialisiert haben. Es mangelt ihnen nicht an zahlungskräftigen Kunden. Und es mangelt ihnen nicht an Selbstbewußtsein: “Unsere astrologischen Gutachten sind allemal objektiver als jede andere Beurteilung.”
Hinter solcher Selbstsicherheit der Sterndeuter – wenn sie mehr ist als bloßes Geschäftsgebaren – steht der feste und naive Glaube an eine Entsprechung zwischen dem Lauf der Gestirne und den Geschehnissen auf der Erde: Wie oben – so unten! Diese Losung stammt freilich aus vorwissenschaftlicher Zeit, als die Natur der Himmelskörper und ihre Bewegungsgesetze noch unbekannt waren. Vor knapp 2000 Jahren verfaßte der Grieche Ptolemäus sein astrologisches Hauptwerk “Tetrabiblos” – heute noch die Bibel der Astrologen. “Letztlich ist die Astrologie”, chreibt einer ihrer führenden Vertreter, “eine Lehre, deren Grundthesen sich im Gegensatz zu allen anderen Wissenschaften im Laufe der Jahrtausende nie geändert haben. Das erkennen selbst die Gegner an”.
Gewiß, aber man male sich einmal aus, die heutige Medizin würde sich an die Werke eines Hippokrates halten, oder die Physik an die Auffassungen eines Aristoteles. Gleichwohl beanspruchen die Astrologen für ihre Kunst den Rang einer wissenschaftlichen Disziplin mit reproduzierbaren und nachprüfbaren Gesetzmäßigkeiten. Dann aber müssen sie sich auch Einwände von Biologen, Medizinern, Astronomen oder Physikern gefallen lassen.”
Und diese Einwände werden dann gut lesbar und leicht verständlich präsentiert. Es werden alle grundlegenden Kritikpunkte behandelt. Zum Beispiel die Fixierung der Astrologen auf den exakten Geburtszeitpunkt – wo doch schon lange bekannt ist, dass alle wesentlichen, das spätere Leben bestimmenden genetischen Eigenschaften des Embryos bei der Befruchtung neun Monate davor festgelegt werden. Ein Embryo im Bauch der Mutter ist vor der Geburt genauso lebendig wie nach der Geburt. Natürlich ist der Geburtszeitpunkt der einzige, nach dem die Astrologen fragen können. Wer weiß schon exakt wann er gezeugt wurde… Sinnvoll macht das die Fixierung auf die Geburt aber trotzdem nicht (Wenn der Einfluss der Sterne wirklich erst nach der Geburt wirksam wirkt; der Bauch der Mutter als quasi einen Schutz darstellt, dann müsste man sich ja eigentlich nur ein paar Schnitzel um den Kopf wickeln um sich der astrologischen Phänomene effektiv entziehen zu können).
Ditfurth und Arzt sprechen auch die Probleme an, die Astrologen mit Zwillingen haben und mit der Präzession der Erdachse bzw. dem Unterschied zwischen Sternbildern und Tierkreiszeichen. Astrologen behaupten zwar gerne, das wären alles keine Probleme – aber da haben sie die Sache anscheinend nicht konsequent zu Ende gedacht.
Auch der “Namensfetischismus” der Astrologen wird angesprochen. Denn die Wirkungen der in der Neuzeit entdeckten Planeten – Uranus, Neptun und Pluto – entsprachen alle völlig “überraschend” den diversen mythologischen Eigenschaften der entsprechenden Gottheiten. Dass die Benennung relativ willkürlich erfolgte (Neben “Uranus” waren auch noch “Georgs Stern” und “Herschel” in der engeren Auswahl; “Neptun” hätte nach Meinung vieler Astronomen besser “LeVerrier” geheissen und “Pluto” hat sich ein Schulmädchen ausgedacht) interessiert dabei nicht.
Die angebliche wissenschaftliche Bestätigung der Astrologie durch Michel Gauquelin wird diskutiert und kritisch betrachtet. Heute wissen wir, dass da statistisch nix dran ist und das Gauquelin bewusst oder unbewusst jede Menge Fehler gemacht. Am Ende des Textes wird noch der Barnum-Effekt vorgestellt der dafür sorgt, dass die Aussagen der Astrologen und die Horoskope scheinbar immer stimmen.
“Die Sterne lügen nicht” ist ein wirklich hervorragender Artikel und eine wunderbare Zusammenfassung der wichtigsten Kritikpunkte die die Astrologie betreffen. Alles wird kurz und knapp; einfach und verständlich erklärt. Ich kann seine Lektüre nur wärmstens empfehlen.
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