Während des Denkfest in Zürich hatte ich nicht nur das Vergnügen, jede Menge tolle Vorträge zu hören sondern auch noch die Gelegenheit, wieder einmal mein Amt als “Botschafter der Zahl Pi” auszüben.
Wie manche ja vielleicht schon wissen, bin ich Mitglied im Verein der Freunde der Zahl Pi. Hier treffen sich Leute, die wissenschaftliches oder ästhetisches Interesse an der Kreiszahl haben, aber auch Menschen, die ein wenig Spaß an der manchmal etwas zweckfreien Beschäftigung mit Pi haben. Denn – und ich zitiere jetzt den Gründer des Vereins, Dr. Albert Washüttl:
“Die Sinnlosigkeit zeigt uns, worum es letztendlich in unserem Leben ankommt: nicht darum, einer Aufgabe oder Verpflichtung nachzukommen, ein Los zu tragen oder nach Befreiung zu streben (wie es so manche Religion dem Menschen aufbürden will), sondern einfach nur um eines: nämlich das Leben zu leben, hier und jetzt! es zu genießen und sich daran zu erfreuen, in guten wie in schlechten Dingen. Der Sinn, nach dem die Menschheit stets strebte, würde uns nur einengen. Das Nichtfindenkönnen dieses vermeintlichen Sinnes erfüllte so viele ernsthaft Suchende mit Enttäuschung, Schmerz und Trostlosigkeit. Die zurückgewonnene, nun akzeptierte Sinnlosigkeit macht uns frei!”
Ich bin seit 2009 ein Botschafter des Vereins; das bedeutet, dass ich neue Mitglieder aufnehmen darf. Natürlich nicht einfach so; man muss seine Hingabe an die Zahl Pi und die Freude an der Sinnlosigkeit entsprechend demonstrieren und zwar indem man 100 Nachkommastellen auswendig lernt und halbwegs ansprechend rezitiert. Genau so eine Person fand sich heute: Erich Eder. Erich ist Biologe an der Universität Wien und vielen wahrscheinlich bekannt durch seine Auseinandersetzung mit dem “Grander-Wasser”, das dank ihm ganz offiziell als ein “aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug” bezeichnet werden darf (zu diesem Thema hat er auch einen hervorragend Vortrag hier in Zürich gehalten). Erich hat die Konferenzpausen genutzt, um die 100 Nachkommastellen zu lernen und sie heute vorgetragen.
Dazu hat er sich auf das “Energiefahrrad” des Swiss Science Center in Winterthur gesetzt, das hier im Konferenzsaal ausgestellt ist. Solche Fahrräder, auf denen man strampeln und damit Glühbirnen zum Leuchten oder Ventilatoren zum Drehen bringen kann, kennen wahrscheinlich viele. Die meisten davon sind allerdings ein wenig modifiziert und physikalisch nicht ganz exakt. Dieses hier schon; wenn man zum Beispiel von der Energiesparlampe zur normalen Glühbirne umschaltet, muss man nicht einfach nur ein wenig schneller treten um sie zum Leuchten zu bringen. Es erhöht sich auch der Widerstand den der Generator leistet und man hat plötzlich das Gefühl, steil bergauf zu fahren. Um die Tasse Wasser zum Kochen zu bringen, die ebenfalls am Rad angeschlossen ist, muss man schon eine Stunde oder länger heftig in die Pedale treten!
Erich hat sich entschlossen, während der Aufnahmeprüfung ein wenig Energie zu erzeugen (und damit ein klein wenig gegen das Sinnlosigkeitsgebot verstoßen 😉 ) und die 100 Nachkommastellen auf dem Fahrrad strampelnd absolviert. So sah das dann aus (ich hab das Video etwas gekürzt, da das WLAN hier etwas wacklig ist und das Video sich ansonsten nicht hochladen ließ):
Gratulation an Erich, das neueste Vollmitglied der Freunde der Zahl Pi! Und falls jemand Lust hat, auch Mitglied bei uns zu werden, sagt mir einfach Bescheid! Pi Vobiscum!
Kommentare (54)