Beim meinem gestrigen Besuch in Wien hatte ich ein paar ungeplante freie Stunden zur Verfügung. Und weil ich gerade in der Nähe des Naturhistorischen Museums war, dachte ich mir, ich schau dort mal wieder rein. Aus meiner Kindheit habe ich das Museum hauptsächlich als große Ansammlung ausgestopfter Tiere in Erinnerung. Und wenn ich an die späteren Besuche zurück denke, hat sich da nichts Wesentliches geändert. Nach einer Tour durch das Museum hatte man zwar immer einiges gesehen und dachte sich “Hey – ich war im Museum und hab jede Menge tote Tiere gesehen und ein paar davon waren sogar interessant”. Aber ich nie aus dem Naturhistorischen Museum nach Hause gekommen und dachte “Das war ja richtig toll! Da muss ich unbedingt mal wieder hin!”
Aber gut, ich war seit mehr als 10 Jahren nicht mehr dort und seit 2010 hat das Museum mit Christian Köberl einen neuen Generaldirektor. Vielleicht hat sich ja was geändert – Köberl ist immerhin Meteoritenforscher und das Thema interessiert mich ja sehr. Also warum soll man den Museum nicht noch eine Chance geben. Außerdem war es dort schön warm und ich hatte keine Lust, noch länger draußen in der Kälte zu stehen. Zweieinhalb Stunden später stand ich dann wieder draußen in der Kälte und dachte mir: “Das war ja richtig toll! Da muss ich unbedingt mal wieder hin!”
Im Erdgeschoß des Museums beginnt die Tour bei den Steinen. Das Museum besitzt eine gewaltige, mehrere Säle umfassende Mineraliensamlung. Und auch wenn darunter viele schöne Exemplare sind und die Steine in ihrer Menge einen höchst beeindruckendn Anblick bieten, ist die systematische Mineraliensammlung doch eher etwas für Spezialisten. Als Laie kann man sich nur eine gewisse Menge an Steinen anschauen, bevor der Zeitpunkt erreicht ist, an dem man genug hat 😉 Aber das Museum bietet neben der systematischen Sammlung auch noch jede Menge äußerst coole “spezielle” Steine. Gewaltige Kristalle und Goldklumpen zum Beispiel:
Oder meterhohe Tropfsteine:
Riesige Steinsalzbrocken:
Und sogar einen “Schwarzen Raucher” vom Meeresboden kann man betrachten:
Einen ganzen Saal umfasst die umfangreiche Meteoritensammlung des Museums. Die Objekte aus dem All kann man hier in allen Größen, Formen und Zusammensetzungen bewundern. Von winzigen Steinchen bis hin zu gewaltigen Eisenbrocken ist hier alls versammelt:
Nach dem eher statischen geologischen Anfang wird es nun etwas dynamischer. Die nächsten Räume erklären die Entstehung der Erde, die grundlegenden geophysikalischen Prozesse die sich hier abspielen und wie das Leben auf ihr entstanden ist. Hier gibt es auch einige interaktive Stationen, wie zum Beispiel die schöne “Vulkanpumpe” bei der man einen Vulkanausbruch simulieren kann:
Nachdem die Erde nun endlich belebt ist, geht es mit der umfangreichen (jede Sammlung im Naturhistorischen Museum ist offensichtlich enorm umfangreich) Fossiliensammlung weiter. Es gibt versteinerte Pflanzen und Tiere in jeder Entwicklungstufe zu beobachten und man kann wunderbar verfolgen, wie sich das Leben immer weiter entwickelt hat. Von Trilobiten:
über Orthoceren:
und Riesenspinnen:
bis hin zu Dinosauriereiern ist alles dabei:
Und all diese tollen Schaustücke werden in einem fantastischen Ambiente präsentiert. Selbst wenn man die ausgestellten Objekte komplett ignoriert und sich nur die Räume selbst ansieht, lohnt sich ein Besuch im Naturhistorischen Museum:
Dinosaurier gibt es im Museum natürlich noch mehr:
Mir hat besonders diese Präsentation einer geologischen Schichtung gefallen, bei der man die K/T-Grenze (also den Zeitpunkt an dem ein großer Meteoriteneinschlag den Dinos das Licht ausgeblasen hat) wunderbar sehen kann:
Nach den Tieren und Pflanzen landen wir dann schließlich bei den Menschen. Auch hier hat das Museum eine äußerst coole Sammlung. Zum Beispiel die etwa 35000 Jahre alte Venus vom Galgenberg, eine der ältesten bekannten Darstellung eines Menschen:
Auch die etwas jüngere, dafür aber viel berühmtere “Venus von Willendorf” (beide wurden übrigens in der gleichen Gegend gefunden, ganz in der Nähe meiner österreichischen Heimatstadt Krems) kann man sich in einem extra eingerichteten Raum ansehen. Dazu Unmengen an Steinzeitobjekten, Grabstätten, Waffen, etc. Von der Steinzeit führt der Weg weiter bis zur Antike und auch hier gibt es haufenweise interessante Objekte zu sehen. Überall in der Ausstellung sind übrigens Plakate mit dem Motto “Alles Natur, alles Chemie” zu sehen, die an passenden Stellen grundlegende chemische Prozesse erklären. Eine äußerst gute Idee!
Im Museum gab es aber nicht nur jede Menge Dinge zum ansehen, sondern auch zum spielen 😉 In der Ausstellung über extreme Lebensweisen sonnte man zum Beispiel via Magnetpuzzle ein Tier zusammenbauen, dass optimal an kalte Bedingungen angepasst ist. Die Überlebenschancen des Tiers kann man dann sofort an einer Skala ablesen. Meines sieht so aus:
Das bin ich vor der wärmebildkamera:
Und hier gab es ein Computerspiel, bei dem man die optimale Strategie finden musste, mit der man nach einem Schiffbruch im kalten Wasser überleben kann:
Spiele und Puzzles dieser Art gab es noch jede Menge. Man konnte an einer speziellen Waage bestimmen, wieviel Wasser der eigene Körper enthält und das mit anderen Tieren vergleichen. Es gab eine Höhle, in der man das Leben in der Dunkelheit kennenlernen konnte und haufenweise andere Spielereien, die alle äußerst gut gemacht und instruktiv waren. Ach ja, auf den Mount Everest konnte man auch noch klettern 😉
Nach einer Abteilung die den Höhlen gewidmet war, war die Tour im Erdgeschoß dann zu Ende:
Im ersten Stock wartet aber noch die riesige Sammlung von präparierten Tieren. Auch hier sind die Räumlichkeiten wieder fantastisch. Man beginnt im Ernst-Haeckel-Saal mit seinen wunderbaren Glasfenstern die Haeckels Illustrationen zeigen und hat die Möglichkeit, verschiedenste Mikroskope auszuprobieren:
Jetzt kommen Tiere. Viele Tiere. Sehr viele Tiere. Das ist der Teil des Museums, den ich aus meiner Kindheit kenne. Unmengen an ausgestopften und präparierten Tieren. Darunter jede Menge wirklich interessante und schöne Exemplare – aber so wie bei den Mineralien kommt auch hier irgendwann zwangsläufig der Punkt, an dem man keinen weiteren Käfer mehr sehen mag:
Aber auch hier ist die Sammlung durch große Modelle und andere nette Ausstellungsstücke aufgelockert:
Und selbst wenn ein Saal nur Hirsche und anderes Wildgetier enthält:
finden sich noch spannende chemische Fakten:
Ich war diesmal von meinem Besuch im Naturhistorischen Museum sehr begeistert. Es hat sich in den letzten Jahren wirklich geändert. Ich weiß nicht, wieviel davon auf den neuen Direktor christian Köberl zurück zu führen ist, aber ich kann einen Besuch dort heute nur sehr empfehlen. Kinder sind dort auch gern gesehen, für sie gibt es auch jede Menge zu sehen und die, die während meines Besuchs anwesend waren, haben sich augenscheinlich sehr amüsiert (es gibt sogar eigene Räume, in denen man dort Kindergeburtstag feiern kann!). Wenn ihr in Wien seid, dann geht ins Naturhistorische Museum! Es lohnt sich!
Kommentare (16)