Kepler hat nochmal zugeschlagen. Nach dem Mini-Sonnensystem gab es in den letzten Tagen noch eine sehr schöne Meldung. William Welsh von der San Diego State University und seine Kollegen haben zwei ganz besondere Planetensysteme in den Kepler-Daten gefunden. Die Planeten Kepler-34b und Kepler-35 umkreisen jeweils zwei Sterne.
So ein “Science-Fiction”-Planet hat schon im September für mächtig Medienrummel gesorgt. Da gab das Kepler-Team die Entdeckung von Kepler-16b bekannt. Es war der erste Planet in einem Doppelsternsystem, der sich um beide Sterne bewegt. Planeten in Doppel- oder Mehrfachsternsystemen kannten wir ja auch vorher schon einige. Aber es handelte sich immer um Planeten vom S-Typ, bei dem sich der Planet nur um einen der beiden Sterne bewegt. Kepler-16b war der erste echte P-Typ-Planet, der sich um beide Sterne bewegte.
Mit Kepler-34b und Kepler-35b hat man nun zwei weitere P-Typ-Planeten gefunden. Beide Planeten sind etwas kleiner als Jupiter (0,76 und 0,73 Jupiterradien). Ihre Masse beträgt ein Fünftel bzw. ein Zehntel der Jupitermasse; es handelt sich also um sehr “fluffige” Planeten; Gasriesen mit geringer Dichte. So sieht das Kepler-34 System (die Sterne sind alle sonnenähnlich) aus:
Oben sieht man das System in der Draufsicht. Man erkennt recht gut, dass die Sterne sich auf einer exzentrischen Bahn umkreisen; der Planet ist etwa eine astronomische Einheit von den beiden Sternen entfernt. Für meinen Geschmack sind die Planet und die Sterne mit ihrer exzentrischen Bahn dort etwas sehr nahe zusammen. Welsh und seine Kollegen meinten zwar im Artikel, dass sie die Stabilität der Bahn für 10 Millionen Jahren simuliert und überprüft hätten. Aber das würde ich gern noch etwas genauer untersucht sehen. 10 Millionen Jahren sind nicht wirklich lang für ein Planetensystem. Da sollte man auf jeden Fall noch eine Größenordnung länger simulieren – es würde mich nicht wundern, wenn da noch der eine oder andere dynamische Effekt auftaucht…
Unten sieht man das System, wie es von der Erde aus gesehen wird. Der Planet kann vor beiden Sternen vorüberziehen und man hat auch beide Sorten von Transits beobachtet – und so den Planeten erst entdeckt.
Kepler-35 sieht ähnlich aus; hier ist der Planet etwas näher an den Sternen die sich auf einer weniger exzentrischen Bahn umkreisen:
Hier kann man von der Erde aus nur beobachten, wie der Planet vor einem der beiden Sterne vorüber zieht. Aber auch das reicht für eine Entdeckung. Welsh und seine Kollegen haben aber nicht nur zwei Planeten entdeckt und damit die Zahl der bekannten P-Typ-Planeten auf 3 erhöht. Sie haben auch ein bisschen Statistik betrieben und versucht abzuschätzen, wie häufig solche Planeten sind. Wie jetzt, Statistik mit drei Planeten?, fragt jetzt vielleicht der eine oder die andere. Bringt das was? Ja, natürlich bringt das was – vor allem, weil es nicht nur um die drei Fälle geht bei denen man was gefunden hat, sondern um alle Fälle, die man untersucht hat. Das waren in diesem Fall immerhin 750 Sterne! Man hat 750 Systeme untersucht und bei drei davon einen Planeten gefunden. Natürlich muss man berücksichtigen, dass nicht jedes Planetensystem so orientiert sein wird, dass wir von der Erde aus Transits beobachten können. Und nicht jeder Planet wird eine so kurze Periode haben, damit man ihn in den 2 Jahren, die Kepler arbeitet, entdecken hat können. Aber wenn man das berücksichtigt, dann ergibt sich (als untere Grenze), dass etwa 1 Prozent aller engen Doppelsternsysteme Planeten vom P-Typ hat. 1 Prozent ist wenig, aber es gibt viele Sterne und die Autoren kommen zu dem Schluss, dass es allein in unserer Milchstraße ein paar Millionen solcher “Science-Fiction”-Planeten mit zwei Sonnen am Himmel geben muss. Leben ist auf solchen Gasriesen nicht möglich; aber wer weiß. Manche davon haben sicher Monde, manche davon befinden sich vielleicht genau im richtigen Abstand so dass die Temperatur auf den Monden richtig ist. Und vielleicht sitzen dort wirklich ein paar Aliens betrachten den doppelten Sonnenuntergang und lästern über die armen Typen auf anderen Planeten, die sich mit einer Sonne zufrieden geben müssen…
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