“Ja, aber das ist immer noch keine Religon. Religion ist irgendwie anders. Über Religion darf man sich nicht lustig machen”, kann jetzt vielleicht immer noch jemand einwenden. Mir persönlich ist zwar nicht klar, warum Religion hier anders sein sollte und warum gerade für die religiöse Überzeugung besonderer Schutz nötig wäre und nicht für die politische oder andere Überzeugungen die ebenso wichtig und persönlich sind wie die Religion. Aber gut, schauen wir uns die Religion an. Darf man sich über Religion lustig machen? Klar darf man das! Es passiert ständig. Im Jahr 2011 wurde zum Beispiel ein Film veröffentlicht, in dem ein Gott kritisch, nicht immer positiv und stellenweise sogar dumm dargestellt wurde. 2012 hat man das ganze in einem neuen Film wiederholt. Und es waren nicht irgendwelche Internetfilmchen, sondern echte Kinofilme, die von Millionen Menschen gesehen wurden. Ich spreche von den Filmen “Thor” und “The Avengers”, die den germanischen Gott nicht immer respektvoll darstellen. Und kommt mir jetzt nicht mit “Ja, aber Thor gibts ja nicht in echt. Das ist ja nur eine Geschichte”. Der Donnergott Thor ist genauso “real” wie alle anderen Götter an die Menschen glauben oder geglaubt haben. Für Jahrhunderte war Thor der Gott, zu dem die Menschen in Deutschland (und in vielen anderen Ländern) gebetet haben. Und auch heute noch gibt es Anhänger der alten germanischen Religionen, für die Thor ein echter Gott ist. Es sind nicht viele, aber sie existieren. Und auf ihre religiösen Gefühle muss man offensichtlich keine Rücksicht nehmen.
Wir können das Kino auch beiseite lassen (obwohl es da noch viele schöne Filme geben würde – Stargate zum Beispiel, wo der Hauptgott einer Religion als böser, mörderischer Außerirdischer dargestellt wird). Was ist mit den Zeugen Jehovas? Von denen gibt es in Deutschland immerhin über 200000, weltweit sind es knapp 8 Millionen und in Österreich sind die Zeugen offiziell als Religion anerkannt, genauso wie die Christen oder die Moslems. Das schützt sie aber nicht vor Witzen… Prominente Komiker machen sich über die Zeugen Jehovas lustig, das Internet ist voll mit Witzen und Karikaturen und natürlich gibt es auch hier grottenschlechte Internetvideos. Ich will die Zeugen Jehovas natürlich nicht verteidigen, es gibt genug was man an ihnen kritisieren kann und soll und als Atheist finde ich diesen Glauben genauso absurd wie alle anderen Religionen. Ich hätte auch die anglikanische Kirche (80 Millionen Mitglieder) als Beispiel nehmen können. Deren offizielles Oberhaupt ist die Königin von Großbritannien und über die Queen werden ja nun auch nicht gerade wenig Witze gemacht. Es geht mir um einen ganz anderen Punkt.
Es geht um die Frage nach der Meinungsfreiheit und die Sonderstellung der Religion. Es geht um die Frage, ob die Religion überhaupt diese Sonderstellung hat. Oder vielleicht nur die mächtigen Religionen. Denn wie ich oben ja gerade gezeigt habe, haben die meisten Menschen absolut kein Problem, wenn man sich über Religionen lustig macht, sie kritisiert, sie verarscht oder anderweitig Unsinn erzählt. Wenn die Religion zu unbekannt ist, zu wenig Anhänger hat oder zu wenig wichtig ist, dann interessiert es niemanden. Aber wenn dann auf einmal der Papst Ziel des Spotts ist, dann reden plötzlich alle von den “religiösen Gefühlen” die verletzt werden. Und wenn es um Kritik am Islam geht, dann wird alles noch viel aufgeregter und komplizierter…
Der Islam leidet unter einer äußerst fundamentalen und gewaltbereiten Minderheit der Gläubigen. Wenn man den Papst verspottet, dann wird man von den gläubigen Christen beschimpft und eventuell von der Kirche verklagt. Aber ein Angriff auf das eigene Leben ist eher unwahrscheinlich (Was jetzt nicht unbedingt daran liegt, dass Christen irgendwie “besser” wären als Moslems. Das zeigt allein schon ein Blick in die Vergangenheit. Unter den richtigen äußeren Bedingungen würden sich vermutlich ebenso viele fanatische und gewaltbereite Christen finden lassen). Wer den Islam kritisiert, muss damit rechnen, dass die fanatischen Muslime ihren Unmut darüber auch durch Gewalt äußern.
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