Die USA sind gerade dabei, zu sparen. Und natürlich erwischt es dabei wieder die Forschung; ganz speziell die Grundlagenforschung. Dazu gehört zum Beispiel das LISA-Experiment (Laser Interferometer Space Antenna) bei dem mit speziellen Satelliten im Weltall nach Gravitationswellen gesucht werden soll. Aber auch andere Forschungsvorhaben bekommen nun kein Geld mehr. Eines der bekanntesten ist SETI, die Suche nach intelligenten außerirdischen Leben.

SETI ist bekannt und populär, vor allem auch wegen des damals neuen Ansatz, die Auswertung der Daten auszulagern und sie von normalen Heim-PCs erledigen zu lassen. Mittlerweile gibt es viele solcher “Citizien-Science“-Projekte; ein paar davon wie Planet Hunters oder Solar Stormwatch habe ich hier schon vorgestellt. SETI@home war und ist aber besonders populär. Man installiert sich ein simplex Programm und immer wenn der Computer gerade nichts zu tun hat, lädt er sich ein paar der Beobachtungsdaten des SETI-Projekts herunter und probiert darin, eventuelle Signale außerirdischen Lebens zu finden. Es ist schon eine coole Vorstellung, dass man selbst gerade derjenige ist, dessen Computer die ersten Hinweise auf außerirdisches Leben findet.

Gut, es ist ein wenig eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Aber keine Science-Fiction sondern etwas, was tatsächlich möglich. Wenn es irgendwo anders im All auch noch intelligentes Leben gibt (und die meisten Wissenschaftler gehen wohl davon aus), dann kommen die vielleicht auch auf die Idee, ihre Existenz bekannt zu machen und senden entsprechende Signale ins All. Warum auch nicht – immerhin haben wir das auch gemacht. Abgesehen von der Schwierigkeit, so eine Botschaft dann im Fall des Falles zu entschlüsseln und der gewaltigen Menge an Daten, die es hier zu analysieren gilt ist die Suche selbst eigentlich recht simpel. Man braucht nur einige Radioteleskope die ständig den Himmel absuchen und nach passenen Signalen horchen. Der mögliche Erkenntnisgewinn ist dagegen enorm und gar nicht hoch genug einzuschätzen! Man stelle sich vor, wir wüssten tatsächlich zweifelsfrei Bescheid, dass es anderswo im All noch weitere intelligente Lebewesen gibt!.

Jetzt wurden SETI aber Mittel gestrichen und das Allen Telescope Array, eine Anlage aus 42 Radioteleskopen in Kalifornien kann nicht mehr betrieben werden. Aber gut, was soll man machen, wenn gespart werden muss. Finanzkrise und so, das Geld ist knapp und da muss eben manches dran glauben. Alles schön und gut. Nur: Wissenschaft ist nicht wirklich teuer. Sie – und vor allem die Grundlagenforschung – hat nur leider keine große Lobby und insofern kann man hier relativ geschützt vor aufgebrachten Menschen (aufgebrachten Wählern!) plakativ Geld “sparen”. Aber so wirklich viel Geld bringt es nicht. Auf jeden Fall nicht, wenn man es mit anderen Ausgaben vergleicht. Im Blog Microcosmologist hat man nun eine sehr instruktive Infografik erstellt. Hier ist sie – klickt sie an, um die große Version zu sehen:

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Ein Jahr SETI kostet 2.5 Millionen Dollar (1.7 Millionen Euro). Gut, das ist für uns Normalsterbliche viel Geld. Aber vergleicht man das mit dem, was die USA für andere Dinge ausgeben, dann relativiert sich das ziemlich. In der Infografik steht jede Teleskopschüssel für 2.5 Millionen Dollar. Wenn die USA irgendwo 5 Tomahawk-Raketen abschiesst, dann ist das schon genauso teuer wie ein Jahr SETI-Forschung. Für das, was ein Flugzeugträger kostet, kann man ganze 1800 Jahre nach Außerirdischen suchen. So richtig dramatisch wird es aber, wenn man sich das Ende der Grafik ansieht. Dort sind einerseits das gesamte Jahresbudget der NASA aufgelistet (18.7 Milliarden Dollar), andererseits das Budget des Verteidigungsministeriums: 664 Milliarden Dollar! John von Microcosmologist schreibt dazu:

“Imagine what we would know about the universe if those two were swapped. (And maybe we could still lead the world by sheer power of inspiration.)”

Ja, man stelle sich tatsächlich mal vor, die Budgets von NASA und Verteidigungsministerium wären vertauscht! Eine utopische Vorstellung… aber was könnten wir alles über uns, unsere Welt und das Universum in dem wir leben herausfinden wenn wir dafür das Geld zur Verfügung hätten, dass momentan einfach nur dazu verwendet wird, Kriegsmaterial und Kriege zu finanzieren. Der großartige Neil deGrasse Tyson hat heute via Twitter folgendes gesagt:

“Two American goals that took a decade, and more than $100 billion to achieve: 1) Walk on the Moon 2) Find Bin Laden”

Ja, manchmal wundert man sich schon, was wir Menschen für Prioritäten setzen… Jetzt kann man natürlich immer noch der Meinung sein, dass es unsinnig ist, 2.5 Millionen Dollar jedes Jahr für die Suche nach Aliens auszugeben, egal wieviel Geld anderswo verschwendet sind. Immerhin sind 2.5 Millionen ja viel Geld! Richtig, aber man kann nicht oft genug betonen, das Grundlagenforschung wichtig ist! Immerhin ist es GRUNDLAGENforschung. Ja, angewandte Forschung bringt schnell Ergebnisse, Patente und neue Produkte die man verkaufen kann (und damit Geld!). Aber das geht alles nur, wenn man vorher die Grundlagen kennt. Und da lässt sich halt vorher nicht sagen, wo und was man erforschen muss um später brauchbare Anwendungen zu kriegen. Es stimmt schon, selbst wenn wir wissen, dass es irgendwo anders intelligentes Leben gibt, dann bringt uns das kein Geld ein. Aber man stelle sich vor, was diese Erkenntnis für unser Selbstverständis als Menschen; für unsere gesamte Kultur bringen würde! Wie sie unseren zukünftigen Weg als Spezies beeinflussen könnte! Es gäbe wohl kaum eine wissenschaftliche Entdeckung, die uns Menschen nachhaltiger und grundlegender verändern würde als die Erkenntnis, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen im Kosmos sind und das sich nicht alles nur um uns dreht! Und diese Erkenntnis bekommt man vielleicht für den Gegenwert einer Handvoll Raketen deren einziger Zweck es ist, Dinge kaputt zu machen und Menschen zu töten!

Warum es keine Geldverschwendung ist, nach intelligenten Lebewesen im All zu suchen, erklärt – wie üblich! – äußerst genial Carl Sagan in diesem Video:

Vielleicht schaffen es die Menschen ja doch nochmal sich ein wenig zusammenzureissen. Und wer SETI ein bisschen unterstützen will, kann das hier tun.


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Kommentare (44)

  1. #1 ulf_der_freak
    2. Mai 2011

    Wofür Forschung, wenn wir doch Wunder haben? Siehe Papst. Gnarpf.

  2. #2 nihil jie
    2. Mai 2011

    @ulf_der_freak

    das grösste wunder wäre wohl wenn sich der verein des popen mal in luft auflösen würde… so mal ganz unvermittelt und plötzlich 😉

  3. #3 Frank Quednau
    2. Mai 2011

    450 Mio für ein Space Shuttle Start?! Da hat die NASA aber auch einen Weg gefunden, wenigstens ein paar Penunsen dem US-Säckel zu entziehen 😉

  4. #4 Klaus
    2. Mai 2011

    Prognose:
    Das Staatsdefizit der USA beträgt z.Zt. rd. 14 Billionen Dollar! Davon wird sich auch die USA nicht erholen! Es sei denn…. bitte bei Clausewitz nachlesen! Von daher wird an allen Ecken und Enden gekürzt. Wie sollte es auch anders sein.
    Den Sozialetat können die nicht mehr kürzen. Die haben nämlich überhaupt keinen!
    Frag mal in China nach. Vielleicht machen die demnächst einen auf Wissenschaftsförderung. Die brauchen aber keine Leute aus dem Westen!
    Die Russen jedenfalls rüsten schon mal in den nächsten 8 Jahren für rd. 4 Billionen Euro militärisch auf! DA bleibt auch nix für besondere wissenschaftliche “Aufgaben”!
    Und die “Doofen” Deutschen versuchen gerade den EURO und die EU zu retten, was aber auch nach hinten los gehen dürfte!
    Nun ja!

    —————————————–
    https://www.weissgarnix.de/

  5. #5 PeteH
    2. Mai 2011

    Im Grunde gebe ich dir Recht,
    man könnte aber zwei Dinge anmerken:

    1.) Rüstungsausgaben fliesen auch in die Forschung (ka wie viel).
    2.) Ohne eine Absicherung der eigenen Infrastruktur könnte, jeder Aggressor eben die eigene Wissenschafts-Infrastruktur vernichten.

    Also auch ohne auf explizite Politik einzugehen, nervt nur die Höhe und (wohl) nicht gegebene Verhältnismäßigkeit.

  6. #6 miesepeter3
    2. Mai 2011

    Da stimme ich Dir voll zu, es ist wirklich bedauerlich und frustrierend, wenn man die Ausgaben für nichtmitlitärische Forschung und dem Militäretat vergleicht. Aber ich glaube, dass das nicht nur ein Ausdruck von Wissenschaftsfeindlichkeit ist.
    Heutzutage hat keiner mehr Angst, dass der Urknall noch nachträglich bei irgendwem Gehörschäden verursachen könnte. Aber die Angst vor dem bösen Nachbarn, der einen überfallen und alles wegnehmen könnte bis hin zum Leben, ist nach wie vor groß (und machmal auch immer noch berechtigt)
    Und je mehr Schizophrene in den jeweiligen Militärs eines Staates sitzen, um so größer wird diese Gefahr ausgemalt und desto größere Summen werden von denen eingefordert und das alles ohne Rücksicht auf Notwendigkeit, Augenmaß und Wirtschaftlichkeit. Es werden machtpolitische Bedürfnisse des Militärs befriedigt und nicht realen Gefahrensituationen Rechnung getragen. Und solange die Angstmacher mehr Gehör finden als die Wissendsdurstigen, wird da immer ein Ungleichgewicht herrschen.

  7. #7 Dirk Westermann
    2. Mai 2011

    Warum muss ausgerechnet SETI als Beispiel dienen? Das Projekt ist genauso überflüssig wie bemannte Weltraumfahrt. Wenn ich etwas getrunken und mich nicht ganz im Griff hätte, würde ich sagen 5 Thomahawks für Gadafi sind sinnvoller als nach Signalen zu suchen, die man niemals finden wird.

  8. #8 mathias
    2. Mai 2011

    Dirk.. wenn man nicht dannach sucht, kann man es auch nie wissen..
    Ist fast so, als wenn man sich damit begnügen würde, dass die Erde eine Scheibe ist, und das reicht zu wissen, anstelle eben Beweise zu finden, dass sie rund ist.
    Hier sieht man nur wieder, das Grundlagenforschung bei manchen nicht gewünscht ist..

    Allein die Möglichkeit die sich bei Seti ergab, dass man selbst seinen Rechner nutzte, um die Daten auszuwerten, oder das man Datensätze beim Planetfinder auswerten konnte, ergab doch völlig neue Möglichkeiten, dass Forschung der breiten Masse näher gebracht wurde. Schon daher haben SETI und solche Projekte schon viel für die Forschung getan, mal davon ab, dass es eine der Schlüsselfragen unserer Generation sind, ob wir Allein im All sind, oder nicht..

  9. #9 klaus
    2. Mai 2011

    Die Amis sind so Pleite wie man nur Pleite sein kann. Und, die Geldschöpfung der FED funktioniert nicht mehr.
    Die Europäer sind auch Pleite. Es ist zwar nicht ganz so dramatisch wie in den USA. Aber schlimm genug. Es scheint fast nur noch eine Frage der Zeit, wann der EURO zusammen bricht!
    ich darf daran erinnern, dass das Haushaltsdefizit Deutschlands rd. 2 Billionen Euro beträgt. Darüber hinaus bürgen wir noch für Heti und Greti! D.h. die Kohle kann man getrost abschreiben!
    Die Russen könnten, wollen aber nicht! Die kaufen demnächst u.a. deutsche Leopardpanzer. Uaaahhhhh…..Wenn das der kleine Österreichische Gefreite des WK I , noch erlebt hätte.
    Die Chinesen rüsten ebenfalls auf, als gings darum den nächsten Krieg zu gewinnen. Alle andren sind froh, dass sie das nackte Leben haben.

    Also, wie, wo, wer soll was bitteschön finanzieren?

    —————————-
    https://www.weissgarnix.de/

  10. #10 Alexander Stirn
    2. Mai 2011

    Für die Kosten des “James Webb Space Telescopes” (falls es überhaupt irgendwann fertig wird) könnte man sogar rund 2500 Jahre nach Außerirdischen suchen. Also alles eine Frage der Prioritäten?

    Und eines verstehe ich nicht: Wenn Grundlagenforschung so billig und so wichtig ist, warum schafft es dann nicht einmal ein derart populäres Projekt wie SETI, seine Teleskope aus Spenden und Sponsorengeldern zu betreiben? Schließlich müsste jeder Amerikaner, wenn man die sinnfreien Zahlenspiele weiterspinnen will, nur 0,8 Cent pro Jahr dafür rausrücken.
    Könnte es sein, dass Wissenschaft und Gesellschaft deutlich unterschiedliche Maßstäbe haben, was wirklich wichtig ist?

  11. #11 Florian Freistetter
    2. Mai 2011

    @Dirk: “Wenn ich etwas getrunken und mich nicht ganz im Griff hätte, würde ich sagen 5 Thomahawks für Gadafi sind sinnvoller als nach Signalen zu suchen, die man niemals finden wird. “

    Tja – glücklicherweise ist die Mehrheit der Menschen nicht so phantasielos wie du. Ansonsten würden wir immer noch in dunklen Höhlen sitzen. “Steine aneinander hauen um Feuer zu erzeugen? Was ist denn das für Unsinn? Das klappt sowieso nie – da ist es wesentlich sinnvoller wir hauen mit den Steinen den Typen aus der Nachbarhöhle auf den Kopf!”

  12. #12 Florian Freistetter
    2. Mai 2011

    @Alexander Stirn: “Könnte es sein, dass Wissenschaft und Gesellschaft deutlich unterschiedliche Maßstäbe haben, was wirklich wichtig ist? “

    Selbstverständlich. Die Mehrheit der Menschen – sicherlich in den USA – wird auf die Frage ob man Geld für die NASA oder Geld für Landesverteidigung ausgeben will sich vermutlich für letzteres entscheiden. Aber deswegen bin ich trotzdem der Meinung, dass Grundlagenforschung wichtiger ist und das hier mehr Geld investiert gehört. Von staatlicher Stelle aber durchaus auch von privaten Sponsoren. Wissenschaft hat halt leider nur keine wirklich große Lobby. Und im Gegensatz zu Kunst oder Sport ist eben die Mehrheit der Menschen nicht wirklich davon überzeugt, das Wissenschaft wichtig ist. Deswegen fehlt auch ein entsprechendes Mäzenatentum bzw. eine entsprechende Sponsorlandschaft (war ja früher mal anders). Aber das heisst ja nicht, dass man das einfach hinnehmen muss. Ich behaupte hier nicht, irgendwelche gesellschaftlichen Mehrheitsmeinungen zu vertreten. Ich vertrete meine Meinung und die lautet in diesem Fall – sehr vereinfacht – das zuviel Geld fürs Militär und zuwenig für Wissenschaft ausgegeben wird. Ändern wird sich das erst, wenn die Gesellschaft das mehrheitlich genauso sieht. U.a. deswegen schreibe ich mein Blog hier: weil ich die Menschen davon überzeugen will.

  13. #13 tschill
    2. Mai 2011

    Florian spricht einen wichtigen Punkt an – die veränderten Bedingungen für Forschung. Grundlagenforschung wird in allen Bereichen nicht mehr unterstützt. Zumindest in der Medizin/Biologie ist es zur Zeit so, daß fast nur noch Projekte mit direkter Verwertbarkeit gefördert werden. Was die Gemeinden schon seit geraumer Zeit tun, der Verkauf des Tafelsilbers, hat nun auch weltweit die Forschungsförderung erfaßt. Was zählt ist der schnelle Gewinn, der sich natürlich in barer Münze ausrechnen lassen muß. Daß damit die Forschung in naher Zukunft auf dem Trockenen sitzt, wenn alles bekannte Wissen in Patente umgesetzt wurde, wen interessiert das schon von den politischen Leistungsträgern. Und natürlich weiß diese Klientel auch nicht, in welchen Zeiträumen Projekte tragfähig werden. Drei Jahre werden mittlerweile schon unter langfristige Planung abgebucht.

  14. #14 jochen
    2. Mai 2011

    Wie passend: ich lese gerade (nach Jahrzehnten wieder) Stanislaw Lems “Die Stimme des Herrn” und bin bass erstaunt über die Aktualität vieler dort erwähnter Aspekte und die kluge Analyse auch der menschlichen Psyche.

    Also: auch auf die Gefahr hin, dass wir zeitlebens nichts hören – wir sind Menschen, wir sind neugierig, wir wollen wissen, was hinter dem Horizont kommt. Also entspricht die Suche auch nach außerirdischem Leben einfach unserer Art – im sprichwörtlichen Sinn!

    Danke für den Aufruf!

  15. #15 Noblinski
    2. Mai 2011

    Es gibt sicher Projekte, die beim Ausbleiben von Ergebnissen schon viel früher eingestellt worden wären. Man muß das immer etwas aus größerer Perspektive sehen. Viele wollen forschen und nicht alle haben wirklich gute Ideen, selbst das Militär kann man nicht einfach zum Schämen in die Ecke stellen. Insbesondere was die bemannte Raumfahrt angeht, ist doch schon länger klar, daß man am effektivsten voran kommt, wenn man sich auf alternative Antriebe konzentriert. Das könnte nämlich später viel Geld sparen.

    Darüberhinaus ist auch der Begriff der Grundlagenforschung umstritten. Ob zu Recht oder nicht, das will ich nicht beurteilen, aber es ist betimmt nicht jeder anspruchsvolle Zeitvertreib von gut ausgebildeten und vor Elan strotzenden Freigeistern automatisch Grundlagenforschung. Der Staat hat ja auch die Aufgabe Prioritäten zu setzen und schöpferische Menschen sinnstiftend zu fördern. In Zeiten größerer Finanzknappheit und Mangel an bestimmten spezialisierten Fachkräften möchte man natürlich möglichst wenig Leute bezahlen, die sich am Rande von Fiktion und Hirngespinsten selbst verwirklichen. Das ist nicht verboten und auch nicht verpönt, aber es werden eben Ingenieure gebraucht, die als Schichtleiter in der Werkhalle stehen oder auf dem Bau, auch wenn das nicht ihr Lebenstraum war. Am besten, jeder fragt sich zuerst einmal selbst, ob er nicht ein bißchen privilegiert ist, wenn er seinen wissenschaftlichen Neigungen nahezu ungehindert und halbwegs solide finanziert nachgehen darf.

  16. #16 Florian Freistetter
    2. Mai 2011

    @Noblinski: “Am besten, jeder fragt sich zuerst einmal selbst, ob er nicht ein bißchen privilegiert ist, wenn er seinen wissenschaftlichen Neigungen nahezu ungehindert und halbwegs solide finanziert nachgehen darf. “

    Jaja – die Wissenschaftler! Alles faule Säcke, denen vom Staat dfas Geld hinten und vorne hineingestopft wird und die dann damit machen können was sie wollen. Und damit natürlich nie irgendwas sinnvolles anstellen ganz im Gegensatz zu den hart arbeitenden Menschen und Ingenieuren die schon von Anfang wussten dass es nichts bringt wenn man lange forscht und studiert. Das ist eh nur ein Zeitvertreib damit sich die Kinder der reichen Bonzeneltern nicht langweilen…

    Realitätscheck? “solide finanziert” sind viele Jobs – aber sicher nicht der des Grundlagenforschers. Der darf sich alle 2 Jahre erneut um Fördermittel bemühen und wenn er dann ein Projekt finanziert bekommt, dann reicht das Gehalt nicht, um eine ganze Familie vernünftig zu finanzieren – die man aber sowieso nicht hat weil man ja erstmal so viel Zeit an der Uni verbracht hat und danach alle paar Jahre den Wohnsitz und die Arbeitsstelle wechseln muss was eine Lebensplanung unmöglich macht. Glaub mir: wegen der finanziellen Sicherheit macht kein Mensch Grundlagenforschung! Dabei wäre gerade das ein Bereich wo man für vergleichsweise wenig Geld sehr viel potentiellen Gewinn erhalten kann. Aber halt nur, wenn man längerfristig denken kann und das ist eine Disziplin die die Politik leider verlernt hat.

  17. #17 Klaus
    2. Mai 2011

    Schon mal was von Wertschöpfung gehört? Nein?. Vielleicht muss man aktiv an diesem Prozess teilnehmen.

  18. #18 mathias
    2. Mai 2011

    @Klaus:

    Wenn man Grundlagenforschung in der Agartechnik betreibt, zbsp wie man Pestizide spart, in dem man die natürlichen Abwehrmechanismen von Pflanzen besser nutzt, oder im bereich der Physik..
    https://www.ted.com/talks/brian_cox_why_we_need_the_explorers.html
    oder im Bereich der materialforschung
    https://www.ted.com/talks/angela_belcher_using_nature_to_grow_batteries.html
    ist man nicht Teil der Wertschöpfung?
    Sag mal hackst?

  19. #19 klaus
    2. Mai 2011

    Ach ja du Traumtänzer!

  20. #20 klaus
    2. Mai 2011

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wertschöpfung

    Einmal VWL Begriffe für Laien!

  21. #21 Trollslayer
    2. Mai 2011

    Ok, das rumgetrolle, von wegen “Grundlagenforschung is eh sinnlos” mal außen vor. Dont feed the trolls und so. Aber 2 Kritikpunkte sind wirklich vernünftig:

    1. Auch wenns nur 2,5 Millionen sind, hätte ich als Entscheider die Wahl, diesen Betrag SETI zu streichen, oder den selben Betrag bei Schulen, Bibliotheken, Obdachlosenheimen etc. ein zu sparen, hätte ich mich nicht anders entschieden. Trotzdem verstehe ich natürlich den Wehmut, der damit einher geht.

    2. Ich hab bei SETI leider nie mitgemacht, aber wenn ich mich nicht täusche, suchen die doch nach Funksignalen, oder? Und dieses Unterfangen wäre wirklich etwas sinnlos. Wie lange funken wir schon ins All? Wie weit sind diese Signale bis jetzt gekommen? Ab welcher Entfernung gehen sie im Rauschen unter? Wenns nicht doch auf dem Mars kleine grüne Männchen gibt, würden Funksignale so lange reisen, dass eine vernünftige Kommunikation kaum vorstellbar wäre. Von der winzigen Chance überhaupt ein Funksignal zu finden mal ganz abgesehen.

    Versteht mich nicht falsch. Ich bin überzeugt davon, dass die Erde nicht der einzige Planet mit Leben ist. Aber ich glaub nicht, dass uns Funksignale jemals zu anderem Leben führen werden.

  22. #22 Ulrich
    2. Mai 2011

    SETI ist trotzdem sinnlos – im Gegensatz zu den restlichen wissenschaftlichen Projekten.
    Rein statistisch gesehen, sogar ohne Begründungen wie Einseitendrehern bei Roten Zwergen (70% der Sonnen) oder die begrenzte Lebensdauer größerer Sonnen heranzuziehen oder auf eine Mindestmenge an Metallen zu bestehen, ist es recht unwahrscheinlich, dass es eine andere techn. orientierte Zivilisation in dieser Galaxis gibt. Selbst mit nur 1% Lg durchschnittlicher Ausbreitungsgeschwindigkeit wäre diese Galaxis binnen 10 mio Jahren besiedelt. Zur Erinnerung: Dieser Planet ist 4,3 milliarden Jahre alt!

    Selbst die Sonde in Project Longshot ist schneller – und was die Menschheit in 1000 Jahren mit einer entsprechenden Infrastruktur im All leisten können wird dürfte deutlich höher sein. Und erst in einer millionen Jahre? Eben!
    Nimmt man 10% Lg Ausbreitungsgeschwindigkeit an, ist diese Galaxis bereits in 1 mio Jahren besiedelt.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Zivilisationen auf so kleinem Gebiet gleichzeitig auf einem Niveau sind, auf dem sie mit Radiowellen kommunizieren können und diese Galaxis noch nicht restlos besiedelt haben, dürfte astronomisch klein sein.
    Oder man muss recht merkwürdige Hypothesen über ALLE anderen Zivilisationen aufstellen – siehe Fermi Paradox. Siedeln kann man ja überall, wo man über eine Energiequelle und ausreichend Materie verfügt, um Habitate zu bauen. Planeten sind ab einem gewissen Niveau recht irrelevant…
    Betrachtet man mehr als diese Galaxis sieht es ganz anders aus – allerdings schafft SETI keinen Empfang außerirdischer Nachrichten aus anderen Galaxien.

    Nichts gegen Grundlagenforschung, aber das jetzige SETI ist einfach nur eine Verschwendung von Ressourcen, die in ein Projekt wie z.B. Einstein@Home (oder andere Projekte) besser investiert wären.
    Ausgerechnet immer SETI als Vorbild zu nehmen finde ich daher ziemlich falsch!

  23. #23 TheBug
    2. Mai 2011

    @klaus: Deine Sorte VWLer sind die A*********r, die bei einem Unternehmen erst mal die Hälfte der Leute rausschmeißen um den Gewinn zu steigern. Lies mal nach was “Nachhaltig” bedeutet.

    Ein VWLer der nicht begreift was Investitionen sind ist einfach nur ein Vollpfosten.

    @Trollslayer: Die Reichweite von nicht gezielt ausgesendeten Funksignalen wie wir sie auch erzeugen liegt locker bei 100-200 Lichtjahren, in dem Umkreis finden sich eine Menge Sterne. Im Verhältnis zu den Kosten ist das Projekt durchaus attraktiv. Immerhin gibt es das BOINC System als Spinoff draus.

    Auch ein Effekt bei Grundlagenforschung, es entstehen oft neue Arbeitsmethoden, die dann auch für andere Dinge Anwendbar sind. Das Apollo-Projekt hat z.B. eine Revolution bei Managementmethoden und Qualitätssicherung ausgelöst, aber das brauchen solche brillianten VWLer wie Klaus ja nicht.

  24. #24 Max
    3. Mai 2011

    Hier ist ein guter Artikel zum Thema auf Cicero: https://www.cicero.de/97.php?item=5621

  25. #25 Florian Freistetter
    3. Mai 2011

    @Trollslayer: “Auch wenns nur 2,5 Millionen sind, hätte ich als Entscheider die Wahl, diesen Betrag SETI zu streichen, oder den selben Betrag bei Schulen, Bibliotheken, Obdachlosenheimen etc. ein zu sparen, hätte ich mich nicht anders entschieden”

    Klar, das ist ein berechtigter Einwand. Andererseits sind wir bzw. die USA ein reiches Land. Wir sollten uns eigentlich Grundlagenforschung UND Schulen leisten können. Abgesehen davon sollte man auch nicht unterschätzen, was gerade Programme wie SETI für die Bildung tun können. Sehr viele Menschen sind davon fasziniert, machen dort mit und kommen so dazu, sich viel intensiver als sie je dachten mit Physik und Astronomie zu beschäftigen.

  26. #26 Stefan
    3. Mai 2011

    Grundlagenforschung hat leider einen schlechten Ruf.

    Grundlagenforschung betreiben nachdem Verständnis vieler, nur irgendwelche abgehobenen Wissenschaftler, die sich mit Prolbemen beschäftigen die keinerlei Bedeutung haben.

    Hightec wird von Apple/Sony und anderen Firmen entwicket, während die Grundlagenforscher in ihrer Uni weiter sich mit “spinnerten” Problemen beschäftigen.

    Jetzt nicht mehr als Biologe arbeitend, höre ich auch oft noch Sprüche wie, “Frösche seziert” “Blumen gezählt”.

    Die gleichen Leute die absolute Apple – Fans sind.
    Das Grundlagenforschung die Grundlage für I-Phone und Co. ist, oder wichtig für die Entwicklung neuer Medkamente ist, kommt ihnen nicht in den Sinn.

  27. #27 mathias
    3. Mai 2011

    Tja.. was hätte es ohne die Grundlagenforschung Laser alles nicht gegeben..
    Man sollte bedenken, dass erst vor kurzem der Vater der CD, und Playstation gestorben ist..
    https://www.laser2000.de/index.php?id=372959
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Vater-der-CD-ist-tot-article3171701.html
    Und so werden wir in den nächsten jahrzehnten von Quantenforschung reden..
    https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-13355-2011-05-02.html
    https://www.scinexx.de/wissen-aktuell-13352-2011-05-02.html
    Ohne die Weltraumforschung, wäre unsere Moderne Kommunikation nicht vorhanden..
    Kein GPS, kein Internet, keine Geoforschung usw usf
    Grundlagenforschung ist lebenswichtig für den Fortschritt..
    Aber wie SETI geht es ja auch in Teilen der Genomforschung
    https://www.pflanzenforschung.de/journal/aktuelles/baumgenomforschung-%E2%80%93-das-aschenputtel-der-genomforschung

  28. #28 Christian Reinboth
    3. Mai 2011

    Ich habe gerade mal die Dollars in Euros umgerechnet und festgestellt, dass allein das Geld, dass hier in Wernigerode für den neuen Auffangparkplatz ausgegeben werden soll bereits ausreichen würde, um das SETI-Projekt für ein ganzes Jahrzehnt(!) durchzufinanzieren – und am Ende würde dabei noch fast eine Million Euros übrig bleiben. Und für andere Dinge werden noch ganz andere Summen investiert. Eigentlich erschreckend – man sollte so eine Infografik auch mal mit entsprechend “deutschen” Beispielen machen. Vielleicht rüttelt man ja doch den einen oder anderen wach (auch wenn ich es zu bezweifeln wage)…

  29. #29 knorke
    3. Mai 2011

    @TheBug
    “@klaus: Deine Sorte VWLer sind die A*********r, die bei einem Unternehmen erst mal die Hälfte der Leute rausschmeißen um den Gewinn zu steigern. Lies mal nach was “Nachhaltig” bedeutet.”
    Das sind eher seine Sorte BWLer. Die VWLer sind die, die erst seit 5 Jahren raffen, dass ein Mensch ebensowenig wie eine Volkswirtschaft auch nur näherungsweise nach dem Prinzip des Homo Oeconominus funktionieren.
    Übrigens @klaus: Wertschöpfung erfordert schöpferisches tätig werden. Die würde heute noch nicht funktionieren, wenn nicht irgendwann mal wer auf die Idee gekommen wäre, auszuprobieren, was man so mit Feuer, Holz und Kohle machen kann. Heute nennt sich das “Ausprobieren” übrigens Forschung, und wie der Name nahelegt ist manche dieser Forschung, nun ja, grundlegend.
    Mal die Keynesianische Gretchenfrage: Wie hältsts du’s eigentlich mit der Kunst? Wird da nicht auch ein Gedanke in ein höherwertiges Gut transformiert (Gedanke->Idee-> Umsetzung in Bild/ Musikstück/ Literatur/ Statue etc.).

  30. #30 TheBug
    3. Mai 2011

    @knorke: Vielleicht sollte man mal die Wirtschaftlichkeit von @klaus durchrechnen…

  31. #31 Anhaltiner
    3. Mai 2011

    Wenn man SETI unter BWL-Gesichtspunkten durchrechnet (der Unterschied BWL/VWL sollte bekannt sein) darf man bei einer simplen Ausgaben-gegen-Ergebnis-Rechnung nicht aufhöhren. Ein wichtiger Punkt eines Unternehmen sind immer auch die Marketingaufwendungen. Der Tausender-Kontakt-Preis (TKP) liefert die Kosten um 1000 Personen zu erreichen. Für 1USD erreicht man einen BOINC-Rechner. Die Suche nach “ET” hat Millionen von Rechnern zu einem Netzwerk zusammen gebracht. Vielleicht ist SETI nicht das wissenschaftlich effektivste Werkzeug aber das medienwirksamste, das ich kenne. Schon komisch auf der einen Seite fordert man Grundlagenforscher auf aus ihren Elfenbeintürmen zu kommen und ihre Arbeit zu erklären (aber bitte ohne n-dimensionale Räume und so) und auf der anderen Seite wird ein Leuchtturmprojekt das jeder Handybenutzer sofort versteht, der schon mal “großer Lauschangriff” gehöhrt hat, eingesellt.

  32. #32 TheBug
    3. Mai 2011

    @Anhaltiner: BOINC ist auf jeden Fall ja ein greifbarer Erfolg von SETI. Auf BOINC läuft mittlerweile eine Vielzahl von Projekten die sonst nicht die Mittel hätten um die notwendige Rechenleistung zu kaufen. Da laufen auch solche Sachen wie die Suche nach Krebs- und Alzheimer-Medikamenten(Kandidaten) anhand von Simulationen.

    Wenn irgendwann mal einer von den Meckerköppen ein Medikament benötigt, dass mit Hilfe von BOINC entwickelt wurde, dann denkt der hoffentlich mal da dran zurück was für einen unsäglichen Scheiß er hier zum Thema Grundlagenforschung von sich gegeben hat.

  33. #33 Captain E.
    3. Mai 2011

    Ich will nicht sagen, dass die Experten in BWL und VWL niemals in die richtige Richtung denken würden, aber leider oftmals nicht weit genug. So ist der Begriff des “Shareholder Values” in der Öffentlichkeit als Symbol von menschenverachtender Raffgier ziemlich verbrannt. Was ist aber für die Aktionäre (= shareholder) wirklich gut? Ständig gute Quartalszahlen? Sicher nicht. Aktionäre profitieren am meisten von einer auf lange Sicht erfolgreich arbeitenden Firma – und dazu gehören etwa auch gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter.

    Zum “Homo Oeconomicus” gibt es übrigens ein interessantes Experiment. Man stelle sich zwei Personen A und B vor. A erhält eine Geldsumme, z.B. 100 €. Er muss nun B etwas abgeben. Der kann annehmen oder ablehnen. Lehnt er allerdings ab, darf A das Geld auch nicht behalten. Das Modell des “Homo Oeconomicus” sagt nun voraus, dass jede Person A die minimale Stückelung von 1 € abgeben und jede Person B akzeptieren würde. Die Idee dahinter ist es, dass B auch schon mit einer minimalen Belohnung zufrieden sein würde, denn 1 € ist nun einmal als 0 €. A könnte damit seinen Gewinn maximieren und fast alles behalten.

    In echten Experimenten hat sich allerdings eine Summe von ungefähr 30 € eingependelt. Darunter lehnen die Empfänger das Geld praktisch komplett ab. Der Mensch ist eben kein reiner “Homo Oeconomicus”.

  34. #34 Anhaltiner
    3. Mai 2011

    Die Frage ist nur ob man dann weis das die Medikamente zuerst auf BOINC untersucht wurden. Die Projekte sind dann wohl schon 10 Jahre beendet (oder wie lange auch immer vor- und klinische Phase dauern)

    Auf jedem Kuli stehen die Nummer der Patente für die verwendeten Farben drauf aber welche Forschungsprojekte für eine bestimmte Funktion eines Produktes nötig waren liest man nirgens.

  35. #35 Basilius
    3. Mai 2011

    Ja ja. Und dann gibt es ja immer wieder die Forderung, daß die “Wissenschaftler” gefällligst aus Ihren Elfenbeintürmchen herauskommen sollen und zu erklären haben, was die da so genau mit dem ach so vielen Geld machen. Und bitteschön so, daß es auch der Desinteressierteste noch ohne nachzudenken versteht.
    Was mich an dieser ganzen Borniertheit am meisten ärgert und auch etwas mutlos werden lässt ist meine Befürchtung, daß es bei einigen Menschen eigentlich völlig egal ist, wieviel man denen gerne erzählen möchte (Schließlich wird ja auch darüber geschrieben. Oder wo sind wir hier gerade?).
    Die Vorurteile bleiben einfach weiter bestehen und werden auf gar keinen Fall geändert. Dabei sind doch die meisten überzeugt davon, daß ein Außenstehender ihren eigenen Beruf gar nicht so einfach beurteilen kann und man diesen auch nicht mit zwei Sätzen erschöpfend erklären kann. Seltsamerweise sind es immer nur die Berufe der anderen, die irgendwie überflüssig sind, in denen nur Mist produziert wird und das Tagwerk aus einer reichhaltigen Popelsammlung besteht. Was vielen Menschen fehlt ist die Zeit und vor allem auch der Wille sich in die Situationen, Bedürfnisse und Anforderungen der anderen hineinzuversetzen.
    Wenn man versucht was zu erklären, dann wird erst mal gar nicht zugehört, sondern es werden einem sofort nur Lügereien und Täuschungsversuche unterstellt, um die eigenen Fleischtöpfe zu sichern (was es sicherlich auch gibt). Es ist ja schön, wenn Menschen eher skeptisch eingestellt sind und einem nicht jeden Schmontz ungeprüft abkaufen, aber ein bisschen mehr wohlwollendes zuhören und eingehen auf Argumente würde ich mir schon hie und da wünschen.

  36. #36 1984
    3. Mai 2011

    Ich denke das ganze Thema “Grundlagenforschung” wird einfach schlecht vermittelt. Damals in der Schule habe ich gerade die naturwissenschaftlichen Fächer nie verstanden und gemocht. Wenn ich gefragt habe wozu man das braucht bekam ich nie eine zufriedenstellende Antwort.
    Auf das große Feld der Wissenschaft bin ich dann erst viele Jahre später gestoßen, weil ich mich zu jemandem entwickelt habe der gerne fragt “wie geht das?”, und so landet man auch irgendwann bei der Grundlagenforschung.
    Dennoch muss ich rückblickend sagen dass das kein Wunder ist, dass ich mit z.b. Physik früher rein garnix anfangen konnte, es sogar zu meinen “Hassfächern” gezählt habe. Meinen Mitschülern ging es da auch kaum anders. Dass dann diese Leute heute lieber den Sportteil der Bild lesen und sich kein bisschen für Wissenschaft interessieren überrascht da kaum. Man hat ja sowieso alles und die nächste Apple Innovation kommt sowieso von selbst.
    Was eindeutig fehlt ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit und eine gescheite Inhaltevermittlung schon in der Schule. Man hätte mich sicher mit 14 schon für das ganze begeistern können, aber leider ist das komplett ausgeblieben.

  37. #37 knorke
    4. Mai 2011

    @Captain E.
    das meine ich ja. Wobei ich schon denke, dass es eine mentale Kosten/Leistungsrechnung beim Menschen gibt, allerdings umfasst diese eben weit mehr als Geldbeträge und deren Optimierung mit gegebeben Ressourcen.
    Nehmen wir zum Beispiel das Konzept des Altruismus.
    Allerdings ist diese Kosten-Nutzen-Rechnung nicht in Form einer deterministischen Gleichung, sondern vermutlich auf Kognitionsheuristiken aufgebaut, also nach Faustregeln, die wir unbewusst nutzen, um unterschiedliche mentale, physische und materielel Kosten und Nutzen miteinander in Beziehung setzen.
    Glücksmaximierung ist ja mittlerweile ein volkswirtschaftliches Konzept, was diesem Umstand erste Rechnung trägt.

    Aber das ist eine Nebenbaustelle des Threads hier. Ich ärgere mich immer noch, dass Grundlagenforschung viel zu schnell in die Ecke rutscht, dass jeder meint, erklären und verteidigen zu müssen, was damit irgendwann mal möglich sein könnte. Dabei birgt die Erkenntnis in sich schon einen Nutzen, und sei es auch nur ein pyschologischer (jetzt sind wir doch wieder thematisch bei dem oberen Teil), nämlich den, eine Frage die ujngeklärt ist zu beantworten oder ein Problem zu lösen. Und wenn Menschen eines können, dass Probleme zu erkennen, Muster zu finden und kreativ erkannte Probleme zu lösen.

    Und mal ehrlich: 2,5 Mio Euro ist gar nichts. Wie kann man sich da über Projekte aufregen, die für ein einziges Jahre 2,3,4, oder meintetwegen 7 Mio kosten? Anscheinend gilt das nur dann nicht, wenn genug Prestige im Spiel ist (CERN) da sind plötzlich auch Riesenbeträge drin (auch wenn da auf jeden Pfennig geschielt wird).

  38. #38 noch'n Flo
    4. Mai 2011

    @ 1984:

    Ich denke das ganze Thema “Grundlagenforschung” wird einfach schlecht vermittelt. Damals in der Schule habe ich gerade die naturwissenschaftlichen Fächer nie verstanden und gemocht. Wenn ich gefragt habe wozu man das braucht bekam ich nie eine zufriedenstellende Antwort.

    Das ist wohl leider ein Problem so manches Pädagogen – nicht vermitteln zu können, wofür man das Gelernte gebrauchen kann.

    In der 11.Jahrgangsstufe hatte ich einen absolut genialen Lehrer im GK Physik. Der war gerade erst von einem 5jährigen Engagement an einer deutschen Schule in Washington zurückgekehrt – und verabschiedete sich nur ein Jahr später in die Entwicklungshilfe nach Simbabwe.

    Um uns zu demonstrieren, dass alle Körper gleich schnell fallen, unabhängig von Grösse und Gewicht, nahm er den Tafelschwamm, stieg aufs Lehrerpult, liess den Schwamm fallen und sprang ungelenkt hinterher. Das war nicht im geringsten synchron und zeigte überhaupt nicht das, was er demonstrieren wollte, war aber ein absoluter Brüller.

    Interessant war übrigens, dass in seinem Unterricht die letzten Volldeppen unseres Jahrgangs, die sonst nur 5en und 6en einsammelten, plötzlich 2er und 1er schrieben. Während die Jahrgangsbesten, die sich ihren Stand vor allem durch stures Auswendiglernen erarbeitet hatten, total abgekackt sind. Und in seinem Unterricht schrieben die Mädchen im Schnitt deutlich bessere Noten als die Jungs – für einen Physiklehrer eine bemerkenswerte Leistung.

  39. #39 Basilius
    4. Mai 2011

    @noch’n Flo

    Das ist wohl leider ein Problem so manches Pädagogen – nicht vermitteln zu können, wofür man das Gelernte gebrauchen kann.

    Ja, das ist ein Problem. Allerdings erkennt man das erst dann so richtig, wenn man selber in der Situation ist, anderen was erklären zu wollen und die dann tatsächlich mit sinnvollen/unsinnigen oder gar fundamentalen Grundlagenfragen daherkommen. Wenn man da nicht gut vorbereitet ist (meint nicht den Lehrstoff!), dann kommt man sehr schnell ins gewaltige Schwimmen. Und Deine Schüler merken das sofort und finden auch nichts lustiger als das. Die können da wirklich grausam sein.
    In der Arbeitswelt ist das meist etwas anders, da hier die meisten ja vom Chef einfach zum Lernen geschickt werden. Die sind dann zu 90% eher die braven Auswendiglerner.
    Am schönsten ist es echten Unterricht für wirklich interessierte zu machen. Da hat man mit den ganzen pädagogischen Fallstricken nicht so stark zu kämpfen.
    Wobei ein Lehramtsstudium ja eigentlich auch gerade darauf ordentlich vorbereiten sollte. Natürlich heißt das nicht, daß jeder Lehrer, der auf die Schüler losgelassen wird das dann auch perfekt beherrscht. Aber ich für meinen Teil kann über meine Lehrer wirklich nicht klagen. Die allermeisten von denen waren zumindest ordentlich in ihrer Arbeit. Ich kann mich nur an ganz wenige erinnern, welche pädagogische Wildsäue waren. Ich verstehe sowieso den allgemein grotesk schlechten Ruf der Lehrer in Deutschland nicht. Kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hatte ich ja auch nur Glück, aber in praktisch allen Fächern kann ich mich an mindestens einen herausragend guten Lehrer erinnern, der es innerhalb eines Jahres geschafft hatte mir sein Thema so gut nahezubringen, daß auch spätere Langweiler das nicht mehr kaputtmachen konnten. Die Freude am Fach war dann einfach nachhaltig vorhanden und ging auch nie wieder weg. Die Motivation ist hier sicherlich auch stark von der großen Frage: “Wozu brauche ich den Mist?” abhängig. Nachdem ich das begriffen hatte lief es in diesem Fach deutlich besser.
    Kennt außer mir eigentlich noch jemand diesen Effekt?

  40. #40 H.M.Voynich
    4. Mai 2011

    Ein weiterer Sieg der Drumlins über die Arroways …

  41. #41 Redfox
    8. Mai 2011

    Man muss einfach Projekte finden bei denen sich NASA und US Armee überschneiden:

    “YAY FOR GUANTÁNAMOON!

  42. #42 Callahan29Shannon
    15. Juni 2011

    This is good that people are able to get the mortgage loans moreover, it opens up new possibilities.

  43. #43 rolak
    29. Dezember 2011

    Frisch aus der Sortierungssichtung: Ein Beispiel für die Nichtplanbarkeit der Grund­la­gen­forschung.

  44. #44 Basilius
    29. Dezember 2011

    @rolak
    Sehr schön dokumentiert.
    Ich hoffe ja schon, daß sich durch solcherlei stetige Erwähnung von tatsächlichen, realen Beispielfällen die Erkenntnis der “Nichtplanbarkeit der Grund­la­gen­forschung” durchsetzt und weiter verbreitet.