Das detailliert untersuchte System von Kepler-32 begeistert die Wissenschaftler. Ein Ko-Autor der Arbeit, John Johnson, nennt es sogar einen “Rosetta-Stein”, mit dem es möglich ist, die allgemeinen Prinzipien der Planetenentstehung zu entschlüsseln. Eben weil die große Mehrheit aller Sterne in der Galaxis rote Zwerge sind, muss man sich auch an den roten Zwergen orientieren, wenn man allgemeine Schlüsse ziehen will. Unser Sonnensystem mit seinem großen, gelben Stern gehört zu einer Minderheit. “It’s just a weirdo”, sagt Johnson…
Swift und seine Kollegen haben sich daher angesehen, wie typisch das System von Kepler-32 tatsächlich ist und haben es mit den anderen bekannten Planetensystemen bei roten Zwergen verglichen. Bis jetzt kennt man 100 Planeten in 66 Systemen. 48 davon umkreisen ihren Stern alleine, 7 sind zu dritt, 3 zu viert und Kepler-32 ist das einzige System mit 5 Planeten. Aber man hat sicherlich auch Planeten übersehen. Ist die Bahn eines Planeten zu stark geneigt, dann kann Kepler ihn nicht mehr finden, denn da zieht er von uns aus gesehen nicht mehr direkt vorm Stern vorbei und verdeckt dessen Licht. Ist der Planet zu weit vom Stern entfernt, dann braucht er für eine Umkreisung zu lange und Kepler hat ihn noch nicht gefunden. Die Astronomen haben all das berücksichtigt und anhand der bekannten Daten hochgerechnet, wie viele Planeten wirklich da draußen sind. Das Ergebnis ist beeindruckend. Im Durchschnitt hat jeder Stern einen Planeten. Und bei 100 bis 200 Milliarden Sternen in der Milchstraße sind das 100 bis 200 Milliarden Planeten! Das passt auch gut zu früheren Ergebnissen, bei denen man mit ganz anderen Methoden zu sehr ähnlichen Ergebnissen gekommen ist.
Und gerade als ich gestern den Artikel von Swift et al gelesen habe, hat das Kepler-Team ganz neue Daten veröffentlicht und ihre aktuellesten Entdeckungen präsentiert. Seit dem letzten Update sind 461 neue Planeten-Kandidaten dazu gekommen und Kepler steht nun bei einer Gesamtzahl von 2740 Planeten-Kandidaten. Kandidaten! Das wird immer gern mal unterschlagen. Was Kepler entdeckt hat, sind mögliche Planeten, die erst bestätigt werden müssen. Die Zahl der tatsächlichen Planeten, die Kepler bis jetzt gefunden hat, ist 105. Aber auch die Kandidaten (von denen die meisten wohl tatsächlich Planeten sein werden) erlauben interessante Statistiken.
Hier sieht man, wie viele Planeten einer bestimmten Größe man nun kennt und wie sich die Zahlen verändert haben. Besonders der Zuwachs bei den erdgroßen Planeten ist beeindruckend. Aber auch logisch. Denn die kleinen Planeten sind schwer zu finden. Je länger man beobachtet, desto mehr wird man finden. Sehr schön ist auch dieses Diagramm, das zeigt, wie viel Prozent der Sterne mindestens einen Planeten einer bestimmten Größe haben:
17 Prozent der Sterne haben einen Planeten, der so groß ist wie die Erde. Dabei sind aber nur die Planeten berücksichtigt, die höchstens 86 Tage für einen Umlauf brauchen; ihrem Stern also sehr nahe sind. Es wird auch jede Menge Planeten geben, die weiter entfernt vom Stern sind. Bis wir die finden, müssen wir aber noch ein wenig länger beobachten.
Die Planeten sind also wirklich überall. Und je länger wir beobachten, je besser unsere Instrumente werden, desto mehr werden wir entdecken. Ich finde das enorm faszinierend. Man muss sich nur mal ansehen, was wir in den letzten 100 Jahren aus der Beobachtung der Milliarden Sterne über das Universum gelernt haben. Heute wissen wir, dass es da draußen genau so viele Planeten gibt. Und bald sind wir in der Lage, auch sie alle zu beobachten. Ich bin enorm gespannt, was wir dabei lernen werden…
Kommentare (32)