Als ich mich 1999 gerade das erste Mal ernsthaft mit Astronomie beschäftigt habe und dabei war, für meine Diplomarbeit zu arbeiten, kannte man etwa ein Dutzend extrasolare Planeten. Die Leute die auf diesem Gebiet forschten, kannte alle Systeme mit Exoplaneten und ihre Parameter auswendig und jede neue Entdeckung eines Planeten war eine kleine Sensation über die man im Büro diskutierte. Heute hat sich die Situation enorm verändert.
Wir kennen jetzt schon 661 extrasolare Planeten. Fast täglich werden neue Entdeckungen gemacht und auch die Experten kennen längst nicht mehr alle Systeme. Und wenn erstmal alle Daten der Raumsonden wie Kepler oder CoRoT ausgewertet sind, dann werden tausende neue Planeten dazu kommen. Aber auch die erdgebundenen Observatorien haben ihre Methoden mittlerweile so weit entwickelt, dass sie die Planeten gleich dutzendweise entdecken. Michel Mayor (der 1995 gemeinsam mit Didier Queloz den ersten extrasolaren Planeten um einen normalen Stern entdeckt hatte) hat mit seinen Kollegen gerade die Entdeckung von 50 neuen Exoplaneten bekannt gegeben.
Das ist bis jetzt die größte Zahl an Exoplaneten deren Entdeckung auf einmal bekannt gegeben wurde. Mayor und seine Kollegen haben die Radialgeschwindigkeitsmethode benutzt. Das bedeutet, sie haben das Lichtspektrum eines Sterns untersucht und geschaut, ob sich dort Spektrallinien periodisch verschieben. Wenn sie das tun, ist das ein Zeichen dafür, dass der Stern ein wenig wackelt und sich mal auf uns zu und mal von uns weg bewegt. Das wiederum ist ein Zeichen dafür, dass der Stern von einem Planeten umkreist wird, der mit seiner Gravitationskraft ein wenig an dem Stern zerrt. Glücklicherweise besitzt die europäische Südsternwarte (ESO) einen ganz hervorragenden Spektrographen: HARPS. Das steht für “High Accuracy Radial velocity Planet Searcher”. HARPS ist bisher das erfolgreichste Instrument bei der Suche nach Exoplaneten und nun hat man sich 376 sonnenähnliche Sterne vorgenommen und bei ihnen nach Planeten gesucht. Die Ausbeute hat alle Erwartungen übertroffen. 50 Planeten hat man gefunden und 16 davon fallen in die Kategorie der “Supererden”, d.h. sie sind nur wenig schwerer als unser Planet (mit dabei ist auch die kürzlich verkündete zweite Erde).
Mittlerweile ist die Zahl der entdeckten Planeten auch groß genug, um vernünftige statistische Abschätzungen durchführen zu können. Aufgrund ihrer Beobachtungen gehen Mayor und seine Kollegen davon aus, dass etwa 40 Prozent der sonnenähnlichen Sterne einen Planeten besitzen, der kleiner ist als Neptun. Das ist eine wirklich beeindruckende Zahl! Wenn das wirklich so ist, dann gibt es in unserer Milchstrasse ein paar Milliarden Planeten!
Hier gibt es die ganze Geschichte nochmal als schönes Video:
Das lässt für die Zukunft spannende Ergebnisse erwarten. Besonders mit dem neuen Gerät, das 2016 an der europäischen Südsternwarte in Betrieb genommen wird. Es trägt den schönen Namen ESPRESSO. Das steht für „Echelle SPectrograph for Rocky Exoplanet and Stable Spectroscopic Observations” („Echelle-Spektrograf für Exo-Gesteinsplaneten und zuverlässige spektroskopische Beobachtungen”) und wie der Name schon sagt wird man damit kleine, erdänliche Planeten finden können. Michel Mayor ist zuversichtlich:
“In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren sollten wir eine Liste potenziell bewohnbarer Planeten in der Nachbarschaft unserer Sonne vorlegen können. Diese Liste ist ein unverzichtbarer Ausgangspunkt für zukünftige Beobachtungen, die nach spektroskopischen Spuren von Leben in den Atmosphären von Exoplaneten suchen.”
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