Ich lebe äußerst gerne hier und kann wenig schlechtes über die Stadt sagen. Aber wenn schon jahrelang das offizielle Hallenbad der Stadt renoviert wird, warum kommt dann niemand auf die Idee, die Öffnungszeiten des zweiten Bades zu erweitern? Klar, die Vereine und die Schulen brauchen das Bad. Aber warum kann man es nicht auch morgens vor Schulbeginn öffnen und nachmittags/abends länger offen halten? Wieso kommt niemand auf die Idee, dass der aktuelle Zustand etwas ist, auf das man irgendwie reagieren sollte?
Immer wenn ich mich zu sehr über etwas ärgere, dann probiere ich herauszufinden, ob ich mich auch zu Recht ärgere. Jena, mit eigentlich zwei Bädern ist ja schon in einer guten Situation. Andere Städte haben nur ein Bad und vielleicht hat man dort als normaler Bürger noch viel weniger Zeit zum Baden als zur Zeit in Jena? Dem Ärger muss etwas Objektivität entgegengesetzt werden, also habe ich die Zeit, die ich eigentlich im Wasser schwimmen wollte, mit der Anfertigung einer kleinen Statistik verbracht…
Ich habe mir angesehen, wie die Hallenbadsituation in den 20 größten Städten von Thüringen aussieht. Wie viele dieser Städte haben ein Hallenbad und wie viele Stunden ist es offen? So sieht das Ergebnis aus:
Ich habe hier nur die Stunden addiert, in denen wirklich jeder ins Bad kann (also kein Seniorenschwimmen, Kinderschwimmen, usw). Die Landeshauptstadt Erfurt steht mit zwei Bädern und 123 Stunden natürlich an der Spitze. Aber dann folgen schon eher die kleineren Städte. Sonneberg zum Beispiel hat nur knapp 22000 Einwohner, Arnstadt 25000 und Mühlhausen 36000. Aber richtig interessant wird die Statistik erst, wenn man die Einwohnerzahl miteinbezieht. Ich habe daher auch ausgerechnet, wie viele Stunden Öffnungszeit auf 1000 Einwohner kommen:
Jetzt fällt Erfurt weit nach hinten und Sonneberg rückt an die Spitze. Ok, die Statistik ist vermutlich verbesserungswürdig. Man könnte noch die Größe der Schwimmbäder berücksichtigen. Und natürlich baut keine Stadt ein Schwimmbad mit nur einer Bahn; eine gewisse Mindestgröße gibt es immer und daher sind Kleinstädte in der Statistik tendenziell bevorzugt. Aber Jena ist – sieht man von Sondershausen und Schmalkalden ab, die gar kein Hallenbad haben – deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz, egal wie man es betrachtet (Das scheint auch anderen schon aufgefallen zu sein; in einer Petition des Jenaer Ortsteilbürgermeisters Siegfried Ferge wird der Bau einer neuen Schwimmhalle gefordert).
Ich kann mich also zurecht ärgern. Vor allem, weil meine Öffnungszeitenrecherche gezeigt hat, dass in den meisten anderen Städten die Bäder durchaus auch für Schulen und Vereine genutzt werden. Dort aber dafür morgens und abends für den Rest der Bevölkerung offen sind. Ganz im Gegensatz zu Jena, wo man bis jetzt anscheinend nicht auf diese Idee gekommen ist (Oder vielleicht gibt es hier SO viele Vereine, dass sie wirklich die ganze Zeit selbst benötigen?)
Wie auch immer. So wie es aussieht werde ich bis zum Sommer warten müssen. Oder ich ziehe um nach Sonneberg. Die haben ja sogar ne schöne Sternwarte.
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