Sterne funkeln und glitzern, wenn wir sie Nachts am Himmel beobachten. So kann man sie auch von den Planeten unterscheiden, deren Licht ruhig und konstant ist. Das Flackern wird allerdings von der unruhigen Atmosphäre der Erde verursacht und nicht von Helligkeitsänderungen der Sterne selbst. Natürlich gibt es Sterne, die ihre Helligkeit ändern (ich habe hier ein wenig darüber geschrieben) – aber das können wir mit freiem Auge normalerweise nicht sehen und wenn, dann sind es Veränderungen die viel länger dauern als das schnelle Flackern der Sterne am Nachthimmel. Mit den richtigen Messinstrumenten beobachtet, zeigen sich am Himmel aber jede Menge veränderliche Phänomene. Veränderliche Sterne werden schon lange erforscht und die Daten sind wichtig, wenn man mehr über das normalerweise unsichtbare Innere der Sterne herausfinden will. Aber das, was das Weltraumteleskop Spitzer kürzlich entdeckt hat, sieht so gar nicht wie ein normaler veränderlicher Stern aus…
Spitzer hat sich die 950 Lichtjahre entfernte Sternentstehungsregion IC 348 angesehen. Spitzer schaut sich ja gerne Gegenden an, in denen Sterne entstehen, denn dort gibt es viel Staub und wenn dieser Staub vom Licht der jungen Sterne aufgeheizt wird, beginnt er im Infrarotlicht zu leuchten. Und genau diese Strahlung kann das Infrarotteleskop Spitzer besonders gut sehen. Eines der Objekte, das Spitzer dort untersuchte, war LRLL 54361. Die Astronomen dachten eigentlich, sie würden einen ganz normalen Protostern untersuchen; also einen Stern, der gerade in Entstehung begriffen ist. Also sie aber die Helligkeit diese Objekt maßen, zeigten sich seltsam periodische Veränderungen. Exakt alle 25 Tage 8 Stunden und 9,6 Minuten leuchtete LRLL 54361 hell auf. Das war so außergewöhnlich, dass man auch das Hubble-Weltraumteleskop auf das Objekt richtete. Das ist, was es gesehen hat (das Video ist nicht in Echtzeit, siehe das Datum rechts unten und auch die Farbe ist künstlich, um Helligkeitsunterschiede besser sehen zu können):
Wenn etwas so regelmäßig blinkt, dann ist meistens irgendeine Art der Rotation im Spiel. Wie bei den Pulsaren zum Beispiel, die deswegen so enorm regelmäßig blinken, weil sie sich um ihre eigene Achse drehen und dabei die Erde wie ein Leuchtturm mit ihre Strahlung überstreichen (ich habe das hier genauer erklärt). Und auch hier vermuten die Wissenschaftler ein ähnliches Phänomen.
Bei LRLL 54361 handelt es sich nicht um einen Protostern, sondern um zwei! Wir wissen ja schon lange, dass Sterne mehrheitlich nicht allein, sondern Teil eines Doppel- oder Mehrfachsternsystems sind. Unsere Sonne ist eine Ausnahme, die Mehrheit der Sterne hat einen Partner. Deswegen ist es erst mal nicht verwunderlich, wenn man auch tatsächlich die Entstehung eines Doppelsterns beobachtet. In den großen Gaswolken der Sternentstehungsgebieten ist genug Gas und Staub für hunderte und tausende Sterne vorhanden. Das besondere an LRLL 54361 ist die Art und Weise, wie die Sterne entstehen. Man nennt das Phänomen “gepulste Akkretion” und hat es bis jetzt erst das dritte Mal beobachtet und noch nie so stark wie bei LRLL 54361.
Man stellt sich die Sache so vor: Zwei Protosterne umkreisen sich in einer engen und sehr ovalen Bahn. Dabei sind sie immer noch von einer dichten Scheibe aus Gas und Staub umgeben. Jedesmal, wenn sich die beiden Sterne bei einer Umkreisung besonders nahe kommen, ziehen sie Material aus der Scheibe ins Innere des Systems, wo es auf die beiden Sterne fällt und dabei den Lichtblitz auslöst. So stellt man sich das vor:
Systeme dieser Art sind selten, weil auch die engen Doppelsternsysteme selten sind. Die meisten Doppelsterne sind wesentlich weiter voneinander getrennt und es findet keine Interaktion wie bei LL 54361 statt. Und viele enge Doppelsterne entstehen auch weiter voneinander entfernt und nähern sich erst später an (da ist meistens noch ein dritter Stern beteiligt). Die Entdeckung von Spitzer und Hubble ist also durchaus bemerkenswert und vor allem wichtig, wenn man mehr über die engen Sternsysteme erfahren will. LRLL 54361 wird auf jeden Fall weiter beobachtet werden – wer weiß, was dort als nächstes passiert!
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