Manche Leute meckern ja gerade ein wenig, weil so viele Nachrichten über Exoplaneten in den Medien zu lesen sind (und weil es meistens um Entdeckungen des Weltraumteleskops Kepler geht). Ich meckere nicht, ich finde das äußerst cool 😉 Und darum kriegt ihr heute hier den ganzen Tag nur Exoplanetenartikel zu lesen. Vielleicht auch morgen noch, mal sehen. Es gibt zur Zeit wirklich viele Neuigkeiten. Das ist auch kein Wunder. Kepler beobachtet seit 2 Jahren und hat in der Zeit tausende Planetenkandidaten gesammelt. Mittlerweile hat die Zeit gereicht, um viele dieser Kandidaten zu bestätigen und die werden eben nun der Reihe nach veröffentlicht. Die Exoplanetenforschung ist gerade völlig im Umbruch begriffen und ich bin mir sicher, dass der Strom an beeindruckenden Entdeckungen in den nächsten Jahren nicht abreißen wird.
Zu diesen beeindruckenden Entdeckungen gehört sicher auch das KOI-961-System. Es ist das bisher kleinste Planetensystem, das man entdeckt hat.
Alles darin ist klein. Das fängt schon beim zentralen Stern an. Das ist ein roter Zwergstern, mit nur knapp einem Zehntel der Masse der Sonne und einem Fünftel ihres Durchmessers. Die Leuchtkraft von KOI 961 ist sogar tausendmal schwächer als die der Sonne. Umkreist wird dieser Zwergstern von drei kleinen Planeten. Alle sind kleiner als die Erde und der kleinste entspricht in seiner Größe sogar nur dem Mars. Hier ist ein Größenvergleich:
Die Planeten befinden sich auch alle sehr nah an ihrem Stern. Sie sind ihm hundertmal näher, als die Erde unserer Sonne. Dort drängt sich alles eng zusammen und die Astronomen haben angemerkt, dass der Stern mit seinen Planeten eher einem Planeten mit seinen Monden zu ähneln scheint. So sieht KOI 961 im Vergleich mit Jupiter aus:
Man muss allerdings dazu sagen, dass dieses System nicht so aussehen muss. Die Bezeichnung “KOI” gibt schon einen Hinweis darauf. Das steht für “Kepler Object of Interest” und bezeichnet Planetenkandidaten, die noch nicht eindeutig bestätigt sind. Vor allem die Natur des Zwergsterns macht hier noch Probleme. Es kann auch sein, dass es sich hier um einen Doppelstern handelt. Die Analyse der Daten wurde aber unter der Voraussetzung durchgeführt, dass es sich um einen einzelnen Stern handelt. Hier haben die Forscher ein Diagramm erstellt, das zeigt, mit welcher Wahrscheinlichkeit der erste Planet von KOI-961 einen gewissen Radius hat:
Es ist zwar am Wahrscheinlichsten, dass der Wert in der Nähe des publizierten Wertes von 0,78 Erdradien liegt; sollte der Planet aber einen eventuell vorhandenen Begleitstern umkreisen, könnte er auch deutlich größer sein als die Erde.
KOI 961 ist auf jeden Fall ein sehr faszinierendes System. Es zeigt uns, wie komplett unterschiedlich extrasolare Planetensystem sein können. Nicht überall muss es so aussehen wie bei uns. Wir wissen ja nun, dass Planeten enorm häufig sind. Es ist also damit zu rechnen, dass wir weitere außergewöhnliche und völlig unerwartete Planetensysteme finden werden. Die große Aufgabe der Theoretiker in den nächsten Jahren wird es sein, all diese Planetensysteme in einer vernünftigen Systematik zu organisieren. Man muss herausfinden, was wirklich außergewöhnlich ist und was einfach nur fremd, aber deswegen nicht anormal. Man muss sammeln, klassifizieren und dann besteht auch eine Chance, dass wir die Beobachtungen alle auch erklären können. Am Ende dieser Datensammlung und -analyse wird eine universale Theorie der Stern- und Planetenentstehung stehen!
(Mist, und ich hab keine gute Gelegenheit gefunden, den Witz mit den kleinen grünen Männchen aus dem kleinsten Planetensystem zu machen. Naja, ist wohl auch besser…)
Kommentare (35)