In Bibliotheken gibt es normalerweise keine Musik. Dort soll es ruhig sein1. Auf Menschen, die hier ein kleines Lied über die Freuden der Metadaten singen, trifft man eher selten. In der öffentlichen Bibliothek von Takoma Park in Maryland allerdings schon. Dort hat Phil Shapiro sein Video “Oh Metadata” gedreht. Mit mehr Enthusiasmus als tänzerischer Begabung – aber das macht nichts 😉 (wobei natürlich niemand besser tanzen kann als Astronomen). Hier ist es:
Ja, Metadaten sind was Schönes. Was bringt einem die beste Information, wenn man nicht weiß, was sie beschreibt. Während meiner Arbeit für das Virtuelle Observatorium habe ich mich auch ein wenig mit diesem Thema beschäftigt. Wenn man astronomische Daten sinnvoll speichern will, dann geht das nur, wenn man auch über ausreichend Metadaten verfügt. Wenn der ganze Keller einer Sternwarte voll mit alten astronomischen Fotoplatten ist, dann ist das schön. Jede Menge Daten mit denen sich potentiell jede Menge tolle Sachen anstellen lassen (auch wenn die Beobachtungen schon alt sind, kann man sie trotzdem noch für verschiedenste Projekte brauchen). Man muss allerdings wissen, was darauf zu sehen ist. War der Beobachter damals klug und sorgfältig, dann hat er Metadaten angelegt. Dann hat er aufgeschrieben, wann die Beobachtung durchgeführt wurde, mit welchen Instrumenten, zu welcher Zeit, wie das Wetter war und vor allem: welche Region am Himmel dort zu sehen ist! Hat er das nicht getan, kann es sehr mühsam sein, diese Metadaten nachträglich einzufügen – wie ich am eigenen Leib erfahren durfte. Es ist also durchaus angebracht, den Metadaten ein Loblied zu singen. Sie sind unerlässlich – nicht nur in Büchereien sondern auch in der Wissenschaft.
Phil Shapiro ist übrigens kein komischer Freak, der mal eben in der Bücherei ein Lied singt. Er ist ein ehemaliger Lehrer und Softwareentwickler (Ok, das schließt nicht aus, das er trotzdem ein komischer Freak ist – Lehrer und Computermenschen können sehr freakig sein 😉 ). Er beschäftigt sich mit der Entwicklung von Bildungssoftware und ist ein sehr großer Fan öffentlicher Büchereien.
So wie ich (auch wenn bis jetzt noch keine Musikvideos von mir in der Bibliothek existieren). Ich finde öffentliche Bibliotheken einfach großartig! Für wenig bis gar kein Geld stehen einem dort Unmengen an Büchern zur Verfügung! Ich kann mich noch erinnern, als wir in meiner Kindheit vor dem dreiwöchigen Italienurlaub jedesmal die halbe Bücherei geleert hatten und mit zwei Wäschekörben voll Büchern abfuhren um ausreichend Lesestoff für die ganze Familie zu haben. Manche Abteilungen in der öffentlichen Bibliothek meiner alten Heimatstadt habe ich komplett durchgelesen. Es ist wirklich wunderbar, so viele Bücher zu so vielen verschiedenen Themen zur Verfügung zu haben. In einer normal dimensionierten Bücherei findet man eigentlich zu jedem Thema etwas. Klar, wenn ich heute irgendetwas zu einem bestimmten Thema wissen will, dann schaue ich erstmal im Internet nach. Ich gehe dann aber immer auch in die Bücherei und sehe nach, was es dort zu finden gibt. Im Internet gibt es zwar viel, aber nicht alles! Vor allem ist die Information in einer Bücherei wesentlich systematischer und vernünftiger. Via Google findet man alles, aber neben seriösen Informationen auch jeden Unsinn, den sich irgendwer irgendwann mal ausgedacht hat. Natürlich gibt es auch Bücher, in denen Unsinn steht. Aber wenn ich mich in Ruhe mit ein paar Büchern zu einem Thema hinsetze und sie durcharbeite, dann bin ich im Allgemeinen danach wesentlich weniger verwirrt, als wenn ich mich durch unzählige Internetforen, Onlinezeitungen und YouTube-Videos gekämpft habe.
Darum lautet mein Rat an alle, die etwas über den nicht stattfindenden Weltuntergang wissen wollen auch immer: Geht in die Bücherei! Lest dort Bücher über Astronomie! Lernt die Grundlagen. Und dann geht zurück zum Internet und schaut nach, was die Leute dort sagen. Jetzt seid ihr fähig herauszufinden, ob sie Unsinn reden oder nicht. Wissen besiegt Angst und es gibt keinen besseren Ort um schnell und billig an jede Menge vernünftiges Wissen zu kommen als eine öffentliche Bücherei!
In einer gut geführten Bücherei gibt es aber nicht nur Bücher (und mittlerweile auch CDs, DVDs, etc) sondern auch Veranstaltungen für Kinder, Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und so weiter. Eine Bücherei ist ein toller Ort! Geht mal wieder hin! Es gibt sie in jeder Stadt und es lohnt sich!
Und wenn ihr schon mal dort seid, fragt die Mitarbeiter doch auch gleich, ob ihr vielleicht ein bisschen Geld oder ein paar Bücher spenden oder sie sonst irgendwie unterstützen könnt!
1: Das gehört auch zu den wichtigen drei Regeln der Bibliothekare die Terry Pratchett in “Guards!Guards!” erklärt:
“The three rules of the Librarians of Time and Space are: 1) Silence; 2) Books must be returned by no later than the date shown; and 3) Do not interfere with the nature of causality.”
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