Frohe Ostern. Ostern ist ja eigentlich ein sehr astronomisches Fest. Der Tag, an dem es gefeiert wird, ändert sich Jahr für Jahr und es sind astronomische Berechnungen nötig, um ihn zu bestimmen. Diese Geschichte habe ich aber schon früher erzählt. Ansonsten sind die astronomischen Osterthemen eher rar. Es gibt nur ein paar “Oster-Events”; also astronomische Ereignisse wie zum Beispiel Supernovae, die zufällig zu Ostern stattfanden und ein paar Himmelsobjekte, die nach Eiern benannt sind, zum Beispiel den Eiernebel. Man muss bei den Feiertagsartikeln also kreativ sein 😉 Ich hab mir für heute die Astronomie der Osterinsel ausgesucht. Auch wenn es eigentlich nichts mit Ostern zu tun hat, ist es doch sehr interessant sich zu überlegen, wie Astronomie, so ganz ohne Teleskope und andere Geräte eigentlich funktioniert.
Man liest ja zum Beispiel immer wieder, dass Stonehenge ein “Steinzeitobservatorium” sein soll. Aber da stehen ja eigentlich nur ein paar große Steine in der Gegend rum – Wie betreibt man damit Astronomie?
Die Astronomie, die vor vielen tausend Jahren praktiziert wurde, hat natürlich nur wenig mit der Astronomie von heute zu tun. Über den Himmel und das All wusste man damals noch so gut wie nichts. Dort oben waren Lichtpunkte, die sich bewegten. Die Sonne ging auf, und wieder unter. Manchmal war es länger hell, mal kürzer. Aber da der Mensch auch damals schon ein Mensch war, wollte er natürlich mehr herausfinden. Er wollte die Bewegung dieser Lichtpunkte verstehen und sie nutzen. Als Kalender zum Beispiel.
Heute kann man sich das schwer vorstellen. Wir wissen immer welcher Tag gerade ist. Und wenn wir doch einmal verwirrt sind und uns fragen, ob jetzt der 13. oder doch schon der 14. ist, dann lässt sich das sehr schnell und einfach herausfinden. Und nie würden wir in die Verlegenheit geraten, Weihnachten, Silvester, Ostern oder ein anderes großes jahreszeitlich geprägtes Fest zu verpassen. Tag und Zeit sind in unserer Welt omnipräsent und wenn wir uns nicht gerade im tiefen Wald verstecken, dann können wir diesen Informationen nicht entgehen.
Früher war es allerdings anders. Da gab es keine Zeitungen, kein Fernsehen, keine Werbung, keine Uhren – es gab nichts, dass auf die vergehende Zeit hinwies. Nichts, außer den Himmelskörpern. Dabei war es natürlich auch damals schon wichtig, über den Zeitpunkt im Jahresablauf informiert zu sein. Nicht nur aus religiösen Gründen, um die richtigen Feste zum richtigen Zeitpunkt zu feiern. Sondern auch, um zum richtigen Zeitpunkt mit der Aussaat auf den Feldern oder der Ernte zu beginnen. Zu diesem Zweck errichteten die Menschen damals Strukturen wie Stonehenge (wobei nicht alle ausschließlich astronomischen Zwecken dienten).
Das grundlegende Funktionsprinzip dieser Bauten lässt sich relativ leicht verstehen. Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse. Darum gibt es Tag und Nacht. Sie bewegt sich aber auch um die Sonne. Das dauert ein Jahr und gemeinsam mit der Schiefstellung der Erdachse verursacht diese Bewegung den Ablauf der Jahreszeiten (zumindest in den gemäßigten Breiten). Die Sonne steht mal länger am Himmel und mal kürzer – ich habe das hier ausführlich erklärt. Wir lernen zwar alle als Kinder den Reim: “Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihre Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen.” Und der ist natürlich auch richtig, aber nur näherungsweise. Denn die Sonne geht nicht immer exakt im Osten auf und exakt im Westen unten. Je nachdem, wo sich die Erde gerade auf ihrer Bahn um die Sonne befindet, ändern sich die Auf- und Untergangsrichtungen. Wenn sie im Winter nur einen kurzen Bogen über den Himmel beschreibt, dann geht sie näher im Südosten auf und näher im Südwesten unter. Nur an den beiden Tagundnachtgleichen im Frühling und im Herbst geht sie exakt im Osten auf und im Westen unter. Geht mal in ein Planetarium in eurer Nähe! Dort gibt es so gut wie immer eine Show, in der all diese Dinge sehr anschaulich erklärt werden.
Die Menschen früher haben nun probiert, genau solche speziellen Punkte im Jahresablauf zu markieren. Man hat die Auf- und Untergangsposition der Sonne mit großen Steinen oder auch Holzpflöcken markiert. Der Priester/Astronom musste dann nur jeden Tag den Auf- bzw. Untergang der Sonne von der selben Position aus beobachten. Wenn sich dann zum Beispiel der Ort des Aufgangs immer weiter dem Markierungsstein näherte, wusste er, dass der Zeitpunkt für das Fest/die Aussaat bald kommen würde. In Sachsen-Anhalt existiert das älteste bisher bekannte Observatorium dieser Art. Das Observatorium von Goseck bestand aus konzentrischen Holzwällen, die an bestimmten Punkten durchbrochen waren. Das waren die Markierungen die anzeigten, wo die Sonne an einem bestimmten Tag auf- und untergehen würde. In Goseck war es die Wintersonnenwende, die so markiert wurde:
Solche Anlagen gibt es überall auf der Welt. Nicht überraschend, denn überall auf der Welt leben Menschen und die haben die gleichen Bedürfnisse und wollen alle über den Lauf der Zeit informiert werden. Natürlich auch die Bewohner der Osterinsel, bzw. von Rapa Nui, wie sie eigentlich heißt. Große Steinkreise wie in Stonehenge gibt es dort nicht. Dafür aber die beeindruckenden Steinfiguren, die Moais, die überall auf der Insel auf ihren Zeremonialplattformen, den Ahus stehen. Und die können genauso gut als astronomische Markierungen dienen wie große Steine oder Holzwälle.Im “Journal for the History of Astronomy” erschien im Jahr 2004 ein Artikel von Edmundo Edwards und Juan Antonio Belmonte, in dem sie den aktuellen Wissensstand zur astrononmischen Ausrichtung der Ahus auf Rapa Nui zusammenfassen und neu analysieren: “Megalithic astronomy of Easter Island: a reassessment”.
In früheren Arbeiten war man zu dem Schluss gekommen, dass viele der Ahus anhand bestimmter Positionen von Sonne und Mond ausgerichtet waren. Dass die Bewohner der Osterinsel sich mit der Beobachtung des Himmels beschäftigt haben, zeigten auch Ortsnamen wie “Ana Ui Hetu’u”: Die Höhle, um daraus Sterne zu beobachten. Oder “Ko Te Papa Ui Hetu’u”: Der Stein, von aus man die Sterne sehen kann. Die erneute Analyse der Ausrichtung der Steinmonumente zeigte aber, dass Sonne und Mond eher keine Rolle gespielt haben. Viel wichtiger waren für die Bewohner von Rapa Nui die Plejaden und der Gürtel des Orion. Die Plejaden nannten sie “Matariki” (“Kleine Augen”) und die drei Sterne des Gürtel des Orion sind “Tautoru”: “Die drei Schönen”. Der heliakische Aufgang von Matariki definierte auf Rapa Nui den Beginn eines neuen Jahrs. “Heliakisch” bedeutet, dass die Sterne der Plejaden gleichzeitig mit der Sonne aufgehen (ich habe das hier genauer erklärt). Auch Tautoru definierte ein wichtiges Fest (“Paina”). Beim “Ko Te Papa Ui Hetu’u”, dem Stein, von dem aus man die Sterne beobachtet, fand man sogar einen Felsen, in den eine Darstellung der Plejaden geritzt war. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Steinmonumente auf Rapa Nui hauptsächlich an den Plejaden und dem Gürtel des Orion ausgerichtet sind.
Ich würde ja gerne selbst mal so ein “Steinzeitobservatorium” bauen. Das wäre sicherlich ein tolles Projekt für eine Schule und eine nette Abwechslung zu all der üblichen Kunst, die da im öffentlichen Raum herumsteht. Mal sehen, vielleicht finde ich ja irgendwann mal das dafür nötige Geld und die Mitarbeiter – und vor allem die nötige Zeit 😉 Jetzt esse ich aber erst mal ein paar Eier. Frohe Ostern!
Kommentare (22)