Wenn man als rational denkender Mensch mit esoterischem Unsinn (egal ob es nun das Energielamm Berta ist oder ein simples Horoskop ist) konfrontiert wird, dann hat ist die Versuchung groß, dass einfach als absurd abzutun, darüber zu lachen und sich vielleicht sogar ein wenig darüber lustig zu machen. Aber selbst die lächerlichsten Esoterikprodukte sind Ausprägung einer ganz konkreten Geisteshaltung und eines ganz konkreten Weltbildes. Eine Welt, in der Logik und Rationalität kaum Platz haben; eine Welt, in der es nicht auf die Realität ankommt, sondern auf das, was man fühlt oder sich vorstellt. Eine Welt, in der alles möglichen sein kann und muss, von dem man sich wünscht, dass es möglich wäre. Und das ist tatsächlich gefährlich.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema “Lichtnahrung”. Menschen glauben, sie könnten sich rein durch Licht ernähren. Ohne jede zusätzliche Aufnahme von fester oder flüssiger Nahrung. Jeder mit auch nur den geringsten grundlegenden Kenntnissen in Biologie ist klar, dass das nicht funktionieren kann (selbst Pflanzen brauchen nicht nur Licht, sondern auch Wasser und verschiedene Nährstoffe aus dem Boden). Wenn wir nichts essen und trinken, dann sterben wir. Trotzdem gibt es viele Menschen, die “Lichtnahrung” toll finden und meinen, es würde sie geistig irgendwie weiter bringen, wenn sie sich nur noch von Licht “ernähren”. Sehr viel Öffentlichkeit bekam diese absurde Weltsicht durch den Kinofilm “Am Anfang war das Licht” des in Österreich sehr bekannten P.A. Straubinger. Der Film setzt sich völlig unkritisch mit diesem Phänomen auseinander – ScienceBlogs-Kollege Ulrich Berger hat sich detailliert mit dem Film auseinandergesetzt. Leider sind viele Menschen auf Straubingers Darstellung hereingefallen. Besonders tragisch war der Fall einer Frau aus der Schweiz, die – angeregt durch den Film – selbst einmal “lichtfasten” wollte. Sie ist verhungert:
“Wer Jasmuheens Anweisungen folgt, nimmt in der ersten Woche nichts zu sich, auch kein Wasser. Anna Gut hielt sich strikt daran. Sogar ihren Speichel spuckte sie aus.”
Opfer der Irrationalität wurde auch eine Familie aus Amerika. Aus Angst vor einem angeblichen Weltuntergang hat ein Mann seine Tochter und seine Frau umgebracht und sich danach in einem Bunker im Wald verschanzt. Dort hat er sich dann schließlich selbst erschossen.
Natürlich sind das Einzelfälle. Für uns jedenfalls, sicherlich nicht aus Sicht der ermordeten Familie und der Angehörigen der Toten. Aber sie demonstrieren, dass auch “harmlose” Spinnereien in letzter Konsequenz schlimme Folgen haben können. Wenn die Menschen aufhören, kritisch zu denken, dann ist das niemals gut.
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