Erst kürzlich, am Denkfest in Zürich, hatte ich wieder die Gelegenheit, einen Science Slam zu beobachten. So was ist immer ein tolle Sache und wer das Vergnügen noch nicht hatte, der sollte das unbedingt nachholen! Zur Not findet man auch im Internet einige Videos der Beiträge, in denen junge Forscherinnen und Forscher ihre Arbeit unterhaltsam und verständlich darstellen. Zum Beispiel das von Christian Bertsch von der Pädagogischen Hochschule in Wien, der am 15 März 2011 den dritten Wiener Science Slam gewonnen hat. Sein Thema lautete: “Der Nerd im weißen Mantel – wie Jugendliche Wissenschaft sehen”

Ich bin ja schon lange der Meinung, dass in jeden Schullehrplan auch verpflichtend ein Modul gehört, in dem erklärt wird, WAS Wissenschaft ist und WIE sie funktioniert. Man bekommt ja in Schule (und teilweise auch auf der Universität) nur die reinen Fakten präsentiert. Das ist natürlich auch wichtig – aber man sollte schon auch wissen, wie man dieses Wissen überhaupt gewonnen hat. Welche Fehler hat man auf dem Weg gemacht und wie probiert man sicher zu stellen, dass man möglichst wenig weitere Fehler macht?

Es kann auch nicht schaden, den Kontakt zwischen Schulen und Forschungseinrichtungen zu intensivieren. Wie sonst sollen Kinder ihre Vorurteile gegenüber der Wissenschaft verlieren? Aber dann sind wir wieder beim alten Problem: Wissenschaftler haben zu wenig Motivation, um sich in der Öffentlichkeitsarbeit zu engagieren (und Lehrer vermutlich ebenfalls zu viele andere Probleme, um sich vernünftig um solche Projekte kümmern zu können). Man bräuchte eine völlig neue Bildungs- und Forschungspolitik. Aber sowas ist heutzutage ja leider reine Science-Fiction… Solange Politiker mehrheitlich nicht fähig oder willens sind, länger als bis zum nächsten Wahlkampf zu denken, wird sich hier nichts Grundlegendes ändern. Und ich habe nicht das Gefühl, dass Politiker mit Visionen und der Fähigkeit, langfristig denken zu wollen, große Chancen in der aktuellen politischen Szene habe…

Kommentare (42)

  1. #1 Bjoern
    17. September 2011

    @Florian:

    Ich bin ja schon lange der Meinung, dass in jeden Schullehrplan auch verpflichtend ein Modul gehört, in dem erklärt wird, WAS Wissenschaft ist und WIE sie funktioniert.

    Wird sicher von vielen Lehrern schon angesprochen (ich nehme mir z. B., wenn Zeit ist, auch immer ein wenig Zeit, um über die induktive und die deduktive Methode in der Wissenschaft zu reden) – wird aber leider (wie das allermeiste, was man in der Schule hört) in Nullkommanix wieder vergessen. Hm, vielleicht sollte man das als verpflichtenden Prüfungsstoff bezeichnen, dann wird’s sicher besser gemerkt… 😉

    Man bekommt ja in Schule (und teilweise auch auf der Universität) nur die reinen Fakten präsentiert. Das ist natürlich auch wichtig – aber man sollte schon auch wissen, wie man dieses Wissen überhaupt gewonnen hat.

    Hier verstehe ich nicht ganz, was du meinst. In naturwissenschaftlichen Schulfächern ist es doch absolut üblich, dass Experimente vorgeführt oder von den Schülern selbst gemacht werden – also sehen die Schüler doch, wie das Wissen gewonnen wird…?

    Welche Fehler hat man auf dem Weg gemacht und wie probiert man sicher zu stellen, dass man möglichst wenig weitere Fehler macht?

    Hm, wäre natürlich nicht schlecht, sowas auch mal anzusprechen. Aber da ergibt sich wieder das Problem, dass die Lehrpläne eh schon viel zu voll gestopft sind. Man kann das sicher hin und wieder mal erwähnen – aber ob das dann bei den Schülern auch hängen bleibt, wage ich zu bezweifeln…

  2. #2 Bullet
    17. September 2011

    aber man sollte schon auch wissen, wie man dieses Wissen überhaupt gewonnen hat.

    Da muß ich Bjoern beipflichten. Ich hab damals (okay, das war Chemie-LK) auch alle Atommodelle in der chronologischen Reihenfolge der Erstellung durchgenommen, und es wurde auch imer schön erklärt, welche Entdeckungen neue Modelle erforderlich machten. Das geht als Herleitung schon gut durch. Aber es war natürlich nie die Rede davon, warum diese und jene Experimente so und so designt wurden, um die Schwächen der Vorgänger-Modelle herauszuarbeiten. Da kommt es dann auf die Erklärtiefe an …

  3. #3 MartinB
    17. September 2011

    @Bjoern
    “also sehen die Schüler doch, wie das Wissen gewonnen wird…? ”
    Wirklich? Zu meiner Zeit konnte man Experimente selbst machen oder zusehen. Aber wie daraus Wissen gewonnen wird, das wurde nicht erklärt. Dann müsste man nämlich die Schüler selbst die Experimente entwerfen lassen, statt einfach nur vordefinierte Experimente nachzuspielen. Denn das wissenschaftliche Denken äußert sich doch gerade in dem Schritt: Hypothese – Experiment zum Überprüfen Entwerfen.

    Der Schritt fehlte bei uns eigentlich immer – aber vielleicht ist das ja heutzutage besser?

  4. #4 Bjoern
    17. September 2011

    @MartinB:

    Zu meiner Zeit konnte man Experimente selbst machen oder zusehen. Aber wie daraus Wissen gewonnen wird, das wurde nicht erklärt.

    Man erkennt aus dem Experiment, wie Größen zusammen hängen. Warum findest du, dass das nicht “Wissen gewinnen” ist?

    Dann müsste man nämlich die Schüler selbst die Experimente entwerfen lassen, statt einfach nur vordefinierte Experimente nachzuspielen. Denn das wissenschaftliche Denken äußert sich doch gerade in dem Schritt: Hypothese – Experiment zum Überprüfen Entwerfen.

    Na ja, in sehr engen Grenzen wird das auch gemacht – z. B. diskutiert man mit den Schülern öfters erst mal, von was die gesuchte Größe (sagen wir mal, Kraft) abhängen könnte (sagen wir mal, Masse), und wie man denn einen Versuch aufbauen könnte, in dem man diese Abhängigkeit überprüft. Aber das ist halt dann doch meist mit relativ enger Lenkung durch den Lehrer.

  5. #5 WolfgangK
    17. September 2011

    Eigentlich will ich nicht nerven und es ständig wiederholen, aber in der Tat fehlt an den Schulen die Einsicht, den jungen Menschen überhaupt erst einmal beizubringen, wie man wissenschftliche Erkenntnisse von pseudowissenschaftlichem oder esoterischem Unsinn unterscheidet. Das Resultat des in der Vergangenheit sträflich vernachlässigten Stoffes hatte ich erst kürzlich hier beschrieben. Auch wenn es sich wie eine Groteske liest, es ist keine…

  6. #6 MartinB
    17. September 2011

    @Bjoern
    “Man erkennt aus dem Experiment, wie Größen zusammen hängen. ”
    Ja, aber das hat eben mit wissenschaftlichem Denken nicht viel zu tun. Wissenschaftliches Denken ist im Kern doch das Auftsellen von Hypothesen und das Überlegen, wie man diese überprüfen kann. In vom Lehrer genau vorgefertigten Experimenten messen, dass Spannung und Strom proportional sind, hatte zumindest für mich eher was von Dressur, mit Denken hat das wenig zu tun.

    Und man sieht dabei auch nicht, dass wissenschaftliches Denken eigentlich etwas ist, das man im Alltag braucht – wenn man zum Beispiel sein Fahrradlicht reparieren muss und sich fragt, was denn nun kaputt ist. Denn das funktioniert ja letztlich genau so.

    “z. B. diskutiert man mit den Schülern öfters erst mal, von was die gesuchte Größe (sagen wir mal, Kraft) abhängen könnte (sagen wir mal, Masse), und wie man denn einen Versuch aufbauen könnte, in dem man diese Abhängigkeit überprüft.”
    Ja, das ist schon eher sinnig, aber die Lenkung durch den Lehrer ist eben immer noch ein Problem. Aber vermutlich liegt das auch daran, dass man als Lehrer so viel *Stoff* (sprich Fakten) durchnehmen muss, dass für ein wildes Brainstorming und freies Rumprobieren die Zeit einfach nicht reicht.

  7. #7 Bjoern
    17. September 2011

    @Martin:

    Aber vermutlich liegt das auch daran, dass man als Lehrer so viel *Stoff* (sprich Fakten) durchnehmen muss, dass für ein wildes Brainstorming und freies Rumprobieren die Zeit einfach nicht reicht.

    Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. 😉

    Die neueren G8-Lehrplänen an bayerischen Gymnasium sind aber meines Wissens schon eher so konzipiert, dass die Schüler (wissenschaftliche) Methoden kennen lernen sollen, also weniger auf’s Faktenwissen konzentriert. Da ich aber nicht mehr am Gymnasium unterrichte, kann ich weder zu der Konzeption noch zur Umsetzung viel sagen…

  8. #8 Antitainment
    17. September 2011

    Ich sehe fuer meinen Teil das Problem nicht nur in einer fehlenden Linie in der Politik sondern auch in einem gesellschaftlichen Defizit.
    Hier sind Eltern, oeffentliche Einrichtungen und deren Mitarbeiter und die Medien genauso einzubinden.
    Zusaetzlich wuerde ich es befuerworten, dass schon wesentlich frueher das Interesse an Wissenschaft und dem pilosophischen/theoretischen Unterbau in Angriff genommen wird, z.B. im Kindergarten, Grundschule etc.
    (es gab meines Wissens schon mal in Ba-Wue ein Einstein Projekt in Kindergaerten)

    Zudem sollte diese Thematik auch in Foerder-, Haupt- und Realschulen nicht unter den Tisch fallen – Wer mal einer durchschnittlichen Hauptschulabschlusspruefung beiwohnen durfte wird diese Sorge teilen koennen.

  9. #9 Kallewirsch
    17. September 2011

    Brauchst dir doch nur so manchen ansehen, der hier im Blog aufschlägt. Wissenschafter wissen grundsätzlich alles, sind neunmalklug, sind immer an der Erlangung der Weltherrschaft beteiligt, sind nicht offen für neues, leben in einer anderen Welt.

    Ist im Grunde genau das gleiche nur von einer älteren Personengruppe vorgebracht.

    Sowas erleb ich auch ab und an, obowhl es in letzter Zeit schon nachgelassen hat. Informatiker sind die mit dem Kugelschreiberetui in der Brusttasche, gehen zu Lachen in den Keller, zeichnen sich für alles Ablaufpläne, sind i-Tüpfel-Reiter. Das ganze Klischee aus “The Big Bang Theory” halt.

  10. #10 Polaris
    17. September 2011

    Also wir, in der Schweiz, haben in der Schule sehr genau untersucht, was Wissenschaft ist und ihre Methoden analysiert. Es wurden nicht nur Prüfungen dazu abgelegt, sondern zwei Projektwochen darauf gebaut:
    -Die eine Gruppe befasste sich mit Forschungen im Bereich Technologie und bauten schliesslich ein aerodynamisches Fahrzeug mit alternativem Antrieb.
    -Die zweite Gruppe ging in den Wald und in die Berge und erforschte unbekannte Prozesse in der Natur.
    -Die dritte Gruppe, mein Favorit, befasste sich mit vergleichenden Religionswissenschaften.
    Zum Schluss wurden die drei Projekte miteinander verglichen und es ergaben sich interessante Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der theoretischen Vorgehensweise als auch der schliesslich angewandten Methodik, wie die einzelnen Teilnehmer miteinander arbeiteten und auch in den Projektphasen an und für sich.

    Trotzdem; vieles was ich in der Schule lernte, war für die Katz, und deshalb:

    Zitat, “Ich schlage vor, Lernprogramme für die Volksschulen auszuarbeiten, welche dieses Bewusstseinsdefizit ausgleichen.” (…) “Vielleicht sollten wir Unwesentlicheres weglassen, um den jungen Menschen das zu vermitteln, was ihr Leben und ihre Zukunft tatsächlich massgeblich beeinflusst. Sie sollten zumindest darüber informiert sein, dass die mechanische Physik, die sie lernen müssen, aus dem 17. Jahrhundert stammt und längst erweitert worden ist.” (…) “Eine Zivilisation, die es zulässt, dass die geistige Entwicklung von der äusseren Technologie überholt wird, befindet sich nicht nur auf einer gefährlichen Gratwanderung, sie ist generell auf einem Weg, auf dem die wesentlichen Lebensqualitäten allmählich verloren gehen.” Zitat Ende, aus dem Artikel Quantenphysik und Bewusstseinssprung

  11. #11 HaDi
    17. September 2011

    Und wieder der Link zu einem kurzen, schön klingenden PDF einer Seite, die neben Quantenheilungsseminaren und Sternbringer-ausbildung u.A. auch diese mit Sternenlicht bestrahlten Kristalle verkauft. Ab 89 SFr, mit Zertifikat, dass das Dingens wirklich mal unter´s Teleskop gehalten sein soll kostet´s aber 25 SFr Aufpreis.

    Klar, wer so was unter´s Volk bringen will, den stört es, dass in der Schule zu viel “unnötiges Wissen” vermittelt wird…

  12. #12 unsermond
    17. September 2011

    Also ich habe in meiner Schulzeit nur von den Erfolgen der Wissenschaft gehört (von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen). Und auch heute wird Wissenschaft mE nur über die Erfolge vermittelt.
    Áuch Wissenschaftler selbst verschweigen Fehlschläge gern. Was ja vielleicht verständlich ist. Aber auch ihre “Berichterstatter” folgen ihnen darin beinahe willenlos. Habe gehört, dass die deutsche Wikipedia derzeit darüber diskutiert (oder vor kurzem darüber diskutiert hat), den Namen Heim zu killen, weil seine Theorie – die ÜL-Raumschiffe möglich gemacht hätte – endgültig widerlegt worden ist (URL habe ich momentan nicht parat). Was eigentlich nur heißen kann, dass man bei Wikipedia nur Wissenschatler für relevant hält, deren Theorien (oder auch Experimente) von Erfolg gekrönt sind. Das widerspricht ja wohl ganz eklatant dem Geist der Wissenschaft. Leider folgt dieser Denke ja wie gesagt auch (fast) jeder Lehrplan.
    Aber Einstein war nicht deshalb erfolgreich, weil er ein unnahbares Genie war, sondern weil man mit seinen Theorien jede Kritik an diesen Theorien erfolgreich widerlegen konnte.

  13. #13 MartinB
    17. September 2011

    @Unsermond
    “Áuch Wissenschaftler selbst verschweigen Fehlschläge gern”
    Das würde ich so nicht voll unterschreiben – klar sind simple Fehlschläge oft einfach nicht relevant (es hilft niemandem, zu wissen, wo ich mich verrechnet habe…). Aber auf Konferenzen hört man z.B. ziemlich oft Vorträge, in denen Leute erzählen, was sie gerade *nicht* verstehen und erklären können.

  14. #14 unsermond
    17. September 2011

    Gebe ja zu, dass Heim ein schlechtes Beispiel ist (weil er mit der Community nichts zu tun hatte und wahrscheinlich auch nichts zu tun haben wollte). Bemerkenswert an diesem Beispiel (und mehr als ein Beispiel sollte es ja nicht sein) finde ich nur die Reaktion der deWiki-Admins. Und vielleicht, dass es ein Amerikaner war, der sich die Heimschen Texte erst mühsam ins Englische übersetzen musste, um sie danach mathematisch “abzuklopfen”. (Habe die URL noch immer nicht parat.)
    Ein wissenschaftlicher Fehlschlag wäre zum Beispiel die Ansicht, die Theoretiker bis 1995 ohne jeden Anflug von Zweifel vertreten haben, dass es keinen jupiterähnlichen Planeten geben kann, der seinen Stern näher als 5 AE umkreist. Fast 2 Jahrzehnte wurden verschwendet, weil jeder Praktiker dieser Theorie blindlings gefolgt ist.

  15. #15 Florian Freistetter
    17. September 2011

    @unsermond: “Fast 2 Jahrzehnte wurden verschwendet, weil jeder Praktiker dieser Theorie blindlings gefolgt ist.”

    ??? Die Methoden waren 1975 noch nicht wirklich gut genug, um irgendwo Hot Jupiters zu finden. Und wenn die Beobachter alle blindlings der Theorie anhingen, wieso wurden sie dann doch entdeckt?

  16. #16 NK
    17. September 2011

    @unsermond Bedenke, dass “Wikipedia” keine Organisation ist, sondern nur ein Ort, wo sich viele Individuen treffen und ihren individuellen Willen ausüben. Einen Löschantrag stellen kann zum Beispiel jeder Idiot und genug Idioten tun es auch. Aber wenn der Löschantrag dann da ist finden sich immer auch genug Leute, die demjenigen dann den Vogel zeigen. Bei Wikipedia ist es eben andersrum: Da hört man nur von den Fehlschlägen, von den Erfolgen redet kaum jemand 😉

  17. #17 S.K.Paden
    17. September 2011

    @polaris
    Ich glaub es hackt!
    Bist Du zu jung und in der Schule mit Wissenschaft nur in Form von “vergleichender Religionswissenschaft” in Kontakt gekommen oder bist Du einfach mit Sentiments und Ressentiments vollgefüttert und greifst nach Sternen und Quanten wie Müllers Lieschen nach dem Groschenliebesromänchen, bloß um ein emotionales inneres Desaster mit was “Höherem” zu füttern? Quantenphysik ist nicht konsumierbar und verdaulich. Da brauchts erst mal eine gehörige Portion Abstraktionsvermögen. Und wenn Du Dir vorher ein bisschen Newton oder so rein ziehst (den Deine “Quantenphysik und Bewußtseinssprung – Schnösel für Wissen halten, “das erst mal aufgegeben werden musste” und das Du wahrscheinlich als Schulwissen “für die Katz” definierst, dann schadet Dir das nicht wirklich.
    Bewußtseinssprung in geistige Agonie – das propagiert die Seite, auf die dein Link verweist. Und das mit nem Bisschen Quantenphysik verbrämt – da fühlt sich Lieschen Müller ja so wirklich voll intellektuell und jebildet.

  18. #18 TheBug
    17. September 2011

    Bei Polaris ging der Bewusstseinssprung offensichtlich voll ins Leere.

  19. #19 unsermond
    17. September 2011

    @FF
    die Suche nach Exoplaneten per Radialgeschwindigkeit wurde mW 1980 aufgenommen. Also fast 2 Jahrzehnte. Und gefunden wurde 51 Peg b trotz der Theorien. Die Entdecker mussten sich erst frei machen von den Theorien, nach denen es so etwas wie 51 Peg b nicht geben dürfte. Anderen, wie Walker, Campbell, Marcy, Butler ist das – zT über ein Jahrzehnt lang – nicht gelungen.

  20. #20 unsermond
    17. September 2011

    @FF
    die Suche nach Exoplaneten per Radialgeschwindigkeit wurde mW 1980 aufgenommen. Also fast 2 Jahrzehnte. Und gefunden wurde 51 Peg b trotz der Theorien. Die Entdecker mussten sich erst frei machen von den Theorien, nach denen es so etwas wie 51 Peg b nicht geben dürfte. Anderen, wie Walker, Campbell, Marcy, Butler ist das – zT über ein Jahrzehnt lang – nicht gelungen.

  21. #21 Florian Freistetter
    17. September 2011

    @unsermond: “die Suche nach Exoplaneten per Radialgeschwindigkeit wurde mW 1980 aufgenommen. Also fast 2 Jahrzehnte. “

    Ja. Aber trotzdem waren 1980 die Methoden noch nicht gut genug um irgendeinen Exoplaneten zu finden.

    “Die Entdecker mussten sich erst frei machen von den Theorien, nach denen es so etwas wie 51 Peg b nicht geben dürfte.”

    Mayor & Queloz hatten deswegen den ersten entdeckt, weil sie die beste Software hatten und ihre Daten sofort nach der Beobachtung anschauen konnten. Und deswegen 51 Peg gleich fanden, also sie den Stern beobachteten. Der Rest hatte die Daten am Computer rumliegen und mit der Auswertung gewartet (u.a. auch deswegen, weil sie nicht mit kurzperiodischen Planeten gerechnet hatten). Gefunden hätten sie die Planeten aber trotzdem – aber nicht viel früher; schon gar keine 20 Jahre. Nicht wegen der bösen Theoretiker, sondern weil eben die Methoden nicht gut genug waren.

    Ich empfehle das Buch hier: https://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/05/planetenjager.php Oder das hier: https://www.amazon.de/gp/product/3502151342/ref=as_li_ss_tl?ie=UTF8&tag=astrodisimple-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=3502151342

    Weisst du, Wissenschaft ist ein andauernder Prozess von Versuch und Irrtum, von Verifizierung und Falsifikation. Theoretiker stellen Hypothesen und Theorien auf; Beobachter bestätigen oder widerlegen sie. Wissenschaft untersucht viele Sackgasse und macht oft Fehler. Aber all das ist normal; anders lässt sich Wissenschaft nicht betreiben und ein wirklich objektiver Prozess zur Erkenntnisgewinnung kann auch nicht anders funktionieren. Leider wissen das viele nicht (weils auch in der Schule nicht gelehrt wird) und machen aus jeder Überarbeitung die eine wissenschafliche (wie z.B. die der Planetenentstehung) Theorie immer wieder erfährt, sofort eine gewaltige Krise und tun so als, wäre hier weiß Gott was für ein Skandal abgelaufen…

  22. #22 arlacta
    17. September 2011

    Es ist wirklich sehr wichtig, Kinder und Jugendliche an die Wissenschaft heranführen. Meines Erachtens sollte man vermehrt Schülerlabore u. Ä. einrichten…

  23. #23 nihil jie
    17. September 2011

    Jetzt fand ich endlich ein wenig Zeit mir den Artikel durch zu lesen… und ich mach`s auch kurz und schmerzlos weil ich gleich auch ins Bett will 🙂


    Ich bin ja schon lange der Meinung, dass in jeden Schullehrplan auch verpflichtend ein Modul gehört, in dem erklärt wird, WAS Wissenschaft ist und WIE sie funktioniert.

    Der Meinung bin ich allerdings auch. Das kann eine große Hilfe im späteren Leben sein…

    Zu dem wird eine Wissenschaft gerade durch die Methodik und Herangehensweise, die angewendet wird um etwas zu untersuchen, erst zu einer Wissenschaft. Oder anders herum… An einer Methodik und Herangehensweise erkennt man, ob es sich um eine Wissenschaft handelt oder nicht. Die Art wie ich als Musiker mein Instrument einsetze, macht auch die Art der Musik aus die gespielt wird… um das metaphorisch zu umschreiben.

    Gute Nacht 😉

  24. #24 eine dreistigkeit
    17. September 2011

    ich hab mir das video nur zuende angeguckt damit der zeigt wies in der box aussieht und dann WTF????

  25. #25 Carsten
    18. September 2011

    Um mal zum Thema von Florian zu kommen…

    Wenn Wissenschaftler für die Zukunft sicherstellen wollen, dass sie gehört und ernstgenommen werden, dann MÜSSEN sie sich neue und interessante Wege erdenken, denn gegen RTL2, SAT1 und Konsorten wird der Kampf bald verloren sein, sollte es so weitergehen.
    Und dieser Kampf muss gegen die Verdummung geführt werden, und er wird nicht erst heute geführt, dieser Kampf findet bereits seit Goethe, Lessing und Schiller statt. Er war immer da, und heute sehen wir das als Ergebnis, das von diesen Herren vorhergesehen wurde.

    Aufklärung findet in der BILD, auf PRO7, SAT1 und RTL2 in Sendungen statt, die ein sehr großes Publikum haben und wissenschaftlich gesehen grausig falsche Informationen auf pseudowissenschaftlicher Basis präsentieren, und zwar in glaubwürdiger Verpackung präsentiert.

    Die bekannte Synchronstimme von Gilian Anderson aus Akte-X, die mir in dieser fiktiven Serie gottweißwas vorfantasiert, erzählt mir in schlecht recherchierten “Dokus” auf demselben Sender irgend einen Schwachsinn und versucht, mir das als wissenschaftliche Erkenntnis zu verkaufen.
    Was soll man da noch machen?

    Und zum Thema Politik:
    Es ist vollkommen unmöglich geworden, als Politiker wissenschaftliche Fakten zur Basis eines Gesetzes zu machen, da die unsinnige, von Medien geschürte Angst längst die größere Macht besitzt.

    Beispiel gefällig?
    Neue Stromtrassen sind notwendig, um die umweltfreundliche Windenergie zu transportieren. Man betrachte nur die Landschaft an der A4.
    Aber kaum kommt ein “Journalist” daher, und berichtet von angeblichen Sorgen der Bevölkerung über “Elektrosmog”, schon spriessen die Bürgerinitiativen dagegen aus dem Boden.
    Und die Auflage stimmt wieder. Unsinn ist das, richtig. Aber der wird geglaubt. Die wissentschaftlichen Erkenntnisse dazu spielen dann keine Rolle mehr. Das ist nichtmehr wegzukriegen, da kann man noch so sachliche Diskussionen versuchen.

    Das ist das eigentliche Problem.
    Wie soll denn der Aufwand gebracht werden, den Kindern von Anfang an Vernunft und selbständiges Denken beizubringen, wenn sie in ihrer Freizeit nur von völligem Mist bombardiert werden?

  26. #26 unsermond
    18. September 2011

    @FF
    Wir scheinen aneinander vorbei zu reden. Das sage ich ja, dass Irrtümer zur Wissenschaft gehören (siehe mein erstes Post). Von “Skandal” oder “gewaltiger Krise” habe ich auch nicht gesprochen. Habe mir nur erlaubt darauf hinzuweisen, dass die Theoretiker in diesem Punkt daneben lagen. Deswegen sind sie nicht “böse”. Was ist so schlimm, das zu sagen? Oder zuzugeben? Du tust so, als wäre es ehrabschneidend, wenn man auf Irrtümer hinweist.

  27. #27 Florian Freistetter
    18. September 2011

    @unsermond: “Was ist so schlimm, das zu sagen? Oder zuzugeben? Du tust so, als wäre es ehrabschneidend, wenn man auf Irrtümer hinweist. “

    Nichts. Vielleicht habe ich das wirklich falsch verstanden. Es klang für mich so, als würdest du den Theoretikern hier ankreiden, die wissenschaftliche Welt durch ihr irrationales Beharren auf ihren Theorien (was ja so nicht stattgefunden hat), Jahrzehntelang gebremst zu haben und als wäre es locker möglich gewesen, schon in den 1970ern Exoplaneten zu finden, wenn denn nur die Theoretiker nicht so doof gewesen wären. Das stimmt aber so nicht und wenn du das eh nicht gemeint hast, ist es ok. Die Theorie der Planetenentstehung wurde durch die Entdeckung der ersten Exoplaneten modifiziert. Aber das heisst nicht, dass man vorher, ohne die Beobachtungsdaten vorliegen zu haben, einfach eine andere Theorie aus dem Ärmel hätte schütteln können. Man kannte die 8 Planeten unseres Sonnensystems und für die passte die Theorie gut. Neue Beobachtungen bringen neue Erkenntnisse und neue Theorie.

  28. #28 Bullet
    18. September 2011

    @eine Dreistigkeit:
    dann hat das Video ja wunderbar geklappt. Du darfst dir also jetzt ein System ausdenken, von dem du glaubst, daß es zu den im Video sichtbaren Beobachtungen paßt.

    Wenn du ein Modell aufstellst und hier zur Diskussion stellst (und du die möglichen Einwände der anderen Kommentatoren entkräften kannst – oder dein Modell ggfs. modifizierst, falls einer der Einwände berechtigt ist), dann hast du wissenschaftlich gearbeitet.

    Wenn du das Ding nur für ein Wunder hältst und dann den es-gibt-mehr-zwischen-Himmel-und-Erde-Spruch bringst, bist du ein Esofuzzi.

    Wenn du behauptest, diese kleine Kiste mit den Schnüren sei eine Erfindung des CIA, in der ein kleiner Computer mit Servos steckt, die bestimmte Schnüre zu bestimmten Zeiten einziehen, damit es so aussieht, als könne man einfache Erklärungen für das Phänomen finden und alle Kritiker der CIA dumm dastehen lassen – dann bist du eine Verschwörungsphantastin.

    Your turn.

  29. #29 Bjoern
    18. September 2011

    @Bullet: Na, ein bisschen kann man die Empörung von “eine dreistigkeit” schon verstehen – immerhin wird im Video (etwa bei 2:55) gesagt, dass die Frage am Schluss aufgelöst werden würde… (wenn ich’s richtig verstehe – an dieser Stelle redet er nicht gerade besonders verständlich, sondern nuschelt eher in sich rein)

  30. #30 Bullet
    18. September 2011

    @Bjoern: er sagt wörtlich “Wir werden’s nachher auch auflösen können”. Es ist aber nicht einmal gesagt, daß diese Auflösung noch im zeitlichen Rahmen des Videos stattfindet. 😉

  31. #31 TheBug
    18. September 2011

    Ich finde die Frage aber durchaus auch interessant wie diese Kiste funktioniert. Grundsätzlich denke ich mal wird es ein so einfacher Trick sein, dass man einen Facepalm macht, wenn man es denn sieht. Momentan habe ich aber noch keine Idee.

  32. #32 Jesi
    18. September 2011

    ein bayrischer gymnasiast hat bis zum abitur doppelt so viel religionsunterricht wie biologieunterricht. ich denke wenn man den missstand auflöst könnte man den kindern wirklich was beibringen.

  33. #33 Bjoern
    18. September 2011

    @Jesi:

    ein bayrischer gymnasiast hat bis zum abitur doppelt so viel religionsunterricht wie biologieunterricht.

    Bitte was? Wo nimmst du denn diese Zahlen her? Laut offiziellen Lehrplänen (nachzulesen z. B. hier: https://www.isb.bayern.de/) hat ein bayerischer Gymnasiast insgesamt 16 Stunden Religion und 12 Stunden Biologie; hinzu kommt noch der biologische Anteil im Fach Natur und Technik, der sich auch nochmal auf etwa 3 Stunden summiert, gibt also insgesamt 15 Stunden Biologie. Ist 16 bei dir das Doppelte von 15…?

  34. #34 Dausch
    18. September 2011

    Grundsätzlich denke ich mal wird es ein so einfacher Trick sein, dass man einen Facepalm macht, wenn man es denn sieht.

    So ist es 🙂

    Die zwei Schnüre (eine oben, eine unten, gleich lang) sind innen einfach einmal umeinander geführt; strafft man die eine, zieht es beide Enden der anderen ganz hinein.

  35. #35 Polaris
    19. September 2011

    @S.K.Paden· 17.09.11 · 20:39 Uhr
    ≤blockquote>Bist Du zu jung und in der Schule mit Wissenschaft nur in Form von “vergleichender Religionswissenschaft” in Kontakt gekommen oder bist Du einfach mit Sentiments und Ressentiments vollgefüttert und greifst nach Sternen und Quanten wie Müllers Lieschen nach dem Groschenliebesromänchen, bloß um ein emotionales inneres Desaster mit was “Höherem” zu füttern?

    Ich weiss nicht genau warum Du fragst, aber ich scheue keine Antwort: Ersteres ganz und gar nicht und das andere schon eher, nur, dass die wahrheit doch etwas komplizierter ist, als Du es Dir wahrscheinlich vorstellen kannst (wenn wir schon grad dabei sind, alles besser über den andern zu wissen).

    Quantenphysik ist nicht konsumierbar und verdaulich. Da brauchts erst mal eine gehörige Portion Abstraktionsvermögen. Und wenn Du Dir vorher ein bisschen Newton oder so rein ziehst (den Deine “Quantenphysik und Bewußtseinssprung – Schnösel für Wissen halten, “das erst mal aufgegeben werden musste” und das Du wahrscheinlich als Schulwissen “für die Katz” definierst, dann schadet Dir das nicht wirklich.

    Äh, nein, unwahrscheinlich! Ich bin da in etwa der gleichen Meinung wie Du!

    Bewußtseinssprung in geistige Agonie – das propagiert die Seite, auf die dein Link verweist. Und das mit nem Bisschen Quantenphysik verbrämt – da fühlt sich Lieschen Müller ja so wirklich voll intellektuell und jebildet.

    Lustig, das selbe habe ich eben von Dir gedacht. Was ein Jufall :d

  36. #36 Florian Freistetter
    19. September 2011

    Ich hab absolut keine Lust, mir jeden Artikel von Polaris und den daraus entstehenden Troll-Diskussionen kaputt machen zu lassen. Also lasst das bitte.

  37. #37 Flat Eric
    19. September 2011

    “Ich bin ja schon lange der Meinung, dass in jeden Schullehrplan auch verpflichtend ein Modul gehört, in dem erklärt wird, WAS Wissenschaft ist und WIE sie funktioniert.”

    Ne du, viel sinnvoller wäre es, wenn die Schüler Blogs wie deinen lesen würden. 🙂

  38. #38 Polaris
    19. September 2011

    Soll ich gehen?

    Wäre wunderbar, aber du machst es ja – trotz diverser Ankündigungen deinerseits – leider nicht.

  39. #39 Muddi & theBlowfish
    20. September 2011

    Tja, bei der momentanen Entwicklung täte Wissenschaft und Forschung echt mal mehr PR gut zu Gesicht-
    die “andere Seite” versteht sich besser auf dieses Spielchen, deshalb kann sich Bullshit so verbreiten.

  40. #40 Jörg
    20. September 2011

    die “andere Seite” versteht sich besser auf dieses Spielchen, deshalb kann sich Bullshit so verbreiten.

    Die versteht sich nicht zwingend besser darauf, die hat nur viel mehr Zeit, weil sie sich nicht mehr der nervigen echten Forschung befassen muss; und viel mehr Freiraum weil sie einfach Kram erfinden kann.

  41. #41 Muddi & theBlowfish
    20. September 2011

    Naja, Jörg, auch.
    Aber schau doch allein mal die Vorträge an, die da in Züri noch so am Veranstaltungsort laufen- 6x Bullshit und EIN Godklümpchen.

    Schau Dir mal die gut geölte (oder geschmierte?) HP Propagandamaschinerie an. Wie gut das funktioniert.

    Und hör Dir mal Forscher an der Uni an- es heisst da ja Forschung UND Lehre- aber das ist bereits schwer unter einen Hut zu bringen nur den Studenten auch noch das Wissen zu vermitteln und dann sollen die auch noch den Kindern oder ganz allgemein dem breiten Publikum den Stoff verständlich näher bringen- Alles aus den spärlichen Mitteln?

    BTW: Bitte nicht die blödsinnigen Links von Polaris anklicken- der/die ist nicht so doof, wie sie/er/es tut. Mit den Klicks steigt der Mist bei Google auf und erreicht noch mehr Leute.
    Einer der Gründe, warum solches Kroppzeugs hier auftaucht8siehe auch MT)- die verdienen damit Bares- bereits wenn einer auf den Bullshit reinfällt mehr als sich jeder Blogger hier von seinen Blogs in 30 Jahren verdienen würde.

  42. #42 Andreas Kalt
    1. Oktober 2011

    Ich bin ja schon lange der Meinung, dass in jeden Schullehrplan auch verpflichtend ein Modul gehört, in dem erklärt wird, WAS Wissenschaft ist und WIE sie funktioniert.

    Ich mache dazu immer im Naturwissenschaft und Technik-Unterricht in Klasse 10 eine längere Einheit und habe dieses Mal zum ersten Mal auch den Film von Stephen Curry »I’m a scientist« eingesetzt.

    Man kann die beiden Teile meiner Unterrichtseinheit hier sehen und nutzen:

    Wie funktioniert Naturwissenschaft?

    Was muss man als Wissenschaftler tun und können