Gletscher, die ins Meer fließen, erzeugen Eisberge. Das ist nicht wirklich neu und in den Polarregionen dieser Erde immer wieder zu beobachten. Aber manchmal haben die Wissenschaftler Glück und können diesen Prozess detailliert beobachten und vermessen. Zum Beispiel am Pine-Island-Gletscher in der Antarktis wo gerade ein gewaltiger Eisberg entsteht.
Satelliten wie CryoSat-2 der ESA oder IceSat der NASA haben schon viele wichtige Informationen über die Dicke und die Verteilung der Eisschichten auf der Erde geliefert bzw. liefern sie immer noch. Aber manchmal muss man nicht nur das große Bild aus dem All betrachten sondern sich die Dinge auch direkt vor Ort aus der Nähe ansehen (unter anderem auch deswegen, weil die Satelliten nicht jeden Punkt der Erde beobachten können). Das ist das Ziel der IceBridge-Mission der NASA, bei der die Polarregionen mit speziell ausgerüsteten Flugzeugen fotografiert und analysiert werden.
Mitte Oktober haben die Wissenschaftler den Pine-Gletscher überflogen. Der ist enorme 250 Kilometer lang und knapp 2 Kilometer dick. All dieses Eis fließt ins Meer und das immer schneller: Zwischen 1996 und 2007 wurde der Gletscher um 42 Prozent schneller. Er verliert mittlerweile mehr Eis, als durch Schneefall nachgeliefert wird; 46 Gigatonnen Eis pro Jahr schmelzen. Das ist bedenklich, nicht nur, weil dieser Gletscher sehr viel Eis enthält, das – wenn es schmilzt – den Meeresspiegel merkbar erhöhen würde, sondern auch deswegen weil ein Schmelzen des Pine-Island-Gletschers das ganze westantarktische Eisschild destabilisieren könnte. An solchen Gletschern sieht man die Effekte der globalen Erwärmung besonders deutlich und es lohnt sich, sie möglichst genau zu erforschen. Dabei haben die Wissenschaftler von IceBridge einen gewaltigen Riss im Gletscher gefunden. Er ist fast 30 Kilometer lang, im Durchschnitt 70 Meter breit und 60 Meter tief:
Ok, das sind nur die Lasermessungen die vom Flugzeug aus gemacht wurden. Wesentlich beeindruckender sieht die Spalte in natura aus (klickt das Bild an für eine große Version!):
Wenn der Gletscher hier in den nächsten Wochen abbricht, dann wird ein Eisberg mit einer Fläche von 800 Quadratkilometern entstehen!
Als nächstes fliegen die Flugzeuge von IceBridge übrigens nach Grönland um das Eis dort zu vermessen. Forschung dieser Art ist wichtig, denn ihre Ergebnisse werden ganz konkrete Vorhersagen über die Zukunft machen, die uns auf diesem Planeten erwartet. Denn so beeindruckend – und auch schön! – Bilder wie das der gigantischen Eisspalte am Pine-Island-Gletscher sind: Sie zeigen uns auch, dass die globale Erwärmung real ist und wir uns auf die eine oder andere Weise darauf einstellen müssen.
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