Wolken sind großartig. Gewaltige Ansammlungen aus Wasser und Eis, die einfach so über unseren Köpfen schweben… Wolken entstehen aber nicht nur auf natürliche Art und Weise von selbst sondern werden manchmal auch von Menschen gemacht. Zum Beispiel mit Flugzeuge. Nein, ich spreche hier jetzt ganz explizit nicht von den angeblichen “Chemtrails”, also den “Giftwolken”, die irgendwelche mysteriösen Organisationen überall versprühen um damit ebenso mysteriöse Ziele zu erreichen. Das ist Blödsinn, der abgesehen von den üblichen Motiven der Verschwörungstheoretiker, entsteht, weil viele Menschen keine Ahnung von der Entwicklung von Kondensstreifen haben. Das sind die echten künstlichen Wolken, über die ich heute kurz sprechen möchte.
Die Kondensstreifen, die man hinter einem Flugzeug sehen kann, sind Cirrus-Wolken. So nennt man fadenförmige Wolken aus Eiskristallen in großer Höhe. Ein Kondensstreifen entsteht, wenn sich die heißen Abgase (bestehend aus Kohlendioxid, Wasserdampf und Ruß) aus den Triebwerken der Flugzeuge auf die kalte Umgebungsluft treffen. Wasserdampf kondensiert an den Rußteilchen und gefriert sofort zu Eis. An diese kleinen Eiskristalle lagern sich weitere Wassertropfen aus der Luft an und sie wachsen. Irgendwann sind sie groß genug, um als Wolke sichtbar zu werden.
Das Bild oben zeigt das Verhalten recht gut. Direkt hinter den Triebwerken ist noch nichts zu sehen. Dann entstehen die ersten Eiskristalle und je mehr Zeit vergeht, desto größer werden sie und desto dichter die Wolke. Wie sich diese Wolken nun verhalten, hängt von den meteorologischen Gegebenheiten ab. Vor allem von der Luftfeuchtigkeit. Wenn die Luft feucht ist, dann kann sich viel Wasser am Eis anlagern und die Wolken können einige Stunden lang bestehen bleiben. In trockener Luft können sie schon nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Auch der Wind spielt natürlich eine Rolle und kann die dünne Wolke verbreitern.
Sofern sie breit genug sind, kann man Kondensstreifen auch aus dem All sehen. Der Erdbeobachtungssatellit Terra hat am 26. Mai einige dieser künstlichen Wolken in der Nähe von Neufundland fotografiert:
Neufundland ist links unten zu sehen. Rechts davon verläuft vertikal eine natürlich Cirrus-Wolke. Horizontal, beziehungsweise leicht geneigt, sind einige frische Kondensstreifen abgebildet (im Bild als “young contrails” bezeichnet). Zwei Stunden später hat der Aqua-Satellit die gleiche Gegend fotografiert:
Die Kondensstreifen sind nun deutlich breiter geworden und haben keine klar definierten Grenzen mehr. Die Untersuchung der Kondensstreifen-Entwicklung ist durchaus relevant. Denn da es sich um ganz normale Wolken handelt, tun sie das, was Wolken normalerweise tun: Sie blockieren einen Teil des Sonnenlichts. Kondensstreifen tragen also dazu bei, die Albedo, das heißt die Rückstrahlfähigkeit der Erde zu erhöhen. Je höher sie ist, desto weniger Licht und Wärme erreichen die Erde. Andererseits tragen die Wolken aber auch zum Treibhauseffekt bei, da sie vom Erdboden reflektierte Wärme die normalerweise ins All abgestrahlt werden würde, wieder zurück werfen. Wie genau sich der Flugverkehr in dieser Weise auf das Klima der Erde auswirkt, ist nicht genau bekannt. Es lohnt sich also, die Wolken im Blick zu haben…
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