Die USA sind gerade dabei, zu sparen. Und natürlich erwischt es dabei wieder die Forschung; ganz speziell die Grundlagenforschung. Dazu gehört zum Beispiel das LISA-Experiment (Laser Interferometer Space Antenna) bei dem mit speziellen Satelliten im Weltall nach Gravitationswellen gesucht werden soll. Aber auch andere Forschungsvorhaben bekommen nun kein Geld mehr. Eines der bekanntesten ist SETI, die Suche nach intelligenten außerirdischen Leben.
SETI ist bekannt und populär, vor allem auch wegen des damals neuen Ansatz, die Auswertung der Daten auszulagern und sie von normalen Heim-PCs erledigen zu lassen. Mittlerweile gibt es viele solcher “Citizien-Science“-Projekte; ein paar davon wie Planet Hunters oder Solar Stormwatch habe ich hier schon vorgestellt. SETI@home war und ist aber besonders populär. Man installiert sich ein simplex Programm und immer wenn der Computer gerade nichts zu tun hat, lädt er sich ein paar der Beobachtungsdaten des SETI-Projekts herunter und probiert darin, eventuelle Signale außerirdischen Lebens zu finden. Es ist schon eine coole Vorstellung, dass man selbst gerade derjenige ist, dessen Computer die ersten Hinweise auf außerirdisches Leben findet.
Gut, es ist ein wenig eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Aber keine Science-Fiction sondern etwas, was tatsächlich möglich. Wenn es irgendwo anders im All auch noch intelligentes Leben gibt (und die meisten Wissenschaftler gehen wohl davon aus), dann kommen die vielleicht auch auf die Idee, ihre Existenz bekannt zu machen und senden entsprechende Signale ins All. Warum auch nicht – immerhin haben wir das auch gemacht. Abgesehen von der Schwierigkeit, so eine Botschaft dann im Fall des Falles zu entschlüsseln und der gewaltigen Menge an Daten, die es hier zu analysieren gilt ist die Suche selbst eigentlich recht simpel. Man braucht nur einige Radioteleskope die ständig den Himmel absuchen und nach passenen Signalen horchen. Der mögliche Erkenntnisgewinn ist dagegen enorm und gar nicht hoch genug einzuschätzen! Man stelle sich vor, wir wüssten tatsächlich zweifelsfrei Bescheid, dass es anderswo im All noch weitere intelligente Lebewesen gibt!.
Jetzt wurden SETI aber Mittel gestrichen und das Allen Telescope Array, eine Anlage aus 42 Radioteleskopen in Kalifornien kann nicht mehr betrieben werden. Aber gut, was soll man machen, wenn gespart werden muss. Finanzkrise und so, das Geld ist knapp und da muss eben manches dran glauben. Alles schön und gut. Nur: Wissenschaft ist nicht wirklich teuer. Sie – und vor allem die Grundlagenforschung – hat nur leider keine große Lobby und insofern kann man hier relativ geschützt vor aufgebrachten Menschen (aufgebrachten Wählern!) plakativ Geld “sparen”. Aber so wirklich viel Geld bringt es nicht. Auf jeden Fall nicht, wenn man es mit anderen Ausgaben vergleicht. Im Blog Microcosmologist hat man nun eine sehr instruktive Infografik erstellt. Hier ist sie – klickt sie an, um die große Version zu sehen:
Ein Jahr SETI kostet 2.5 Millionen Dollar (1.7 Millionen Euro). Gut, das ist für uns Normalsterbliche viel Geld. Aber vergleicht man das mit dem, was die USA für andere Dinge ausgeben, dann relativiert sich das ziemlich. In der Infografik steht jede Teleskopschüssel für 2.5 Millionen Dollar. Wenn die USA irgendwo 5 Tomahawk-Raketen abschiesst, dann ist das schon genauso teuer wie ein Jahr SETI-Forschung. Für das, was ein Flugzeugträger kostet, kann man ganze 1800 Jahre nach Außerirdischen suchen. So richtig dramatisch wird es aber, wenn man sich das Ende der Grafik ansieht. Dort sind einerseits das gesamte Jahresbudget der NASA aufgelistet (18.7 Milliarden Dollar), andererseits das Budget des Verteidigungsministeriums: 664 Milliarden Dollar! John von Microcosmologist schreibt dazu:
“Imagine what we would know about the universe if those two were swapped. (And maybe we could still lead the world by sheer power of inspiration.)”
Ja, man stelle sich tatsächlich mal vor, die Budgets von NASA und Verteidigungsministerium wären vertauscht! Eine utopische Vorstellung… aber was könnten wir alles über uns, unsere Welt und das Universum in dem wir leben herausfinden wenn wir dafür das Geld zur Verfügung hätten, dass momentan einfach nur dazu verwendet wird, Kriegsmaterial und Kriege zu finanzieren. Der großartige Neil deGrasse Tyson hat heute via Twitter folgendes gesagt:
“Two American goals that took a decade, and more than $100 billion to achieve: 1) Walk on the Moon 2) Find Bin Laden”
Ja, manchmal wundert man sich schon, was wir Menschen für Prioritäten setzen… Jetzt kann man natürlich immer noch der Meinung sein, dass es unsinnig ist, 2.5 Millionen Dollar jedes Jahr für die Suche nach Aliens auszugeben, egal wieviel Geld anderswo verschwendet sind. Immerhin sind 2.5 Millionen ja viel Geld! Richtig, aber man kann nicht oft genug betonen, das Grundlagenforschung wichtig ist! Immerhin ist es GRUNDLAGENforschung. Ja, angewandte Forschung bringt schnell Ergebnisse, Patente und neue Produkte die man verkaufen kann (und damit Geld!). Aber das geht alles nur, wenn man vorher die Grundlagen kennt. Und da lässt sich halt vorher nicht sagen, wo und was man erforschen muss um später brauchbare Anwendungen zu kriegen. Es stimmt schon, selbst wenn wir wissen, dass es irgendwo anders intelligentes Leben gibt, dann bringt uns das kein Geld ein. Aber man stelle sich vor, was diese Erkenntnis für unser Selbstverständis als Menschen; für unsere gesamte Kultur bringen würde! Wie sie unseren zukünftigen Weg als Spezies beeinflussen könnte! Es gäbe wohl kaum eine wissenschaftliche Entdeckung, die uns Menschen nachhaltiger und grundlegender verändern würde als die Erkenntnis, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen im Kosmos sind und das sich nicht alles nur um uns dreht! Und diese Erkenntnis bekommt man vielleicht für den Gegenwert einer Handvoll Raketen deren einziger Zweck es ist, Dinge kaputt zu machen und Menschen zu töten!
Warum es keine Geldverschwendung ist, nach intelligenten Lebewesen im All zu suchen, erklärt – wie üblich! – äußerst genial Carl Sagan in diesem Video:
Vielleicht schaffen es die Menschen ja doch nochmal sich ein wenig zusammenzureissen. Und wer SETI ein bisschen unterstützen will, kann das hier tun.
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