Österreich ist ein kleines Land. Von uns Österreichern gibt es gerade mal 8,5 Millionen. Die Zeiten, wo wir halb Europa beherrscht haben, sind lange vorbei. Leider auch die Zeiten, wo Wissenschaft aus Österreich die Welt verändert hat (heute findet man Wissenschaft in Österreich oft eher doof). Österreich hat natürlich auch keine Weltraumagentur wie die NASA. Der erste und einzige Österreicher im Weltall verbrachte 1991 acht Tage auf der Raumstation MIR und das war es im wesentlichen. Natürlich gibt es Austrospace, einen Zusammenschluss diverser Firmen und Forschungseinrichtungen, die sich mit Raumfahrt beschäftigen und Österreich war schon an vielen Satellitenprojekten beteiligt (ein Studienkollege von mir hat zum Beispiel OnBoard-Software für das Herschel-Weltraumteleskop geschrieben). Und es gibt das Österreichische Weltraumforum (ÖWF), das immer wieder interessante Raumfahrtprojekte durchführt: man entwickelt Raumanzüge oder – ein Projekt das gerade läuft – simuliert in Marokko einen Langzeitaufenthalt am Mars. Aber ein echtes Weltraumprogramm hat das kleine Österreich natürlich nicht. Dafür aber demnächst zwei eigene Satelliten im Weltall!
Die Satelliten, die am 25. Februar um 13:22 mitteleuropäischer Zeit ins All geschossen werden, tragen die schönen Namen TUGSAT-1 und UniBRITE. Der eine wurde von der Technischen Universität Graz gebaut, der andere von der Universität Wien. Es handelt sich um Satelliten des BRITE-Projekts; ursprünglich eine Kooperation zwischen TU Graz und der Universität Toronto. Später sind dann auch andere Unis und Arbeitsgruppen aus Österreich und Kanada (und auch Polen) eingestiegen.
Kleines Land – kleine Satelliten: TUGSAT-1 und UniBRITE sind sogenannte Nanosatelliten und nicht wirklich groß. Es handelt sich um Würfel mit einer Kantenlänge von 20 Zentimetern und knapp 7 Kilogramm schwer. Auf den ersten Blick nicht sonderlich eindrucksvoll, aber wissenschaftlich lässt sich damit durchaus etwas anfangen. Beide Satelliten haben eine kleine Kamera an Bord, mit der helle Sterne beobachtet werden (BRITE steht für “Bright Target Explorer”). Man möchte die Helligkeitsschwankungen und Temperaturen dieser Sterne genauer vermessen als bisher und so Informationen über deren Innenleben, ihre Aktivität und die Sternflecken bekommen. Man will möglichst viele Sterne in möglichst vielen verschiedenen Entwicklungsstadien beobachten, um am Ende ein verbessertes Bild der Sternentstehung und -entwicklung erstellen zu können. TUGSAT-1 und UniBRITE werden den Himmel mit jeweils unterschiedlichen Filtern beobachten. Gekostet haben die Satelliten jeweils ungefähr 450.000 Euro und bei der Konstruktion waren auch viele Studenten beteiligt. Einen echten Satelliten bauen – da macht das Studium gleich viel mehr Spaß…
Die Satelliten werden die Erde in einer Höhe von 770 bis 780 Kilometer umkreisen und von Bodenstationen in Graz und Wien überwacht werden. Ins All geschickt werden die Satelliten allerdings nicht von Österreich aus. Eigene Satelliten sind eine Sache – aber eigene Raketen und einen Weltraumbahnhof wird es in Österreich nicht so schnell geben. Die Satelliten werden daher vom Satish Dhawan Space Centre aus gestartet. Das liegt in Indien und die indische Weltraumorganisation ISRO stellt auch die PSLV-C20-Trägerrakte zur Verfügung (mit so einer Rakete wurde auch die indische Mondsonde Chandrayaan-1 ins All gebracht). Der Start soll am 25. Februar 2013 um 13:22 mitteleuropäischer Zeit erfolgen und ihr könnt hier live dabei zusehen. (Ich würde den Livestream ja auch gerne direkt hier im Blog einbinden, aber da läuft bis zum Start ständig nervige Musik und ein nerviges Radioprogramm und es gibt keine Option um den automatischen Start des Livestreams zu deaktiveren).
Ich bin schon gespannt, ob beim Start alles klappt und die Satelliten gute funktionieren…
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