Ich freue mich immer, wenn ich in Schulen etwas über Astronomie erzählen kann. Das habe ich früher schon öfter gemacht und heute hatte ich wieder Gelegenheit dazu. Ich war in der Till-Eulenspiegel-Schule Mölln und habe mit der dritten Klasse zwei Stunden verbracht. Es war super – Wissenschaft und Kinder funktioniert immer.
Zuerst haben wir einfach nur darüber gesprochen, was es im Weltall so alles gibt. Natürlich die Sonne und die Planeten, das wussten die Kinder schon und kannten auch die Namen der Planeten des Sonnensystems. Aber wir haben im Laufe der Diskussion auch alle anderen Himmelsobjekte gefunden, die draußen noch so rumschwirren: Monde, Asteroiden, Kometen, Sterne, Galaxien, schwarze Löcher, Satelliten, die Raumstation, Exoplaneten – sogar Weltraummüll kannten die Kinder und haben mir einige Methoden vorgeschlagen, wie man den Müll loswerden könnte.
Am Ende hatten wir einen guten Überblick über alles, was es im Weltall so gibt und ich war wieder mal erstaunt und vor allem erfreut darüber, wie viel die Kinder schon wussten und wie viel sie wissen wollten. Mit kleinen Kindern über Astronomie zu sprechen, funktioniert immer auf die gleiche Art und Weise. Da wo Erwachsene nur zuhören, im besten Fall interessiert, wollen die Kinder selbst etwas erzählen und vor allem darüber reden, was ihnen einfällt. Und das ist jede Menge! “Vortragen” kann man vor kleinen Kindern nicht, man kann nur mit ihnen gemeinsam reden und diskutieren. Jede neue Aussage über das Universum zog sofort jede Menge Fragen nach sich und den Kindern fällt zu allem etwas ein! Und wenn sie mitreden dürfen, passen sie auch auf!
Auf die Frage, was man da draußen im All so alles finden kann, hat ein Kind natürlich auch Außerirdische erwähnt. Das ist natürlich möglich, also habe ich auch einen Alien zu den ganzen Planeten, Sternen und Asteroiden an die Tafel gezeichnet. Und damit man sieht, dass es ein Alien ist, habe ich ihm/ihr fünf Beine, drei Augen und vier Arme gezeichnet. Und weil ich später noch über wahrscheinliche und unwahrscheinliche Erscheinungsformen von Aliens reden wollte, habe ich dem Alien drei Arme auf die eine Seite und einen Arm auf der anderen Seite gemalt. Damit bin ich natürlich nicht durchgekommen! Sofort wurde richtig angemerkt, dass das ja nicht sein kann und auch die Aliens auf beiden Seiten gleich viele Gliedmaßen haben sollten…
Es macht auch immer wieder Spaß, die Größenverhältnisse zu demonstrieren. Ich hatte einen großen Luftballon, ungefähr 1,20 Meter im Durchmesser, dabei und diversen andere runde Dinge, die die Planeten symbolisieren sollten. Angefangen von einer Kokosnuss (Jupiter) bis hin zu einer kaum sichtbaren, winzigen Plastikperle, die Merkur repräsentieren sollte. Und bis auf wenige Ausnahmen konnten die Kinder auch alle Objekte richtig zuordnen (Ok, es war ein wenig fies von mir, dass meine Murmel für den Mars blau war und die Erd-Murmel weiß – aber andere Farben hatte ich leider nicht dabei).
Ich habe natürlich auch über meine Lieblingsobjekte gesprochen, die Asteroiden, und sogar ein paar echte Meteorite dabei gehabt. Selbstverständlich kannte die Kinder die Geschichte von den Asteroiden und den Dinosauriern. Dass aber auch ein Großteil des Wassers von Asteroiden und Kometen zur Erde gebracht wurden und jeder jeden Tag geschmolzene Asteroiden trinkt, wussten sie nicht und fanden es sehr beeindruckend…
Da die Kinder vor lauter Reden und Fragen nicht dazu gekommen waren, ihre eigentlichen Fragen zu stellen, die sie extra vorbereitet hatten, wurde die Astronomie-Stunden noch einmal verlängert. Ich habe also jede Menge Fragen beantwortet und da waren ein paar ziemlich gute dabei. Von Klassikern wie “Wie alt ist die Erde?” oder “Wie viele Sterne gibt es?” über scheinbar simple, aber doch recht knifflige Fragen wie “Warum ist Jupiter der größte Planet?” oder “Aus was besteht der Mond?” bis hin zu Fragen, die selbst die Wissenschaftler nicht beantworten können – “Was ist Zeit?” oder “Hat das Universum ein Ende?” – war alles dabei! Und als ich auf die Frage “Wann können wir auf dem Mond wohnen?” geantwortet habe, dass wir das theoretisch jetzt schon könnten, es aber sehr aufwendig und teuer ist und niemand das nötige Geld ausgeben will, hat ein Kind sofort beschlossen, Millionär zu werden und die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen…
Zum Abschluss sind wir dann noch auf den Sportplatz gegangen, um dort die Entfernungen im Sonnensystem darzustellen. Der Maßstab, den wir nachgestellt haben, betrug 1 : 90 Billionen. Die Sonne war also knapp 1,5 cm groß. Die Erde ein bisschen mehr über 1,5 Meter von ihr entfernt. Aber bis zu Neptun waren es immer noch 50 Meter und die Sterne hunderte bzw. tausende Kilometer entfernt.
Es war ein netter Besuch; die Kinder hatten viel Spaß und es hat sich wieder mal gezeigt, dass es absolut nicht schwer ist, Kinder für Wissenschaft zu begeistern. Das eigentlich Problem ist es, diese Begeisterung auch bis ins Erwachsenenalter hinüberzuretten.Wenn man den Kindern die Möglichkeit gibt, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen, dann nehmen sie das mit Begeisterung an. Aus den verschiedensten Gründen können sich das viele Kindergärten und Schulen aber nicht leisten. Das hat finanzielle Gründe, aber auch organisatorische. Zur Astronomie zum Beispiel gibt es wenig Lehrmaterialien für kleine Kinder (Ich habe früher im Rahmen eines EU-Projekts selbst mal probiert, solche Materialien zu erstellen) – und nicht alle Lehrer wissen, wo das wenige das existiert, zu finden ist. Um so wichtiger sind Schulen, die die Sache selbst in die Hand nehmen und Wissenschaftler einladen. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich in der Till-Eulenspiegel-Schule in Mölln zu Besuch sein durfte – und hoffe, dass viele anderen Schulen diesem Beispiel folgen. Wissenschaft und Kinder funktioniert immer!
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