Pulsare sind cool. Pulsare sind tote Sterne. Pulsare sind das, was von einem massereichen Stern übrig bleibt, wenn sein Brennstoff zu Ende geht. Dann kann der Stern nicht mehr genug Strahlung erzeugen, um der Gravitationskraft die seine Masse ausübt, entgegen zu wirken. Der Stern stürzt in sich zusammen, es gibt eine gewaltige Explosion. Diese Supernova schleudert das meiste Material aus dem der Stern bestand, ins All. Der Rest des Sterns wird dabei zu einer extrem kompakten Kugel komprimiert. Mit nur wenigen Kilometern Durchmesser hat so ein Neutronenstern dabei eine Masse die größer ist als die der Sonne! Ein Stück dieses Sterns, so groß wie ein Zuckerwürfel, wiegt in etwa so viel wie ein Würfel aus massivem Eisen mit einer Kantenlänge von einem Kilometer! So einen Neutronenstern hat das Weltraumteleskop Chandra kürzlich beobachtet. Die Ergebnisse waren verblüffend.
Das hier ist der Pulsar SXP 1062:
Cooles Bild, oder? Was wir hier sehen, ist eine Mischung aus Aufnahmen, die mit den Röntgenteleskopen Chandra und XMM-Newton und dem optischen Teleskop am Cerro Tololo Inter-American Observatory gemacht worden sind. Blau im Bild ist die Röntgenstrahlung abgebildet, in den Rottönen das optische Bild. Der Pulsar ist das extrem helle, blaue Objekt rechts im Bild. Man sieht gut die Reste der Supernova, die ihn schalenförmig umgeben. Die tolle rot-gelbe-Struktur links im Bild hat mit dem Pulsar nichts zu tun – sie ist aber trotzdem sehr beeindruckend. Es handelt sich um eine Sternentstehungsregion, also eine große Ansammlung von Gas. Pulsar und Sternentstehungsregion befinden sich übrigens knapp 200000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie sind nicht mehr in unserer Galaxie zu finden sondern in der Kleinen Magellanschen Wolke, eine der vielen Zwerggalaxien, die unserer große Milchstraße begleiten.
Pulsare rotieren normalerweise enorm schnell. Manche drehen sich ein paar tausend Mal pro Sekunde um ihre eigene Achse. Es handelt sich hier um den gleichen Effekt, den man auch bei Eiskunstläufern beobachten kann. Wenn sie sich auf den Kufen zuerst mit ausgestreckten Armen drehen und dann die Arme eng an den Körper ziehen, drehen sie sich schneller (das liegt an der Drehimpulserhaltung). Genauso erhöht sich auch die Rotationsgeschwindigkeit eines Sterns, der plötzlich auf die enorme Dichte eines Neutronensterns komprimiert wird.
SXP 1062 dreht sich allerdings nur einmal in 18 Minuten um seine Achse. Gut, im Vergleich zur 24-Stunde-Rotation der Erde ist das immer noch schnell. Aber für einen Pulsar eigentlich viel zu langsam. Man könnte vielleicht vermuten, dass der Pulsar schon alt ist und im Laufe der Zeit immer langsamer geworden ist. Das Alter lässt sich aber aus der Untersuchung der Supernovaüberreste bestimmen, die den Pulsar umgeben. Demnach ist er erst zwischen 10000 und 40000 Jahre alt. Nach astronomischen Maßstäben ist SXP 1062 also gerade eben erst explodiert. Wenn man davon ausgeht, dass er genauso wie alle andere Pulsare auch entstanden ist, dann hat er sich nach seiner Geburt auch genauso schnell gedreht wie ein typischer Pulsar. Was ihn in der kurzen Zeit so stark abgebremst hat, weiß noch keiner. Aber man wird SXP 1062 weiter untersuchen. Man wird herausfinden, warum er sich nicht mehrmals pro Sekunde sondern nur einmal in 18 Minuten um seine eigene Achse dreht. Und am Ende haben wir etwas über unser Universum gelernt, das wir vorher noch nicht wussten! Wissenschaft ist cool!
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