Die Beobachtungszeit auf den großen Teleskopen dieser Welt ist heiß umkämpft. Es gibt nun einmal nur 365 Nächte pro Jahr – aber wesentlich mehr Wissenschaftler, die in diesen Nächten die großen Teleskope nutzen wollen. Darum muss man vorher immer einen Beobachtungsantrag stellen, der von einer Kommission beurteilt wird. Erst wenn die grünes Licht gibt, darf man auf den Großteleskopen dieser Welt beobachten. “Einfach mal so” in den Himmel schauen gibt es da nicht. Man muss genau festlegen, was wann und vor allem warum beobachtet werden soll. Noch strenger sind die Anforderungen, die erfüllt werden müssen, wenn man Beobachtungen mit einem der wenigen Weltraumteleskope anstellen will. Die Geschichte des Hubble Deep Field erscheint vor diesem Hintergrund fast schon ein wenig absurd.
1995 wurde das Weltraumteleskop auf einen leeren Fleck am Himmel gerichtet. Dort war nichts zu sehen – vorerst zumindest! Nachdem die Aufnahme dann insgesamt fast 2 Tage lange belichtet wurde, zeigte sich der “leere” Fleck am Himmel aber plötzlich voller Galaxien! Tausende davon wurden nach der langen Belichtungszeit sichtbar und beschäftigten die Astronomen für Jahre. Erst kürzlich habe ich darüber geschrieben, dass Astronomen immer in die Vergangenheit blicken, wenn sie ins All hinaus sehen. Und wenn man so tief blickt, wie beim Hubble Deep Field und so extrem lichtschwache Objekte fotografiert, dann sieht man natürlich auch extrem weit zurück und kann nachvollziehen, wie sich die Galaxien und das Universum entwickelt haben.
Man hat das Experiment auch auf der Südhalbkugel wiederholt und ein südliches “Deep Field” aufgenommen. Man wollte wissen, ob es einen Unterschied macht, in welche Richtung man blickt oder ob das Universum auf großen Skalen wirklich homogen ist (ist es!). Im Laufe der Jahre entstanden aus dieser einen Aufnahme einige hundert wissenschaftliche Publikationen…
Jetzt hat das Hubble-Team die Sache noch einmal getoppt. Aufnahmen aus den letzten 10 Jahren wurden kombiniert um das Hubble eXtreme Deep Field (XDF) zu schaffen. Insgesamt erhielt man so ein Bild mit gewaltigen 23 Tagen Belichtungszeit! So sieht es aus:
So gut wie alles, was in dieser Aufnahme zu sehen ist, ist eine Galaxie. Insgesamt knapp 5500 davon sind hier zu sehen (hier gibt es eine zoombare Version). Die schwächsten gerade noch sichtbaren Galaxien leuchten zehn Milliarden Mal schwächer, als es die Sterne tun, die wir mit freiem Auge sehen können! Das XDF blickt bis in eine 13.2 Milliarden Jahre alte Vergangenheit zurück. Das heißt, wir sehen Galaxien, die nur 500 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind – aber auch viele, die älter und näher sind.
Dieses Bild wird die Wissenschaftler mindestens genauso beschäftigen, wie es das Hubble Deep Field getan hat. Das XDF wird uns viel über die Entstehung der ersten Galaxien verraten und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Und dabei repräsentiert das XDF nur einen winzigen Teil des Himmels. Hier sieht man den Ausschnitt im Vergleich mit der Größe des Vollmonds:
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