Anfang Dezember habe ich hier im Blog über den “Weihnachtsgammblitz” aus dem Jahr 2010 berichtet. Damals gab es gleich zwei spannende Artikel mit zwei Erklärungen für diesen außergewöhnlichen Strahlungsausbruch. Beide wurden in der Fachzeitschrift “Nature” veröffentlicht. Zusammen mit dem amerikanischen Pendant “Science” zählt sie zu den angesehensten Zeitschriften, in denen nur die besten und interessantesten Arbeiten veröffentlicht werden. Dementsprechend schwer ist es auch, seinen Artikel dort unterzubringen, die meisten eingereichten Arbeiten werden abgelehnt. In der Karriere eines Forschers ist es daher immer ein besonderes Ereignis, wenn man eine Publikation in Nature hat. Die Erstautorin eines der beiden Papers über den Weihnachtsgammablitz hat sich netterweise bereit erklärt, die Geschichte hinter der Wissenschaft zu erzählen. In ihrem Gastbeitrag könnt ihr lesen, wie ein Nature-Artikel geboren wird und wie man mit der Aufmerksamkeit der Medien umgeht, die so eine Publikation nach sich zieht. Vielen Dank dafür – und Happy Birthday (sie hat heute nämlich Geburtstag).
25. Dezember 2010, eine Kleinstadt in Bayern.
Das sich zu Ende neigende Jahr 2010 war eine Zeit mit vielen Tiefen und ein paar Höhen, aber endlich scheint es wieder etwas aufwärts zu gehen. Doch jetzt hatte mein gerade erst ein Jahr altes MacBook nach einer Woche Herumzickerei beschlossen seit gestern morgen gar nicht mehr hochzufahren. Blieb nur noch der alte Computer meines Freundes, der selbst war aber in Madrid. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch Geburtstag. Der war schon immer recht langweilig und dieser hier schien nicht besser zu werden. Nicht mal ein Abendessen in einem schicken Restaurant wie das Jahr zuvor stand auf dem Programm, diesmal ging es nur in ein “gut bürgerliches” Restaurant und weil meine Mutter ein A-Mensch ist das auch noch recht früh am Abend.
Als ich zurückkam und den Computer hochfuhr, wusste ich noch nicht, dass das, was mich erwartete, das gesamte Jahr 2011 bestimmen würde: GRB 101225A, ein neuer Gammablitz, detektiert von Swift um 18:37 Greenwich Zeit, sehr bald getauft auf den Namen “der Weihnachtsburst”. Ich kann mich noch erinnern dass ich Alex Kann (hat schon in der Diskussion zum paper gepostet ) begeistert geskypte habe: “Ich hab einen Burst zum Geburtstag bekommen!!!!! :-)”
Wie sich bald herausstellen sollte, hatte mir das Universum nicht nur irgendeinen GRB geschenkt, ich bekam den vielleicht seltsamsten GRB der letzten Jahre! Die erste Auffälligkeit war seine extrem lange Dauer von einer halben Stunde, nur ein GRB bisher hatte das übertroffen, bei gleichzeitig geringem Fluss, und so wurde er ursprünglich gar nicht als GRB gekennzeichnet, sondern als “Swift Trigger 441015, possible burst or transient”.
Selbstverständlich war ich sofor dafür, dieses “Dings” zu beobachten, aber am 25. hebt an einem spanischen Observatorium niemand das Telefon ab und so mussten wir bis zum Abend des 26. warten. Da sass ich dann mit einem alten Laptop, ein uraltes Linux und den wifi-port, der sich ständig aufhing, verfluchend, und versuchte Magnituden aus den gerade erhaltene Bildern herauszubekommen.
Die nächsten Tage wurde das Dings immer seltsamer. Es wechselte die Farbe (die Afterglows von GRBs sind Potenzgesetze, die insgesamt schwächer werden, aber die Steigung ändert sich nicht), es gab keine Rotverschiebung, die Röntgendaten waren auch komisch… Es war alles sehr wage als ich meinen Freund schliesslich am Flughafen abholte und wir weiter nach Südtirol fuhren, zum Skifahren über Silvester. Wir hatte eine super Ferienwohnung und waren die ersten Gäste darin – nur, es gab leider kein Internet. Die Woche war toll, das Wetter traumhaft, Skipisten bis zum Umfallen, eine partielle Sonnenfinsternis war auch noch dabei. Mein Geburtstagsburst ging mir trotzdem nicht aus dem Kopf. Wann bekommt man schon einmal einen GRB zum Geburtstag…!
Als ich zurückkam, warteten schon Emails von meinem Doktorvater, der war sehr interessiert an weiteren Beobachtungen da er glaubte, es sei ein neuer GRB ohne Supernova, so wie 2 im Jahr 2006 . Irgendwo lag auch schon das magische Wort “Nature” im Raum, nur hatten wir selbst nicht sehr viele Daten. In der zweiten Januarwoche, mein Freund war inzwischen zurück in Kopenhagen und ich arbeitete in München mit einer Kollegin, waren wir kurz davor unsere Datenpunkte zu “verkaufen” an ein Team mit mehr Daten unter der Leitung meines ehemaligen Mitdoktoranden, jetzt Postdoc in Israel. Mein Freund hatte schon die email fertig, ich konnte gerade noch sagen: “Moment mal!! Ich finde auch wir können und sollten ein eigenes Paper machen!” (mein Geburtstagsburst wird nicht einfach so verkauft! *schmoll*)
Scheinbar konnte ich ihn so überzeugen, dass er nicht nur die Daten nicht verkaufte, sondern sich daransetzte, aus den verwirrenden Daten im Optischen etwas vernünftiges herauszubekommen. Potenzgesetz mit sich ändernder Steigung, gebrochenes Potenzgesetz, ist doch alles blöd, vielleicht… hm… wie wärs mal damit, einen Schwarzkörper zu fitten?! Bingo! Die optischen Daten waren sehr schön erklärbar mit einem sich ausdehnenden, abkühlenden Schwarzkörper, also einer heissen Schale, die sich ausdehnt. Damit begann eine Zeit der Geheimhaltung in der eigenen Gruppe, während der Rest der Kopenhagener dem Team aus Israel folgte, musste mein Freund aufpassen, wer ihm denn beim Fitten gerade auf den Bildschirm schaute.
Es wurde immer verwirrender. Hubble entdeckte keine Galaxie, Mitte Januar, wohl aber eine immer noch vorhandene Punktquelle. Eine Rotverschiebung von 0.3 musste wieder zurückgezogen werden. Und ich hatte keine Lust, alleine nach Granada zurückzukehren und fuhr nach Kopenhagen, dann konnten wir wenigstens gemeinsam an dem Dings arbeiten.
Ich stellte eine internationale Kollaboration auf von Korea bis Kalifornien, machte eine google-site und eine Mailingliste und kam bald kaum mehr zum Schlafen, wenn die Koreaner nach Hause gingen, stand ich gerade auf und wenn ich ins Bett wollte, wurden die Amis gerade munter. Ausserdem las ich alle möglichen Paper über unerklärte veränderliche Objekte. Ein GRB, dachte wir, ist dies nicht. GRBs sind keine Schwarzkörper. Ich taufte unser Objekt auf den Namen “GRX 101225A” (“Gamma-rays from an unknown object”, oder “Gamma-rays on Xmas” und lustigerweise ist “GRX” auch noch der IATA Flughafencode vom Flughafen Granada-Jaen).
Zur selben Zeit kristallisierte sich auch heraus, dass auch mein ehemaliger Chef aus Italien an einer Idee arbeitete, die er eventuell zu Nature schicken würde. Damit begann ein monatelanges lustiges Spielchen mit emails, wo man versuchte nichts zu verraten, es aber irgendwie doch tat. Ich versuchte aus Sergio herauszubekommen, in welche Richtung ihr Modell ging während bei jeder neuen Meldung so tat als hätte ich das ja schon vorher gewusst (dass wir unser Modell zwischendrin ändern würden, hab ich natürlich verschwiegen 😉 ).
Als Ende Januar die Meldung kam, jemand hätte H alpha bei z=0 an der Stelle detektiert und wir herausfanden dass unser Burst nicht allzu weit von Andromeda entfernt ist, dachten wir, wir seien auf einer heissen Spur. Die Lichtkurve schien auch nicht weiter abzufallen und die Helligkeit passte zu einem roten Riesenstern in der Entfernung von Andromeda. Nur, was zum Teufel war das Dingens jetzt?? Selbst die weltbesten Theoretiker standen vor einem Rätsel.
Anfang Februar kamen die nächsten Beobachtungen. Zu aller Überraschung wurde unser Dings wieder schwächer. Nichts mit stabiler Komponente. Alles falsch? Mein Freund hatte mal wieder die passende Idee: Unsere Lichtkurve passt auf eine sehr späte, sehr schwache Supernova. GRB 101225A ein Zwillingsbruder eines ähnlichen, seltsamen GRBs, GRB 060218..? Das wäre der Tot für ein potentielles Nature Paper, dachte ich, und wehrte mich eine Weile gegen diese Interpretation. Doch es stimmte einfach zu viel. Es passte mit einer Supernova, die dem GRB folgte, bei Rotverschiebung 0.33. Nur, was machen wir mit unserem dämlichen Schwarzkörper?? Noch mehr Theoretiker fragend kamen wir schliesslich auf ein mehr oder minder plausibles Modell eines Binärsystems aus Neutronenstern und Riesenstern. Es war inzwischen März.
Eigentlich hatte ich vor, das Paper zum ersten Mal auf einer Konferenz im April in Japan vorzustellen und dazu beim SOC (scientific organizing committee) anzufragen. Bevor ich jedoch dazu kam, wurde Japan am 11. März von einem Erdbeben, Tsunami und einer Reaktorkatastrophe getroffen. Statt weiter an dem Paper zu arbeiten, hab ich dann das Wochenende damit verbracht, auf facebook über Kernkraft aufzuklären. Eine Woche später wurde auch die Konferenz gestrichen. Damit begannen ein paar hektische Tage mit Reorganisation, Flugumbuchungen und bald darauf packen für 3 Wochen Chile statt 2 Wochen Chile + 2 Wochen Japan.
Ende März ging es schliesslich nach Santiago, mit einem fast fertigen Paper und dem Plan, dieses in einer Woche abzuschicken. Mein Freund war zu der Zeit für einen Monat Gastwissenschaftler bei der ESO und ich musste meine Air France Meilen aus Vielfliegerzeiten verbraten, die liefen einen Monat später ab. Bald wurde klar, dass eine Woche nicht reicht, also wurde der Urlaub etwas gekürzt, die Flüge hatten wir noch nicht.
Und die Geheimhaltung mit den Italienern ging weiter, einer der Autoren des Konkurrenzpaper war auch gerade auf Durchreise bei der ESO. Zufälligerweise ging damals gerade ein anderes Hochenergie-Event hab, ein Stern, der von einem schwarzen Loch gefressen wurde, auch bei z=0.3, an dem wir alle als Koautoren beteiligt waren und das bei Science eingereicht wurde noch bevor wir aus Chile zurückkamen (manche sind eben schneller). Ich erinnere mich an ein sehr lustiges Gespräch, wo wir “geheimnisvoll” über “all diese seltsamen Objekte von Swift” diskutierten und mein Freund für ein paar Schrecksekunden meinte, meine Erwähnung von Rotverschiebung 0.3 würde sich auf den Weihnachtsburst beziehen (*schwitz* 😉 ).
Am 6. April bekamen wir grünes Licht von Nature, ja, wir sind interessiert. Sergio und ihr, schickt mir beide eure paper! Das paper der Gruppe aus Israel+Kopenhagen+UK wurde nicht angenommen.
Am 7. April flogen wir nach Osorno, in Chiles “Lake District”, eine Mischung aus Norwegen, Deutschland vor 50 Jahren und mit einem netten Extra: wunderschönen Kegelvulkanen und alles was mit Vulkanismus noch so kommt (heisse Quellen z.B.). Die erste Station war ein hübsches B&B an der Flanke des Villarrica Vulkans wo man nachts das Glühen des Vulkans sehen konnte. Spät in der Saison waren wir die einzigen Gäste. Am 9. April bestiegen wir erfolgreich Villarrica , wir hatten Glück, das Wetter kann einem schnell den Strich durch die Rechnung machen, vor allem im Oktober – äh – April. Am 10. April schickten wir unser Paper an Nature, von der Lobby des B&B von einem extrem langsamen USB mobile internet Stick, das uns der französische Besitzer geliehen hatte.
Danach genossen wir erst einmal den Rest des Urlaubs. Flogen in den Norden, verbrachten eine Woche auf >2000m, sahen uns die Atacamawüste an und die ALMA site , fuhren in bolivianischen Nationalpark mit farbigen Seen, liefen auf dem leider wasserbedeckten Salzsee von Uyuni herum und fühlten uns in Potosi, der höchsten Stadt der Welt (4000m!), 50 Jahre zurückversetzt. Ein bisschen Japan gab es dann auch noch, in Form von 50 Jahre alten Nissan Bussen in Potosi, von denen sie noch nicht mal die japanischen Aufschriften übermalt hatten.
Es folgte etwas banges Warten auf das Resultat des referee reports. In der Zwischenzeit wurde unerwartet meine monatelange Geheimhaltung gegenüber den Italienern “uncovered”. Anfang Mai hielt ich einen Vortrag im Institutsseminar, über GRBs und den Weihnachtsburst. Der Abstract ist frei verfügbar im Internet und keine 24h später bekam ich eine email von Sergio, meine Zeile im Abstract über den Weihnachtsburst zitierend, mit dem Kommentar “das ist aber KOMPLETT anders als unser Modell!” *Mist! enttarnt! Ich doof!* 😉
In der zweiten Maiwoche bestieg ich wieder das Flugzeug, diesmal nach München. Eine Woche später fand eine Konferenz am Lago di Como statt, organisiert von Sergio Campana, dem Erstautor unseres Konkurrenzpapers, und das wurde genutzt, um mal wieder zu Hause vorbeizuschauen. Dort wartete eine schlechte und eine gute Nachricht: meine geliebten Katzen, die mich mein halbes Leben begleitet hatten, hatte ich an Weihnachten zum letzten Mal gesehen, sie wurden knapp 16 (*schnüff*). Ein paar Tage später kam dann die gute Nachricht: Unser paper war von den Referees für Nature würdig erklärt worden, nach entsprechender Nacharbeit. Juhuu!!! Sergios Paper hingegen war vorläufig abgelehnt, doch Nature entschied sich kurz darauf wieder um.
Selbstverständlich bot es sich an, in der folgenden Woche dann eine “special session” zu machen über die beiden Papers, schliesslich waren beide Hauptautoren auf der Konferenz. Sergio, der auch meine Konferenzkosten übernahm, war davon wenig begeistert, lies sich aber doch noch überzeugen. Am letzten Tag gab es dann einen Vortrag der beiden Paper und des dritten, abgelehnten Papers, mit nachfolgender hitziger Diskussion, wir 2 postdocs gegen die halbe Autorenschaft von Sergios Paper. Jetzt wussten wir auch was sein Modell war: Ein Komet, der auf einen Neutronenstern fällt. (um… was?! haha… wie niedlich!)
Mitte Juni setzte ich mich 3 Tage ins Auto und durchquerte Europa, von Granada nach Kopenhagen, um dem heissen Sommer in Granada zu entfliehen, in der Wissenschaft heisst das “Kollaboration”, eigentlich hiess es “ich verbringe lieber den Sommer mit meinem Freund als alleine in Granada, wo sowieso langsam alle verschwinden weil es zu heiss ist”. Das Paper musste langsam wieder abgeschickt werden, aber unser Objekt tauchte endlich am Ende der Nacht wieder auf.
Wir gingen auf die Jagd nach einer Host Galaxie und – heureka! – wurden fündig! 4.5h mit dem GTC , dem grössten Teleskop der Welt, und wir hatten es im Kasten, die vielleicht schwächste Galaxie die je mit einem erdgebundenen Teleskop beobachtet worden war, 100x schwächer als die bisher schwächste GRB Host Galaxie (die per se schon meist Zwerggalaxien sind). Und so ging das Paper wieder an Nature – mit einer Host Galaxie obendrauf.
Kurz darauf hielt ich die ersten zwei Vorträge über die Arbeit in der endgültigen Fassung, zuerst in Kopenhagen, wo ich dann erzählen musste/konnte, ja, war nix mit Andromeda. Aber irren ist menschlich und Wissenschaftler dürfen auch ihre Theorien revidieren, vor allem wenn neue Daten diese widerlegen.
Der zweite Vortrag war in Jena (hallo Florian! 😉 ) an der Tautenburger Landessternwarte nach der Verteidigung von Alex Kann. Weil ich einen entsprechenden, nicht ganz ernst gemeinten, Kommentar von Sergio am Ende seines Vortrags in Como ganz nett fand, griff ich das Thema “Stern von Bethlehem” = “Supernova” vs. “Komet” als Aufhänger in meinem Vortrag auf um beide Modelle vorzustellen. Und prompt sprach mich jemand, der zu spät zum Vortrag kam, auf die gesellschaftliche Bedeutung der Astronomie an und die verschiedenen Theorien zum Stern von Bethlehem. Lustigerweise hatte ich in Vorbereitung des Vortrags ein paar Dinge darüber gelesen und konnte sogar – komplett off-topic – darüber diskutieren.
Den Rest des Sommers verbrachte ich damit, ein neues Paper fertigzustellen und eine Bewerbung für EU Geld zu schreiben. Nur der zweite referee report kam nicht. Mitte August waren wir nach einer Hochzeit in Bayern unvorhergesehenerweise ein paar Tage in meiner Heimatstadt gestrandet, Darwin (mein Auto) hatte Probleme mit den Bremsen. An einem warmen Augusttag gab es dann wieder mal eine gute und eine schlechte Nachricht: Die schlechte war eine saftige Werkstattrechnung, die gute: Unser Paper war praktisch akzeptiert. Nur gekürzt musste es noch werden.
Das zog sich jedoch etwas hinaus, da wir endlich jetzt erst einmal unseren Sommerurlaub antraten – 2 Wochen Norwegen. Alte Freunde besuchen, Fjorde ansehen, Pilze und Beeren sammeln und Darwin erreichte seinen bisher nördlichsten Punkt – Trondheim.
Ende September war das Paper endlich fertig und kurz genug, und am 3. Oktober wurde es endlich offiziell angenommen. Mein Geburtstagsburst wurde exakt 3 Jahre nach meiner Verteidigung bei Nature akzeptiert! Und Erst- und Zweitautor konnten auch gemeinsam feiern: ein paar Tage zuvor war unsere Fernbeziehung vorläufig zu Ende gegangen, “mein Häuschen in Granada” war jetzt “unser Häuschen”. 🙂
Wer jetzt meint, die Arbeit wäre vorbei, der irrt sich. Bei einem Nature paper geht die Arbeit jetzt erst los! Fast einen Monat lang kamen alle paar Tage “tasks” von Nature herein, die sofort bearbeitet werden mussten: preproof, proof, Figuren neu zusammensetzen, etc. etc. Dann kam das grosse Warten: welche Ausgabe wird es denn? Es wurde schliesslich, passend zum Weihnachtsburst, die Ausgabe vom 1. Dezember.
Inzwischen hatte ich noch einmal die Gelegenheit, unser Paper vorzustellen, auf einer Konferenz auf La Palma über Science with the GTC (wie passend!). Unser Paper war das erste Nature paper mit Daten vom GTC *stolz*. Die Konferenz war wissenschaftsmässig nicht so der Hit abgesehen von der Hommage an Paco Sanchez (Direktor des IAC in Teneriffa) am Ende zu Musik von “Conquest of Paradise”, das deshalb auch später ein selbstgebasteltes Video über unseren Burst begleitete. Aber da ich praktisch immer eine Konferenz nutze um noch was anderes zu sehen, hatten wir uns dieses Mal El Hierro ausgesucht, wie man sieht, ich habe ein Faible für Vulkane 😉
Wieder zurück wurde es erst richtig stressig. 2 Wochen bis zur Publikation, die Pressemitteilungen mussten geschrieben werden. Bei 35 Autoren aus 11 Ländern und 26 Instituten ist das eine Riesenarbeit. Alle hab ich natürlich nicht selbst geschrieben, aber es waren noch genug. 1 Woche vor Publikation schickte Nature eine Vor-Pressemitteilung heraus an registrierte Medien, in dem wir auch gefeatured wurden. Daraufhin wurde ich von Journalisten rund um den Globus bombardiert. Mittendrin bekam ich mal wieder eine schlechte Nachricht: der Antrag auf EU Gelder wurde abgelehnt. Zeit für lange Enttäuschung blieb nicht, die Journalisten warteten.
Endlich war es D-day: 30. November 2011, 19:00 MEZ: das Presseembargo wurde aufgehoben (ein paar schlaue Journalisten hatten schon vorher gepostet, aber das passiert öfters mal). Und die Meldungen kamen herein, überall auf dem Globus. Wir waren in den spanischen Tageszeitungen, in Frankreich, Australien, Brasilien, unsere koreanischen Kollegen schafftes es sogar in die Fernsehnachrichten! Richtig ab ging es in den USA, da wir eine “NASA high quality” release über beide paper bekamen.
Einige Sachen gingen total schief, so wurde ich in Spanien in an mehreren Stellen zur Koautorin degradiert und Antonio zum Hauptautor erklärt, mein Name war ja nun offensichtlich nicht spanisch (*grummel*). Mein Lieblingsartikel, der von einem Journalisten selbst geschrieben wurde, stammte von Nadia Drake, die Tochter von Frank Drake (die Drake Gleichung!), die für ScienceNews arbeitet ( Artikel ). In Deutschland wurden wir weniger beachtet, es wusste ja niemand, dass ich Deutsche bin. Auch Florian hatte es übersehen, und so hab ich ihn nett darauf hingewiesen . Er hat mir dann auch vorgeschlagen, diesen Gastartikel zu schreiben.
Heute ist wieder der 25. Dezember. Als ich heute morgen aufwachte, hatte ich ein ganz heftiges deja vu. Das Universum hatte mir SCHON WIEDER einen GRB geschenkt! Nur 7 Grad von 101225A ging heute am frühen Morgen 111225A hoch. Wir werden wieder beobachten….
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten an alle Scienceblogs- und Astrodicticum Simplex Leser und an Florian!
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