Die ganzen Antennen sind übrigens nicht willkürlich in der Gegend verteilt. Ihre Anordnung ist genau berechnet, damit man möglichst viele unterschiedliche Kombinationen mit unterschiedlichen Abständen zwischen den Antennen bilden kann. Denn genau darauf kommt es bei der Interferometrie an: Man vergleicht die Signale zweier auseinander liegender Antennen und erhält aus diesem Vergleich mehr Informationen als man sie bei der Beobachtung mit einzelnen Teleskopen bekommen würde. Je größer der Abstand zwischen den Teleskopen, desto besser. Deswegen hat man die Stationen auch über ganz Europa verteilt.
Die Antennen können sich nicht bewegen. Sie empfangen alle Signale, die da draußen herumschwirren. Um die für die Wissenschaftler relevanten Signale herauszufiltern, zu analysieren und mit den Daten der anderen Antennen in Verbindung zu setzen braucht es daher jede Menge Computer. Die befinden sich in diesem schicken Container:
LOFAR untersucht unter anderem Radioquellen aus dem frühen Universum und die Zeit kurz nach dem Urknall. Aber das LOFAR-Feld enthält auch geologische Messinstrumente, die man im Winter nicht sehen kann, weil alles voller Schnee ist; die sich aber auch im Sommer in einem unterirdischen Loch befinden und zwar hier:
Die Geologen wollten Erdbeben messen – allerdings stellte sich heraus, dass die Lüfter der Computer im nahen Container die Messgeräte störten. Und bevor jetzt jemand auf dumme Ideen kommt: Nein, mit LOFAR werden keine Erdbeben in fernen Ländern ausgelöst. Es wird auch weder das Wetter noch das Bewusstsein der Menschen manipuliert. Das ist HAARP, eine Antennenanlage in Alaska und auch dort sind die ganzen Geschichten völliger Unsinn.
Aber manche Menschen glauben jeden Mist. Zum Beispiel, dass Antennen irgendwas fieses sind und die “Lebensenergie” schädigen. Und um dem entgegen zu wirken, braucht man Orgonit:
“Orgonit besteht aus einer Mischung von Edelsteinen und Metallspänen,die in Polyesterharz oder Epoxidharz eingegossen werden. Orgonit wirkt wie ein Transformator, es wandelt tote, geschädigte Energie um in positive Lebensenergie, Orgon.”
Und es gibt tatsächlich Menschen, die nichts besseres zu tun haben, als durch ganz Deutschland zu fahren und überall in der Nähe von Antennen solche Orgonit-Teile zu verbuddeln, um die Welt vor der bösen Energieschädigung zu schützen. Das ist auch in Tautenburg passiert:
“Aufgepasst, das ist ein offiziell als Observatorium schön im Wald verstecktes Ding..das Dörfchen Tautenburg wirkt auch friedlich, aber was wir da an Orgonit gelassen haben, geht unter keine Kuhhaut.
Das hat von unseren knapp 300 TBs und HHGs fast ein Drittel verschluckt plus Erdrohre und danach hats gezogen ohne Ende. Sowas habe ich bisher noch nicht erlebt….erschreckend.
Ich kann nur empfehlen, alle derartigen Anlagen zu busten, denn am Sonntag tags drauf waren auf den Wetterradarbildern auffällige Störungen in der Jenaer Gegend auf einigen Bildern zu sehen… na ja Tautenburg Lofar eben. “
(Wie ich gerade erfahren habe, steht “HHG” für “Heilige Handgranate”. Sowas kannte ich ja bis jetzt nur von Monty Python. Aber ich hab das Zeug gerade gegoogelt. Es gibt schon ziemlich verrückte Menschen)
Bei Kabelarbeiten im Wald hat man übrigens tatsächlich ein paar der verbuddelten Orgonit-Dinger entdeckt. Ich weiß allerdings nicht, ob die Arbeiter sie nachher wieder verbuddelt haben oder ob die Orgonit-Buster jetzt wieder ausrücken müssen um die Welt vor der bösen Tautenburger Strahlung zu retten…
Naja. Nach der Besichtigung von LOFAR gab es Kekse. Beziehungsweise es gab Science Cookies.
Solche Veranstaltungen gibt es in so gut wie jedem Institut. Man trifft sich nachmittags, trinkt Kaffee oder Tee und isst Kuchen oder Kekse – und diskutiert dabei über aktuelle Forschungsergebnisse und bespricht diverse interessante Fachartikel. Und nachdem wir das ausführlich getan hatten, konnte ich endlich das große Teleskop besichtigen. Ich war zwar schon öfter in Tautenburg – das Teleskop selbst hatte ich aber bis jetzt noch nie gesehen.
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