Beispiel gibt es genug. Das Ding mit der Grundlagenforschung ist ja gerade, dass man nicht weiß, was man entdecken wird. Und wofür das gut ist. Deswegen macht man sie ja. Wenn man im Rahmen einer Mission zum Mars überlegt, wie Menschen in extremen Umgebungen überleben können, dann hilft uns das vielleicht auch dabei, mit den Extremen auf unserem eigenen Planeten besser zurecht zu kommen. Der Punkt ist: Wenn wir forschen wissen wir danach mehr als vorher. Und je mehr wir wissen, desto leichter wird es uns fallen, Probleme zu lösen.
Abgesehen davon muss nicht alles, was Menschen tun, irgendeinen konkreten Zweck haben. Wir Menschen wollen auch einfach deswegen wissen, weil wir einfach wissen wollen. Wir sind keine Tiere, die nur essen, schlafen und sich fortpflanzen. Wir sind Tiere, die das Bedürfnis haben, die Welt zu verstehen. Und deswegen schicken wir Raumsonden zum Mars. Und deswegen fahren manche Leute auch mit einem Ballon auf 39 Kilometer Höhe und hüpfen raus. Nicht, weil es zwingend sinnvoll ist. Sondern weil sie sehen wollen, ob es möglich ist.
Aber leider war das nicht die einzige dumme Meldung, die Baumgartner von sich gegeben hat. In einem Interview mit der “Kleinen Zeitung” wurde er gefragt, ob er in die Politik gehen will. Nein, möchte er nicht. Denn:
“Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, sie sich wirklich auskennen.”
Hu! Gut, Felix Baumgartner ist kein Historiker oder Politikwissenschaftler sondern ein ehemaliger Kfz-Mechaniker und Extremsportler. Aber trotzdem sollte man eigentlich davon ausgehen, dass er weiß, was das Wort “Diktatur” bedeutet. Und dass man sich so etwas nicht wünscht, selbst nicht, wenn es eine “gemäßigte Diktatur” ist (was immer das auch sein soll…). Und ganz besonders gilt das, wenn man gerade erst von den Vereinten Nationen zum UN-Sonderbotschafter ernannt wurde! (Und selbst wenn Baumgartner – was ich hoffe! – die Aussage “irgendwie anders” gemeint hat: Er ist ein erwachsener Mensch und nicht das erste Mal in den Medien. Ihm sollte bewusst sein, was er sagt und ihm sollte klar sein, dass Aussagen dieser Art – vorsichtig formuliert – missverständlich und enorm dumm sind. Und sie besser unterlassen oder gleich von Anfang an vernünftig formulieren)
Ich weiß ja nicht, wie es Felix Baumgartner geht. Aber wenn ich etwas angesichts der heutigen Situation in der Welt wirklich für absurd halte, dann ist es eine Diktatur, die von der Privatwirtschaft geführt wird. Hat Baumgartner sich nicht beschwert, dass zu wenig für den Schutz der Erde getan wird? Und denkt er wirklich, das würde besser werden, wenn man die Macht an die Privatwirtschaft übergibt?
Ich weiß, dass Felix Baumgartner viele Fans hat. Sein Sprung aus 39 Kilometer war ja auch eine beeindruckende Sache. Baumgartner mag wirklich gut darin sein, von oben nach unten zu fallen. Aber was Wissenschaft und Politik angeht, sollte er vielleicht mit seinen Aussagen ein bisschen vorsichtiger sein. Sonst könnte er seine Fans vielleicht genauso schnell wieder verlieren, wie er sie gewonnen hat…
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