Charon, der erste Mond des Pluto wurde im Jahr 1978 vom amerikanischen Astronomen James Christy entdeckt. Das war eine wichtige Entdeckung, denn da man nun zwei Himmelskörper beobachten konnte, die einander umkreisen, konnte man dadurch auch die Masse und die Größe des Pluto sehr genau bestimmen. Die Entdeckung von Charon machte noch einmal deutlich, wie klein und sonderbar der – damals noch – neunte Planet war. Charon ist ein großer Mond. Sein Durchmesser beträgt 1200 Kilometer. Er ist damit halb so groß wie Pluto selbst (und damit im Verhältnis sogar größer als unser Mond). Die beiden ähnelten eher einem Doppelplanetensystems als einem Planeten mit seinem Mond.
Im Jahr 2005 wurde alles noch ein wenig komplizierter. Da entdeckte man mit dem Hubble-Weltraumteleskop noch zwei weitere Monde, die den Pluto umkreisen. Im Vergleich zu Charon sind sie aber winzig. Die neuen Monde, die Nix und Hydra genannt wurden, sind nur ein paar Dutzend Kilometer groß (irgendwas zwischen ungefähr 50 und 150 Kilometer, genau kann man es noch nicht sagen).
Letztes Jahr im Juli kam noch ein Mond dazu. Hubble war wieder erfolgreich und fand einen weiteren Felsbrocken, der Pluto umkreist. Er trägt noch keinen Namen sondern nur die provisorische Bezeichnung S/2011 (134340) 1 und ist noch kleiner als Nix und Hydra. Und weil Hubble offensichtlich so viel Spaß am Monde-entdecken hat, haben sie gestern schon wieder einen gefunden. Der fünfte Mond des Pluto heißt (vorerst) “S/2012 (134340) 1” und ist mit einem Durchmesser von 10 bis 25 Kilometer der kleinste bisher bekannte Mond.
So sieht das aktuelle Familienbild aus:
Auf diesem Standbild erkennt man die Struktur der Bahnen nicht so gut. Der innerste Mond ist Charon, mit einem Abstand von 19500 Kilometern. Dann folgt schon der neu entdeckte fünfte Mond (“P5”) in einem Abstand von 42000 Kilometern. Dann kommt Nix, mit 48600 Kilometern, danach S/2011 (134340) 1 (auch “P4” genannt) mit 59000 Kilometer Abstand. Als letztes ist Hydra an der Reihe, in einer Entfernung von 64700 Kilometern. Verglichen mit dem Abstand zwischen Erde und Mond (knapp 400000 Kilometer) kuscheln sich die Monde des Pluto also alle recht eng zusammen. Dank ihrer engen Bahnen bewegen sie sich aber auch schneller (3. Keplersches Gesetz). Deswegen sieht man schon nach wenigen Stunden eine Bewegung. Das zeigt dieses Zeitraffervideo, das Bilder aus 4,5 Stunden zeigt:
Jetzt stellt sich natürlich sofort eine große Frage. Nein, nicht “Macht das Pluto wieder zu einem Planeten?” – obwohl das seltsamerweise viele fragen. Pluto ist weiterhin kein Planet und das ist auch gut so! Aber die wirklich interessante Frage ist: Wie kommt so ein Winzling wie Pluto zu so vielen Monden? Warum ist das Pluto-System so komplex? In der Mitte ein riesiger Doppelasteroid mit zwei vergleichbar großen Objekten und außen rum noch jede Menge Kleinkram?
Doppelasteroiden sind jetzt nichts Außergewöhnliches – von denen kennen wir einige. Sie entstehen normalerweise bei Kollisionen. Und es wird immer deutlicher, dass das auch mit Pluto passiert ist. Immerhin sitzt er ja mitten im Kuiper-Asteroidengürtel, da ist genug Potential und Material für Zusammenstöße. Vor ein paar Milliarden Jahren ist der Protopluto dann offensichtlich mit einem andern großen Objekt kollidiert und die Bruchstücke bilden heute das Plutosystem.
Viel mehr werden wir in 3 Jahren wissen. Ich kann kaum glauben, dass es nur noch 3 Jahre sind! Ich erinnere mich noch gut, als ich in den 1990er Jahren von der Mission hörte, die damals noch “Pluto-Express” hieß. Endlich sollte auch der letzte – damals noch – Planet im Sonnensystem von einer Raumsonde besucht werden. Von Pluto existieren ja immer noch keine Bilder, die irgendwelche vernünftigen Details zeigen. Alles was wir haben, sind verschwommen Aufnahmen, auf denen eine helle Scheibe zu sehen ist. Mittlerweile heißt die Mission New Horizons, ist tatsächlich unterwegs und wird, wenn alles nach Plan läuft, übermorgen in 3 Jahren den Pluto passieren. Landen oder umkreisen wird die Sonde ihn nicht. Sie kann es nicht; denn dafür ist sie viel zu schnell. New Horizons hat die Erde im Jahr 2006 mit einer Geschwindigkeit von 16,21 Kilometern pro Sekunde verlassen. Schneller ist bis jetzt noch keine Sonde ins All gestartet – ansonsten könnte New Horizons die lange, lange Reise von der Erde zum Pluto ja auch nicht in nur 9 Jahren schaffen! Um in einen Orbit um Pluto einschwenken zu können, müsste die Sonde enorm stark abbremsen. Das braucht Treibstoff und so viel hat New Horizons nicht dabei. Sie wird den Pluto daher “nur” in 9600 Kilometer Entfernung passieren.
Aber das reicht um gute Bilder zu machen. Und danach wird die Sonde ihrem Namen gerecht werden und zu neuen Horizonten aufbrechen. Sie wird in den Kuipergürtel fliegen und nachsehen, was es dort zu entdecken gibt. Ich kann es kaum mehr erwarten!
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