Ich würde mich jetzt nicht unbedingt als großen Blog-Experten bezeichnen. Dazu fehlt mir der umfassende Überblick über die gesamte “Blog-Szene”. Aber ich schreibe jetzt schon seit fast genau 5 Jahren mein eigenes Blog und ein bisschen Ahnung habe ich von der Sache schon. Und da ich immer wieder mal Fragen von Leuten bekomme, die wissen wollen, wie man sein eigenes Blog schreibt und was man dabei beachten soll, nutze ich jetzt einfach mal die Gelegenheit und schreibe ein bisschen was dazu. Aber wie gesagt: Meine Tipps sind meine Tipps und ich kann hier nur wiedergeben, was ich beim Bloggen als nützlich empfinde. Andere Leute haben ganz andere Vorstellungen vom Bloggen als ich – und deswegen soll dieser Artikel hier auch als Gelegenheit für mich dienen, selbst noch etwas dazu zu lernen. Wenn ihr als nach der Lektüre der Meinung seid, dass ich Unsinn rede und alles ganz anders gemacht werden sollte: Habt keine Hemmungen in den Kommentaren Bescheid zu sagen!
1) Warum soll ich überhaupt bloggen?
Eine wichtige Frage: Warum soll man überhaupt ein Blog schreiben? Ich habe schon jede Menge Blogs von Leuten gelesen, die am Anfang enorm motiviert waren und mit großer Begeisterung zu Bloggen begonnen haben. Und ein paar Wochen oder Monate später war das Blog dann tot, weil den Leuten aufgefallen ist, dass sie doch lieber etwas anderes tun wollen und das Bloggen nicht so spaßig ist, wie sie gedacht haben.
Es ist besser, wenn man sich vorher ein paar Gedanken macht, warum man überhaupt ein Blog schreiben möchte. Wenn einem da nichts vernünftiges einfällt, dann kann es gut sein, dass aus dem ganzen Projekt nicht viel wird. Gibt es wirklich etwas, dass man der Welt regelmäßig in ausführlichen Blogartikeln mitteilen möchte? Oder ist vielleicht doch ein Account bei Twitter, eine Facebook-Seite oder ein Mini-Blog bei tumblr das bessere Medium?
Hier kann ich leider nicht weiterhelfen. Diese Frage muss jeder selbst beantworten. Es gibt jede Menge verschiedene Gründe zu bloggen. Der Name “Blog” stammt ja von “Web–log(buch)”, was so viel wie “Internet-Tagebuch” heißt. Und ich kenne viele Leute, die ihr Blog genau dafür benutzen: Als öffentliches Tagebuch, um zu erzählen, was ihnen so passiert und welche Gedanken sie haben. Wenn man jetzt nicht gerade ein Promi ist, ist die Zielgruppe für solche Blogs eher klein, aber das ist ja nichts Negatives. Bevor ich anfing in “echt” zu bloggen, habe ich auch blogähnliche Internetseiten verfasst, auf denen ich zum Beispiel nach meinem Umzug nach Deutschland meinen Freunden und Verwandten Österreich von dem erzählt habe, was ich so alles erlebe.
Aber meistens möchte man als Blogger der Welt irgendwas mitteilen und nicht nur seine Verwandten und Bekannten auf dem Laufenden halten. Ich möchte mit meinem Blog zum Beispiel die Welt an meiner Faszination für die Wissenschaft teilhaben lassen. Andere wollen andere Dinge. Aber was ihr wollt, müsst ihr selbst herausfinden.
2) Über was soll ich schreiben?
Das klingt wie eine Wiederholung der ersten Frage; ich meine aber etwas anderes: Mein Blog ist ein Blog über Astronomie. Soll ich nun also nur über Astronomie schreiben? Wie viele Freiheiten soll man sich bei der Themenauswahl nehmen? Ich persönlich bin der Meinung, dass man hier durchaus flexibel sein kann und soll. Ein Blog ist ein anderes Medium als eine Zeitung. Wenn ich mir eine Sportzeitung kaufe, dann möchte ich darin etwas über Sport lesen und wäre wahrscheinlich verärgert, wenn ein Viertel des Hefts mit Rezensionen von Theaterstücken gefüllt werden. Aber ein Blog ist erst mal keine Zeitung und keine Fernsehsendung (obwohl ein Blog beides sein kann, wenn man als Blogger Lust darauf hat). Ich habe festgestellt, dass mir die Blogs am besten gefallen, in denen auch die Persönlichkeit des Bloggers oder der Bloggerin sichtbar wird. Und eine Persönlichkeit ist eben selten monothematisch. Ich zum Beispiel interessiere mich sehr für Astronomie. Ich habe aber auch eine Meinung zu vielen anderen Dingen. Und über die schreibe ich eben auch in meinem Blog: über Fernseherien, über Politik, über Esoterik, Dinge die ich ihm Urlaub erlebt habe, Basteleien oder meine neue Lampe. Mein Blog ist eben auch zu einem gewissen Grad immer noch ein Blog im ursprünglichen Sinn: ein Tagebuch.
Andere Blogger werden das anders sehen und sich lieber an ein bestimmtes Thema halten wollen. Und persönliche oder “triviale” Inhalte als unseriöse empfinden. Das ist natürlich auch völlig legitim. Wie gesagt: Es gibt viele Arten ein Blog zu führen. Ich persönlich kann nur einen Rat geben: Schreibt das Blog, das ihr selbst gerne lesen würdet!
3) Wie oft soll ich schreiben?
Bei neuen Blogs kann man oft beobachten, das am Anfang fast jeden Tag Artikel veröffentlicht werden – und nach ein paar Wochen wird der Output immer geringer und die Artikel erscheinen nur noch alle paar Monate, oder verschwinden ganz. Ich persönlich bin der Meinung, dass es nicht so sehr auf die Menge ankommt, sondern die Frequenz. Die konstante Frequenz. Es ist durchaus ok, nur einen Artikel pro Woche zu schreiben oder vielleicht sogar nur einen Artikel pro Monat. So lange man sich als Leser darauf verlassen kann, dass auch wirklich regelmäßig neue Artikel erscheinen, wird man dem Blog treu bleiben. Wenn man aber nie weiß, ob das Blog jetzt tot ist, oder nur gerade eine etwas längere Phase der Inaktivität zu überbrücken ist, wird man irgendwann die Lust verlieren und das Blog nicht mehr aufrufen. Das heißt jetzt nicht, dass man exakt nach der Uhr arbeiten und jeden Montag pünktlich um 8 Uhr einen Artikel veröffentlichen muss, egal ob man was zu sagen hat oder nicht. Aber man sollte schon darauf achten, halbwegs konsequent zu bloggen. Es sei denn, man hat keinen Spaß mehr – dann soll man es natürlich bleiben lassen. Aber ein regelmäßiger Blogrhythmus hilft auch dabei, ein besserer Blogger zu werden. Denn so wie so gut wie alles andere auch ist Schreiben eine Fähigkeit, die einen nicht einfach so anspringt, sondern etwas, das man lernen kann und muss. Und je öfter und regelmäßiger man schreibt, desto besser wird man. Regelmäßiges Bloggen und eine Leserschaft, die es gewohnt ist, regelmäßig mit neuen Artikel versorgt zu werden, hilft, den inneren Schweinehund zu überwinden und auch dann zu schreiben, wenn man vielleicht gerade keine Lust hat. Und die durch die Übung gewonnenen Fähigkeiten sorgen dafür, dass die Texte dann auch halbwegs gut sind und kein völliger Schrott (das zu lernen ist besonders wichtig, wenn man nicht nur Blogs schreiben will, sondern zum Beispiel Bücher – aber das ist wieder ein ganz anderes Thema).
4) Wie lang sollen die Artikel sein?
Bei vielen Blogs, gerade wenn es Wissenschaftsblogs sind, hat man das Gefühl, dass die Autoren ihren Lesern keine “leichte” Lektüre zumuten wollen. Ein kurzer Artikel scheint zu “trivial” zu sein; ein “guter” Blogartikel muss lang sein; am besten noch mit mehreren Kapiteln und vielleicht sogar Fussnoten. Natürlich hängt das wieder davon ab, welche Art von Blog man sich zu schreiben entschieden hat und wie man seine Zielgruppe definiert. Aber ich persönlich sehe keinen Grund, warum Blogartikel eine gewisse Länge haben müssen. Manchmal möchte ich meinen Lesern eine längere Geschichte erzählen; manchmal möchte ich etwas erklären, das man nicht in wenigen Sätzen erklären kann und schreibe einen langen Artikel. Aber manchmal habe ich auch einfach nur ein interessantes Video gesehen, das ich mit meinen Lesern teilen möchte. Und dann habe ich auch kein Problem damit, einen Blogartikel zu schreiben, der nur auf dieses Video hinweist und sonst keinen weiteren Inhalt hat. Viele Leute benutzen für diese Art der “Kurzmitteilung” mittlerweile lieber Twitter oder Facebook. Und die sind für diese Art der Kommunikation auch gut geeignet. Ich habe aber auch diese Inhalte lieber in meinem Blog als anderswo. Mein Blog ist mein Blog und ich habe die Kontrolle über das, was dort passiert – bei Facebook & Twitter bestimmen andere, was mit meinen Beiträgen passiert, ob sie dort auch noch in Zukunft aufrufbar sind oder irgendwann gelöscht werden, wenn die Firma Pleite geht oder verkauft wird.
5) Darf ich über etwas schreiben, über das andere schon geschrieben haben?
Einige Blogger scheinen Hemmungen zu haben, Themen zu behandeln, die andere schon behandelt haben: Warum soll ich über Thema X schreiben, wo doch Blogger Y schon darüber geschrieben hat? Ja, warum nicht? Mir fällt kein Grund ein. Denn erstens liest nicht jeder Blogleser auch jedes Blog. Und zweitens hat man selbst vielleicht eine andere Meinung zum Thema als andere Blogger. Ok, wenn man nur vorhat, eine Nachrichtenmeldung der Art “Bundeskanzlerin tritt zurück” die schon in hundert Zeitungen und tausend Blogs zu lesen ist, ohne weiteren Kommentar zu wiederholen, dann kann man sich die Mühe wirklich sparen. Aber das solche Art der Blogartikel sollte man sowieso vermeiden.
Und dann darf man einen enorm wichtigen Aspekt nicht vergessen: Vernetzung! Darum geht es beim Bloggen, das ist der Grund, der ein Blog als Medium außergewöhnlich macht. Meiner Meinung nach ist es fundamental wichtig, als Blogger die Themen aufzugreifen, die anderswo diskutiert werden (natürlich vorausgesetzt, man hat selbst etwas Sinnvolles dazu zu sagen). Eine der häufigsten Fragen, die mir zum Bloggen gestellt werden, lautet: Wie kann ich mein Blog bekannt machen? Genau so: In dem man sich mit dem beschäftigt, was andere Blogs tun.
Mit Kommentarspam der Form “Hey, ich hab jetzt auch ein Blog – schaut mal bei mir rein!” vergrault man potentielle Leser eher (und macht sich in der Blogwelt keinen guten Ruf). Anstatt reine Werbung zu machen, sollte man einfach mitmachen. Schreibt vernünftige Kommentare zu Artikeln anderer Blogs – und die Leute werden merken, dass da jemand etwas Interessantes zu sagen hat. Und da man bei Blogkommentaren meistens auch seine eigene Homepage verlinken kann, kommen die Leser ganz von selbst. Schreibt über das, was ihr in anderen Blogs gelesen habt – und die anderen Blogger werden ganz von selbst auf euch aufmerksam werden und vielleicht selbst über das schreiben, was sie bei euch lesen. Die Blogwelt ist eine vernetzte Welt und wer nicht mitmacht, gehört nicht dazu. Ich kenne viele Blogs, die zwar durchaus recht gut sind, aber bei denen man nicht das Gefühl hat ein Blog zu lesen, sondern eher eine Pressemitteilung oder sonst irgendeine Verlautbarung, die für sich alleine steht. Ein Blog lebt von der Kommunikation und der Vernetzung mit anderen Blogs!
6) Wie gehe ich mit Kommentaren um?
Und wenn dann das Leben im Blog so richtig tobt und Dutzende Leserinnen und Leser Kommentare schreiben, kommt irgendwann der Punkt, wo man sich auch darüber Gedanken machen muss: Soll ich die Leute einfach kommentieren lassen, was und wie sie wollen? Das ist eine knifflige Frage; vor allem, weil sie auch viel mit Technik zu tun hat (dazu später mehr).
Viele Blogger haben Angst, die Kontrolle über die Kommentare und damit indirekt auch ein wenig über ihr Blog, abzugeben. Immerhin kann da einfach jeder irgendwas schreiben! Was ist, wenn da jemand etwas schreibt, das einem nicht gefällt?
Tja, das wird passieren. Es gibt kein Thema, das so toll ist, dass es allen gefällt oder so unschuldig, dass sich niemand gestört fühlt. Egal was man schreibt, irgendwann wird jemand kommen und darüber meckern. Das ist ein gutes Zeichen! Denn wenn man nie negative Kommentare bekommt, dann ist man entweder der beste Blogger aller Zeiten (eher unwahrscheinlich) oder aber man hat abgesehen von ein paar guten Freunden keine Leser… Man kann natürlich probieren, die Kontrolle über die Kommentare zu behalten. Jede Blogsoftware bietet normalerweise die Möglichkeit, die Kommentare zu moderieren. Das heißt, jeder Kommentar wird muss erst vom Blogautor freigeschaltet werden. So hat man zwar tatsächlich die volle Kontrolle – aber auch zusätzliche Arbeit. Wenn jeden Tag nur ein paar Kommentare anfallen, ist das ok und eine praktikable Lösung. Sobald aber ausreichend Leserinnen und Leser da sind und mitreden wollen, wird es stressig. Wenn man pro Tag ein paar Dutzend oder gar ein paar Hundert Kommentare bekommt, müsste man den ganzen Tag vorm Rechner sitzen und Kommentare prüfen und freischalten. Das geht, wenn man die Redaktion einer großen Onlinezeitung ist und extra Personal für solche Sachen hat. Als einzelner Blogger wäre man aber schnell überfordert und wird wahrscheinlich auch die Lust am Bloggen verlieren.
Außerdem: Siehe Punkt 5! Blogs leben von Kommunikation. Meiner Meinung nach sollte man es den Leuten so einfach wie möglich machen, Kommentare zu schreiben. Wenn man nach jedem Kommentar erst lange warten muss bis der Kommentar freigeschaltet wird (oder ob er überhaupt freigeschaltet wird), wird man aufs Kommentieren bald ganz verzichten. Natürlich hat das auch Nachteile: Die Leute werden Kommentare schreiben, die einem nicht gefallen. Sie werden erzählen, dass der Artikel Mist ist, dass der Autor ein Idiot ist und keine Ahnung hat, es wird Spam geben, Trollerei, Beleidgungen, und so weiter. Man kann probieren, dass durch technische Maßnahmen einzuschränken – aber jede Beschränkung lässt sich relativ leicht umgehen. Engagierte Trolle lassen sich durch so etwas nicht abschrecken. Damit muss man leben. Mit sachlicher und normaler Kritik sowieso aber auch mit persönlichen Angriffen und Trollerei. Wenn das Thema des Blogs nicht sterbenslangweilig und uninteressant ist, sondern auch nur ein bisschen kontrovers, wird es Widerspruch geben.
Ein Patentrezept, um mit persönlichen Beleidigungen und Trollen umzugehen, habe ich nicht (und wenn, dann würde ich es hier nicht öffentlich verraten…). Man muss lernen, die Angriffe nicht persönlich zu nehmen, Trolle zu ignorieren und nicht dem SIWOTI-Syndrom zu erliegen. Das ist schwer. Ich habe schon früher über das Thema nachgedacht und bin auch da zu keinem endgültigen Schluss gekommen.
Zusammenfassung
Eigentlich lässt sich der ganze Wust an Ratschlägen auf den einen Satz reduzieren, den ich schon zweimal erwähnt habe: Schreibt das Blog, das ihr selbst gerne lesen würdet!
Morgen werde ich im zweiten Teil des Leitfadens ein wenig über die diversen Werkzeuge schreiben, die mir das Bloggen leichter machen. In der Zwischenzeit würde ich mich über eure Meinung freuen – und natürlich könnt ihr auch Bescheid sagen, wenn ihr meint, dass ich ein paar wichtige Punkte vergessen habe.
Kommentare (41)