Ich bastele ja immer noch an meinem Videoblog. Die erste Testfolge hatte noch jede Menge technische Mängel. Leser Thomas Vollmer war so nett, und hat sie ein wenig aufgemotzt. Es ist nicht so einfach, die ganze Technik auf die Reihe zu bringen, aber ich probiere es weiter. Beim letzten Mal gab es ja vor allem ein Tonproblem (das ich nicht vorhersehen konnte, weil auf meinem Rechner der Ton laut und gut zu verstehen war). Ich habe es nun mit einem Mikrofon für den Ton versucht, aber es leider nicht geschafft, Ton und Bild in der Nachbearbeitung synchron zu bekommen (was vermutlich daran liegt, dass ich keine professionelle Software habe und mich damit auch noch nicht auskenne). Vorerst gibt es also nur wieder eine Version mit dem gleichen Ton wie beim letzten Mal. Ich selbst kann das Video gut hören; wenn es bei euch schlecht klingt, dann seid bitte nicht böse. Auch dieses Problem wird irgendwann gelöst werden! Ich probiere beim nächsten Mal vielleicht, das Video nicht über meine Kamera sondern direkt mit der Webcam und Mikrofon am Computer aufzunehmen. Mal sehen ob das besser klappt. Ansonsten habe ich diesmal auch ein paar Requisiten benutzt und sitze nicht mehr nur einfach da und rede. Auch hier wird sich in Zukunft noch einiges tun – ich habe mich aber von Anfang an bewusst dagegen entschieden, die Videos mit Computergrafiken u.ä. auszustatten. Davon habe ich (noch) zu wenig Ahnung und ich möchte gar nicht erst den Eindruck aufkommen lassen, ich würde mit dem professionellen Wissenschaftsfernsehen und seinen professionellen Grafiken und Animationen konkurrieren wollen.
Wie auch immer – hier ist jetzt jedenfalls Folge 2 des Astrodicticum-Simplex-Videoblogs. Noch in der Rohversion, solange, bis ich das Tonproblem in den Griff bekomen habe. Trotzdem viel Spaß damit!
Wer das Video – so wie Thomas beim letzten Mal (seinen netten Vorspann habe ich diesmal gleich übernommen) – “remixen” möchte, der ist herzlich dazu eingeladen (Das Video ist unter CC-BY-SA 3.0 veröffentlicht). Und wer das Video nichtr anschauen möchte, für den gibt es hier nochmal den Text dazu:
Asteroidenabwehr:
Es ist eines der beliebtesten Weltuntergangsszenarien: Ein Asteroid rast auf die Erde zu. Ein Einschlag steht bevor. Der Asteroid ist groß. So groß, dass es egal ist, WO auf der Erde er einschlägt. Die Folgen werden auf jeden Fall global sein – und katastrophal.
Asteroideneinschläge nehmen unter den Naturkatastrophen tatsächlich eine Sonderstellung ein. Sie sind sehr viel seltener als zum Beispiel Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen. Aber die Folgen können auch viel schlimmer sein. Ein Asteroideneinschlag ist die einzige Katastrophe, die die ganze Menschheit auslöschen kann. Aber – und das ist ein wichtiges Aber! – Asteroideneinschläge sind die einzige Naturkatastrophe, die wir aktiv verhindern können. Wir können die Bewegung der Kontinentalplatten nicht anhalten und Erdbeben stoppen. Wir können die Lava nicht daran hindern, aus dem Vulkan zu fließen. Aber wir können dafür sorgen, dass ein Asteroid auf Kollisionskurs harmlos an der Erde vorbeifliegt.
Die meisten werden das ja aus dem Kino kennen. Wenn dort in einem Science-Fiction Film der Weltuntergang bevorsteht, dann macht sich der Held sofort auf ins All. Sein Raumschiff ist mit Bomben beladen und die sollen den Asteroiden in die Luft sprengen. Das klappt am Ende natürlich auch und der böse Himmelskörper wird pulverisiert. Aber funktioniert das wirklich so einfach? Funktioniert das überhaupt?
Nein. Asteroideneinschläge lassen sich verhindern. Aber nicht so. Ein Asteroid, der groß genug ist, um auf der Erde eine globale Katastrophe anzurichten, lässt sich nicht so einfach zerstören; auch nicht mit einer Bombe. Und wenn man nicht genau weiß, aus welchem Material der Asteroid besteht und sich sehr, sehr sicher sein kann, ihn wirklich komplett zu zerstören, dann sollte man von den Bomben die Finger lassen. Denn sonst hat man vielleicht am Ende nicht einen großen Asteroiden, der auf die Erde fällt, sondern mehrere nicht ganz so große Asteroiden, die immer noch alle mit der Erde kollidieren.
Es bringt nichts, gefährliche Asteroiden zerstören zu wollen. Der Asteroid kann ja auch nichts dafür; er kollidiert ja auch nicht absichtlich mit uns. Nein, wenn man einen Einschlag verhindern will, dann muss man dafür sorgen, dass er nicht rechtzeitig zu seinem Rendezvous mit der Erde kommt. Wäre der Asteroid nur ein bisschen langsamer oder ein bisschen schneller, dann würde er harmlos an uns vorbeifliegen und die Kollision verhindert. Und im Gegensatz zu Bombensprengung ist es durchaus möglich, einen Asteroiden zu bremsen oder zu beschleunigen…
Also. Nehmen wir an, wir entdecken einen Asteroid, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Was tun wir dann? Man könnte denken, dass es vielleicht sinvoll wäre, ein Raketentriebwerk am Asteroid zu befestigen. Damit könnte er dann beschleunigt oder gebremst werden. Das stimmt zwar, aber so ein Triebwerk ist groß und schwer und jede Menge Treibstoff braucht es außerdem. All das muss zum Asteroid transportiert werden und das ist aufwendig und teuer. Viel besser wäre ein “kinetischer Impakt”. Das klingt kompliziert, heißt aber nichts anderes als: Wir schmeissen einfach irgendwas auf den Asteroid! Das kann alles mögliche sein. Ein Raumschiff zum Beispiel – das hoffentlich unbemannt ist. Oder einen kleinen Asteroiden, den man unterwegs aufsammelt. Sogar die Atombomben kann man auf diese Art entsorgen. Man muss nur darauf achten, dass sie den Asteroid dabei nicht in mehrere Teile zerbrechen. So einen kinetischen Impakt hat man sogar schon einmal ausprobiert. Am 4. Juli 2005 feuerte die Raumsonde “Deep Impact” einen 327 Kilogramm schweren Impaktor auf den Kometen Tempel 1. Das hat man gemacht, weil man mehr über seinen inneren Aufbau herausfinden wollte. Beim Einschlag wurde jede Menge Material aus dem Inneren des Kometen ins All geschleudert, das man dann untersuchen wollte. Aber man hatte den Kometen dabei auch ganz minimal abgebremst und somit seine Bahn verändert.
Es gibt noch andere Methoden. Man könnte ein Sonnensegel am Asteroiden anbringen. Im Gegensatz zu einem Raketentriebwerk ist das viel leichter und daher einfacher zu transportieren. Dann drücken die von der Sonne abgestrahlten Photonen auf das Segel und das Sonnenlicht wirkt wie eine sanfte Brise, die die Bahn des Asteroiden dann ganz langsam ändert. Oder man nutzt den Jarkowski-Effekt. Asteroiden rotieren vergleichsweise schnell um ihre eigene Achse; ein Tag dauert dort oft nur wenige Stunden. Die Tagseite ist warm, die Nachtseite kalt. Wenn es auf der aufgewärmten Tagseite wieder Nacht wird, dann kühlt sie aus. Je wärmer sie ist, desto mehr Wärme wird abgestrahlt. Die warme Seite strahlt also mehr Energie ab als die kalte. Dabi wirkt die abgestrahlte Wärme wie eine Art “Rückstoß”. Es entsteht eine Kraft, die den Asteroiden bremsen oder beschleunigen kann. Auch das hat man schon gemessen. Wenn man die Bahn eines Asteroiden berechnen will, dann muss man diesen Effekt berücksichtigen, ansonsten stimmt die berechnete Position nicht mit der beobachteten überein. Beim Asteroiden “Golewka” hat dieser Unterschied 3,7 Meter ausgemacht. Das mag nicht viel sein. Aber auch 3,7 Meter können einen Unterschied zwischen Katastrophe und Vorbeiflug machen. Bei der Asteroidenabwehr müssen wir den Effekt natürlich gezielt einsetzen. Aber das könnte man erreichen, in dem man ihn einfach mit einer speziellen Farbe anmalt und so seine Wärmeabstrahlung beeinflusst.
Solche Methoden funktionieren natürlich nur dann wirklich gut, wenn man ausreichend Zeit hat. Wenn man lang genug vorher anfängt, dann reichen schon sehr kleine Bahnänderungen aus, um eine Kollision zu verhindern. Wenn es um Asteroidenabwehr geht, ist es daher am wichtigsten, den Himmel zu beobachten! Nur wenn man die gefährlichen Asteroiden rechtzeitig findet, kann man die nötigen Schritte einleiten. Hier sind die Astronomen auf einem guten Weg. Von den wirklich gefährlichen Asteroiden haben wir schon mehr als 90 Prozent der geschätzen Gesamtpopulation gefunden. Wir kennen ihre Bahnen und wissen, dass sie uns in den nächsten Jahrzehnten nicht gefährlich werden können. Die Teleskope sind mittlerweile gut genug, um auch die restlichen unbekannten großen und gefährlichen Asteroiden lange vor einer Kollision zu entdecken. Dann haben wir Zeit, etwas dagegen zu tun. Dann kann man auch meine Lieblingsmethode einsetzen. Die eignet sich zwar nicht wirklich für einen Hollywood-Action-Film. Aber sie ist sehr elegant. Wir nehmen ein großes Raumschiff, fliegen zum Asteroid und tun: Nichts!
Wir verlassen uns einfach nur auf die Gravitationskraft. Die wirkt auch zwischen Raumschiff und Asteroid und wenn wir lange genug warten, dann kann diese Kraft die Bahn des Asteroiden verändern. Wir können ihn einfach “abschleppen”.
Asteroideneinschläge sind ganz reale Naturkatastrophen. Aber nichts, vor dem wir uns akut fürchten müssen. Wir stehen ihnen nicht hilflos gegenüber.
Kommentare (69)