Wissenschaft sieht sich oft dem Vorwurf gegenüber, zu teuer und zu nichts gut zu sein. Das trifft besonders auf Disziplinen wie Astronomie oder Physik zu, die einerseits große Geräte wie Teleskope, Satelliten oder Teilchenbeschleuniger verwenden und andererseits intensiv Grundlagenforschung betreiben. Im Gegensatz zur angewandten Forschung weiß man bei der Grundlagenforschung vorher noch nicht, was sich damit später einmal anfangen lässt. Aber es ist trotzdem enorm wichtig, diese Art von Forschung durchzuführen. Wie der Name schon sagt, stellt sie die Grundlage jeder weiteren Forschung dar. Jede Anwendung; jedes technische Gerät entspringt der Grundlagenforschung. Manchmal dauert es halt ein paar Jahrzehnte, bevor sich eine Anwendung ergibt (so war es zum Beispiel mit dem Laser und der Quantenmechanik). Aber eins ist sicher: Ohne Grundlagenforschung gibt es auf jeden Fall irgendwann keine neuen Anwendungen. Trotzdem ist das “Zu teuer und zu nichts gut”-Argument weit verbreitet und beliebt.
Die Entdeckung des Higgs-Teilchens ist ein gutes Beispiel. Dabei handelt es sich definitiv um Grundlagenforschung. Durch die Entdeckung des Higgs-Teilchens erwachsen uns unmittelbar keine neuen Anwendungen. Wir wisse nun “nur” ein wenig mehr über das Universum als vorher (was irgendwann mit ziemlicher Sicherheit zu neuen Anwendungen führen wird). Um das Higgs zu finden, brauchte man eine große und teure Maschine. Und neben den vielen positiven Stimmen zur Entdeckung gab es hier natürlich auch die, die meinten, der Betrieb eines Teilchenbeschleunigers wie des LHC sei reine Geldverschwendung. Das Geld könnte anderswo doch viel “sinnvoller” eingesetzt werden.
Dieses Argument ist aus mehreren Gründen falsch. Einmal ist Forschung gar nicht so teuer wie immer angenommen wird; auf jeden Fall nicht, wenn man sie mit anderen Ausgaben vergleicht. Und dann ist das Geld natürlich auch in der Grundlagenforschung sinnvoll eingesetzt. Nicht nur, weil es ohne Grundlagenforschung keinen wissenschaftlichen und technischen Fortschritt mehr gibt (und der ist die Grundlage zur Lösung der meisten großen Probleme die wir haben). Forschung ist auch ganz für sich alleine eine sinnvolle Tätigkeit. Zach Weiner hat das in einem seiner Comics gut zum Ausdruck gebracht:
Genau! Wer braucht schon den Eiffelturm? Was nützen uns die großen Pyramiden? Wozu ist die Mona Lisa im Louvre gut?
Wir sind Menschen. Und weil wir Menschen sind, besteht unser Leben aus mehr als nur der Befriedigung unserer grundlegender Triebe. Wirklich brauchen tun wir nur Nahrung und eine Möglichkeit uns fortzupflanzen. Aber um wirklich zu leben, brauchen wir mehr. Wir brauchen die Mona Lisa, die Pyramiden, den Eiffelturm und all das was sie in uns auslösen. Wenn wir die Mona Lisa betrachten, dann befriedigt uns ihre Schönheit. Wenn wir die Pyramiden ansehen, dann fasziniert uns ihr Alter und ihre Geschichte. Das gleiche gilt auch für die Forschung. Wir erforschen die Welt nicht nur, weil wir mit diesem Wissen irgendwelche neuen Maschinen bauen wollen. Wir erforschen sie, weil wir Menschen sind, und weil wir die Welt verstehen wollen. Wir können nicht anders und es gut so. Der Blick auf die Welt, die uns große Teleskope oder Teilchenbeschleuniger liefern, ist für viele Menschen genauso wichtig und befriedigend wie es der Blick auf ein Gemälde oder die Lektüre eines Buches ist.
Ein Wissenschaftler wurde einmal gefragt, ob er die Kosten des Hubble-Teleskops für gerechtfertigt gehalten hatte. Immerhin ist es eines der teuersten wissenschaftlichen Instrumente und hat bis jetzt insgesamt ungefähr 10 Milliarden Dollar gekostet. Die Antwort des Wissenschaftlers lautete: “Das Hubble-Teleskop mag zwar teuer gewesen sein. Aber es hat uns das Universum gebracht!”. Und dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen…
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