Ein guter Tag für die Wissenschaft. Er hat es nicht glauben wollen, aber nun ist der Doktortitel von Jorgo Chatzimarkakis weg. Die Universität Bonn hat nun auch offiziell festgestellt, was man schon seit langem auf VroniPlag selbst nachprüfen konnte: Chatzimarkakis hat Texte fremder Autoren plagiiert. Aber so wie die bisher des Plagiats überführten Politiker scheint auch Chatzimarkakis nicht wirklich der Meinung zu sein, er hätte etwas falsch gemacht.
Ich habe mich ja schon über den CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Pröfrock aufgeregt der, nachdem er des wissenschaftlichen Betrugs überführt wurde, keinerlei Konsequenzen zog und weiterhin auf Kosten der Steuerzahler im Landtag von Baden-Württemberg den Volksvertreter spielt. Denn die Menschen hätten “ihn ja nicht wegen seines Doktortitels gewählt”. Nein, das haben sie nicht. Aber hätten sie gewusst, dass Pröfrock die Ideen anderer geklaut und als seine eigenen ausgegeben hat, dann hätten sie das Kreuz bei der Wahl vielleicht woanders gemacht. Man stelle sich vor, einem Politiker wird nachgewiesen, dass er den Ferrari, mit dem er durch die Gegend fährt, nur geklaut hat. Reicht es dann, das Auto zurückzugeben und mit dem Hinweis “Die Leute haben mich ja nicht wegen meines tollen Autos gewählt” im Amt zu bleiben? Oder wäre es vielleicht doch angebracht, die Konsequenzen aus dem Verhalten zu ziehen und zurück zu treten?
Pröfrock scheint jedenfalls kein wirkliches Unrechtsbewusstsein zu haben. Genauso wie Silvana Koch-Mehrin, die trotz ihres Plagiats keine Hemmungen hatte Mitglied im Forschungsausschuss der EU zu werden und zukünftig die Wissenschaftspolitik Europas zu gestalten. Nach massiven Protesten der wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland gab sie diesen Posten zwar wieder auf – spielt aber weiter die Volksvertreterin in Brüssel. Das sie mit ihren Plagiaten irgendwas falsch gemacht hat, scheint ihr nicht in den Sinn zu kommen. Es ist ihr nicht mal zu peinlich, die Schuld am Entzug ihres Doktortitels auf ihre Betreuer abzuwälzen. Denn die hätten ja merken müssen, dass sie abgeschrieben hab und weil sie nichts dazu gesagt haben, darf man ihr jetzt den Titel nicht aberkennen. Klar, und wenn ich im Laden einen Fernseher klaue ohne das es jemand merkt, gehört er danach auch ganz offiziell mir und ich habe nichts falsches getan.
Dass diesen Leuten nicht nur jeder Sinn für Recht und Unrecht fehlt sondern auch jegliches Verständnis für das, was Wissenschaft eigentlich ausmacht, zeigt aber ganz besonders Jorgo Chatzimarkakis. Ist der eine Doktortitel weg, holt man sich halt einfach einen neuen:
“Verliert er den Titel, dann schreibt er eben eine zweite Dissertation: ‘Ich habe meinem Großvater versprochen, das durchzuziehen, dazu stehe ich.'”
berichtet die Saarbruecker Zeitung.
Herr Chatzimarkakis, ich weiß nicht, ob sie das hier lesen. Aber haben sie gemerkt, wie ich das gerade gemacht habe, als ich die Stelle aus der Zeitung zitiert habe? Ich habe den Text kopiert und an Anfang und Ende je ein Anführungszeichen gesetzt. Und dann hab ich noch die Quelle verlinkt. Bei ihrem Motto “Keine Stelle ohne Quelle” ist nämlich nicht nur das Wort “Quelle” wichtig sondern auch das Wort “Stelle”. Das scheinen sie irgendwie übersehen zu haben, der Spiegel schreibt über sie:
“Für seine politikwissenschaftliche Dissertation, die auf der Internetplattform VroniPlag ins Visier von Plagiatsjägern geraten war, nimmt der FDP-Politiker in Anspruch: “Keine Stelle ohne Quelle.”
Kein einziger Text sei aus einem Werk übernommen worden, das nicht in einer Fußnote oder im Literaturverzeichnis auftauche.”
Und sie selbst sagen auf ihrer eigenen Homepage:
“Die Universität Bonn kritisiert aber, dass nicht ausreichend klar sei, wie sich eigener gegen fremden Text abgrenze. Also: Keine Stelle ohne Quelle – jedoch ohne Gänsefüßchen.”
Haben sie’s gemerkt? Da waren wieder die beiden Anführungszeichen. Ist gar nicht schwer! Wenn sie einfach nur auflisten, woraus sie zitiert haben, ohne dabei kenntlich zu machen WAS sie zitieren, dann ist das ganze kein Zitat mehr sondern ein Plagiat. Es braucht eben nicht nur die Quelle, sondern auch die Stelle. Und auf jeden Fall mit Gänsefüßchen. Und das ist übrigens auch in Harvard und Oxford so.
Naja – zumindest steht nicht zu befürchten, dass Chatzimarkakis bei seinem zweiten Dissertationsversuch nochmal abschreibt. Selbst wenn er so dumm sein sollte und es probiert wird diese Doktorarbeit vermutlich extra gründlich geprüft werden. Aber es ist schon deprimierend zu sehen, wie wenig Unrechtsbewusstsein diese Politiker haben. Wir normalen Menschen könnten uns das nicht erlauben.
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