Ich bin wieder zurück von der Himmelsmechanikkonferenz und bevor ich morgen meinen abschließenden Beitrag dazu schreibe, muss ich mich erst mal wieder ärgern. Dass diverse Esoteriker und Pseudowissenschaftler ja gerne Katastrophen nutzen um auf ihre Dienste und angeblichen Dienstleistungen aufmerksam zu machen, ist ja leider bekannt. Manchmal aber fragt man sich wirklich, was so in den Köpfen mancher Menschen vorgeht.
Zum Beispiel in dem eines Heilpraktikers auf Frankfurt. Dort erklärt er, wie man sich seiner Meinung nach homöopathisch gegen Radioaktivität schützen kann. Und was nimmt da man da für Mittel? Nach der homöopathischen “Logik” behandelt man Strahlenschäden natürlich mit Radioaktivität. Man gibt den Kranken also z.B. Radium – also nicht wirklich. In homöopathischen Mitteln ist kein Wirkstoff mehr vorhanden; der Kram ist so weit verdünnt, dass außer dem Zucker und diversen Verunreinigungen nichts mehr im in den Globulis zu finden ist. Das einzige was in diesem Fall bleibt ist die Verblendung und die Menschenverachtung die in Sätzen wie diesem hier zu finden ist:
“Meist benötigt Radium bei Strahlenbelastung noch ein auf die Person ausgerichtetes Folgemittel. Für die Menschen, die jetzt im Reaktor arbeiten, wäre es ein unerlässliches Begleitmittel (in der C 10.000 alle zwei Stunden).”
Die Menschen die jetzt im Reaktor gegen die Katastrophe kämpfen brauchen viel. Aber sicherlich keine Homöopathen die ihnen mit Zuckerkugeln auf die Nerven gehen.
Zu “Kalium Jodatum” heisst es:
“Das homöopathische Mittel der Wahl bei akuter radioaktiver Belastung, wenn von offizieller Stelle Jodtabletten empfohlen werden.”
Genau! Jodtabletten sind sowieso schon ausverkauft – also werfen wir uns alle Zuckerkugeln ein und ignorieren die medizinischen Erkenntnisse die uns sagen, dass Jodtabletten genau deswegen wirksam sind, weil sie die Schilddrüse mit Jod sättigen und verhindern, dass radioaktives Jod aus der Umgebung aufgenommen wird. Auf Globulis die außer Zucker nichts enthalten und schon gar kein Jod spricht die Schilddrüse nicht an und der Krebs kann kommen…
Selbst vor der Behandlung einer “akuten Strahlenkrankheit” schreckt der Heilpraktiker nicht zurück und will hier homöopathisches Phosphor verabreichen… Und falls jemand denkt, dass wäre nur ein Einzelfall: eine Suche mit Google findet schnell weitere Beispiele für Homöopathen die meinen es wäre eine gute Idee, sich der Strahlenkrankheit mit Globulis zu nähern.
Die Vorstellung der Homöopathie als “Wellness-Medizin” in der mit “sanften”, pflanzlichen Mitteln aus der Natur ohne Nebenwirkungen behandelt wird hat sich ja mittlerweile schon so in den Köpfen der Menschen festgesetzt, dass es kaum mehr Sinn macht, dagegen anzugehen. Auch wenn es nicht schwer ist, die Wahrheit zu sehen: weder hat Homöopathie was mit “pflanzlichen Naturmitteln” zu tun, noch kann damit irgendwas tatsächlich erfolgreich behandelt werden. Homöopathie ist reiner Aberglaube, der es allerdings erfolgreich geschafft hat, sich in ein wissenschaftliches Gewand zu kleiden. Da die Homöopathie keine medizinische Grundlage hat, macht es auch nichts mehr, dass sich die Homöopathen selbst nicht mehr ihre eigenen Regeln halten.
Wenn sich die Homöopathen darauf beschränken würden, die Wehwehchen der westlichen Wohlstandswelt zu “behandeln”, dann wäre das ja noch tolerierbar. Wenn manche Leute bei jedem Schnupfen, Muskelkater oder Kopfschmerz zum Homöopathen laufen und sich teure Zuckerkugeln andrehen lassen, dann ist das ihr Problem. Aber wenn die Homöopathen anfangen, Menschen mit echten medizinischen Problemen auf die Pelle zu rücken, dann wird es widerlich. Das war bzw. ist der Fall bei den Aktionen der “Homöopathen ohne Grenzen” und das ist jetzt der Fall, wenn man sich anmaßt, mit der Zuckerkugellehre den Leuten in Japan zu erzählen, was sie machen sollen. Vom sicheren Deutschland aus ist das ja kein Problem. Wir müssen uns keine Sorgen vor der Strahlung aus Fukushima machen. Die Menschen dort aber schon und viele von ihnen haben berechtigte Angst. Man kann nur hoffen, dass die nicht mitkriegen, was Heilpraktiker und Homöopathen hier in Deutschland so von sich geben (obwohl sich der Typ aus Frankfurt ja sogar die Mühe gemacht hat, sein Zeugs auf Japanisch zu übersetzen…) und das es in Japan weniger Pseudomediziner und Esoteriker gibt die die Angst der Menschen ausnutzen.
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