Erst gestern habe ich von den Astronomen auf dem Planeten Zorg geschrieben und ihre Versuche, außerzorgische Planeten zu entdecken. Natürlich war das nur Science-Fiction. Aber wenn außerirdische Astronomen, deren Fähigkeiten in etwa den unseren entsprechen, tatsächlich unser Sonnensystem unter die Lupe nehmen würden, dann würden sie vermutlich zuerst die beiden Planeten Venus und Erde entdecken. Astronomen auf der Erde suchen schon lange nach extrasolaren Planeten und werden dabei immer erfolgreicher. Jetzt haben sie zwei Planeten gefunden, die so groß wie die Erde sind und sich um den selben Stern drehen.
Wieder einmal war es das Weltraumteleskop Kepler der NASA, dass erfolgreich war. Diesmal hat es den fast 1000 Lichtjahre entfernten Stern Kepler 20 unter die Lupe genommen. Dieser Stern ist ein wenig kleiner und leichter als die Sonne. Und er wird von fünf Planeten umkreist! Zwei davon sind so groß wie die Erde. Kepler-20e hat den 0,87fachen Radius der Erde, Kepler-20f den 1,03fachen Radius. So sehen die beiden Planeten im Größenvergleich mit Erde und Venus aus:
Aber auch wenn diese Planeten in etwa die gleiche Größe haben, wie unsere Erde sind sie doch nicht wirklich erdähnlich. Zumindest nicht in dem Sinne, in dem dieses Wort normalerweise verstanden wird. Aus astronomischer Sicht heißt alles “erdähnlich”, was in Größe und Zusammensetzung der Erde ähnelt. Also im wesentlichen jeder felsige Planet mit fester Oberfläche. Unser Sonnensystem wird demnach nur von zwei Arten von Planeten bevölkert: Erdähnliche Planeten, das sind Merkur, Venus, Erde und Mars und Jupiterähnliche Planeten (man nennt sie auch Gasriesen, das sind Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun und sie sind wesentlich größer als die Erde und haben keine feste Oberfläche sondern bestehen im wesentlichen aus jeder Menge Gas. Nach diesen Kriterien sind auch Kepler-20e und f erdähnlich. Aber Leben ist auf diesen Planeten nicht möglich. Kepler-20e ist 0,05 Astronomische Einheiten (AE) vom Stern entfernt, bei Kepler-20f beträgt der Abstand 0,1 Astronomische Einheiten. Zum Vergleich: In unserem Sonnensystem ist Merkur der Sonne am nächsten. Er ist aber immer noch 0,4 AE entfernt (bei der Erde sind es genau 1 AE). Dementsprechend heiß ist es auf den beiden Planeten, die Temperaturen betragen ungefähr 400 bzw. 800 Grad Celsius! Dieses Diagramm zeigt nochmal die Planeten Kepler-20e und f im Vergleich mit Erde, Venus und einigen anderen bekannten Exoplaneten. Auf der x-Achse ist die Masse der Planeten aufgetragen (in Einheiten der Erdmasse), auf der y-Achse der Radius (in Einheiten des Erdradius). Die Linien zeigen Bereiche gleicher Zusammensetzung an. Bei blau dominiert (Wasser)Eis, bei rot sind die Planeten eher felsig und violett sind dichte Eisenplaneten. Kepler-20e und f liegen im rot bzw. grün schraffierten Bereich:
Kepler-20 wird aber noch von drei weiteren Planeten umkreist und die sind noch näher am Stern dran! Es ist tatsächlich ein sehr außergewöhnliches System. Meiner Meinung ist das auch das eigentlich besondere an Kepler-20. Nicht die beiden erdgroßen Planeten. Die sind zwar auch äußerst cool, aber das die Astronomen mittlerweile in der Lage sind, auch solche kleinen Planeten zu finden, war ja schon spätestens seit der Entdeckung von Kepler-22b bekannt. Das besondere ist die Konfiguration des gesamten Systems. In unserem Sonnensystem befinden sich die vier kleinen, erdähnlichen Planeten nahe an der Sonne. Die vier großen, jupiterähnlichen Planeten befinden sich dahinter, im äußeren Bereich des Sonnensystems. Weiter entfernt von der Sonne gab es früher mehr Material zur Planetenbildung. Dort war es kühl genug, damit die ganzen flüchtigen Gase und das Eis an die Planetenembryos gebunden werden konnten; es entstanden die Gasriesen mit ihren dicken Atmosphärenschichten. Bei Kepler-20 ist die Reihung aber ganz anders: Die inneren Planeten sind größer und schwerer als die äußeren. Hier gibt es ein Video, dass eine Simulation des Kepler-20-Systems zeigt:
Wie genau dieses System entstanden ist, ist noch unklar (aber vermutlich spielt planetare Migration eine Rolle). Aber eines wird klar: Es gibt da draußen im All sowohl Planeten, die unserer Erde recht ähnlich sind, als auch Sonnensysteme, die sich dramatisch von unserem unterscheiden. Das Universum wird nie langweilig…
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