Vor vier Jahren bin ich das erste Mal auf “Global Scaling” gestoßen. Angeblich eine neue “Universaltheorie”, mit der sich alles und jedes berechnen und erklären lässt. Basieren soll das alles auf Logarithmen, Fraktalen, Protonenresonazen und anderen beeindruckend klingenden Wörtern. Dumm nur, dass wissenschaftlich nicht das geringste dran ist und die “Erklärungen” die mittels Global Scaling gewonnen werden, falsch sind. Global Scaling ist nur ein etwas kompliziertes Orakel, auf dessen Basis der “Global Scaling Berater” frei herum assoziieren kann. So wie der Astrologe mit seinem Horoskop oder die Kartenlegerin mit ihren Karten. Erfunden hat die “Theorie” hinter Global Scaling der “Wissenschaftler” Hartmut Müller. Der hat sogar eine eigene “Global Scaling Universität” gegründet. Und ein “Institut für Raum Energie Forschung GmbH in memoriam Leonhard Euler”. Klingt alles ganz wichtig. Und “Professor” soll Müller auch noch sein. Von Herrn Müller hört man in letzter Zeit allerdings nur noch wenig. Kein Wunder. Denn er ist gerade auf der Flucht. Ein Gericht hat ihn in Abwesenheit zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.
Dabei war Global Scaling so erfolgreich. “Global Scaling Berater” sind längst Teil der Esoterikszene geworden und sie beraten alles und jeden. Man kann sich sein Haus nach Global-Scaling-Maßstäben ausmessen und umräumen lassen. Es gibt Geräte, die einem vor “Elektrosmog” schützen sollen. Und sogar Global-Scaling-Wundersocken für Sportler. Man kann damit die Lottozahlen vorhersagen, es gibt ein Global-Scaling-Tiergesundheitszentrum. Eine Wohnungsgenossenschaft in Hannover lässt per Global Scaling herausfinden, wo es sich zu investieren lohnt. Und so weiter. Das übliche Programm eben. Leider…
Dass es beim Global Scaling weniger um Wissenschaft und Erkenntnis ging, sondern – wie so oft in der Esoterik – ums Geld, war schon bald klar. Da hatte zum Beispiel die Firma GSDI Cyprus behauptet, sie hätte eine Verschlüsselungsmethode entwickelt, die auf Global Scaling basiert. Für dieses tolle neue Produkt suchte man Investoren und Anleger und fand sie leider auch. Auch Hartmut Müller war bei GDSI involviert und probierte die Menschen von Global Scaling zu überzeugen und damit Investorengelder zu sammeln. Müller nutzte das Geld angeblich für “Forschung” – was aber nie bestätigt werden konnte. Sachverständige konnten die Versuche nie überprüfen, da Müller sich nicht kontrollieren lassen wollte. Irgendwann wurde dann auch mal die Staatsanwaltschaft auf die Geschichte aufmerksam. Müller wusste anscheinend schon, was im blühen würde und flüchtete. Im Februar 2012 wurde er vom Landgericht Dresden zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt:
“„Die Technik hat nicht funktioniert”, sagt Richter Schlüter-Staats. „Sie beruht ausschließlich auf Manipulation.” Schließlich gab sogar Müller zu, bei bislang erfolgreichen Anwendungen – etwa einem Telefonat von Bad Tölz nach St. Petersburg via Gravitationswellen – nachgeholfen zu haben. So war das Gericht am Ende überzeugt, dass er bewusst manipuliert hat, um an Geld zu kommen.”(Quelle)
Einer der Gutachter beim Verfahren beschreibt Global Scaling so:
“Es ist ein Regelwerk ohne Grundlage, wie in der Astrologie. Er hat das frei erfunden. Global Scaling ist Humbug, Parapsychologie außerhalb der Naturwissenschaft. Er wollte damit Eindruck schinden.”(Quelle
Dabei sah es lange recht gut aus für Global Scaling. Die “Theorie” hat es sogar an die Universitäten geschafft. Besonders peinlich hat sich dabei die Universität in Krems an der Donau angestellt. Dort hat man die “Global Scaling Quantum Teleportation” erforscht und man wollte Nachrichten mittels Gravitationswellen übertragen:
“Dr. Hartmut Müller, Leiter des Instituts für Raum-Energie-Forschung in Wolfratshausen (Deutschland), demonstrierte, dass eine Datenübertragung zwischen zwei Notebooks in Deutschland und Krems möglich ohne herkömliche Übertragungsverfahren (wie Internet, Telefon, WLAN, etc.) und ohne Verwendung zusätzlicher Geräte rein softwarebasierend möglich ist.Das von Dr. Müller in zwanzigjähriger Forschung entwickelte Verfahren “Global-Scaling Quantum Teleportation” (GSQT) ermöglicht diese Datenübertragung über das überall nachweisbare kosmische Hintergrundrauschen. Entgegen den Vorstellungen der klassischen Physik hat dieses Rauschen kein chaotisches, sondern ein harmonisches Spektrum. Deshalb kann man es für die Kommunikation nützen.”
hat man da fröhlich auf der Homepage der Uni verkündet (die entsprechende Seite ist allerdings schon länger nicht mehr erreichbar und nur im Archiv nachzulesen). Und auch Herr Bratengeyer, der damals auf Seiten der Donau-Uni mit Müller zusammengearbeitet hat, hat jeden Hinweis auf Global Scaling von “>seiner Homepage entfernt. Man kann allerdings immer noch die Meldung lesen, in der über einen “viel beachteten Vortrag” berichtet wird:
“Global Scaling” auf IPSI-Konferenz. TIM-Lab-Leiter Erwin Bratengeyer hielt viel beachteten Vortrag
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