Sternhaufen sind, wie der Name schon vermute lässt, Haufen voller Sterne. Man findet sie oft. Die Sterne in einer Galaxie sind nicht gleichmäßig verteilt sondern finden sich manchmal in Gruppen zusammen. Der bekannteste Sternhaufen sind wahrscheinlich die Plejaden, die mit freiem Auge am Nachthimmel sichtbar sind. Sie gehören zu den offenen Sternhaufen, also relativ lockeren Ansammlungen von Sternen die sich im Laufe der Zeit auch wieder auflösen und nicht recht alt werden. Ganz im Gegensatz zu den kompakteren und fest gebundenen Kugelsternhaufen, die enorm alt sind (um die 10 Milliarden Jahre). Die Kugelsternhaufen umgeben Galaxien kugelförmig; einige hundert von ihnen können gravitativ an eine große Galaxie gebunden sein. Sie sind auch die Vororte unserer Milchstraße. Bis jetzt kannten wir 158 von ihnen. Nun sind zwei neue dazu gekommen.
Über das VISTA-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) habe ich ja schon mal berichtet. Es dient zur Himmelsdurchmusterung – und dass man bei solchen Durchmusterungen tolle Dinge entdecken kann ist nicht überraschend. VISTA macht zum Beispiel Bilder wie dieses hier:
Jede Menge Sterne! Ganz klar erkennt man aber im rechten Teil des Bildes eine Anhäufung von Sternen. Das ist der Kugelsternhaufen UKS 1. Den kannte man schon vorher. Neu ist Sternhaufen VVV CL001. Er ist schwer zu erkennen, liegt im linken Bereich des Bildes, etwa auf gleicher Höhe wie UKS 1 (ein Stück rechts und ein Stück nach oben vom ganz hell strahlenden Stern am linken Rand des Bildes). Vielleicht sind VVV CL01 und UKS 1 sogar gravitativ aneinander gebunden. Sie wären dann das erste bekannte Beispiel für einen Doppel-Kugelsternhaufen. Um das zu bestätigen braucht man aber noch mehr Daten als man jetzt hat.
Der zweite neu entdeckte Haufen – er heißt natürlich VVV CL002 (und VVV steht für “VISTA Variables in the Via Lactea”) – ist hier in der Bildmitte zu sehen:
Die beiden neuen Kugelsternhaufen haben sich lange versteckt. Noch schwerer zu finden sind aber die “dunklen Sternhaufen”, eine neue Klasse von Himmelskörpern, deren Existenz Sambaran Banerjee und Pavel Kroupa von der Uni Bonn postuliert haben. In Sternhaufen geht es normalerweise etwas wilder zu als im Rest der Milchstraße (wie es halt so ist in Vororten 😉 ). Die Sterne sind einander viel näher, ihre Bahnen sind im Allgemeinen chaotisch und es gibt immer wieder Kollisionen. Sterne werden dabei hinausgeschleudert und die verbleibenden Objekte rücken noch näher zusammen. Das alles könnte dazu führen, dass sich in den Zentren der Haufen viele “dunkle” Objekte ansammeln die man schwer sehen kann: Neutronensterne und schwarze Löcher beispielsweise, also das, was von großen Sternen übrig bleibt, wenn sie am Ende ihres Lebens in einer Supernova-Explosion vergehen. Wenn diese dunkle Haufen (Die haben nichts mit der dunklen Materie zu tun) immer mehr normale Sterne verlieren, dann werden sie immer schwerer zu beobachten. Aber wenn man sie entdecken würde, dann wären sie äußerst interessante Objekte! Die vielen massereichen schwarzen Löcher die einander umkreisen würden Gravitationswellen abgeben, die prinzipiell detektierbar sind. Auch die Physik schwarzer Löcher würde sich mit solchen dunklen Haufen gut untersuchen lassen. Banerjee und Kroupa haben Computersimulationen erstellt die nahelegen, dass es um unsere Milchstraße viele solcher dunklen Haufen geben könnte. Jetzt muss sie nur noch jemand entdecken…
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