Früh am Montag Morgen ist die Raumsonde “Curiosity” auf dem Mars gelandet. Am Sonntag enden die 30. Olympischen Sommerspiele London. Die beiden Ereignisse haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Ich quetsche sie aber trotzdem in einen einzigen Artikel, denn es geht um die Frage, was die Dinge eigentlich so kosten.
Wann immer irgendwo ein großes und teures wissenschaftliches Instrument gebaut wird, dann finden sich schnell viele Leute, die sich über die Kosten beschweren. So viel Geld für eine Raumsonde/einen Teilchenbeschleuniger/ein Teleskop/etc auszugeben, sei reine Verschwendung und es gäbe viel sinnvollerer Möglichkeiten das Geld zu verwenden. Immerhin kostet Curiosity 2 Milliarden Euro! Das ist definitiv nicht wenig. Aber ist es auch Verschwendung?
Ich habe mich hier im Blog schon mehr als einmal mit diesem Thema beschäftigt. Grundlagenforschung ist immer wichtig. Ohne sie gibt es keine neuen Anwendungen, gibt es keine neue Forschung, gibt es keinen Fortschritt. Die Entdeckung des Higgs-Bosons oder die Erforschung des Marshaben auf den ersten Blick keine konkrete Anwendungen. Diese Forschungsergebnisse lassen uns die Welt besser verstehen als vorher, aber sie liefern keine neuen Produkte, die man im Elektronikladen kaufen kann. Aber weil wir die Welt dank der Grundlagenforschung besser verstehen als vorher, wird die Welt davon zwangsläufig beeinflusst. Die Erforschung des Mars bietet auch ein gutes Beispiel für diese Art des Einfluss. Bei der Untersuchung der globalen Sandstürme, die am Mars immer wieder auftreten, stießen die Planetologen das erste Mal auf das Phänomen des “nuklearen Winters” (eine globale Abkühlung, verursacht durch große Mengen an Staub in der Atmosphäre eines Planeten) und fanden so heraus, dass ein Atomkrieg immer auch globale Folgen hat, egal wer gegen wen kämpft und wo die Bomben landen…
Grundlagenforschung ist also definitiv wichtig. Aber es ging ja um die Frage der Geldverschwendung. Und da lohnt es sich, die Kosten für die Wissenschaft ein wenig ins Verhältnis zu anderen Kosten zu setzen (ich habe so etwas früher schon mal gemacht). Kosten, über die viel weniger gemeckert wird. Zum Beispiel die Kosten für die Olympischen Spiele.
Ich habe kein Problem mit sportlichen Großereignissen. Ich habe mir die olympischen Spiele angesehen und ich habe mich dabei gut unterhalten. Und das ist es ja auch, worum es dabei geht: Unterhaltung! Und Unterhaltung auf globalen Maßstab kann schon einiges kosten. In London hat man knapp 11 Milliarden Euro öffentlichen Geldern ausgegeben um die Spiele zu finanzieren. Im Forbes-Magazin schätzt man die Kosten auf 12 bis 16 Milliarden Euro. Zwei Wochen olympische Spiele kosten also sechsmal so viel, wie die Mission zum Mars.
Ich sage natürlich jetzt nicht, dass die olympischen Spiele eingespart werden müssen, damit wir mehr Geld für die Wissenschaft haben. Ich sage auch nicht, dass Wissenschaft wichtiger ist als Sport (obwohl…). Es geht mir nur darum zu zeigen, dass auf dieser Welt ständig Unsummen für die verschiedensten Dinge ausgegeben werden, ohne dass wir uns großartig über Geldverschwendung aufregen. Und dass diese Summen im Allgemeinen viel größer sind, als die, die für die Wissenschaft ausgegeben werden. Allein die Fernsehrechte für die Sommerspiele 2012 für die USA und Europa haben mit 1,6 Milliarden Euro fast so viel gekostet wie die Mission zum Mars.
Im Internet habe ich noch ein anderes schönes Beispiel für einen Vergleich gefunden. Soziologieprofessor Ryan Cragun von der Universität Tampa in Florida hat in einer Arbeit geschätzt, wie viele Einnahme den USA jedes Jahr entgehen, weil dort religiöse Gruppen einen steuerbefreiten Sonderstatus genießen. Es sind 57 Milliarden Euro. Pro Jahr.
Mit diesem Geld, könnte man also 28 Rover zum Mars schicken. Also eine Raumsonde alle zwei Wochen! Und das jedes Jahr! Finanziert nur aus den Steuereinnahmen, die den USA entgehen, weil sie religiösen Organisationen einen Sonderstatus einräumt.
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