Tolle Bilder vom Himmel gibt es ja jede Menge. Manchmal sind aber auch Bilder dabei, die uns ganz besonders ansprechen. Meistens, weil sie uns an andere Dinge erinnern. Wie zum Beispiel die Hand die nach den Sternen greift oder der herzförmige Nebel. Beim Weltraumteleskop Chandra hat man kürzlich wieder ein Bild dieser Art veröffentlicht. Die beiden Galaxien auf dieser Aufnahme seinen uns ganz eindringlich auf sich aufmerksam machen zu wollen:
Man sieht hier das interagierende Galaxienpaar VV 340. Die Aufnahme ist eine Kombination aus einem Röntgenbild von Chandra und Bildern des Hubble-Weltraumteleskops die im sichtbaren Bereich des Spektrums aufgenommen wurden. Die obere Galaxie – VV 340 North – betrachten wir genau entlang ihrer Kante während wie der unteren – VV 340 South – direkt ins Gesicht blicken. In astronomisch gesehen relativ kurzer Zeit, in ein paar Millionen Jahren, werden die beiden aufeinandertreffen uns sich zu einer neuen Galaxien vereinigen. Die wird dann keine schöne Spiralgalaxie mehr sehr sondern eine sogenannte “elliptische Galaxie”. Also kein scheibenförmiges Sternensystem mehr sondern ein gewaltiger, kugelförmiger Haufen von Sternen. Dieses Schicksal steht übrigens auch unserer Milchstrasse bevor: in ein paar Milliarden Jahren wird sie in etwa auf die gleiche Art und Weise mit der Andromedagalaxie verschmelzen wie die beiden VV 340-Galaxien im Bild.
Die zwei sind übrigens auch noch aus anderen Gründen interessant. Sie gehören zur Gruppe der LIRGs. Das sind “Luminous Infrared Galaxys” bzw. Galaxien die bis zu hundert Mal mehr Strahlung im Infrarotbereich abgeben als die normalen Galaxien – galaktische Heizkörper, quasi. Warum sie das tun, ist noch nicht so wirklich klar. Vielleicht entstehen dort gerade besonders viele neue Sterne. Oder das supermassereiche schwarze Loch im Zentrum der Galaxie hat gerade eine aktive Phase, verschluckt ein bisschen Gas und Staub und gibt dabei Strahlung ab. Im Fall von VV 340 scheint die erhöhte Infrarotstrahlung eher auf die Sternentstehung zurückzugehen. Das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer hat die Gegend ebenfalls beobachtet:
Man erkennt zuerst einmal deutlich, dass man deutlich weniger erkennt 😉 Das liegt natürlich daran, dass die Wellenlänge von Infrarotstrahlung viel größer ist als die des optischen bzw. Röntgenlichts – und deswegen braucht man auch viel größere Teleskope, wenn man eine hohe Auflösung haben will. Man sieht außerdem auch, dass die nördliche Galaxie wesentlich mehr Infrarotstrahlung (in rot) abgibts, als die südliche. Die dominiert dagegen bei der UV-Strahlung (die in blau ebenfalls ins Bild eingefügt ist). Das zeigt klar, dass die beiden Galaxien sich auf unterschiedlichen Entwicklungsniveaus befinden und sich verschieden schnell entwickeln.
VV 340 macht also zu Recht mit einem großen “!” auf sich aufmerksam. Ob es wohl irgendwo auch ein “?” gibt? Offene Fragen sind da draußen jedenfalls noch genug zu finden 😉
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