Die kürzlich publizierte Entdeckung, dass unsere Milchstrasse vielleicht doppelt so viele Planeten enthält als Sterne (die sich alle frei durch die Galaxie bewegen und nicht um einen Stern kreisen) hat für einige Aufregung gesorgt.
Auch ich fand die Sache enorm spannend. Nicht wegen der Entdeckung an sich. Auch wenn in den Medien oft der Eindruck erweckt wurde, dass man solche “free-floating planets” oder Planemos (“planetar mass objects” – ich glaube, dass ist der offizielle “deutsche” Ausdruck) nun erstmals entdeckt hat – man kannte solche Objekte auch schon früher. Aber noch nie hat man so eine groß angelegte Suche nach Planemos beendet und dabei gleich eine ganze Handvoll gefunden. Ich finde die Konsequenzen für die Modelle der Planetenentstehung äußerst faszinierend und auch für unser Verständnis der Milchstrasse an sich. Aber geht man nach den Emails die ich bekommen habe und nach den Kommentaren hier im Blog, dann interessieren sich viele nur für eine Frage: können diese “herumirrenden” Planeten irgendwann mit der Erder zusammenstossen? Und sind mit dem Nachweis dieser Planemos jetzt nicht alle Argumente die ich gegen den angeblichen Planet X vorgebracht habe, wertlose geworden?

Die kurze Antwort lautet: Nein und Nein! Für die längere Antwort müssen wir ein wenig rechnen. Aber keine Angst, wirklich nur ein wenig.

Von den Planemos soll es in der Milchstrasse bis zu 400 Milliarden geben. Das klingt ja erstmal wirklich viel. Das ist auch viel! 400 Milliarden Planeten die durch die Galaxis schwirren – da kann man ja wirklich Angst vor einer Kollision kriegen. Vielleicht – aber nur wenn man vergisst, dass die Galaxie auch wirklich groß ist! Von einem Ende bis zum anderen braucht das Licht hunderttausend Jahre um unsere Milchstrasse einmal zu durchqueren! Wenn wir also die Gefahr einer Kollision mit so einem planetaren Vagabunden abschätzen wollen, dann müssen wir dazu erstmal das Volumen der Galaxie bestimmen. Das ist nicht allzuschwer. Für unsere Zwecke reicht es aus so zu tun, als wäre die Milchstrasse keine Spiralgalaxie sondern hätte die Form eines flachen Zylinders mit einer dicken Kugel mitten drin. Die Kugel ist der “Bulge”, also die dichte Zentralregion der Galaxie und sie hat einen Durchmesser von etwa 16000 Lichtjahren. Der Zylinder stellt die Scheibe dar, die den Bulge umgibt und in der sich die Spiralarme (und dort auch die Sonne) befinden. Der Zylinder hat einen Durchmesser von 100000 Lichtjahren und eine Dicke von 3000 Lichtjahren. Rechnet man das entsprechende Volumen aus kommt man auf einen Wert von 19.57 Billionen Kubiklichtjahren! Phil Plait von Bad Astronomy hat übrigens die gleiche Rechnung durchgeführt und kommt ebenfalls auf diesen Wert (bei ihm sind es “20 trillion cubic lightyears” – aber das ist das selbe weil “trillion” dem deutschen “Billion” entspricht). Wir haben also 400 Milliarden Planeten die sich auf ein Volumen von 20 Billionen Kubiklichtjahren verteilen. Das macht im Durchschnitt 0.02 Planeten pro Kubiklichtjahr!

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Die Milchstrasse ist groß! (künstlerische Darstellung: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt)

Das bedeutet also folgendes: Wenn wir durch die Milchstrasse fliegen, dann müssen wir im Mittel damit rechnen, in jedem Volumen von 50 Kubiklichtjahren einen solchen Wanderplaneten zu finden. 50 Kubiklichtjahre… das ist ein enorm großer Raum! Da passen etwa 4 x 1052 Liter rein bzw 40 Oktilliarden Liter. Darunter kann man sich aber sowie nichts vorstellen. Wenn wir wirklich bis zu den alleräußersten Bereichen unseres Sonnensystems messen, dann hat es ein Volumen von etwa 14 Kubiklichtjahren. Der innere Teil, also die Planeten und der Kuipergürtel der Asteroiden drum herum; der Bereich, den wir normalerweise als “Sonnensystem” bezeichnen ist allerdings viel kleiner. Sein Volumen beträgt nur ein zweimillionstel eines Kubiklichtjahrs! Wenn wir den Bereich zwischen Sonne und dem sonnennächsten Sternsystem mit Alpha Centauri betrachten, dann sind das etwa 100 Kubiklichtjahre. Es sollten sich dort also – im Durchschnitt – zwei solcher Planemos befinden!

So wie Phil Plait finde auch ich dieses Ergebnis äußerst überraschend. Er kommt übrigens auf einen kleineren Wert: nur ein Planet zwischen uns und Alpha Centauri. Das liegt aber daran, dass ich hier den größten publizierten Wert für die Anzahl der Planemos genommen habe (400 Milliarden) und Plait einen kleineren von 200 Milliarden (der sicherlich auch realistischer ist – aber wir wollen hier ja ein “worst case”-Szenario bestimmen). Wie auch immer: in der Nähe unseres Sonnensystems könnte sich also tatsächlich so ein vagabundierender Planet befinden. Das Wort “Nähe” ist hier aber astronomisch zu sehen. Nach normalen Maßstäben ist etwas, dass ein paar Lichtjahre weit weg ist, verdammt weit weg, unvorstellbar weit weg und sicherlich nicht “nahe”. Und auch für so einen Planeten würde alles was ich über “Planet X” gesagt habe genauso gelten. Auch so einen Planeten würden wir sehen, lange bevor er sich dem Sonnensystem genähert hat. Auch so ein Planet würde sich durch seine gravitative Wirkung bemerkbar machen. Das wars ja übrigens auch, was die Astronomen gemacht haben: sie haben genau solche Planeten über ihre gravitative Wirkung entdeckt und zwar in einer Entfernung von mehr als zehntausend Lichtjahren! Einer der sich viel näher bei uns befindet würde da noch viel schneller entdeckt werden.

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Planemos sind cool – und ungefährlich (Künstlerische Darstellung NASA/JPL)

Das Ergebnis der rechnerischen Abschätzung ist wirklich faszinierend. Wenn wir mal vernachlässigen, dass es sich hier nur um Durchschnittswerte handelt, das die unterschiedlichen Regionen der Milchstrasse unterschiedlich dicht besiedelt sind und wir in einer der eher leeren Bereiche wohnen, dann könnten wir vielleicht in naher Zukunft tatsächlich so ein Objekt beobachten dass sich nicht weit entfernt (wieder: astronomische Skalen!) von uns befindet. So ein Planemo wäre natürlich enorm dunkel und mit normalen Teleskopen nicht zu sehen. Aber ein Infrarotteleskop könnte seine Wärmestrahlung sehen (trotz allem ist ein Planet dieser Art immer noch deutlich wärmer als der kalte Raum der ihn umgibt). Vielleicht stecken die entsprechenden Daten ja auch schon in den großen Datenbanken des Infrarotteleskops WISE und warten auf ihre Entdeckung. Aber selbst wenn es tatsächlich irgendwo zwischen uns und Alpha Centauri einen Planemo geben sollte besteht nicht der geringste Anlaß, Angst zu haben! Damit so ein Planet uns auch nur irgendwie gefährlich werden könnte, müsste er uns sehr nahe kommen. Wir haben ja auch schon Planeten dieser Art direkt vor unsere Haustür. Jupiter und Saturn sind in etwa von der Größe und Masse wie sie die Planemos haben. Jupiter tut uns ja auch nicht weh und der ist nur 700 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – ein astronomischer Katzensprung. Eine nahe Begegnung zwischen Erde und einem der vagabundierenden Planeten ist bei der Größe des Alls so enorm unwahrscheinlich, dass wir es eigentlich auch getrost als unmöglich bezeichnen können. Es ist auf jeden Fall nichts, vor dem man Angst zu haben braucht!

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Kommentare (23)

  1. #1 MartinB
    21. Mai 2011

    Lustige Art, das zu berechnen –
    ich hätte ja gesagt: Zahl der Sterne 200Milliarden, Zahl der Planemos doppelt so hoch, also findet man im Volumen eines Sterns zwei Planemos.
    Aber so zeigst du natürlich nochmal schön, dass das Universum groß ist, verdammt groß. Du glaubst vielleicht, die Strasse runter…

  2. #2 Florian Freistetter
    21. Mai 2011

    @MartinB: “ich hätte ja gesagt: Zahl der Sterne 200Milliarden, Zahl der Planemos doppelt so hoch, also findet man im Volumen eines Sterns zwei Planemos.”

    Oha! Ja, so wärs tatsächlich kürzer gewesen…

  3. #3 frantischek
    21. Mai 2011

    Ich will nicht damit sagen das so was wahrscheinlich ist oder irgendwas mit dem Nibiru Blödsinn zu tun hat, aber die Fragen stellen sich mir trotzdem:

    Die gefundenen Vagabunden waren ja alle ziemlich groß. Nehmen wir als Vergleich Jupiter. Der Jupiter hat laut Wikipedia ca. 1/1000 der Masse der Sonne. Das hört sich erstmal nicht viel an, andererseits würde doch ein Asteroid/Meteorid mit 1/1000 der Erdmasse ziemlichen Schaden anrichten wenn er auf der Erde aufschlägt.
    Also denk ich mir das so ein Planet wenn er von irgendwo jenseits der Ekliptik daherkommen würde und mit der Sonne kollidiert auch einen ziemlichen Rumms verursachen würde.
    Nur rein theoretisch: Wie groß wäre der Rumms denn, bzw. wie würde er sich bemerkbar machen?
    Gibts schon Überlegungen ob sich so irgendwelche bereits beobachteten Phänomene erklären lassen? Oder könnte man jetzt anfangen gezielt nach solchen Kollisionen zu suchen?
    Die sollten ja zumindest in den dichter “besiedelten” Gebieten der Galaxie nicht soooo selten sein.

  4. #4 Christian (P-chan)
    21. Mai 2011

    Ich bin verwirrt! Ich glaube zwar “genaue zahlen” werden wohl nicht existieren, aber man kann sie ggf hochrechnen:
    Hier schreibst du nun also “Jupiter und Saturn sind in etwa von der Größe und Masse wie sie die Planemos haben.”
    Ok, das trifft auf die entdeckten planemos wohl zu. Aber woanders schriebst du etwas in der art von “kleine planeten werden schneller aus dem system geschleudert als die großen”.
    DH bislang gehe ich davon aus das planemos vor allem kleine planeten sein dürften.
    Ich denke mal frei: Auf 10 erdgroße planemos könnte vielleicht 1 größerer kommen. Zumindest wenn diese nicht doch ganz anders entstehen als “normale planeten”.

    Liege ich mit dem gedankengang jetzt im neuronen-vakuum, oder ist da was dran?

  5. #5 HaDi
    21. Mai 2011

    DIe Frage, was passiert, wenn so ein freier Planet die Sonne trifft, hatten wir schon eimal unter den anderen Artikel.

    Kometen schlagen sogar relativ häufig in der Sonne auf, die schaffen es gerade mal bis zur Corona oder die härtesten bis zur Chronosphäre, dass ist eine heisse Gasschicht am Rande der Sonne. Die meisten verglühen schon viel früher.

    “Einschlagen” ist bei der Sonne eigentlich ein falsches Wort, siehe Aufbau der Sonne. Die Sonne ist ein riesiger, heisser Gasball und selbst tief innendrin ist auch nichts “festes” zum Einschlagen sondern Plasma. So weit dürfte aber selbst ein Planetengrosses Objekt nicht kommen, ohne vorher verglüht zu sein. Aber könnte ein großer Impaktor nicht den das Gleichgewicht der Prozesse in der Sonne gefährden und und die Sonnenaktivität emfindlich stören? Das weiss man ehrlich gesagt noch nicht, aber ein Punkt spricht dagegen. Die Fusion in der Sonne ist eine selbststabilisierende, sog negative Rückkopplung, weiter unten im verlinkten Wiki-Artikel wird das so erklärt:

    “Ein System, dessen Temperatur bei Wärmezufuhr abnimmt, hat eine negative Wärmekapazität. Das ist bei Sternen der Fall.[5] Nimmt man eine Erhöhung der Kernfusionsreaktion vom stationären Zustand an, so würde mehr Wärme produziert als nach außen abgeführt wird. Dabei nimmt, wegen der negativen Wärmekapazität, die Temperatur ab, und damit vermindern sich auch der Reaktionsumsatz und die Wärmeproduktion, d. h. die überhöhte Wärmeproduktionsrate wird korrigiert. Das System stabilisiert sich selbst, es liegt eine negative Rückkopplung vor..

    Kurzzeitig könnte es also vielleicht Schwankungen im Enrgiehaushalt geben, aber die würden sich wieder einpendeln.

    Was aber bei der ganzen bisherigen Diskussion übersehen wird…

    … dass ein direkter Treffer eines freifliegenden Planeten in die Sonne oder auf die Erde ziemlich unwahrscheinlich ist. Die Sonne ist zwar das mit abstand größte Objekt in unseren Sonnensystem, aber auch unser Sonnensystem ist ziemlich gross (wenn auch nicht so verdammt gross wie das Universum). Fast alle KOmeten und unser Sonnensystem durchwandernde Asteroiden (wie zum Beispiel der zur Zeit so beliebte Komet Elenin) kommen weder in die Nähe eines Planeten oder der SOnne. Elenin z.B. fliegt momentan zwar grob in Richtung Sonne wird aber in Höhe der Merkurbahn so von der Sonnengravitation abgelenkt, dass er in einer Art Swing-by-Manöver um die Sonne fliegt und unser Sonensystem wieder verlässt. Die Sonne zieht keine heranfliegende Objekte heran – sie ist kein “Staubsauger”, sondern aus der Anziehung der Sonne und der Geschwindigkeit des anfliegenden Objektes ergibt sich eine Bahnveränderung.

    EIne wesentlich größere Gefahr als ein direkter Aufschlag eines “Freifliegenden Planeten” auf sonne oder Erde ist IMHO, dass so ein Objekt durch seinen Durchflug die Bahn eines anderen Planeten stört – und so die hier herschenden stabilen Verhältnisse durcheinanderbringt.

    Aber auch hier keine Panik. Wir befinden uns ja in einem stabilen Sonnensystem, mit ziemlich gleichmäßig verteiten Planetenbahnen. Was ein Indiz dafür ist, dass in den ca. 5 Milliarden Jahren, die unser System exitiert, noch kein grosser grober Planeten-Flegel durchgeflogen ist. Evtl. verdanken wir sogar den Mond einer früheren Begegnung eines Freefloating-Planet, da wir ja heute davon ausgehen, dass der Mond durch eine Kollision der frühen Erde mit einem anderen grossen Objekt vor ca. 4.5 Milliarden Jahren entstand. Warum sollte also jetzt plötzlich so ein Ding kommen? Wie sagt der Kölner? “Et hätt noch immer jot jejange”

    … und ausserdem befinden wir uns ja in einem inzw. aus der Mode gekommen Spiralarm der Galaxis… 😉

    Das wäre doch mal einen Artikel von einen Bahnberechnungsspezialisten wert, oder Florian?

  6. #6 frantischek
    21. Mai 2011

    Wußt ich doch das mir das nicht selber eingefallen ist ;)!
    Aber… kann man einen Gasriesen mit einem Meteor vergleichen?

  7. #7 Florian Freistetter
    21. Mai 2011

    @frantischek: Also die Sonne würde eine Kollision mit Jupiter ziemlich kalt lassen. Klar, es gäbe jede Menge Protuberanzen und so. Aber ansonsten überstünde sie das gut. Beobachten lassen wird sich sowas aber nicht.

  8. #8 HaDi
    21. Mai 2011

    Aber… kann man einen Gasriesen mit einem Meteor vergleichen?

    Moment einmal. Von den neulich entdeckten 7 bis 10 “freien Planeten” wissen wir nur, dass sie ung. die Masse des Jupiters haben – weil nur eine so grosse MAsse den Microlensing-Effekt auslösen, durch den sie entdeckt wurden. Das heisst nicht, dass es sich dabei um Gasriesen handelt. Und von dieses schweren freifliegenden Objekten gibt es auch nicht die geschätzten 400 Milliarden in Jupitergröße, sondern man schliesst aus der Tatsache, dass man 7-10 grosse entdeckt hat, dass es insg. 400 Milliarden Planeten irgendeiner Größe gibt. Da ist alles dabei, was wir derzeit so “Planet” nennen.

    Einfach kann man sagen: Egal was auf Kollisionskurs mit der SOnne ist, hat ein größeres Problem als die Sonne selbst. Wenn man mal Spasseshalber davon absieht, dass es keinen Schall im Weltraum gibt, es also nicht “Kawumm” macht: Erstmal würde das Kamikaze-Objekt ganz lange “Zisch!” machen (verdampfen) noch bevor es in die Nähe der Sonne kommt, dann macht es mal kurz “Platsch” (oder wie immer das Eindringen in extrem heisses und dichtes Gas klingen mag) und danach evtl etwas “Blubb-blubb” wenn die kläglichen REste doch in den bereich milliongrad heissen Plasmas kommen sollten.

    Der Vergleich mit den Einschlag von Shoemaker-LEvy-9 auf den Jupiter mit den sichtbaren dunklen Wolken im Einschlagsgebiet hinkt alleine deswegen, weil Jupiter im Vergleich zur Sonne ein kalte, “dünne”, inaktive Gaskugel ist (Jaja, ich weiss, Jupiter gibt etwas Energie ab, aber im vergleich zur Sonne ist er ziemlich inaktiv).

  9. #9 HaDi
    21. Mai 2011

    Also die Sonne würde eine Kollision mit Jupiter ziemlich kalt lassen

    Es liegt mir fern, als interessierter Laie Dich in so einem kleinen Detail korrigieren zu wollen…

    …Aber die Redewendung “kalt lassen” ist bei der Sonne wohl nicht passend, im Gegenteil. 😀

    (SCNR)

  10. #10 Elias
    21. Mai 2011

    Oh Schreck, wenn ich das so lese, denn sind die Planemos ja geradezu homöopathisch potenziert — und damit noch viel viel gefährlicher. Wir werden alle sterben!!1!

    *duckundweg*

  11. #11 christian
    21. Mai 2011

    @HaDi, ab einer gewissen größe, gibt es eben kein zisch mehr, denk ich (Es gibt ja auch die Extrasol-Planeten die weiß Gott wie lange in nächster Nähe zum Stern, diesen umkreisen). Ich glaube wir unterschätzen die Größe des potentiellen Teils.

    Um einen “Stein”planeten (mit mondgröße) zu verdampfen, braucht es ca. so viel Energie:
    1*10^30 J.
    (Mond auf Silizium(->Stein)basis, und 4000 km Durchmesser)

    Quellen: (Es ist eine Damen mal Pi-Abschätzung, die trotzdem interessant finde)
    https://www.stardestroyer.net/Empire/Tech/Beam/Asteroid.html
    (Google hat mir in der Schnelle nix, besseres zur Abschätzung der Energie fürs schmelzen von Asterioden geliefert)

    Diese Energie gibt die ganze Sonne in 40 min ab. Jedoch wirkt ja auch so einen Planeten nur ein winziger Teil der abgestrahlten Energie.
    (Und das Problem mit der Impaktenergie, das die Sonne “verarbeiten” muss, hatten wir auch schon :-))

    Bzgl. des Link, wo der Komet die Sonne direkt trifft findest den zufällig noch !
    Ich finde immer nur Aufnahmen, wo die Sonne “abgedeckt” ist.

    Ich könnte mir vorstellen das das Teil würde ziemlich tief “eintauchen”.

  12. #12 Gelmir
    21. Mai 2011

    Also irgendwo anders hatte Florian (oder jemand anders?) es schonmal beschrieben, dass ein solcher Planet ja nicht als kompakter Körper in die Sonne einschlagen, sondern bereits vorher durch die viel größeren Gravitationskräfte der Sonne zerissen werden würde.

  13. #13 TheBug
    22. Mai 2011

    Machen wir mal eine ganz naive und ungenaue Rechnung. Nehmen wir an so ein Planet bewege sich mit 30 km/s, das dürfte relativ schnell sein für einen Planeten. Nehmen wir weiter an der mittlere Abstand zwischen zwei Sternen läge bei 4 Lichtjahren. Dann bräuchte ein solcher Planet etwa 10000 Jahre um mal wieder an einem Sternsystem vorbei zu kommen.

    Ein Sternensystem besteht weit überwiegend aus Nichts. Die Sonne ist von den relativen Größenverhältnissen eher kleiner als ein Kirschkern auf einem Fußballfeld, die Planeten noch viel kleiner.

    Und nun stelle man sich vor alle etwa 10000 Jahre schießt jemand mit einem Luftgewehr (mit besonders kleinem Kaliber von deutlich unter 1 mm) in einer völlig zufälligen Richtung (dreidimensional!) über das Feld. Wie wahrscheinlich ist es dabei den Kirschkern oder eins der acht kleinen Staubkörner zu treffen?

  14. #14 Christian Berger
    22. Mai 2011

    Also das die großen Gasplaneten unseres Sonnensystems uns nicht wehtun kann ich so nicht unterschreiben. Die haben beispielsweise die Buchreihe 2001 von Arthur C. Clarke inspiriert. Und sein letztes Buch aus dieser Reihe tat wirklich weh. Das ist so schlecht, dass Hollywood sogar über eine Verfilmung nachdenkt!

  15. #15 MartinB
    22. Mai 2011

    @christian
    “Diese Energie gibt die ganze Sonne in 40 min ab.”

    Ist das nicht wieder das gleiche fragwürdige Argument wie neulich:
    https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/05/ein-himmel-voller-planeten.php#comment215364
    nur jetzt umgedreht?
    Wenn ich einen Eiswürfel in einen Topf heißes Wasser schmeiße, ist es egal, wieviel Leistung der Topf an die Umgebung abgib, relevant ist die gespeicherte Energie, und die liegt ja um mehrere Größenordnungen darüber, siehe die alte Abschätzung.

  16. #16 Bynaus
    22. Mai 2011

    Die Rechnung ist korrekt, aber ich glaube, sie vermittelt einen (sicher ungewollt) falschen Eindruck: Betrachtet man das Raumvolumen “zwischen” der Erde und Alpha Centauri, kommen etwa 79 Kubiklichtjahre raus (4.3^3). Aber das ist ja nicht das, was uns eigentlich interessiert: denn es ist ja nicht gesagt, dass sich der nächste Planemo in Richtung von Alpha Centauri befindet! Man müsste also stattdessen die Sphäre betrachten, bei der unser Sonnensystem im Zentrum steht und auf dessen Oberfläche Alpha Centauri in 4.3 LJ Entfernung liegt, also eine Sphäre mit 4.3 LJ Radius. Diese hätte dann ein Volumen von 333 Kubiklichtjahren. Bei 50 Kubiklichtjahren pro Planemo würden sich in diesem Volumen also ganze 6 Planemos befinden! Also: 6 Planemos befinden sich näher an der Sonne als Alpha Centauri von der Sonne entfernt ist.

    Das ändert nichts daran, dass es praktisch ausgeschlossen ist, dass uns je ein Planemo gefährlich nahe kommt.

    Ich bin übrigens nicht so sicher, dass “kleinere” Planemos, gerade etwa von Erdgrösse, so viel häufiger als solche von Jupitergrösse sind. Ganz kleine, von Kometengrösse oder so – ohne Zweifel, die dürften extrem häufig sein. Aber zwischen den Kometen und den Gasriesen-Planemos muss eine Lücke klaffen. Warum? Weil wenn Planemos wirklich durch Interaktionen mit anderen Gasriesen aus ihrem Heimat-System gekickt werden, dann geschieht das wohl in der Regel sehr früh in der Geschichte des Systems. Gasriesen müssen sich (um überhaupt genügend Gas zu finden) innerhalb weniger Millionen Jahre bilden, aber erdgrosse Planeten bilden sich deutlich später (in etwa 10-100 Mio Jahren). Klar wird es einige Systeme geben, die sich erst nach vielen Jahrmillionen destabilisieren, aber das ist die krasse Minderheit. Wenn dann mal das System durch Rauswurf eines Gasriesen (!) auseinanderfällt, werden auch die verbleibenden Planetesimal-Gürtel zerstört, womit wir im interstellaren Raum jede Menge Planetesimale, viele Gasriesen und fast keine erdgrossen Planeten erwarten sollten.

  17. #17 christian
    23. Mai 2011

    @Martin B

    Ich checke deinen Punkt nciht ganz. Nach deinem Argument, müsste dann aber die Sonne abkühlen. Und lokal sogar ziemlich stark.
    Und das bild mit wasser, eis hinkt mMn auch ein bissal. die sonne ist ja großteil fast nix !
    Und ob “hin und da” ein energiereicher (“heißer”) energiequant oder ein teilchen, so einen brocken so schnell schmilzt.

    weiteres argument, gehen die blitzschmelze ist dass missverhältnis (oberfläche/volumen) je größer das teil wird. oder vertue ich mich da gerade ? (großes teil kühlt viel langsamer aus -> folglich schmilzt es im umgekehrten fall auch langsamer).

    aber womit du recht hast, die größenordnungen sind halt schon verdammt unterschiedlich, mondgroßer planet vs. sonne.

    Vviel schlauer bin auch nicht geworden, aber trotzdem netter zeitvertreib sich das durchzudenken.

  18. #18 ActionJackson
    24. Mai 2011

    Weiß man denn schon was über die Geschwindigkeiten die Planemos so haben können?
    Wenn ja, wie “nahe” müßte ein Jupiter-großes Objekt an der Sonne vorbeifliegen damit seine Bahn um mindestens ein Grad abgelenkt wird. Und hätte das dann überhaupt einen Einfluss auf die Planeten?

  19. #19 HaDi
    28. Mai 2011

    Wenn ja, wie “nahe” müßte ein Jupiter-großes Objekt an der Sonne vorbeifliegen damit seine Bahn um mindestens ein Grad abgelenkt wird.

    Diese Frage ist nicht sehr sinnvoll, denn erstmal wird die Bahn praktisch jedes Körpers, der von aussen in das Sonnensystem eindringt, von der Sonne abgelenkt. Sonst würden auch die fernen (ex-)Planeten nicht um die Sonne kreisen. Wie weit diese Ablenkung ist, ist von der GEschwindigkeit des Eindringlings, seiner Masse (im vergleich zur Sonne meistens eher unbedeutend) und der Richtung abhängig. Es lässt sich also nicht so einfach sagen, wie “wahrscheinlich” es ist, dass die Bahn eines Eindringlings um soundsoviel Grad abgelenkt wird. Das ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Aber das praktisch alle EIndringlinge abgelenkt werden, heisst nicht, dass sie dieswegen automatisch “gefährlicher” werden. Schaut man sich mal im Sonnensystem um, ist da verdammt viel Platz überall, wo man auch mehr oder weniger stark abgelenkt ohne KOllision durchkommt.

    Weiß man denn schon was über die Geschwindigkeiten die Planemos so haben können?

    Dazu müsste man wissen, wie gross sie sind – bisher kennt man von den wenigen ja nur die Masse und die Zeit, in welcher sie zwischen uns einem zufällig im Hintergrund befindlichen Stern eine Microlense-Effekt auslößten. Zudem kann sich die Geschwindigkeit genauso wie die Bahn jederzeit ändern, wenn sie in den EInflussbereich eines Sterns geraten

    Themenwechsel: Objekt stürzt in die Sonne

    Nach deinem Argument, müsste dann aber die Sonne abkühlen. Und lokal sogar ziemlich stark. Und das bild mit wasser, eis hinkt mMn auch ein bissal. die sonne ist ja großteil fast nix ! Und ob “hin und da” ein energiereicher (“heißer”) energiequant oder ein teilchen, so einen brocken so schnell schmilzt.

    Die ganze Rechnerei mit den Massen miteinander kollidierenden Asteroiden kann man sich sparen, wenn man alleine folgendes bedenkt:

    WIr sind uns doch einig, dass die SOnne aus verdammt viel heissen, dichten Gas besteht – Das ist ja schonmal etwas. Selbst wenn ein Eisplanet hineinrast, nicht vergessen – es gibt keine “Kälteenergie”, sondern nur Wärmeenergie, der wärmere Körper gibt Wärme an den kälteren ab.
    Die “kältesten” Stellen an der Photospäre der Sonne haben fast 6.000 Grad Kelvin, in der Chronosphäre sinds schon zehntausende und je tiefer desto mehr gehts in den Bereich millionen Grad. Was juckt da eine “Abkühlung” durch ein kälteres Objekt um ein paar Grad? Zumal die Sonne selbst verschieden heisse Schichten hat – die Corona – bekanntlich ausserhalb der eigentlichen Sonne – ist teilweise schon millionen Grad heiss. Die Sonne ist ein selbststabilisierendes System, dessen kälteste Stelle nicht die äußerste Schicht ist, diese “kälteste Schicht” – die Photospäre aber den Energiehaushalt entscheindend steuert (siehe nochmal hier). Einfach gesagt: WIrd´s an dieser entscheidenen Stelle “noch etwas kälter”, , kommt mehr Energie vom inneren der Sonne durch, was dies wieder ausgleicht. Wenn da etwas kälteres hingerät, dann ist der einzige langfristige Effekt nur, dass die Sonne etwas mehr MAterie zum verschmelzen hat.

    Und was ist mit der Energie, welche durch den EIndringling “hinzugefügt” wird? Energie der Sonne hinzuzufügen ist wie Eulen nach Athen tragen :-D. Du schreibst selbst bei deinen Mondmassebeispiel, dass mit der Energie, welche die Sonne abgibt es 40 MInuten dauern würde, den fiktiven Mond zu schmelzen. Aber was die Sonne abgibt, ist nur die Strahlungsenergie. Die Sonne erzeugt wesentlich mehr Energie als sie abgibt, diese “überschüssige Energie” kann aber nicht aus der Sonne heraus – und deswegen brennt sie auch lange genug, dass sich auf einen sie umkreisenden Planeten leben entwickeln konnte, welches sich um sowas gedanken machen kann… Lies dir bitte dazu nochmal den obigen WIki-Text mit den Querverweisen durch, dieser wichtige Punkt ist ansonsten schwer zu verstehen.

    Und bitte nicht mit den lange sichtbaren “Einschlagswolken” von Shoemaker-LEvy-9 auf Jupiter als Vergleich heranziehen. Dort haben die eindringenden Bruchstücke TEile der Jupiteratmosphäre durch kinetische Energie und REibug erhitzt. Was den Brocken nicht schwerviel , denn die “Jupiteratmosphäre” (so weit man bei einen Gasplaneten davon reden kann) ist minus 100 Grad Celcius “kalt” . DIe Flecken entstanden durch aufgeschmolzene feste Stoffe aus den unteren Schichten, welche die Atmosphäre temporär etwas anreicherten. Schon verständlich, dass man mit diesen Bildern von monatelang sichtbaren “EInschlagsspuren” auf Jupiter erstmal zu den Schlus kommt “Ohgott, wenn das mit der Sonne passiert”. Man kann den Energiehaushalt von Jupiter und Sonne nicht miteinander vergleichen, auf wenn sie in ihrer Zusammensetzung sogar recht ähnlich sind.

  20. #20 Wurgl
    28. Mai 2011

    Weiß man denn schon was über die Geschwindigkeiten die Planemos so haben können?

    Ähem? Gibts dazu nicht genau das hier? https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmische_Geschwindigkeiten

    Gut, dazu kommt noch eine mögliche Eigengeschwindigkeit der Kameraden, irgendwie müssen die ja in den Einflussbereich der Schwerkraft des Sonnensystems kommen und dann natürlich die Relativgeschwindigkeit zu den Körpern.

  21. #21 VanZerg
    Koblenz
    19. Mai 2016

    Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es diesen Kuipergürtel (Asteroiden)
    Ein vorbeifliegender Vagabund, könnte allein durch einen Vorbeiflug an diesem Gürtel, einen Asteroiden in unsere Richtung lenken.
    In wie weit könnte ein Vagabund die Erdumlaufbahn beeinträchtigen? Die Erde wird durch die Fliehkraft nach außen gezogen und durch die Sonne nach innen. So entsteht die Kreisförmige Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Haben die anderen Planeten in unserem Sonnensystem auch einfluss auf die bewegung der Erde? Ich habe mal gehört, dass man sich einen Planeten im Raum, wie eine Kugel auf einem gespannten freiem Bettlacken, vorstellen soll. Je schwerer die Kugel, desto mehr wird das lacken, bzw der Raum gekrümmt. Jetzt stell die leichtere Kugeln im Umkreis vor. Diese bewegen sich natürlich der schwereren zu. Da die Platenen eine durch geschwindigkeit bedingte kraft nach draußen verfügen, werden Sie nicht aufgesaugt, sondern bleiben in einem konstanten kreis. Eine fremde Kugel die durch das Sonnensystem rast, müsste eine ungeheuere Masse haben um mit seiner umgebenen raumkrümmung andere planeten zu ereichen. Es müsste also eine sehr nahe begegnung mit einem unserer Himmelskörper sein um direkt einfluss auf das System aus zu üben.

    Ich habe mir demletzt den Film Melancholia angesehen. In diesem passiert ein vagabund die Erde .
    Dabei wird der Vagabund beim Vorbeiflug von der Erde in einen Erd Orbit gezogen, welcher mit einem Crash endete. Blöd nur das der vagabundierende planet die sechsfache Masse der Erde hatte. So würde der Vagabund den flug der erde beeinträchtigen und nicht umgekehrt.

  22. #22 Captain E.
    20. Mai 2016

    Nur mal so als Hinweis: Der Kuipergürtel liegt nicht außerhalb des Sonnensystems. Dessen wahres Ende liegt viel weiter draußen, dort wo die äußeren Teile der Oortschen Wolke kreisen.

  23. #23 Stefan Fraenker
    24. November 2020

    Laut einer Studie aus dem August 2020 gibt es sogar Trillionen dieser Rogue Planets.
    Ist das korrekt?