Matthias Pröfrock, ein CDU-Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg, musste seinen Doktortitel abgeben. Wie die Universität Tübingen sagt, hat er “in nicht unerheblichem Maße” fremde Texte abgeschrieben und als seine eigene geistige Leistung ausgegeben. Und was macht Herr Pröfrock nun? Legt er sein Mandat nieder?
Nein, natürlich nicht. Es waren ja gerade erst Wahlen meint er. Und: Die Wähler “haben mich sicher nicht wegen meines Doktortitels gewählt”. Warum also sollte er zurücktreten?
Lieber Herr Pröfrock: Meinen sie wirklich, die Menschen in Baden-Württemberg hätten sie gewählt, wenn sie gewusst hätten, dass sie bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit betrogen haben? Meinen sie wirklich, die die Menschen in Baden-Württemberg hätten sie gewählt, wenn sie gewusst hätten, dass sie einfach so die Texte anderer Leute geklaut, in ihre Doktorarbeit kopiert und als ihre eigenen Ideen ausgegeben hätten?
Sie müssen kein Doktor sein, um gute Politik zu machen! Es geht nicht darum, ob sie einen Doktortitel haben oder nicht (darum ging es auch bei ihrem Kollegen Karl-Theodor nicht). Es geht darum, dass sie anscheinend keine Hemmungen hatten, sich die Arbeit anderer Wissenschaftler anzueignen, als ihre eigene auszugeben um sich so unverdient und unrechtmäßig einen akademischen Abschluss und einen Doktortitel zuzulegen! Wenn die Menschen das vor der Wahl gewusst hätten, meinen sie, sie hätten sie gewählt? Und jetzt, wo die Menschen darüber Bescheid wissen, meinen sie, die Menschen sehen in ihnen noch einen Volksvertreter (das ist es, was sie als Politiker tun: das Volk vertreten), dem man vertrauen kann? Wo sie doch schon deutlich demonstriert haben, dass dem nicht so ist? Wenn sie noch einen Funken Anstand haben, dann legen sie ihr Mandat gefälligst nieder!
Ernsthaft, Aussagen wie die von Pröfrock regen mich fast noch mehr auf als das wissenschaftliche Fehlverhalten an sich. Sie zeigen deutlich, wie wenig diese Leute eigentlich verstehen, was sie da getan haben. Wie wenig sie von Wissenschaft verstehen und der Bedeutung von wissenschaftlicher Arbeit. Ein Doktortitel macht sich gut auf der Visitenkarte? Also studieren wir halt ein bissel und wenn die Zeit nicht reicht, dann schreiben wir einfach ab, was soll schon passieren. Und wenn doch was passiert: Ups. Geben wir den Titel halt wieder zurück, so wichtig war es eh nicht. Probieren kann man es ja, hat halt nicht geklappt. Den Wählern ist es eh wurscht, die merken eh nicht, was man da getan hat. Sagen wir, wir haben ein paar Fußnoten schlampig geschrieben – wegen sowas muss niemand zurück treten.
Politikern wie Guttenberg, Koch-Mehrin, Chatzimarkakis oder Pröfrock fehlt anscheinend jedes Unrechtsbewusstsein. Es ist ihnen anscheinend absolut nicht klar, dass es nicht in Ordnung ist, sich einen wissenschaftlichen Abschluss zu erschleichen in dem man akademische Leistungen vortäuscht, die in Wahrheit von anderen Wissenschaftlern stammen. Anscheinend meinen viele Politiker tatsächlich, sie könnten machen was sie wollen ohne für ihr Fehlverhalten gerade stehen zu müssen so wie der Rest der Bevölkerung. Widerlich!
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