Ich habe ja zwei Bücher geschrieben und weiß nun ein bisschen mehr darüber, wie der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Buch verläuft. Der Weldon Owen Verlag hat kürzlich eine sehr unterhaltsame Infographik veröffentlicht, in der die wesentlichen Punkte zusammengefasst sind:

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Ok. Ganz genau so läuft es in der Realität wahrscheinlich doch nicht ab 😉 Aber ein paar wahre Aussagen sind schon dabei. Ich wundere mich beim Besuch eines Buchladens zum Beispiel immer wieder, wie leicht es anscheinend diverse Promis haben, ein Buch zu veröffentlichen. Da muss auch gar nicht groß irgendwas drin stehen; es reicht der bekannte Name auf dem Buchcover. Wenn ich wieder mal die Wissenschaftsabteilung durchstöbere, dann stoße ich in letzter Zeit immer wieder auf ein Buch mit dem Titel “Cantz schön clever: Guidos gesammeltes Weltwissen”. Unschwer zu erraten, stammt es vom Comedian Guido Cantz und es handelt sich dabei im Wesentlichen um eine zusammenhanglose Sammlung an “lustigen” “Fakten”. Man findet da etwa eine Liste der Partnerstädte von Baku und erfährt gleich daneben, dass Stefan Raab beim Songcontest Platz 5 belegt hat und Cantz’ Bruder Nicole doof fand. Wenn jemand ein Buch mit komischen Fakten schreiben will, dann ist das ja kein Problem. Aber ich bezweifle, ob man so ein Buch auch dann in allen Buchhandlungen finden würde, wenn auf dem Cover kein Promi-Namen stehen würde. Aber ok, ich bin ja nur neidisch, weil mein Buch (wenn überhaupt) lange nicht so prominent in den Buchläden präsentiert wird, wie das von Cantz 😉

Die Infografik lässt sich aber teilweise auch für wissenschaftliche Publikationen anwenden. Besonders der Punkt “Final book sent to everyone” ist bei der Veröffentlichung eines Fachartikels immer wieder nervenaufreibend. Meistens stehen zwar mehrere Autoren auf dem Paper drauf; schreiben tut es aber nur eine beziehungsweise einer. Da sitzt man also, tagelang, wochenlang oder noch länger und probiert aus den Daten eine brauchbare Publikation zu erstellen. Man ist endlich fertig, glücklich und schickt den Text an die Koautoren und fällt erschöpft ins Bett. Und am nächsten Tag findet man haufenweise Emails in seinem Postfach in dem die Leute einem erklären, was man unbedingt noch anders machen muss und welche Daten unbedingt ebenfalls noch mit in den Artikel müssen. Hat man das gemacht, dann gefallen dem einem Koautor aber die Änderungen der anderen Koautorin nicht, es gibt wilde Diskussionen, Streit, noch mehr Änderungen und der Wunsch, irgendwo ganz weit weg eine Ziegenfarm zu eröffnen wird immer größer…

P.S. Ich hab zwar noch nicht so wahnsinnig viel Erfahrung als Autor. Aber falls Interesse besteht, kann ich gerne mal ein bisschen mehr zu den technischen Details der Entstehung meiner beiden Bücher schreiben.

Kommentare (14)

  1. #1 JPeelen
    26. Mai 2012

    Die Anzahl der täglich neu erscheinenden Bücher würde jede auch noch so große Buchhandlung sprengen. So legen die Händler nur das aus, von dem sie Verkaufszahlen erhoffen. Es gibt anscheinend genügend Interessenten für Guido Cantz…

    Du hast den unglaublichen Vorteil, ein bekannter Blogger zu sein. Dadurch gibt es von vornherein SEHR viel mehr Interessenten für Deine Bücher als eine unbekannte Autorin/ein unbekannter Autor jemals hoffen kann.

    Das Problem besteht meiner Meinung nach weniger in der technischen Produktion des Buches, sondern darin, den Menschen, die sich für den Inhalt interessieren könnten, überhaupt mitzuteilen: da ist ein Buch erschienen, das vielleicht für euch lesenswert ist.

    Ein Nebenaspekt: ist das Buch zu billig, haben auch spezialisierte Buchhändler kein Interesse, weil der Aufwand den Verdienst nicht lohnt.

    Jedem, der sich mit einem Verlag einlassen möchte, empfehle ich das Buch “Culpa. Notizen zum Echolot” von Walter Kempowski. Es haut einen um, wie ein Verlag mit einem millionenfach gelesenen Erfolgsautor umgeht.

  2. #2 Bartleby
    26. Mai 2012

    Unter dem originalen Blogbeitrag steht: “Copyright © 2011 Weldon Owen. All rights reserved. Reproduction in whole or in part without permission is prohibited.”

    Mal Interessehalber: Hast Du eine Genehmigung zur Reproduktion des Bildes von Weldon Owen eingeholt oder ist das irgendwo pauschal freigegeben worden. Würde das Bild auch gern verwenden.

  3. #3 Florian Freistetter
    27. Mai 2012

    @Bartleby: “Hast Du eine Genehmigung zur Reproduktion des Bildes von Weldon Owen eingeholt”

    Ja, habe ich. Ich achte schon darauf, nur Bilder zu verwenden, die ich auch verwenden darf. Ich schreib ja auch immer dazu obs CC, gemeinfrei oder sonst irgendwas ist. Hier hab ich extra nochmal das (c) angefügt.

  4. #4 Bartleby
    27. Mai 2012

    @Florian: Danke. Dann frage ich auch ‘mal. Das Bild ist ein Renner – die Google-Suche hat es 350 mal gefunden und wahrscheinlich gibt es noch mehr. Auf die Fragen alle zu antworten, wird für den Autor sicher in Arbeit ausarten.

  5. #5 Benny
    27. Mai 2012

    Hallo!

    Schaut mal, hier kann man sich was für die Gesundheit bestellen

    Ne danke. Diesen Mist brauchst du hier nun wirklich nicht bewerben…Würd mich interessieren, ob du echt bist, oder ob mein Lieblingsesoteriker jetzt auch schon auf Spambots zurückgreift um seinen Unsinn zu bewerben…

  6. #6 Floeckchen
    27. Mai 2012

    Hallo, ich bin gerade dabei ein Buch zu schreiben, aber ich bin unsicher ob es auf Gegeninteresse stoßen würde. Eigentlich finde ich meine Geschichte (so wie jeder Autor wahrscheinlich) sehr interessant und im Kern soweit einzigartig. Aber wie kann ich herausfinden, ob es sich tatsächlich lohnt, daran weiterzuarbeiten?

  7. #7 Florian Freistetter
    27. Mai 2012

    @Floeckchen: “Aber wie kann ich herausfinden, ob es sich tatsächlich lohnt, daran weiterzuarbeiten? “

    Schreib ein Expose und schicks an nen Verlag. Oder besser: eine gute Literaturagentur. Die wissen, was sich verkauft und was nicht. Aber achte darauf, nicht abgezockt zu werden. Wenn die Agentur vorab von dir Geld haben will, dann sind sie nicht seriös.

    Oder du schreibst einfach weiter und veröffentlichst das Buch selbst. Als ebook zum Beispiel. Dann siehst du selbst, ob es sich lohnt oder nicht.

  8. #8 threepoints...
    27. Mai 2012

    Wie oft wird eigendlich ein “Buch” gelesen, bis es dann endlich gedruckt wurde?

  9. #9 DrMetti
    27. Mai 2012

    “P.S. Ich hab zwar noch nicht so wahnsinnig viel Erfahrung als Autor. Aber falls Interesse besteht, kann ich gerne mal ein bisschen mehr zu den technischen Details der Entstehung meiner beiden Bücher schreiben.”

    Gern! Vielleicht auch mit einem Beispiel, was den Koautoren nicht gefallen hat und wie du etwas ändern musstest, bis es auf allgemeine Zustimmung traf.

    Bin zwar kein Autor, aber verdiene gewissermaßen mein Geld auch mit dem Schreiben – und der Gedanke mit der Ziegenfarm kam mir auch nicht nur einmal 😉 .

  10. #10 Belles Lettres
    27. Mai 2012

    @threepoints Ein professioneller Romanautor hat ein Manuskript etwa 200mal gelesen, wenn man alles zusammenrechnet, wenn er abgibt. Sein Agent und evtl. Filmagent lesen, wenn es ein Debut ist, natürlich vor dem Verlag. Und in diesem Fall liest nach dem Eingangslektor auch der Verleger.

    Der Lektor liest mindestens einmal komplett, bevor er mit dem Redigieren beginnt, und kommt am Ende auf mindestens ein Dutzend Mal. Insgesamt gibt es im Normalfall drei Redaktionsdurchgänge, bei denen Autor und Lektor wieder mehrmals lesen. Es kommt darauf an, wie gut der Autor das Ms. schon überarbeitet hat. Manchmal muß der Lektor mühsam eine Geschichte freilegen, manchmal kann er sich mit Rechtschreibung begnügen und ein bißchen kürzen.

    Man muß leider auch immer weider lesen, um zu prüfen, ob man beim Ändern neue Fehler produziert hat. Das ist am nervigsten. Der Romanautor haßt seinen Roman von dem Moment an, wo er mit der Erstfassung beginnt, und am Ende der Redaktion haßt er es am meisten.

    Wenn die Redaktion beendet ist, geht das Ms. zum Setzer. Die Druckfahnen liest der Lektor einmal zur Kontrolle, bevor der Autor die Fahnen prüft und freigibt. Dann liest der Lektor noch einmal, ob der Setzer alle Änderungswunsche des Autors richtig durchgeführt hat. Der Author muß bei Änderungen noch einmal die betroffenen Passagen lesen und freigeben.

    Danach gehen die Fahnen zu den Korrektoren. In Publikumsverlagen sind das drei Korrektoren, die die Fahnen unabhängig voneinander auf Fehler lesen. Spätestens jetzt liest auch die Werbeabteilung und bald die Verlagsvertreter (zumindest lesen sie es an).

    Bei Sachbüchern geht es lockerer zu. Da kommt es weniger auf die perfekte Inszenierung und Sprache an, was am aufwendigsten ist. Hier reicht es, daß die Sprache eingängig und verständlich ist. Dafür ist die Prüfung der sachlichen Richtigkeit aufwendiger.

  11. #11 Florian Freistetter
    27. Mai 2012

    @Belles Lettres: “Ein professioneller Romanautor hat ein Manuskript etwa 200mal gelesen, wenn man alles zusammenrechnet, wenn er abgibt.”

    Ernsthaft? Mein Buch hab ich einmal geschrieben, einmal durchgelesen und nach dem Lektorat einmal korrigiert… (verschiedene andere Leute haben es aber natürlich trotzdem auch gelesen)

  12. #12 Bartleby
    27. Mai 2012

    @Florian “Mein Buch hab ich einmal geschrieben, einmal durchgelesen und […] einmal korrigiert…

    Nach der Theorie von “Belles Lettres” fällst Du ja angeblich in die Kategorie “Da kommt es weniger auf die perfekte Inszenierung und Sprache an”. Dieser Auffassung widerspreche ich erst einmal grundsätzlich. Schaut euch mal deutschsprachige Sachbücher aus den 1950-1980er Jahren unter dem Gesichtspunkt der Sprache an. Das, was seit den 1990er Jahren produziert wird kann man aus sprachlichen Gründen teilweise nur mit Schmerzen lesen. Da befruchten sich nämlich einige Dinge gegenseitig in Richtung Missgeburten: die irrige Auffassung, dass es nicht so sehr auf die Sprache ankommen würde, die Kostensparwut / der Gewinnzwang der Verlage und die Tatsache, dass immer weniger Autoren vom schreiben leben könn(t)en, Sachbücher also nebenher entstehen (und nur in kleiner Anzahl von etablierten Wissenschaftlern kommen, die es sich etwas gemütlicher einrichten können und dann bessere Qualität liefern).

    Und was die Belletristik betrifft. Ich glaube, dass “Belles Lettres” hier die Idealwelt einer untergegangenen Verlagswelt malt. Lektoren gibt es heute viel weniger, die nenen sich inzwischen oft “Projektmanager” und haben nicht die Zeit, einen Titel Dutzende Male zu lesensondern verlassen sich auf die automatische Rechtschreibkontrolle. Und wenn man hört, wie die Verlage Autoren behandeln, die nicht zu den Zugpferden gehören, dann muss man sich wirklich fragen, inwieweit die neuen, direkten Wege zu den Lesern nicht genausogut sind.

    Ich denke, dass die Verlage in der Breite nur die Hälfte von dem wieder einführen sollen, was “Belles Lettres” hier beschreibt.

  13. #13 Bernd Harder
    27. Mai 2012

    @ Belles Lettres:

    ” Ein professioneller Romanautor hat ein Manuskript etwa 200mal gelesen, wenn man alles zusammenrechnet, wenn er abgibt. Sein Agent und evtl. Filmagent lesen, wenn es ein Debut ist, natürlich vor dem Verlag. Und in diesem Fall liest nach dem Eingangslektor auch der Verleger.

    Der Lektor liest mindestens einmal komplett, bevor er mit dem Redigieren beginnt, und kommt am Ende auf mindestens ein Dutzend Mal. ”

    Wie kommt Du denn auf so’n Quatsch? Hast Du den Hauch einer Ahnung vom “Zeitfenster” eines Verlages, in das Autoren und Lektoren strikt eingebunden sind??

    Glaubst Du, man hat ein halbes Leben lang Zeit, um ein handelsübliches Buch zu Papier zu bringen (ich rede jetzt nicht vom “Zauberberg” oder vom “Mann ohne Eigenschaften”).

  14. #14 Librarian
    28. Mai 2012

    “Ein professioneller Romanautor hat ein Manuskript etwa 200mal gelesen, wenn man alles zusammenrechnet, wenn er abgibt.”

    Dieses “wenn man alles zusammenrechnet” klingt für mich jetzt eher danach, dass Belles lettres da auch jedes “Zurückblättern und schauen, was man zu einem bestimmten Detail geschrieben hat” mit zählt. Dann kann das, je nach Umfang des Buches und wie lange man schon daran sitzt, durchaus hinkommen.