Wenn man den Übergang zwischen Land und Meer, das Watt, die Wellen und die einzigartige Landschaft der Nordseeküste erleben will, dann ist Deutschlands nördlichste Insel ein guter Ort dafür. Darum bin ich vor einigen Tagen von List zum Ellenbogen in Sylt spaziert. Die Landschaft dort ist wirklich phänomenal. Man fühlt sich manchmal wie auf einem anderen Planeten:
Wenn ich schonmal in der Gegend bin, dann möchte ich natürlich auch das Ende von Deutschland sehen und seinen nördlichsten Punkt besuchen. Und da Sylt eine Insel ist, liegt der natürlich am Strand.
Dort vorne ist er!
Und wenn man dann nach vier Stunden Wanderung durch diese eindrucksvolle Küstenlandschaft zurück nach List kommt und vor dem “Erlebniszentrum Naturgewalten” steht, dann hat man natürlich entsprechende Bilder im Kopf. Da erwartet man sich Action, Sturm und Wasser, Wind und Meer. Eine gewaltige Welle soll einem aus der Eingangstür entgegenschwappen, Schiffe sollen über die tobende See schlingern und eine Sturmflut die Küste weg reißen! Aber so spektakulär war es dann leider doch nicht.
Zur Einstimmung gab es im Museum ein riesiges Bodenbild der Insel, auf der ich nochmal aus der Vogelperspektive die Gegend betrachten konnte, in der ich vorhin gerade gewandert war.
Und auch die Wellen hab ich dann schließlich gefunden:
Dieser Generator war wirklich eine nette Sache. Man konnte dort Wellen entweder mechanisch erzeugen und überprüfen, wie sich verschiedenen Wellenlängen auf die Küste auswirken. Oder man konnte mit einem Ventilator unterschiedlich starken Wind erzeugen und sehen, wie er Wellen hervorbringt. Aber so richtige “Naturgewalten” waren das nicht. Die waren natürlich auch Teil des Museums – allerdings nur als Schautafel.
Schautafel gab es in diesem Museum wirklich sehr viele. Und überall konnte man einen Kopfhörer einstöpseln und sich die Informationen dazu auch noch anhören (auf englisch, dänisch, deutsch und in einer Version für Kinder). Das ist zwar ein nettes Feature – aber nicht so wirklich das große “Erlebnis”, das man sich von einem “Erlebniszentrum” erwarten würde.
Ich hatte gehofft, dass ich es vielleicht im “Sturmraum” finden würde. Ein Zimmer, mit einem großen Ventilator, der einem ins Gesicht bläst und einer Schautafel, die die Windstärken erklärt.
Aber leider hat der Ventilator gerade mal eine Windgeschwindigkeit von knapp 70 km/h erzeugt; also nur Stufe 8 auf der Beaufortskala (“stürmischer Wind”), aber noch kein echter Sturm. Es war also nicht viel los im Sturmzimmer. Wie es wirklich ist, wenn Orkan und Sturmflut herrschen, konnte man sich wieder nur anhören; es gab einige interessante Tonaufnahmen von Zeitzeugen, die solche Naturereignisse erlebt haben.
Neben den extremen Wetterereignissen beschäftigt sich das Museum auch mit der Geschichte der Insel, ihrer Geografie, Geologie und Ökologie:
Die Wanderdünen der Insel konnte man – falls man sie draußen live verpasst hatte – hier nochmal in einem Video sehen:
Interessant waren auch die “Wissensshows” die man sich überall im Museum ansehen konnte. Jugendliche hatten hier verschiedene Themen untersucht; zum Beispiel, wie die Pflanzenwelt im Wattenmeer mit der täglichen Überflutung durch Salzwasser klar kommt.
Was ich nicht wusste: Vor Sylt kann man auch Wale beobachten. Wenn man Glück hat zumindest. Seine Fähigkeiten als Walbeobachter konnte man mit einem Computerspiel testen.
Am Ende der Ausstellung gab es noch ein paar “Visionen für Sylt”. Nicht alle waren wirklich “visionär”. Da wünscht sich der Geschäftsführer der Sylter Verkehrsgesellschaft einen neuen großen Hafen in List, damit auch internationale Kreuzfahrtschiffe anlegen können. Ein anderer freut sich über den Flugverkehr auf der Insel:
Naja. Mein Fazit: Das “Erlebniszentrum” ist ein interessantes Museum. Aber die “Naturgewalten” der Insel bekommt man dort nur erklärt, aber man “erlebt” sie nicht, auch nicht ansatzweise. Das Museum ist ziemlich audiolastig und wenn man sich an jeder Station alles anhört und jedes Filmchen ansieht, ist man dort wahrscheinlich einen Tag lang beschäftigt… Für den doch recht üppigen Eintrittspreis von 13 Euro für eine normale Karte ist es auch recht vergleichsweise klein.
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