Gestern war Weihnachten. Und wenn ihr brav gewesen seid, habt ihr alle schöne Geschenke bekommen. Jede Menge neue Dinge also. Ich hab die Gelegenheit genutzt, um mir mal über alte Dinge Gedanken zu machen.
Welche Dinge besitze ich, die alt, aber noch in Gebrauch sind? Wenn ich mich so in meiner Wohnung umsehe, ist das meiste davon ziemlich neu. Gut, ich habe ein paar alte Stofftiere und Bücher aus meiner Kindheit. Aber die sind heute eher Deko als noch echte Gebrauchsgegenstände.
Die ältesten Gebrauchsgegenstände die ich besitze, sind meine Sofa-Sessel aus den 1960er Jahren. Sie gehörten früher Verwandten und sind irgendwann mal bei mir gelandet.
Ich finde sie wirklich großartig – aber leider ist der Bezug schon ziemlich kaputt (ich habe nicht zufällig einen Polsterer unter den Lesern, der mir einen Gefallen tun will?). Eigentlich sind die Möbel schon zu kaputt – aber so lange ich mir keine neue Einrichtung leisten kann, werden sie weiter bei mir im Gebrauch sein.
Auch etwas kaputt aber immer noch voll funktionsfähig ist meine Lampe aus dem Jahr 1977 (mein Geburtsjahr und das Jahr, in dem der erste IKEA in Österreich eröffnete). Sie ist täglich in Gebrauch und wird das auch weiterhin sein.
Mein Lieblingsgebrauchsgegenstand ist aber dieser hier:
Auch dieser Dosenöffner stammt aus dem Jahr 1977, gehörte zuerst meinen Eltern bevor ich ihn dann in meine erste eigene Wohnung mitgenommen habe. Er öffnet immer noch jede Dose; schnell und problemlos und ich würde ihn auf keinen Fall gegen irgendein neumodisches Modell eintauschen!
Das waren jetzt alles Dinge, die ich “geerbt” habe. Von den Objekten, die ich selbst angeschafft habe, ist wenig übrig geblieben. Das einzige halbwegs alte Teil, dass ich immer noch täglich benutze, ist meine wunderbare Lavalampe (aus dem Jahr 1998). Trotz ständigen Gebrauchs und trotzdem sie schon ein paar Mal runter gefallen ist, konvektiert sie immer noch physikalisch korrekt und ästhetisch anspruchsvoll:
Es hat mich doch irgendwie erstaunt, so wenig alte Dinge zu finden (Ok, ich hätte noch ein paar 4,5 Milliarden Jahre alte Meteoriten – älter geht es in dieser Gegend des Sonnensystems kaum. Aber das fällt nicht wirklich unter “Gebrauchsgegenstand”). Ich bin ja jetzt doch schon 35 Jahre alt und hab in der ganzen Zeit jede Menge Zeugs gekauft. Wo ist das alles hin? Verschenkt, Verstaubt, Verschwunden. Vieles davon auch einfach kaputt. Das ist ja auch leider oft ein finanzielles Problem. Billiges Zeug geht schneller kaputt und die teuren, dauerhafteren Sachen kann man sich nicht immer leisten. Und sehr viel ist schlicht und einfach veraltet. Meinen Walkman hatte ich seit ich ein Kind war und hatte ihn immerhin noch bis ins Jahr 2000 in Gebrauch. Aber irgendwann waren er und all meine Audio-Kassetten dann doch hoffnungslos veraltet. Und seitdem hatte ich Unmengen an Mp3-Playern in Gebrauch. Der erste, sehr teure (64 MB Speicher für 250 Euro – beziehungsweise 3500 Schilling; Euros gabs damals noch nicht) hielt immerhin noch 5 Jahre; die neueren waren zwar billiger, waren aber auch viel schneller kaputt.
Meine Analogkamera hat mich viele Jahre in viele Länder und Urlaube begleitet. Im Jahr 2004 hab ich sie dann doch durch eine Digitalkamera ersetzt. Mittlerweile besitze ich Digitalkamera Nummer 5. Nicht nur, weil die anderen ständig kaputt gehen (was sie tun), sondern weil elektronischer Kram eben ständig veraltet. Mein erstes Handy hab ich im Jahr 1998 bekommen und ich weiß noch genau, dass ich mir damals beim Auspacken dachte: Wow, ist das klein! Als ich es ein paar Jahre später dann aus einer Ecke kramte um es zum Müll zu bringen, dachte ich mir dann: Hey, schon absurd, mit was für Ziegelsteinen wir damals telefoniert haben.
Ich habe in meinem Leben sechs verschiedene Handys besessen und bin mir gerade nicht sicher, ob das viel ist oder wenig. Aber ich vermute, dass es noch viel mehr werden. Elektronische Geräte wie Handys oder Computer sind ja mittlerweile in einem Dauerzustand des Veraltetseins und wie lange man sie behält hängt davon ab, wie lange man dem Druck der Aktualisierung widerstehen kann…
Die Hälfte meiner neuen Sachen, die ich gestern bekommen habe, wird auch in Jahrzehnten noch in Gebrauch sein. Denn dabei handelt es sich um drei Bücher und eBook hin oder her – die echten Bücher werden so schnell nicht verschwinden. Bei der anderen Hälfte meiner Geschenke – drei DVDs – bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich habe zwar noch einen DVD-Player (der vierte in 7 Jahren) und jede Menge DVDs. Aber die DVDs werden früher oder später kaputt gehen und es würde mich wundern, wenn nicht in ein paar Jahren ein neues Format alles ersetzt hätte und DVD-Player genau so Museumsstück geworden sind, wie Videorekorder (ich hab übrigens noch einen und manchmal auch noch in Gebrauch).
Im Sinne von Nachhaltigkeit und Effizienz werde ich in Zukunft zu Weihnachten am besten nur noch Steine und Essbares verschenken. Steine sind haltbar, waren immer schon Steine und bleiben immer Steine. Außerdem ist nicht damit zu rechnen, dass die Steinindustrie demnächst ein neues Modell rausbringt, durch das die derzeitigen Steine plötzlich veraltet und unbrauchbar werden. Und Essen soll sowieso möglichst schnell verschwinden und durch neues ersetzt werden.
Ich wünsche euch einen schönen Feiertag! Ich mach mich jetzt auf den Weg; zum Weihnachtsessen mit Verwandten. Und vorher muss ich schnell noch ein paar Steine sammeln…
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