Beim aktuellen Wetter fällt das Freibad ja leider aus. Die diversen Museen und sonstigen Attraktionen in Jena haben wir schon alle durch und im Kino läuft auch nichts Spannendes. Was also macht man, wenn man sich an einem Schulferiensamstag nicht zuhause langweilen will? Genau, man fährt nach Merseburg 😉 Gut, bis jetzt kannte ich diese Stadt nur wegen ihrer Zaubersprüche. Aber unsere Recherchen haben ergeben, dass es dort auch noch das “Deutsche Chemie-Museum Merseburg” und einen “Luftfahrt- und Technik-Museumspark” geben soll. Und mit der Bahn braucht man nur ein wenig mehr als eine Stunde von Jena nach Merseburg. Klingt also alles nach einem idealen Ziel für einen Tagesausflug.
Naja. Nachdem die Bahn es geschafft hatte, auf einer Strecke von 20
Kilometern 30 Minuten Verspätung einzusammeln, wir unseren Anschlußzug
verpassten und dann eine Stunde später in Merseburg angekommen sind,
haben wir uns auf den Weg zum Campus der Fachhochschule Merseburg gemacht. Dort sollte sich auch das Chemie-Museum befinden.
So war es dann auch, allerdings war es ganz anders, als wir dachten… Bei “Chemie” denkt man ja erstmal an bunte Flüssigkeiten, brodelndes Zeug und qualmende Experimente. Deswegen habe ich auch bei einem Chemie-Museum damit gerechnet, auf etwas in dieser Art zu treffen. Einen Ort, bei dem man experimentieren und die Chemie kennen lernen kann.
Das Chemie-Museum in Merseburg war im Prinzip auch genau so ein Ort.
Aber eben anders. Denn Chemie ist ja natürlich nicht nur das
Herumspielen mit bunten Flüssigkeiten sondern vor allem eine große
Industrie in der unzählige Produkte hergestellt werden, die für unser
modernes Alltagsleben unerläßlich sind. Merseburg mit den Leunawerken ist so chemisches Industriezentrum und daher passt es recht gut, wenn man hier die diversen Geräte und Anlagen dieser chemischen Industrie besichtigen kann:
Das Museum war – bis auf einen Raum – eine reine Outdoor-Anlage, vollgestopft mit diversen Gerätschaften:
So kryptisch wie die chemischen Formeln waren auch viele Geräte…
Das hier war immerhin leicht zu erkennen:
Man hat sich oft wirklich Mühe gegeben…
… und interessante Ausstellungsstücke zusammen getragen.
Nur leider ist es ein wenig schwer, als interessierter Laie dort auch wirklich etwas über Chemie zu lernen. Der Park ist voll mit Technik – aber man bräuchte hier wirklich eine fachkundige Führung die ein bisschen Leben in die Geräte bringt und erklärt, was dort genau gemacht wurde und wozu wir das Zeug brauchen, das dort produziert wird. An einigen Ausstellungsstücken gab es zwar große Hinweisschilder – aber ohne chemisches Vorwissen ist man da schnell überfordert.
Vielleicht war ja jemand aus der Leserschaft schon mal dort und hat eine Führung erlebt? Es würde mich sehr interessieren, wie so etwas dort abläuft. Bei unserem Besuch war der Park allerdings komplett menschenleer, weder Besucher noch Personal war irgendwo zu finden (auch nicht im Informationshäuschen). Das ausgestorbene Gelände (der komplette FH-Campus war übrigens tot und menschenleer) passte zwar gut zu den ausrangierten Geräten, war aber auch irgendwie trostlos.
Etwas mehr Leben gab es dann im Luftfahrt- und Technik-Museum. Schon von weitem sahen wir die alten DDR-Interflug-Maschinen, die im Außengelände des Parks standen. Und drinnen gab es dann Flugzeuge, Autos und technische Geräte in Hülle und Fülle:
Hauptsächlich natürlich Zeugs aus der ehemaligen DDR bzw. anderen Staaten des Ostblocks.
Autos und Flugzeuge interessieren mich persönlich nicht so wirklich. Die ebenfalls ausgestellte Alltagstechnik fand ich da schon interesssanter:
Alte Fotoapparate, Nähmaschine, Fernseher, Radios oder Plattenspieler – es gab quasi alles. Auch eine komplett eingerichtete “Ost-Küche”:
Ich muss sagen, dass ich von der Ausstellung etwas enttäuscht war. Man sieht zwar, dass sich hier Menschen mit jeder Menge Liebe für alte Technik engagieren und probieren sie zu erhalten. Andererseits ist es aber wirklich eine klassische Ausstellung. Die Sachen stehen dort, und man kann sie sich anschauen. Nicht mehr. Auf jedem Teil klebt ein “Bitte nicht anfassen” Schild und bis auf wenige Ausnahmen (die “Ost-Küche” und ein ähnlich eingerichtetes Wohnzimmer) sind die Sachen einfach ohne ersichtliches Konzept oder Struktur hingestellt worden. Ein Raum voller Nähmaschinen, ein Raum voller Feuerwehrautos, ein Raum voller Fotoapparate. Im Gegensatz zu einem “normalen” Museum gibt es kaum Versuche, irgendwas zu erklären. Wer sich alte Autos und Flugzeuge anschauen will, ist hier richtig. Wer was über Autos und Flugzeuge lernen will, der sollte lieber in ein anderes Museum gehen.
Ich hab mich dann aber doch noch gefreut, als ich zwischen den ganzen Trabis dieses Gefährt hier entdeckt habe 😉
Nach all der alten Ostblock-Technik haben wir es jedenfalls wieder zurück in die Zukunft geschafft 😉 Und wenn noch jemand andere interessante Museumstipps hat – egal ob zu Chemie, Autos oder sonstigen Themen – bin ich immer dankbar!
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