Es hätte eine der coolsten Weltraummissionen der letzten Jahre werden sollen. Die russische Raumsonde Fobos-Grunt machte sich Anfang November 2011 auf ins All. Der Start klappte, die Sonde landete in einer Erdumlaufbahn und sollte weiter zum Mars fliegen. Dort war eine Landung auf dem Marsmond Phobos geplant, man hätte dort Bodenproben gesammelt und sie zurück zur Erde gebracht. Die Planetologen hätten einmalige Daten gewinnen können. Das wird nun leider nicht passieren. Es gab eine Fehlfunktionen und die Bodenstation konnte die Sonde nicht dazu bringen, sich auf den Weg zum Mars zu machen. Sie umkreist heute immer noch die Erde. Aber nicht mehr lange. In den nächsten Tagen wird sie in der Atmosphäre verglühen. Einige Teile der Sonde werden vermutlich auch auf den Erdboden bzw. in den Ozean fallen.
Spektakuläre Abstürze von Weltraummüll gab es in letzter Zeit ja öfter. Der NASA-Satellit UARS stürzte im September in den Pazifik. Das deutsche Weltraumteleskop ROSAT landete im Oktober im Meer. Und am Weihnachtsabend verglühte höchst dramatisch eine Sojus-Raketenstufe über Deutschland.
Fobos-Grunt soll in der Nacht vom 15 auf den 16. Januar wieder zurück zur Erde fallen. Am Center for Orbital and Reentry Debries Studies gibt man 3:36 MEZ am 16 Januar als Absturzzeit an. So genau kann man es aber momentan noch nicht wirklich sagen. Zwischen 15. und 17. Januar ist noch alles drin. Fobos Grunt umrundet die Erde mehrmals täglich und kann so gut wie überall abstürzen. So sieht die aktuelle Prognose aus:
Das gelbe Symbol (südlich von Australien) gibt den prognostizierten Absturzort an, die blauen und gelben Linien die Bahn der Sonde vor bzw. nach dem vorhergesagten Zeitpunkt. Der Kreis um das Symbol zeigt den Bereich, innerhalb dessen der Absturz beobachtet werden könnte. Wenn es so bleibt wie jetzt – was unwahrscheinlich ist – dann hätten die Leute im südlichen Australien gute Chancen eine wunderbare Lightshow am Himmel anzusehen.
So wie bei den früheren Abstürzen muss man auch hier keine große Angst haben. Auch wenn in manchen Medien Fobos-Grunt mit der “giftigste Satellit aller Zeiten” und ähnlich optimistischen Namen bezeichnet wird, besteht keine Gefahr. Der, tatsächlich giftige Treibstoff (den aber auch andere Satelliten an Bord haben und nicht nur Fobos-Grunt), wird bei den hohen Temperaturen des Wiedereintritts verbrennen. Und auch das radioaktive Material, dass die Sonde für Experimente an Bord hatte, muss niemanden Sorgen bereiten. Es handelt sich nur um 10 Mikrogramm Cobalt-57 und das verteilt sich beim Wiedereintritt und ist in der geringen Konzentration völlig ungefährlich. Es ist sowieso unwahrscheinlich, dass Fobos-Grunt über bewohnten Gegenden der Erde niedergeht – es gibt viel zu viel Meer und Wüste, auf die die Sonde fallen kann…
Die Hobby-Astronomen haben die Gelegenheit jedenfalls noch genutzt und ein paar letzte Bilder von Fobos-Grunt gemacht. Hier ist ein besonders schönes Video:
Tschüß, Fobos-Grunt. Schade, dass es mit dem Mars nicht geklappt hat. Solange Fobos-Grunt noch fliegt, könnt ihr übrigens hier schauen, wo er gerade ist. Updates zu den verschiedenen prognostizierten Absturzzeitpunkten findet ihr hier.
Kommentare (74)