Die diversen Satelliten und Raumsonden, die wir ins All geschickt haben, lieferten zwar tolle Ergebnisse und die zukünftigen Missionen werden weiterhin neue und wichtige Daten liefern (und die Astronauten im All haben zur Zeit richtig viel Spaß). Aber so fantastisch die Bilder und Beobachtungen auch sein mögen und so wichtig die Daten für die Wissenschaft auch sind: es gab schon lange keine Mission mehr, bei der man spontan “Wow!” ausruft und die auch die sonst eher am Weltraum uninteressierten Menschen fasziniert. Die Mondlandung war natürlich so ein Ereignis, aber das ist auch schon wieder 43 Jahre her. Aber das, was der New Scientist berichtet, könnte eventuell wieder so eine Mission sein. Laut diesem Bericht überlegt die NASA, einen Asteroiden einzufangen und auf eine Umlaufbahn um den Mond zu bringen.
Asteroiden sind wichtig! Sie sind das ursprüngliche Material, aus dem die Erde und all die anderen Planeten vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden sind. Wenn wir die Asteroiden untersuchen können, dann verstehen wir auch die Geschichte unseres Planeten und den gesamten Prozess der Planetenentstehung besser. Wir können auch viel über die Zeit lernen, bevor Sonne und Planeten entstanden sind – denn auch sogenanntes “präsolares” Material ist in den Asteroiden eingeschlossen. Und natürlich lohnt es sich, über die Asteroiden Bescheid zu wissen, falls wir irgendwann mal in die Lage geraten sollten, einen Asteroiden abzuwehren. Das ist durchaus möglich (siehe meine Serie zur Asteroidenabwehr: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5). Aber es ist schwierig und kompliziert und je besser wir über Asteroiden Bescheid wissen, desto einfacher wird es.
Leider sind die Asteroiden weit weg und lassen sich schwer erforschen. Wir haben einige Aufnahmen von Vorbeiflügen (zum Beispiel hier oder hier) und die Raumsonde NEAR Shoemaker ist sogar einmal auf einem Asteroiden gelandet. Aber ein umfassendes Wissen fehlt uns noch. Das möchte die NASA ändern und die Asteroiden spielen bei ihren Zukunftsplänen eine wichtige Rolle. 2016 möchte man eine Sonde zum Asteroiden 1999 RG36 schicken (der auch in der Nähe der Erde vorbei fliegen wird). Und es gibt sogar Pläne für einen bemannten Flug zu einem Asteroiden. Naja, Pläne kann man leicht machen – ob sie dann auch wirklich umgesetzt werden ist eine andere Frage. An Menschen auf Asteroiden werde ich erst glauben, wenn ich es selbst sehe… Nicht, dass es nicht machbar wäre. Aber es würde mich überraschen, wenn es den Verantwortlichen gelingen würde, die politischen und finanziellen Hürden zu überwinden, die dieser Mission im Weg stehen.
Schon eher machbar ist der Plan, über den der New Scientist berichtet. Ein Asteroid soll eingefangen und zur Erde gebracht werden. Beziehungsweise zum Mond. Das Keck Institut for Space Studies (KISS) hat die ganze Sache schon genau durchgeplant (pdf). Man sucht sich einen Asteroiden aus, der in der Nähe der Erde vorbei kommt. Dann schickt man eine Raumsonde auf eine Bahn, die der des Asteroiden ähnlich ist und näher sich langsam an. Dann entfaltet die Sonde eine Art großen Beuteln und schnappt sich den Asteroid! Jetzt muss noch die Eigenrotation des Himmelskörpers abgebaut werden und dann kann man das Teil zum Mond schaffen und dort in einem Orbit aussetzen. Die Wissenschaftler hätten dann ihren eigenen Asteroiden, direkt vor der Haustür, den sie dann nach Belieben untersuchen können.
Klingt gut. Aber soll man sowas überhaupt versuchen (ich habe früher schon mal über künstliche Asteroideneinfänge geschrieben)? Ist das nicht gefährlich, wenn man mit Asteroiden rumspielt und sie in die Nähe der Erde bringt? Naja, in diesem Fall nicht wirklich. Erstmal kommt er ja nicht in die Nähe der Erde sondern nur in die Nähe des Mondes und der ist immer noch 400.000 Kilometer weit weg. Und dann macht man das natürlich nur mit ausreichend kleinen Objekten! Man kann keine kilometergroßen Brocken durch die Gegend schleppen. Beziehungsweise, man könnte natürlich schon. Aber es wäre viel zu teuer und aufwendig. Je größer die Masse, desto größer ist die nötige Kraft die man aufbringen muss und desto mehr Treibstoff muss man mit ins All nehmen.
Das Objekt, dass eingefangen werden soll, wird nur ein paar Meter groß sein. Am KISS hat man zum Beispiel den Asteroid 2004 HU4 vorgeschlagen. Der ist 7 Meter groß und würde genau in die geplante Auffangtasche des Raumschiffs passen.
Es wäre eine coole Sache, wenn wir einen eigenen Asteroiden vor der Haustür hätten. Es ist technisch machbar und nicht dramatisch viel komplizierter als alles, was man bisher gemacht hat. Wer ein Auto an nem schwebenden Kram über einem fremden Planeten abseilen kann, der kann auch einen Asteroiden einfangen! Und die Kosten bewegen sich auch noch im Rahmen. 2 Milliarden Euro soll das Unternehmen kosten. Verglichen mit anderen Ausgaben ist das nicht viel. Aber nur weil es cool, möglich und finanzierbare ist, muss es leider noch lange keine Realität werden. Die Förderung von Wissenschaft und Raumfahrt ist immer auch eine politische Entscheidung und da kann niemand sagen, was die Zukunft bringen wird.
Die ganze Mission könnte man noch vor 2030 abschließen. Und es wirklich eine “Wow!”-Mission. Man würde nicht nur wahnsinnig viel über Asteroiden lernen. Man hätte dann auch tatsächlich einen Himmelskörper des Sonnensystems bewegt und ihn von seiner Bahn um die Sonne auf einen Orbit um den Mond transferiert. Wow!
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