Man sieht wieder Farben-Helligkeits-Diagramme. In grün sind wieder die Daten der Bulgesterne zu sehen. Nun wurden die Daten aber gefiltert. Man hat sich zwei kleine Bereiche um Bulge – sie nehmen am Himmel etwa doppelt so viel Platz ein wie der Vollmond – angesehen und nur die Daten der Sterne benutzt, die sich dort befinden. Das hat man dann mit dem verglichen, was die Modelle vorhersagen. Das sind die bunten Bilder (rote Punkte entsprechen Riesensternen, blau sind die Unterriesen, orange die normalen Sternen und violett/hellblau die weißen Zwerge). Perfekt ist die Übereinstimmung nicht, aber doch schon ziemlich gut. Und die neuen Daten werden die Modelle sicher noch besser machen.

Wobei die Daten ja eigentlich nicht direkt “neu” sind. Saito und seine Kollegen haben die Sterne nicht alle selbst beobachtet. Das hat das VISTA-Teleskop erledigt, das seit 3 Jahren an der Europäischen Südsternwarte ESO den Himmel durchmustert. Dabei wurde auch der “VISTA Variables in the Via Lactea”-Katalog – oder kurz: VVV-Katalog – erstellt. Dessen Daten sind öffentlich verfügbar und jeder der möchte, kann damit arbeiten. Saito und seine Kollegen haben genau das gemacht und diese Daten benutzt, um das 84-Millionen-Stern-Diagramm zu erstellen.

Die Arbeit an und mit Katalogen ist oft nicht so sexy wie die Arbeit mit – zum Beispiel – schwarzen Löchern oder fremden Planeten. Aber sie stellt das Fundament der Astronomie dar. Und mit alle den Weltraummissionen die in Zukunft dank ihrer immer besseren Instrumente immer mehr Daten liefern werden wird dieser Teil der Astronomie immer wichtiger werden. Es wird in Zukunft genau so wichtig sein, ein den Umgang mit großen Datensätzen zu beherrschen, wie ein Teleskop zu bedienen oder Differentialgleichungen lösen zu können.

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Kommentare (21)

  1. #1 Blaubaer
    25. Oktober 2012

    Super. Kaum hab ich es auf Facebook vorgeschlagen, schon ist der Artikel da.
    Danke.

  2. #2 Deelkar
    25. Oktober 2012

    meintest du für’s Zoomable vielleicht http://www.eso.org/public/images/eso1242a/zoomable/ ?

  3. #3 JaJoHa
    25. Oktober 2012

    Sehr interessanter Artikel
    Der Peak bei blue und faint sind das weiße Zwerge?
    Der erscheint mir auch viel höher zu sein

  4. #4 mc-kay
    25. Oktober 2012

    Hallo, mal eine ganz banale frage:
    Stehen die Datensätze eigentlich irgendwo zum freien Download zur Verfügung? Da das ja alles Steuergelder sind müssten sie das ja eigentlich, oder?

  5. #5 Findelkind
    25. Oktober 2012

    Ich bin echt froh und dankbar, daß Menschen gibt, die soviel Leidenschaft und Energie in solche Arbeiten stecken. Daurch kann ich mich jetzt in meiner Mittagspause einfach hinsetzen, ein bißchen rumklicken und an dem Ganzen teilhaben.

    Das Universum ist schon ein faszinierender Ort, ich möchte nirgendwo sonst leben.

  6. #6 Florian Freistetter
    25. Oktober 2012

    @mc-kay: ” Da das ja alles Steuergelder sind müssten sie das ja eigentlich, oder?”

    Tja, es wäre schön, wenn wissenschaftliche Ergebnisse die von Steuergeldern finanziert werden, auch öffentlich zugänglich sind. Das nennt sich Open Access und immer mehr Wissenschaftler fordern, dass sich das durchsetzt bzw. Open-Access-Publikationen verpflichtend werden. Aber da muss die Wissenschafspolitik erstmal ein paar Regeln und vor allem Geld ausgeben und deswegen dauert das…

    Wenn es um Daten geht, ist das nochmal eine ganze andere Geschichte, da gehts um Prioritäten, usw (die, die die Daten gesammelt haben, wollen sie natürlich auch als erstes auswerten und erst später alles öffentlich machen). Ich hab auf dem Gebiet mal gearbeitet: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/12/17/eurovo-das-europaische-virtuelle-observatorium/

    Die VVV-Daten sind aber frei zugänglich: https://www.eso.org/sci/observing/phase3/data_releases/vvv_dr1.html

  7. #7 klauszwingenberger
    25. Oktober 2012

    @ JaJoHa:

    Wenn das Diagramm auf die Sonne zentriert ist, können in dem peak links unten nur Sterne sein, die heißer, aber weniger leuchtkräftig als die Sonne sind. Das können eigentlich nur weiße Zwerge sein. Über die relative Höhe im Diagramm kann man so nicht viel sagen, weil nicht erkennbar ist, wie es skaliert ist: Linear? Logarithmisch? Und wo genau verläuft die Hauptreihe der Gesamtpopulation? – eigentlich müsste sie genau durch die Mitte verlaufen, wo die Sonne auch liegt, und dann kann man immerhin schon erkennen, dass in dem beobachteten Feld eine etwas erratische Veteilung herrscht.

  8. #8 JaJoHa
    25. Oktober 2012

    Vorletzter Absatz ist nen Link, da musst du dich dann durchklicken, zumindest stand da was von “data release” oben auf der Seite

  9. #9 JaJoHa
    25. Oktober 2012

    @klauszwingenberger
    Die Linien sind laut Text 5% Schritte.

  10. #10 Bullet
    25. Oktober 2012

    Ja, aber um das Bild wirklich “lesen” zu können, wäre eine Angabe der Helligkeit schon nicht schlecht. Also sowas wie eine Kalibrierung. “Bright” / “Faint” ist ja nur rein qualitativ. Und gerade bei “Blue” / “Red” hätt ich mir auch gern die anderen Farben gewünscht.

  11. #11 Bjoern
    25. Oktober 2012

    Warum ist denn da nirgends was von der Hauptreihe zu sehen…?

  12. #12 Florian Freistetter
    25. Oktober 2012

    @klauszwingenberger: Achtung, das ist kein normales Hertzsprung-Russell-Diagramm! Die Sterne in dichten Haufen wie dem Bulge sind alle ungefähr zur gleichen Zeit entstanden. Deswegen hast du in so einem FHD nicht die gleiche Variation wie in einem HRD. Hier ist der Artikel zur Arbeit: https://www.aanda.org/index.php?option=com_article&access=standard&Itemid=129&url=/articles/aa/full_html/2012/08/aa19448-12/aa19448-12.html Da ist das Bild auch mit beschrifteten Achsen drin.

  13. #13 klauszwingenberger
    25. Oktober 2012

    @ Lorian Freistetter:

    Ja, das ist mir schon klar. Meine Notiz läuft im Ergebnis auch auf dasselbe hinaus. Die Verteilung in einem ausgesuchten Feld wird selten oder nie so aussehen, wie eine ganze Galaxienpopulation. Was ich nur interessant gefunden hätte, wäre eine Andeutung, wo in einem solchen Diagramm die Hauptreihe aller galaktischen Sterne verläuft. Dann wäre deutlicher, was ich mit “erratisch” mente.

  14. #14 Bullet
    25. Oktober 2012

    “Lorian”? *kicher*

  15. #15 klauszwingenberger
    25. Oktober 2012

    Keine Absicht, sieht trotzdem funny aus.

  16. #16 zero hour
    25. Oktober 2012

    Super interessantes Diagramm! Ein bißchen irritiert mich, dass die Achsen nicht vermaßt sind. Sind das in dem Peak oben links Blaue Nachzügler, und würde man eine ähnliche Verteilung eigentlich auch in Kugelsternhaufen erwarten?

    Was bedeuten die Achsenbezeichnungen bei den kleinen Diagrammen?

  17. #17 Florian Freistetter
    25. Oktober 2012

    @zero hour: “Was bedeuten die Achsenbezeichnungen bei den kleinen Diagrammen?”

    Das sind die gleichen Achsen wie beim großen Diagramm, wo sie nicht beschriftet sind. x-Achse ist die Farbe; bzw. der Farbindex, d.h. die Differenz von 2 Helligkeit bei verschiedenen Wellenlängen. Und die y-Achse ist die Helligkeit.

  18. #18 zero hour
    25. Oktober 2012

    Danke! Hab oben den Link zuerst übersehen.

  19. #19 mr_mad_man
    26. Oktober 2012

    Ok, das sieht nicht so beeindruckend aus wie das erste Bild. […] Aber es ist trotzdem viel cooler!
    Bei dem ersten Satz habe ich mir genau das gleiche gedacht. Ich finde es immer wieder super, wie Du Dich für Dinge begeistern kannst. Denn das ist ansteckend. Durch diesen Blog und die vielen oft interessanten Kommentare sehe ich die Welt um mich herum inzwischen mit ganz anderen Augen.

  20. #20 schlappohr
    26. Oktober 2012

    Hm… also vielleicht stehe ich ein wenig auf der Leitung heute, aber ich komme mit Deiner Beschreibung des Diagramms nicht so ganz klar. Im Prinzip ist das doch eine Häufigkeitsverteilung von Sternen nach Helligkeit und Temperatur. Die Farben geben die Häufigkeit an, wobei gelb eine große Anzahl und blau eine geringe Anzahl angeben, richtig? Dabei haben diese Farben jedoch nichts mit der Farbe der Sterne zu tun. Mit “Sternendichte” meinst Du also vermutlich die Häufigkeit in einem bestimmtem Helligkeits/Temperaturbereich, nicht das, was man normalerweise unter Sternendichte versteht, oder? Zudem sehe ich den Peak der größten Häufigkeit eher links, also am blaue Ende der Spektrums, warum sind dann die meisten Sterne gelb?

  21. #21 klauszwingenberger
    26. Oktober 2012

    @ schlappohr:

    Die peaks sind peaks, würde ich mal sagen. Die absolute Häufigkeit ergibt sich aber nicht nur aus den relativen Spitzen der Verteilung, sondern mindestens auch daraus, wieviel Fläche im Diagramm sie einnimmt. Diese Fläche scheint mir in einem vertikalen Streifen etwas links und rechts der Mitte (also beiderseits der Sonne) schon ziemlich groß. Es gibt da eben viel rot markierte Fläche. Dann muss man noch bedenken, dass der peak unten links eigentlich nur aus weißen Zwergen bestehen kann, also nicht mitgerechnet werden sollte.